Jeremias Gotthelf
Uli der Pächter
Jeremias Gotthelf

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An einem schönen Herbstsonntage saßen sie nachmittags vor dem Hause. Tauben, Hühner, Kinder trippelten um sie her, in traulicher Freundschaft Keins das Andere fürchtend. Es war ein gar freundlich Sitzen da und ein lieblicher Anblick ringsum. Desto größer ward in Beiden die Wehmut, und die gleichen Gedanken stiegen in Beiden auf. «Wie manchmal wohl sitzen wir noch hier?» seufzte endlich Vreneli. «Es wird hart halten, ehe ich mich an einen andern Ort gewöhnt habe. Schöner mag es an manchem Orte sein, wo weithin das Auge sieht, an den schönen Seen oder wo die Berge glühen oder glitzern über das Land herein. Aber heimeliger wird es mir wohl nirgends werden als hier, wo es grün und so still ist, am Sonntage man wie in einer großen Kirche ist, alles versunken in heiliger Andacht und am Himmel das große Licht so mild und freundlich über der Erde und im Herzen das ewige Licht, das da leuchtet in der Finsternis, und jetzt noch Kinder und Tiere durcheinander glücklich und friedlich, fast wie im Paradiese. Uli, was meinst, bekommen wir es wieder so? Das Herz will mir so schwer werden, je näher das Scheiden kömmt; ich wähnte, ich sei gefaßt und könne mich in alles schicken, aber man kann wohl denken, wie man alles nehmen wolle, wenn es kömmt, da erst sieht man, wie schwach man ist.»

«Weiß nicht recht, wie mir ist,» sagte Uli; «bald dünkt mich, ich möge die Stunde nicht erwarten, in der ich gehen kann, bald dünkt es mich, ich sei so müde und matt, daß ich es nicht einmal ertragen möchte, auf den Kirchhof getragen zu werden, lieber gleich hier möchte ich begraben sein. Es war eine Zeit, wo ich viel daran dachte, wenn ich alleine arbeitete oder einsame Wege ging, ob es nicht möglich sei, daß ich hier Bauer werden könnte? Ich dachte: wenn die Kinder um ihre Sache kämen, Joggeli und die Base sehr alt würden, wir glückliche Jahre hätten, reich würden, bis wir zuletzt das Gut kaufen könnten; dann ward es mir so frei und leicht, wenn ich mich als Bauer dachte, und was mir da alles in Sinn kam, wie ich schalten und walten wollte, du glaubst es nicht. Gott wollte es anders, seine Gedanken sind nicht unsere Gedanken. Es ging umgekehrt; was wir langsam erworben, ging geschwind dahin, mehr dazu, und wie wir jetzt stehn, weiß Gott. Was unser Gevattersmann uns schuldig ist, das wird verloren sein, kein Mensch will das Papier ansehen. DSchrift wäre ganz gut, sagen sie, wenn man nur das Geld hätte. Mit der Schatzung wollten uns die Leute nicht so übel und auch mit dem Abzug nicht. Sie haben noch Erbarmen mit uns. Dachte das nicht, als sie so schnöde mir auswichen, als ich zum erstenmal nach meiner Krankheit zur Kirche ging. Glaubten wahrscheinlich, es werfe mich alsbald auf den Rücken, ich begehre sie um Geld zu plagen oder Gott weiß was. Jetzt, wo die Plage ihnen anderswoher kömmt, sind sie billig gegen mich, ich kann nicht klagen. In den Steigerungsgedingen wird alles, was ich in der Schatzung habe, der Zahl nach als Zugabe angeboten; gilt es gehörig und findet sich einer, welcher es so kauft um den gehörigen Preis, so kann ich noch manches verkaufen, womit ich das Inventar vermehrt habe. Ich kann bleiben bis im Frühjahr, oder wenn ich abziehen muß, soll mich der Käufer entschädigen nach Ehrenmänner Befinden. Sie hätten mich härter halten können. Da graut es mir nun bald, von vornen anzufangen, wie einem, der von einem Baume, welchen er erklettern wollte, heruntergerutscht, sich dreimal besinnt, ehe er wieder ans Klettern gehen mag; bald ists mir, wenn ich nur Berg und Tal zwischen mir und hier hätte, damit ich vergessen könnte, wie es mir hier gegangen, und wieder Mut fassen für die Zukunft, irgendwo anhängen könnte, wo mir die Hoffnung aufginge, daß wir mit Arbeit in Ehren fortdauern. Es ist mir fast wie einem, der zwischen Leben und Tod schwebt und nicht weiß, was er lieber will, leben oder sterben. Nur hier bleiben in der Schwebe, so als ein Hampelmannli zwischen Leben und Tod, zittern müssen vor jeder schwarzen Wolke, zappeln und angsten das ganze Jahr durch und doch am Ende des Jahres Gefahr laufen, mit einigen hundert Talern im Rückstande zu bleiben und mit Schmach und Schande davongejagt zu werden, das möchte ich nicht; ich glaube, ich hielte es nicht aus, am Leibe nicht und an der Seele nicht. Ich fühle hier, so wie wir jetzt stehen, eine Ohnmacht bis zum Sterben, fühle, daß unsere Kräfte nicht reichen, darum sehne ich mich fort, während es mir das Herz zerreißt, vom Hofe zu lassen, der mir fast wie eine Mutter so lieb geworden ist.»

