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In Mailand lebte einmal ein deutscher Soldat, namens Wolfrath, ein rüstiger, wohlgebildeter Mann und treu im Dienste seiner Herren (was die deutschen Söldner nicht immer sind); und weil er ein richtiger Bezahler war, so fehlte es nie an Kaufleuten, die ihm jedesmal gegen billige Zinsen gern so viel Geld liehen, als er bisweilen bedurfte. Dieser verliebte sich in eine sehr schöne Frau, namens Madame Ambrogia, die Gattin eines reichen Kaufmannes, der sich Gasparuolo Cagastraccio nannte, und der sein Bekannter und guter Freund war. Er verbarg seine Liebe so behutsam, daß weder ihr Ehemann, noch ein anderer etwas davon gewahr ward, und ließ ihr einst den Antrag thun, ihm ihre Gegenliebe zu schenken, wofür er ihr versprach, alles zu thun, was sie ihm befehlen würde. Nach einer langen Unterhandlung ließ sie sich endlich willfährig finden, unter der doppelten Bedingung, daß Wolfrath die Sache vor aller Welt geheim halten und daß er ihr zweihundert Goldgülden geben sollte, die sie eben sehr nötig hätte, welches ihm als einem reichen Manne nur eine Kleinigkeit wäre und wofür sie auf immer versprach, ihm zu Willen zu sein. Wolfrath, der sie bisher für ein rechtliches Weib gehalten hatte, ward ihr fast gram, wie er von ihrer niederträchtigen Gierigkeit hörte, und er nahm sich vor, ihr einen Possen zu spielen; er ließ ihr demnach sagen, er sei bereit, dies und jedes andere Begehren, welches sie äußern würde, zu erfüllen, wenn es in seinem Vermögen stände, und er bäte sie nur, ihn wissen zu lassen, wann er sie besuchen und ihr das Geld überreichen dürfte. Er versprach auch, keinem Menschen jemals etwas davon zu offenbaren, außer einem einzigen Freunde, vor welchem er kein Geheimnis hätte und der sein beständiger Gesell und Begleiter wäre. Die Frau, an welcher nicht viel Gutes war, wandte nichts dawider ein und ließ ihm sagen, ihr Mann würde in einigen Tagen nach Genua reisen, und alsdann wollte sie ihm Nachricht geben und ihn zu sich kommen lassen.
Wolfrath nahm inzwischen Gelegenheit, zu Gasparuolo zu gehen, und sagte zu ihm: »Ich habe zu einem gewissen Behuf zweihundert Goldgulden nötig. Du mußt sie mir gegen die gewöhnlichen Zinsen, die ich Dir sonst bezahlt habe, leihen.«
»Sehr gern«, sprach Gasparuolo und zählte ihm sogleich das Geld hin.
Einige Tage nachher verreiste Gasparuolo nach Genua und seine Frau schickte, ihrer Abrede gemäß, zu Wolfrath und ließ ihm sagen, er möchte kommen und die zweihundert Goldgülden mitbringen. Wolfrath nahm seinen Begleiter mit und ging zu ihr. Das erste, was er that, war, daß er ihr in Gegenwart seines Freundes das Geld gab und zu ihr sagte: »Madonna, ich bitte Euch, dieses Geld zu empfangen und es Eurem Mann zu geben, wenn er wiederkommt.«
Sie nahm es an und hatte kein Arg auf Wolfraths Rede; vielmehr glaubte sie, er bediente sich dieses Vorwands, um seinem Freund nicht merken zu lassen, daß er ihr das Geld als den Preis ihrer Gunstbezeigungen gäbe. Sie antwortete demnach: »Es soll geschehen und ich will nur nachsehen, wie viel es ist.« Sie schüttete hierauf das Geld aus, zählte es nach, fand die zweihundert Gülden richtig und schloß sie fröhlich in ihren Kasten; worauf sie nicht nur diese Nacht, sondern auch noch oft nachher, während der Abwesenheit ihres Mannes, sich dem Wolfrath überließ.
Gasparuolo kam bald darauf wieder von Genua zurück, und Wolfrath nahm die erste Gelegenheit wahr, ihn und seine Frau zusammen anzutreffen und sagte zu ihm in ihrer Gegenwart: »Gasparuolo, ich habe die zweihundert Goldgülden, die Du mir neulich geliehen hast, nicht nötig gehabt, weil aus dem Handel nichts geworden ist, wozu ich glaubte, sie zu brauchen. Ich habe sie deswegen Deiner Frau sogleich wiedergebracht und bitte Dich also, sie von meiner Rechnung zu streichen.«
Gasparuolo fragte seine Frau, ob sie das Geld empfangen hätte. Da der Zeuge gegenwärtig war, so durfte sie den Empfang nicht leugnen, sondern sagte: »Ach ja, ich habe es erhalten und nur noch nicht daran gedacht, es Dir zu sagen.«
»Sehr gut, Wolfrath (sprach Gasparuolo); Du kannst Dich darauf verlassen, daß ich Deine Schuld in meinen Büchern tilgen werde.«
Damit ging Wolfrath fort; das verhöhnte Weib mußte ihrem Manne den Preis ihrer Sünde herausgeben und ihr schlauer Liebhaber hatte ohne Unkosten die Gunstbezeigungen seiner geldgierigen Geliebten genossen.
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