Giovanni Boccaccio
Dekamerone oder die 100 Erzählungen
Giovanni Boccaccio

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Achtundsechzigste Erzählung.

In Florenz wohnte ein sehr reicher Kaufmann, namens Arriguccio Berlinghieri, der sich thörichterweise einfallen ließ, sich durch eine Frau adeln zu wollen, und deswegen ein junges, adeliges Fräulein heiratete, das wenig für ihn paßte und Madonna Sismonda hieß. Weil er nun, wie die Kaufleute gewohnt sind, seiner Geschäfte wegen viel aus dem Hause ging und wenig bei ihr war, so verliebte sie sich unterdessen in einen jungen Kavalier, namens Ruberto, welcher sie schon seit langer Zeit geliebt hatte. Wie sie nun mit ihm einverstanden war und vielleicht aus übergroßer Liebe ihr Verständnis nicht geheim genug hielt, so ward Arriguccio (er mochte nun wirklich etwas erfahren haben oder nicht) auf einmal zum eifersüchtigsten Menschen von der Welt, ging fast gar nicht mehr aus dem Hause und dachte auf nichts anderes, als wie er seine Frau mit der größten Sorgfalt bewachen wollte; ja er konnte keinen Abend eher ruhig einschlafen, bis er sie vorher in's Bett hatte steigen sehen. Der jungen Frau war dieses höchst peinlich, weil sie nunmehr ihren Ruberto auf keine Weise sprechen konnte. Nachdem sie lange Zeit hin und her gedacht hatte, auf welche Art sie wieder mit ihm zusammen kommen konnte (worum er sie so oft flehentlich bitten ließ), so fiel ihr endlich ein (da ihr Schlafgemach an der Straße lag, und da sie bemerkt hatte, daß ihr Mann zwar erst spät einzuschlafen pflegte, daß er aber auch nachher so fest schlief, wie ein Stein), daß sie ihren Ruberto um Mitternacht an die Hausthür bestellen, ihm die Thür selbst öffnen und sich eine Zeitlang mit ihm unterhalten könnte, indes ihr Mann schliefe. Und damit sie wissen könnte, wenn er käme, ohne daß jemand anders etwas davon merke, so kam sie auf den Einfall, einen Bindfaden mit dem einen Ende bis auf die Straße hinunter zu lassen und das andere Ende längs dem Fußboden bis an ihr Bette zu leiten und es unter der Decke an ihre große Fußzehe zu befestigen. Dem Ruberto that sie zu wissen, er sollte, wenn er käme, an dem Bindfaden ziehen; wenn ihr Mann schliefe, so würde sie den Faden gehen lassen; wenn er aber wachte, so würde sie ihn festhalten und an sich ziehen, damit er nicht unnützerweise warten möchte. Ruberto fand den Einfall sehr gut und pflegte oft den Versuch zu machen, so daß er manchmal eingelassen ward, bisweilen aber wieder weggehen mußte. Endlich, nachdem sie dieses Kunststück oft wiederholt hatten, traf es sich einmal, daß Frau Sismonda eingeschlafen war, und daß Arriguccio, der noch wachte, ein Bein ausstreckte und von ungefähr den Bindfaden fühlte. Er streckte die Hand darnach aus und fand, daß der Faden an der Zehe seiner Frau befestigt war. »Dahinter steckt ein Schelmstück,« dachte er und fand bei weiterer Untersuchung, daß der Bindfaden zum Fenster hinausging. Den Augenblick schnitt er behende das Ende, welches nach dem Bette ging, ab und knüpfte es an seine eigene Zehe, um zu erfahren, was es damit zu bedeuten hätte. Es währte auch nicht lange, so kam Ruberto und zog nach seiner Gewohnheit an dem Bindfaden. Arriguccio fühlte es, und weil er den Faden nicht recht festgebunden hatte, und Ruberto etwas stark zupfte, so blieb diesem der Faden in der Hand, und er hielt es für ein Zeichen, daß er warten sollte. Arriguccio stand geschwind auf, nahm seinen Degen und lief nach der Thüre, um zu sehen, wer da wäre, um ihn übel zu empfangen. Arriguccio war, seines Kaufmannsstandes ungeachtet, ein tapferer Degen und ein rüstiger Mann. Wie er hinunter kam, mochte er wohl die Thüre nicht so leise geöffnet haben, wie seine Frau zu thun pflegte. Ruberto merkte demnach Unrat und nahm schnell die Flucht, und Arriguccio setzte ihm nach. Wie Ruberto schon eine Strecke gelaufen war und Arriguccio nicht abließ, ihn zu verfolgen, zog endlich jener, der ebenfalls bewaffnet war, seinen Degen und bot ihm die Spitze, so daß es zwischen ihnen zum Gefechte kam.

