Verschiedene Autoren
Weitere Fabeln
Verschiedene Autoren

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Die Füchse, der Wolf und der Bär

Die Füchse sprachen einmal: »Es ist am besten, wir halten alle zusammen; so können wir uns leicht Nahrung verschaffen.«

Sie gingen aus, fielen über eine Kuh her und töteten sie. Aber sie wußten nun nicht recht, wie sie die Beute teilen sollten, so, daß keiner mehr, keiner weniger bekäme. Sie gingen zum Wolf und baten ihn, er möge ihr Teilherr sein. Der tat das gerne, gab jedem ein kleines Stück und hieß sie dann nach Hause gehen und den folgenden Tag wiederkommen. Er aber fraß den Rest ganz auf.

Als sie des anderen Morgens kamen, sprach der Wolf, seine Frau sei krank; er könne ihnen nicht nachgehen; sie sollten ein andermal kommen.

Als sie am dritten Morgen erschienen, war er zornig und sprach: »Meint ihr denn, ich hätte nichts Wichtigeres zu tun, als euch Teilherr zu sein? Packt euch und kommt mir nicht wieder, sonst will ich anderes anfangen!« Nun liefen die Füchse zum Bären und klagten über den Wolf.

Der Bär wurde sehr aufgebracht über den Wolf und sprach: »Kommet mit! Ich will ihn lehren!«

Als sie vor des Wolfes Burg kamen, rief ihn der Bär heraus und stellte ihn zur Rede. – Da sprach der Wolf: »Herr König, wie könnt Ihr so gemeinem Volk glauben? Ich habe Klage zu führen. Seht, sie kamen über mein Haus und wollten mich bestehlen«.

»Ja, ist die Sache so?« rief der Bär verwundert: »Sie haben mich übel berichtet; gleich sollen sie es büßen!« – Und er wollte den ersten besten packen. Aber die Füchse warteten nicht, sondern nahmen nach allen Seiten Reißaus.

Seit der Zeit suchen sie nicht leicht beim Wolf oder Bären ihr Recht, sondern sie tragen ihre Streitigkeiten selbst untereinander aus, wenn auch mancher von ihnen dabei oft zu kurz kommt.

 


 


 << zurück weiter >>