«Ja, du hast recht,» sagte Vreneli, und Beide begannen ein Lobpreisen des Gutes, was zu machen wäre noch und wie trefflich es bereits sei, als wäre es ihr neugekauftes Eigentum; sie vergaßen gänzlich, daß sie es vielleicht in den nächsten Wochen mit dem Rücken ansehen mußten.

Auf Erden dauern schöne Träume selten lange, die rauhe Wirklichkeit läßt ihre Rechte sich nicht nehmen, und wenn die Träume am himmlischsten sich gestalten, macht sie einen Strich durch dieselben und streut Sand darauf. Johannes kam dahergerasselt und brachte einen mit, um ihm das Gut zu zeigen. Natürlich tat er, als ob er daheim sei, ging ungefragt überall herum, und wo er was Verschlossenes fand, befahl er zu öffnen, und wenn er ein hart, bös Wort fliegen lassen konnte, versäumte er die Gelegenheit nicht. Es ist nicht bald was Bittereres als dieses freche Durchstöbern eines Hauses, dieses rücksichtslose Dahinwerfen giftiger oder roher Bemerkungen. Das Gefühl, das man dabei hat, ist ähnlich dem, welches uns ergreift, wenn jemand uns die Kleider vom Leibe reißen will. Da fühlen wir es denn so recht, daß wir keine bleibende Stätte haben, sondern Pilgrime und Fremdlinge seien, welche eine zukünftige suchen müssen; gar gerne schlägt dazu das Heimweh, scheiden möchte man von hier, heim möchte man, wo einem in jedem Falle viel besser wäre.

Bald nach Johannes rasselte es wieder daher. Es waren Gläubiger vom flüchtigen Schwager, welche es wunder nahm, was etwa für sie noch zu hoffen sei. Diese machten mit der gleichen Freiheit ihre Runde, kümmerten sich um die Bewohner bloß, wenn sie was fragen, was tadeln wollten und dozieren, wie es hätte gehen sollen und wie es in Zukunft gehen müsse. Wollten Uli oder Vreneli sich davonziehen, machten sich nebenaus, so wurden sie entweder gerufen oder stießen auf die andere Partei, gerieten von einem Ärger in den andern. Es war nicht bloß, als ob sie in keinen Schuh gut wären, sondern als glaube man, sie seien mit Büffelhaut überzogen, fühlten Büchsenkugeln nicht, geschweige denn Worte.

