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Erst die brandschatzenden englischen Kriegsschiffe hatten die spanischen Heerführer der Kolonien über die strategische Bedeutung der Robinsoninsel aufgeklärt. Das Mutterland erlaubte ihnen großmütig, Masatierra zu befestigen und betraute mit dieser Mission den Gouverneur von Chile. Er führte sie mit peruanischer Hilfe aus.
An einem Märztage 1750 verließ ein Schiff den Hafen von Penco im südlichen Chile, welches, wie Benjamin Vicuña Mackenna scherzhaft bemerkte, die Dienste einer Arche Noahs tun sollte. Es führte ein Bataillon Soldaten mit sich, das bisher die Grenze gegen die Indianer verteidigt hatte, und behende und gut geschult war, 171 Kolonisten beiderlei Geschlechts, 22 Sträflinge, um die Befestigungswerke zu errichten, und alle Sorten Viehs einschließlich Maultiere. Von Callao in Peru ging gleichzeitig ein Transport mit Flinten, Musketen, Arkebusen, Kanonen und Munition ab.
Schon Ende desselben Monats entleerten die Segler ihre Lasten auf den Strand der Cumberlandbai, die übrigens von den Spaniern Juan Bautista, Johannes dem Täufer zu Ehren, genannt wurde. Und nun begann ein eifriges Schaffen. Unter der Zuchtrute der Soldaten schleppten die Gefangenen das Gestein zu dem Kastell herbei, das dem Schutze der Heiligen Barbara empfohlen, sich auf dem Ausläufer jenes zum Portezuelo ansteigenden Bergrückens erhob, ehe er jäh zum flachen Strande abfällt. Es beherrschte wundervoll die Bucht und mußte mit Geschützen gespickt, jede Einfahrt verhindern können. Am offenen Strande aber, um eine Kirche geschart, die man dem Heiligen Antonius weihte, entstanden die Häuser der neuen Hafenstadt San Juan Bautista, der Stadt des Heiligen Johannes.
Kaum 14 Monate hatte die Vorsehung dem Dasein der jungen Ansiedelung bemessen. Am 25. Mai 1751 schreckte die schlafenden Bewohner ein unterirdisches Getöse auf, und ehe sie sich noch sammeln konnten, brach das Meer in die Bucht ein und riß Wohnungen und Menschen in seinen unergründlichen Schoß. Auch der Kommandant nebst Weib und Kind fand in den Wogen seinen Tod.
Die Erde befand sich damals, wie in unseren Tagen, in einem Zustande starker Unruhe, und die Zuckungen ihrer Rinde ließen kaum ein Jahr ohne entsetzliche Heimsuchungen vorübergehen. In derselben Stunde, wie die Juan Fernandez-Siedlung, war die blühende Stadt Concepcion in Südchile vom Meere hinweggespült worden. Fünf Jahre vorher hatte ein Beben Lima und Callao von Grund aus zerstört und 11 000 Menschen unter den Trümmern der stürzenden Mauern begraben.
Der 25. Mai 1751 wirft noch heute seine düsteren Schatten auf die Insel. Ihr guter Stern war in jener furchtbaren Nacht erloschen. Die wenigen sie Überlebenden bauten sich zwar etliche Meter höher wieder an, dem Laufe des Baches folgend, welcher die vom Portezuelo abfallenden Hügel durchfurcht, aber sie vermochten nicht recht zu gedeihen. Man unterstützte sie im ersten Augenblick von Chile aus mit Lebensmitteln und neuen Kriegsmaterialien, jedoch freiwilliger Zuzug, der freudig seine Arme zu frischer Arbeit dargeboten hätte, blieb aus. Da verfielen die Vizekönige auf die unheilvolle Idee, Juan Fernandez zur Verbrecherkolonie zu machen. Und so verwandelte sich das zauberische Eiland zuerst in ein Zuchthaus, in die »Bastille des Stillen Ozeans« und alsdann in eine »Hölle«.