Frau Sismonda war unterdessen erwacht, indem Arriguccio die Kammerthür geöffnet hatte, und wie sie merkte, daß der Bindfaden von ihrer Zehe abgeschnitten war, zweifelte sie keinen Augenblick, daß ihr Kunststück entdeckt wäre. Wie sie vollends hörte, daß Arriguccio dem Ruberto nachlief, sprang sie schnell aus dem Bette, und da sie leicht erraten konnte, was weiter die Folge sein würde, so rief sie ihre Magd, die um ihr ganzes Geheimnis wußte, und beredete sie mit vielen Bitten, sich an ihrer Statt in's Bett zu legen und sich ja nicht zu erkennen zu geben, sondern die Schläge, die ihr Mann ihr geben würde, geduldig hinzunehmen; wofür sie ihr versprach, sie so reichlich zu belohnen, daß sie nicht Ursache haben sollte, sich zu beklagen. Hierauf löschte sie das Licht in der Kammer aus und verbarg sich in einem Winkel, um den Ausgang abzuwarten.

Über dem Scharmützel zwischen Arriguccio und Ruberto kamen inzwischen die Nachbarn zu Gange, und fingen an, über den Lärm zu schelten. Arriguccio, der nicht gern erkannt sein wollte, ließ deswegen von seinem Gegner ab, ehe er noch hatte erfahren können, wer er wäre, und ohne ihn beschädigt zu haben, und ging zornig und unmutig nach Hause. »Wo bist Du, schändliches Weib?« rief er, wie er in das finstere Zimmer trat. »Du hast wohl das Licht ausgelöscht, damit ich Dich nicht finden sollte; allein Du betrügst Dich.« Mit diesen Worten ging er an das Bett, wo er seine Frau zu finden meinte, und machte sich an die Magd, die er mit Händen und Füßen dermaßen bearbeitete, daß er ihr das Gesicht blutrünstig und den ganzen Leib voll Brauschen und Beulen schlug. Endlich schor er ihr alles Haar vom Kopfe und belegte sie dabei mit allen erdenklichen Schimpfnamen. Die arme Magd heulte erbärmlich und hatte wahrlich auch Ursache dazu; allein obwohl sie sich nicht enthalten konnte, bisweilen zu wehklagen und um Barmherzigkeit zu bitten, so geschah es doch vor Thränen und Schluchzen mit so gebrochener Stimme, und Arriguccio war zugleich von seiner Wut so betäubt, daß er nicht unterscheiden konnte, ob er seine Frau oder eine andere unter seinen Händen hätte. Wie er sie nach Herzenslust durchgeprügelt und geschoren hatte, sprach er: »Ich will nicht länger Hand an Dich legen, schändliches Weib! sondern ich will Deine Brüder holen und will ihnen Deine treffliche Aufführung erzählen. Sie mögen Dich hernach mitnehmen und mit Dir machen, was sie ihrer eigenen Ehre am angemessensten halten. Hier im Hause sollst Du mir nimmermehr bleiben.«

