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Wie der Fuchs den Bären ums Weihnachtsessen prellt

Der Bär und der Fuchs hatten sich einmal zusammen ein Fäßchen Butter gekauft; das wollten sie zu Weihnachten haben, und sie verwahrten es daher unter einem dicken Tannenbusch. Darauf gingen sie fort und legten sich auf einem Hügel in der Sonne schlafen.

Als sie eine Weile gelegen hatten, sprang der Fuchs auf und rief: »Ja!«, und damit lief er geradewegs zu dem Butterfaß und fraß daraus gut den dritten Teil auf. Als er aber zurückkam, und der Bär ihn fragte, wo er so lange gewesen sei, daß er so fett ums Maul wäre, sagte er: »Meinst du denn nicht, ich sei zu Gevatter gebeten, du?« – »Ah so?« sagte der Bär. »Wie hieß denn das Kind?« – »Angefangen«, sagte der Fuchs.

Damit legten sie sich wieder schlafen. Nach einer Weile sprang der Fuchs abermals auf und rief: »ja!« und lief wieder zu dem Butterfäßchen. Als er zurückkam und der Bär ihn fragte, wo er gewesen sei, antwortete er: »Ach, wurde ich denn nicht wieder zu Gevatter gebeten, du?« – »Wie hieß jetzt das Kind?« fragte der Bär. – »Halbverzehrt«, antwortete der Fuchs.

Der Bär meinte, das wär' ein hübscher Name. Aber es dauerte nicht lange, so fing er wieder an zu gähnen und schlief ein. Als er ein Weilchen gelegen hatte, ging es wieder so, wie schon zweimal zuvor: Der Fuchs sprang auf und rief: »Ja!«, lief zu dem Butterfaß und fraß nun auch den letzten Rest der Butter auf. Als er zurückkam, war er wieder zur Kindtaufe gewesen, und als der Bär wissen wollte, wie das Kind hieß, antwortete er: »Bodenleckung.« – Damit legten sie sich wieder zur Ruhe und schliefen beide eine gute Weile.

Danach wollten sie hingehen und sich nach ihrer Butter umsehen.

Als es sich nun aber fand, daß sie rein aufgezehrt war, beschuldigte der Bär deswegen den Fuchs, und dieser beschuldigte wieder den Bären. Der eine behauptete immer, der andere sei bei der Butter gewesen, während er dagelegen und geschlafen habe.

»Nun«, sagte Reineke endlich, »wir wollen's bald erfahren, wer von uns die Butter gestohlen hat; wir wollen uns wieder auf dem Hügel schlafen legen, und wer dann am fettesten unter dem Schwanze ist, wenn wir aufwachen, der hat sie gestohlen.«

Der Bär war sogleich bereit, auf die Probe einzugehen, und weil er wußte, daß er die Butter nicht einmal gekostet hatte, legte er sich ganz ruhig auf dem Hügel schlafen

Da schlich Reineke sich abermals fort und erwischte noch ein Klümpchen Butter, das in einer Ritze sitzengeblieben war; damit schlich er sich zurück zu dem Bären, bestrich ihn mit der Butter unten am Schwanze und legte sich dann wieder schlafen, als wüßte er von nichts.

Als nun beide aufwachten, hatte die Sonne die Butter geschmolzen, und der Schwanz des Bären glänzte davon. Da war's denn gleichwohl der Bär, der die Butter gefressen hatte.

 


 


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