Nun kam auch noch der Mann, welcher Uli die beiden Kühe abgekauft hatte, und hätte wieder gerne zwei teuer gekauft. Es war, als ob es heute wieder hagle in der Glungge, aber nicht Steine diesmal, sondern Menschen. Es war Uli sehr unangenehm, daß der Mann sehen mußte, wie er auf dem Punkte war, leer abzuziehen. Der Mann hätte Uli gerne noch zu einem Handel verleitet, welcher nicht redlich, indes zu machen gewesen wäre und Uli ein schön Stück Geld abgeworfen hätte. Aber Uli wollte nicht. Er glaube, sagte er, man könnte vor dem Richter nichts mit ihm machen, die Sache sei eigentlich noch nicht verkauft und er hätte so noch etwas für seinen Schaden. Aber es hätten nun schon Viele alles besehen, und wenn man schlechtere Ware hinstelle, um die Zahl der Stücke richtig zu machen, falls jemand in Bausch und Bogen kaufen wolle, sei dieser betrogen. Er habe mit Ehren nichts vor sich gebracht, mit Kniffen wolle er jetzt auch nichts. Der Mann sah sich das Gut auch an. Es gefiele ihm, sagte er, ein abträglicheres und gelegeneres hätte er nicht bald gesehen; aber es sei nicht jedermanns Kauf, weil zu viel bar Geld gezahlt werden müsse, und um alles recht in Gang zu setzen, müßten wieder einige tausend Taler sein; so viel Geld wüßte er nicht aufzutreiben, es würden Wenige sein, die so viel flüssig hätten. «Bei so einem, der dies Gut zu kaufen vermag, wäre nicht bös, wieder Pächter zu sein, wenn derselbe einen haben will; froh wäre er sicher, dich zu behalten, weil dir alles bekannt ist», meinte der Mann schließlich.

Das war eine Möglichkeit, an welche Uli gar nicht gedacht hatte. Er warf sie aber weit weg. Wenn er schon könnte, er wollte nicht, er möge die Stunde gar nicht erwarten, bis er los sei. Es sei ihm wie einem Finken, der einen Fuß in der Schlinge hätte, und Froheres könne dem Finken nicht begegnen, als wenn er sein Füßchen frei kriegen könnte, sagte Uli. «Allweg verrede dich nicht,» sagte der Mann, «dann kannst du immer machen, was du willst. Sieh dir die Sache von beiden Seiten an. Mich reute es, wenn ich hier Pächter gewesen wäre und fort müßte lebendig. Freilich, wohl zusehen muß man, wenn man solche große Dinge unternimmt; wie man es macht, so hat mans, und wie man bettet, so liegt man, aber wenns zu machen wäre, ich machte es, und wenn ich Geld hätte, ich ließe den Hof nicht aus den Händen. Solche Höfe sind rar, und wo liegt das Geld besser als in solchem Lande, welches nicht bloß sicheren Zins gibt, sondern wo das Kapital alle Jahre wächst? Mach es, wenn du kannst, ein andermal handeln wir doch dann vielleicht wieder mit einander», sagte er und ging.

Das ging Uli stark im Leibe rum, dem gleichen Uli, der vorhin gesagt hatte, er möge die Stunde nicht erwarten, in welcher er endlich ziehen könne. Es war, als habe ihm einer das Herz umgedreht und andere Augen in den Kopf gemacht. So felsenfest ist der Mensch zumeist in seinen Ansichten und Grundsätzen. Er mußte immer denken, wie schön es doch hier sei, und wenn ein Besitzer käme und der ihm recht anhalte und gute Gedinge stelle, so sei es noch möglich, daß er ihm den Gefallen tue; doch wolle er es auf Vreneli ankommen lassen, wenn es diesem ein Gefallen sei, so sei noch möglich, er tue es, es hätte auch was verdient um ihn.

Des Mannes Rede setzte sich in dem guten Uli immer fester, aber Vreneli sagte er nichts davon, wahrscheinlich wollte er es angenehm überraschen. Er dachte es sich immer fester in den Leib, wie da sicher ein reicher Herr kommen werde, das Gut zu kaufen, so ein reicher Neuenburger vielleicht oder gar ein englischer Narr, welcher Geld hätte wie Bettler Läuse und es ebenso ästimiere wie Bettler Läuse. Apropos von englischen Narren! Es gibt deren, welche hinter dem Narren den Schelm verbergen, hinter dem ungezogenen Jungen den Fuchs, hinter einem liederlichen, ärgerlichen Wandel politische Kniffe und Umtriebe, und die noble Nation verschmäht es nicht, sich durch Jungen, welche eines solchen Wesens sich nicht schämen, dargestellt zu sehen, durch ungezogene Jungen, welche, wenn sie ausgescholten oder aus der Schule gejagt werden, sich mit Gassenbuben die Zeit vertreiben, so recht wie Buben.