Mit diesen Worten eilte er aus der Kammer, schloß die Thüre zu und ging aus dem Hause. Sobald Frau Sismonda, die alles angehört hatte, merkte, daß ihr Mann fortgegangen war, öffnete sie die Kammer, zündete wieder Licht an und fand ihre Magd ganz zerschlagen und in Thränen schwimmend. Sie tröstete sie nach bestem Vermögen und brachte sie nach ihrer Kammer, wo sie sie heimlich warten und pflegen ließ, und sie hernach auf Arriguccio's Kosten reichlich belohnte. Sobald die Magd fortgeschafft war, machte sie das Bett wieder so, als ob niemand darin gelegen hätte, zündete die Gaslampe in der Halle an, kleidete sich wieder völlig an, als ob sie noch nicht im Bett gewesen wäre, und setzte sich mit ihrem Nähzeuge im Saale ganz ruhig an ihre Arbeit, in der Erwartung, wie die Sache weiter ablaufen würde.

Arriguccio war ohne alle Begleitung, so schnell er konnte, zu seinen Schwägern geeilt, wo er so lange anklopfte, bis man ihm aufmachte. Seine Schwäger, deren drei waren, standen auf, wie sie seine Stimme hörten, ließen Licht bringen und gingen zu ihm und fragten, was ihn so allein und um diese Stunde zu ihnen führte. Er erzählte ihnen alles, was vorgefallen war, von dem Bindfaden an, den er an die Zehe seiner Frau geknüpft gefunden, bis zu demjenigen, was er hernach gesehen und gethan hatte, und um sie durch den Augenschein zu überführen, gab er ihnen das Haar in die Hände, das er ihr, wie er sagte, abgeschnitten hatte. Er schloß mit der Bitte, sie möchten ihre Schwester abholen und mit ihr vornehmen, was ihre eigene Ehre ihnen geböte; indem er sie nicht einen Augenblick länger in seinem Hause behalten wollte.

Sismondas Brüder entrüsteten sich gewaltig über das, was sie hörten, und weil sie an der Wahrheit desselben nicht zweifelten, wurden sie gegen ihre Schwester so aufgebracht, daß sie unverzüglich Fackeln anzünden ließen und mit Arriguccio nach seinem Hause gingen, in der Absicht, eine schwere Rache an ihrer Schwester auszuüben. Ihre Mutter ließ sich nicht abhalten, mit ihnen zu gehen; sie zerfloß in Thränen und bat bald den einen, bald den anderen ihrer Söhne, nicht sogleich alles unbedingt zu glauben, bis sie selbst mehr von der Sache gesehen und gehört hätten; weil der Ehemann vielleicht aus anderen Bewegungsgründen einen Unwillen auf seine Frau könne geworfen und sie übel behandelt haben. Sie setzte hinzu, sie wäre um desto mehr verwundert, dergleichen Dinge von ihrer Tochter zu hören, da sie ihre Gesinnung kenne, sie selbst von Kindesbeinen an erzogen hätte und was dergleichen Reden mehr waren.

Wie sie nach Arriguccio's Hause kamen und die Treppe hinaufgingen, fragte Sismonda: »Wer kommt da?«

»Du sollst schon gewahr werden, wer kommt, Du Ehrvergessene!« sprach einer von ihren Brüdern.

»Hilf Himmel! was giebt's denn?« sprach Sismonda, stand auf und ging ihren Brüdern entgegen und sagte: »Seid willkommen, meine Brüder, wie kommt Ihr alle drei um diese Stunde der Nacht zu mir?«

Die Brüder, die sie an ihrem Nähtische fanden, da ihnen doch Arriguccio erzählt hatte, daß er sie ganz zerstückelt hätte, stutzten, hielten ihren Zorn zurück und fragten, wie es um dasjenige stände, worüber sich Arriguccio beklage; doch drohten sie ihr zugleich ernstlich mit ihrer Ahndung, wofern sie ihnen nicht die ganze Wahrheit sagte.

»Ich begreife gar nicht, was ihr von mir wissen wollt, oder weswegen Arriguccio sich über mich kann beklagt haben,« versetzte Sismonda.

Arriguccio, der nicht anders wußte, als daß er ihr das Gesicht übel zerschlagen und zerkratzt hätte, stand und gaffte sie an, als wenn er närrisch geworden wäre, weil er nicht begreifen konnte, wie es zuginge, daß von dem allen keine Spur zu sehen war. Kurz die Brüder sagten ihr alles, was Arriguccio ihnen erzählt hatte, von dem Bindfaden, von den Prügeln und von allem, was dazu gehörte.