Aber Uli sah sich umsonst um nach englischen Narren und englischen Equipagen, nach reichen Neuenburgern; nicht einmal ein Basler, welche auch schrecklich viel Geld haben, jedoch immer noch das Geld mehr lieben als das Land, wollte kommen. Es kamen wohl Leute, aber zumeist solche in Halbleinen und mit Stäben in den Händen, fast wie die Kinder Israel sie hatten, als sie dem gelobten Lande zu wollten. Noch am Morgen, als am Nachmittag die Steigerung abgehalten werden sollte, sah er sich umsonst nach Neuenburgern oder sonstigen Herrenbeinen um; es kamen keine, sonst Leute genug, welche die Nase allenthalben hinsteckten, um dann einen Vorwand zu haben, an die Steigerung zu gehen, um da vielleicht einige Maß Wein zu erbeuten. Denn gebräuchlich ist es, daß jedem, der ein Gebot tut, eine Maß Wein vorgestellt wird; so kann der Unverschämte, der keinen Batzen im Sack hat, leicht zu einer Maß Wein kommen, der Unverschämteste zu mancher.

Als Mittag vorüber war, ward es endlich leer auf der Glungge. Vreneli sagte, es danke dem lieben Gott, daß dies überstanden sei; das Gschaue und immer Gschaue hätte ihm fast das Herz abgedreht, und wenn es schuld wäre, daß die Glungge verkauft werden müßte, es hätte sich totgegrämt. «Willst nicht hingehen und hören, wie es geht?» sagte Vreneli zu Uli. «Du hast kürzere Zeit dort, siehst, wie es geht, und kannst mir Bericht bringen, wenn es vorüber ist.» «Nein,» sagte Uli, «um keinen Preis brächte man mich dahin; ich glaube, das Wasser schösse mir in die Augen oder ich könnte mich vor Zorn nicht halten, wenn ich so von hundshärigen Käufern den Hof müßte verlästern hören, wie er verwahrlost sei und in zwanzig Jahren nicht zurecht zu machen. Sie redeten ja schon hier so, die Halunken, um sich gegenseitig abzuschrecken, und Keiner kümmerte sich darum, wie tief mir das ins Herz ging.»

Gegen Abend bekam er doch große Neugierde und ward sehr ungeduldig. Es ist allerdings ein Eigenes, einsam und in aller Stille zu verharren, wenn man weiß, es geht in der Nähe Wichtiges und Entscheidendes vor. Man wird von einem eigenen Bangen ergriffen und fast unwillkürlich dem Orte der Entscheidung zu gezogen. Uli widerstand dem Zug, das Grauen vor dem, was er hätte hören müssen, war stärker als der Zug; aber als es dunkel ward, sagte er zu seiner Frau: «Was meinst, wenn wir den Hans schicken würden, zu hören, wie es geht, und uns Bericht zu bringen?» «Machs,» sagte Vreneli, «wenn du nicht selbst gehen magst. Aber er solle wiederkommen zur Zeit und nicht meinen, er müsse warten, bis alles aus sei und der Letzte fort. Nimmts uns dann noch mehr wunder, so kann er ja wieder gehen.»

So lautete die Ordre. Hans schwoll die Brust, als er sie empfing samt zehn Kreuzern zu einem Schoppen. Er wusch sich tapfer, und stolz marschierte er ab, stellte er doch mal einen Abgeordneten oder so gleichsam einen Repräsentanten vor. Zudem war sein Vater ein St. Galler gewesen, seine Mutter eine Waadtländerin, und in einem Keller im Aargau ward er weiland geboren; man kann sich das Gefühl nun denken und die Beine, welche er zu machen sich anstrengte auf diesem wichtigen Gange.

Es verliefen zwei lange Stunden, es zeigte sich kein Hans. Vreneli schickte den Benz nach, denn Uli war sehr ungeduldig aus den Ställen, wo er sich herumgetrieben hatte, in die Stube gekommen und hatte gedroht, Hans noch diese Nacht fortzujagen, möge es seinethalben wohl oder übel gehen im St. Gallerlande. Benz war einstweilen noch ein ehrlich Emmentalerblut, freilich sehr ungebildet, aber pünktlich tat er, was man ihm auftrug. Ist auch was wert! Benz lief ab wie ein Pudelhund und gar nicht so stolz gebeinelt wie Hans, der früher lange um Zürich herum gedient hatte, drängte sich nicht vor wie Hans, der an einem Tische saß mit breiten Ellbogen und vom Schlaraffenland erzählte, wo sein Großvater, der ein Appenzeller sei, ein großes Gut hätte, nebenbei große Geschäfte mache im Lehrfache, großes Geld verdiene, neben ihm Keiner aufkommen könne, von wegen weil er dieses Fach verstehe. Benz stund in eine Ecke, wo niemand seiner sich achtete, horchte gut, blickte scharf, und nach einer halben Stunde lief er wieder ab. Viel Leute seien da, berichtete er, doch die Meisten mehr um zu saufen als um zu bieten. Johannes brülle die Stube voll, aber man achte sich seiner nicht viel; einer mit einem Bocksbart und Bollaugen sei da und schiebe zuweilen ein Gebot ein, aber es scheine ihm nicht recht Ernst zu sein. Ein alter Bauer sitze in einer Ecke, er habe nichts gesehen als seinen Kopf, der sehe aus fast wie ein hundertjähriger Weidenstock, aus diesem komme hie und da ein Gebot wie aus einer verrosteten Kanone. Allem an werde der Meister, er benehme sich, wie es einer mache, wenn er es zwingen wolle. Gefallen tue der ihm nicht, er mache eine Miene, daß er glaube, der fresse Kinder, wenn er nicht Kalbfleisch bekommen könne. Allweg könne es nicht lange mehr gehen, eine Unsumme sei bereits geboten; es werde zuletzt darauf ankommen, wer das nötige Geld zeigen könne.

«Und Hans, wo ist denn der?» frug Vreneli. «Oh, der sitzt hinter einem Tische,» sagte Benz, «und berichtet den Leuten vom Zuchthaus in St. Gallen und wie Viele dort Platz bekommen könnten, man hätte ihm auch einen angeboten, aber einstweilen hätte er doch noch keinen begehrt, und vom Großvater im Schlaraffenland, wie der ein Gut hätte, auf welchem der Misthaufen so groß sei als das ganze Glunggengut und wo der Großvater bloß für Besen Jahr für Jahr so viel ausgebe, als die Thurgauer in einem Jahre verprozedierten und die Rechtsgelehrten mit Leugnen und Lügen verdienten, was sie so wohl könnten, daß es ihnen ihr Lebtag nachgehe, sie möchten zu Ehren kommen, wie sie wollten, und kämen sie in die Tagsatzung.»

Dieser Bericht ging Uli ins Herz. Er hatte immer noch gehofft, aber was sollte er so von einem hundertjährigen struben Weidstock erwarten? «He nun so dann, so wissen wir jetzt, wie es ist. Das Beste ist, wir gehen ins Bett, so wachen wir morgen auf,» sagte er und ging. Vreneli sah noch nach Feuer und Licht, und als es ebenfalls nieder wollte, begann das jüngste Kind Spektakel. Dessen ist man in einer Haushaltung gewohnt, und wenn die Mutter treu ist, schläft der Vater um nichts weniger ruhig, wenn er nämlich sonst ruhig schlafen kann, wenn schon ein Kind schreit. Wie müde auch die Mutter ist, sie nimmt das Kind und pflegt es nach seinen Umständen; sie beklagt sich darüber nicht, ihr ists ganz ordinäre Pflicht, welcher sie mit Liebe obliegt. Uli hatte in frühern Nächten wachend viel geträumt, seine Träume hatten jetzt ein Ende; er konnte schlafen und das Kind störte ihn im Schlafen nicht.


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