»Himmel, was muß ich von Dir hören, Mann! (rief Frau Sismonda) Wie fällt es Dir ein, mich zu Deiner eigenen Schande als ein lasterhaftes Weib zu schildern, da ich es nicht bin, und Dich selbst als einen grausamen Wüterich, da Du es doch gleichfalls nicht bist? Wenn hast Du gestern Abend auch nur einen Fuß in Dein Haus gesetzt und noch weniger in meine Kammer? Oder wenn hättest Du mich geschlagen? Ich zum wenigsten weiß von dem allen nichts.«

»Was (rief Arriguccio), kannst Du es leugnen, treuloses Weib! daß wir zusammen zu Bette gegangen sind? Kam ich nicht wieder dahin zurück, nachdem ich Deinem Liebhaber nachgelaufen war? Und habe ich nicht, wie ich wieder kam, Dich durchgeprügelt und Dir das Haar abgeschoren?«

»In diesem Hause (antwortete Sismonda) bist Du gestern Abend gewiß nicht zu Bette gegangen. Doch ich will dies beiseite setzen, weil ich keinen anderen Beweis darüber beibringen kann, als die wahren Worte, die ich spreche. Du sagst aber, Du habest mich geschlagen und mir das Haar abgeschnitten. Es ist nicht wahr, daß Du mich geschlagen hast. Laß alle, die hier sind, mich betrachten, und sieh Du mich selbst an, ob ich ein Mal von Schlägen an meinem ganzen Leibe habe. Ich wollt' es Dir auch wahrscheinlich nicht raten, Deine Hand an mich zu legen, wenn Du nicht wolltest, daß ich Dir die Augen auskratzen sollte. Soviel ich weiß und mich besinne, hast Du mir auch das Haar nicht abgeschnitten; doch wer weiß, vielleicht hast Du es gethan, ohne daß ich es merkte. Laß doch sehen, ob Du es gethan hast, oder nicht.« Mit diesen Worten nahm sie ihren Schleier ab und zeigte ihren Haarwuchs voll und unversehrt.

»Was sagst Du dazu, Arriguccio? (sprachen jetzt die Brüder und die Mutter zu ihm.) Das stimmt nicht mit demjenigen überein, was Du behauptest gethan zu haben, und wir sehen nicht ein, wie Du Deine übrige Erzählung wahr machen willst.«

Arriguccio wußte nicht, ob er träumte oder wachte. Er wollte weiter reden; allein der Mut entfiel ihm, wie er sah, daß von allem, was er glaubte, als Beweise aufzeigen zu können, gar nichts vorhanden war.

Jetzt nahm Sismonda das Wort: »Ich sehe wohl, meine Brüder (sprach sie), er hat mich zwingen wollen, zu thun, was ungern von mir geschieht, daß ich Euch nämlich seinen bösen lasterhaften Wandel aufdecke; und ihm soll sein Wille geschehen. Ich glaube wirklich, daß ihm alles dasjenige widerfahren ist, was er Euch erzählt hat, und will Euch auch sagen wie. Dieser Ehemann, den Ihr mir zum Gemahl gegeben habt, will ein Kaufmann sein, und will Glauben bei den Leuten haben, und sollte folglich nüchterner leben als ein Einsiedler und keuscher als eine Jungfrau. Allein es vergeht selten ein Abend, daß er sich nicht in den Weinhäusern betrinkt und sich bald mit diesem, bald mit jenem liederlichen Menschen herumtreibt, und ich muß bis nach Mitternacht und bisweilen bis an den lichten Morgen sitzen und auf ihn warten, wie Ihr jetzt eben gesehen habt. Gewiß hat er sich wieder, wie er tüchtig betrunken war, mit einer von seinen Buhlschwestern zu Bette gelegt, hat den Bindfaden an ihrem Fuße gefunden und darauf alle die Heldenthaten verübt, die er Euch erzählt hat; ist hernach wieder gekommen, hat sie tüchtig geprügelt und ihr das Haar abgeschnitten, und weil er noch nicht wieder recht nüchtern geworden war, so hat er geglaubt und glaubt vielleicht noch jetzt, daß er das alles mir gethan habe. Seht ihm nur recht ins Gesicht, so werdet Ihr finden, daß er noch nicht vollkommen nüchtern ist. Er mag indessen von mir gesagt haben, was er will, so muß man es seiner Trunkenheit beimessen, und da ich es ihm verzeihe, so müßt Ihr es ihm gleichfalls zu gute halten.«

Wie dies die Mutter hörte, erhob sie ihre Stimme: »Beim Kreuze Christi! mein Töchterchen (sprach sie), daraus muß nichts werden. Eher müßte man den widerlichen undankbaren Hund totschlagen, der in seinem Leben nicht wert gewesen ist, ein Weib, wie Du bist, zu besitzen. Sollte man nicht meinen, er hätte Dich vom Misthaufen aufgelesen? Es müßte mit dem Henker zugehen, wenn Du Dich jemals von einem lumpigen Pfefferkrämer solltest heruntermachen lassen, der auf dem Eselsmist geboren und hinter den Säuen erzogen ist. Die Kerle kommen vom Dorfe in wollenen Kitteln, mit den Strümpfen auf den Hacken und mit der Feder im Hintern, und wenn sie ein paar Dreier zusammengeschunden haben, so meinen sie, sie müssen die Töchter wackerer Edelleute und braver Mütter heiraten; lassen sich Wappen malen und meinen Wunder, wer sie sind und von wem sie herstammen. Ich wünschte, daß meine Söhne meinem Rat Gehör gegeben hätten, da sie Dich in dem Hause des Grafen Guidi so gut unterbringen und Dich versorgen konnten; allein sie warfen Dich lieber diesem köstlichen Kleinod von Ehemann an den Hals, der sich nicht schämt, Dich, das beste und keuscheste Weib in ganz Florenz, um Mitternacht eine Hure zu schelten, als wenn wir Dich nicht besser kennten. Aber beim Himmel! wenn man mir folgen wollte, so sollte man ihm dafür eine Tracht Prügel geben, daß er sich besudelte. Ich hab's Euch wohl gesagt, meine Söhne, daß es nicht gut gehen würde. Habt Ihr's nun gesehen, wie Euer Schwager mit Eurer Schwester umgeht? Wenn ich wäre wie Ihr, und solch ein Pfennigsucher wollte schwatzen, wie er geschwatzt, und handeln, wie er gehandelt hat, so würde ich meinen Kopf nicht ruhig niederlegen können, bis ich ihn von der Erde vertilgt hätte; und wäre ich ein Mann, wie ich ein Weib bin, so sollten mir das keine anderen Hände thun, als meine eigenen. Gottes Zorn über den versoffenen liederlichen Kerl, der keine Ehre im Leibe hat!«

Die Schwäger folgten dem Beispiele ihrer Mutter und sagten ihm die ärgsten Lästerungen in's Gesicht, die man nur gegen den verworfensten Menschen ausstoßen kann. Endlich sagten sie: »Wir verzeihen Dir diesmal, als einem Betrunkenen; allein wenn Dir Dein Leben lieb ist, so hüte Dich, daß wir dergleichen Streiche von Dir nie wieder erfahren. Denn wenn uns das geringste wieder zu Ohren kömmt, so bezahlen wir Dir das alte mit dem neuen zugleich.«

Damit gingen sie fort; Arriguccio stand wie bethört und wußte nicht, ob er alles, was vorgegangen war, wirklich selbst gethan oder nur geträumt hätte. Er sagte kein Wort mehr, sondern ließ seine Frau in Frieden, welche durch ihre List nicht nur für diesmal der Gefahr entrann, sondern sich auch für die Zukunft den Weg bahnte, ihrem Vergnügen ungehindert nachzugehen, ohne sich weiter vor ihrem Mann zu scheuen.

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