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Eine grausame Geschichte
welche geschehen
zu Krilling in Holland
mit
einem Bauer und seinem Weibe;
indem sie die
Vergelt's Gott
verkauft haben.

Was sich weiter mit ihnen hat zugetragen, wird alles in dem Gesange zu vernehmen seyn.

Im Tone: Kommet ihr Götter und helfet.

Das zweyte Lied:
Bittet und bethet Gott für die armen Seelen.

Gedruckt in diesem Jahr.

Das erste Lied.

Kommt ihr Christen, und wollet jetzt hören,
Eine erbärmliche Wundergeschicht:
Gebet Almosen, Gott alle zu Ehren,
Wir da haben gewissen Bericht,
Was sich in Holland hatte begeben,
Mit einem Bauer, Fleischhacker darneben.

In dem Dorfe Krilling ein Bauer da wohnte,
Welcher gar grimmig seine Gabe theilt aus,
Niemand dergleichen im Hause verschonet,
Wenn sie den Armen was langten heraus;
Doch er ließ keinen ohne Gabe weggehen,
Der vor seiner Thür sich ließ sehen.

Er dachte bey ihm, einmahl aufzuschreiben,
Wie viel doch möchten kommen den Tag,
Wollte damit die Zeit vertreiben,
Weil er von den Armen erlitten viel Plag,
Damit er möge vernehmen die Summen,
Wie viel in drey Tagen zu ihm möchten kommen.

Den ersten Tag vierzig, den andern fünfzig,
Den dritten kamen vier hinein vor die Thür,
Indeme da käme ein Metzger gegangen,
Der fragte mit großem Verlangen nach Vieh,
Alsobald thät er die Strichlein erblicken,
Die an der Stubenthür stehen geschrieben.

Fragte dann also, was dieses bedeute,
Daß so viele Strichlein stehen allhier,
Der kann gewißlich auch nicht viel bezahlen,
Weil eine solche Schuld stehet allhier;
Da sprach der Bauer und lachte darneben,
Sind lauter Vergelts-Gott, so Arme mir geben.

Der Metzger darauf fragte, ob sie nicht feil wären,
Wills euch bezahlen mit Silbergeld aus;
Ihr dürft weiter nicht lachen, im Ernst ich's begehre,
Drum will ichs abkaufen und nehmen nach Haus;
Bieth mir das Geld dafür, was ihr thut meinen,
Begehre sie drum nicht, weil sie euch thun reuen.

O grausame Thaten! o eitles Leben!
Höret was dieser Bauer hat gethan!
Die Vergelts-Gott thut er dem Metzger verkaufen,
Bieth ihms um vierzig Gulden zumal;
Spricht: wenn ihr das Geld mir alles wollt reichen,
Sollt ihr von mir die Vergelts-Gott einstreichen.

Indem die Bäurin auch hört den Handel,
Trat sie mit Freuden zur Stube herein,
Spricht: Metzger! wenn ihr mir das Geld thut herlangen,
So sollt ihr auch alle Vergelts-Gott empfangen,
Die ich mein Lebenlang habe bekommen,
Und von den armen Leuten eingenommen.

Jetzt thut das Geld auf dem Tisch herum springen,
Daß der Mann für die Vergelts-Gott hebt auf,
Der Metzger das Almosen gleich zu sich nimmt,
Und opferts der heiligen Dreyfaltigkeit auf.
Sehet doch Wunder was weiter geschehen,
Indeme der Metzger nach Hause thut gehen.

O Sündheit! o Blindheit! was habt ihr angefangen
Die älterste Tochter zu ihren Eltern spricht.
Den Himmel verkaufet, in die Hölle gegangen,
Und jetzt in's Verderben gestürzt;
Geht doch in's Gewissen, bedenket vor allem,
Was habt ihr an diesem Geld für ein Gefallen.

Der Vater und Mutter mit schrecklichen Worten
Sprechen: du Ketzer was redest uns ein,
Die Vergelts-Gott hätten den Himmel uns nicht geben,
Der Himmel ist unser, wir g'hören hinein;
Darum so dürfen wir uns keiner That schämen,
Niemand ist, der uns den Himmel kann nehmen.

Sobald sie die Worte ausgeredet haben,
So kam schon der Tod ganz eilig hinein,
Mit großem Getöse und grausamen Qualen,
Dem Bauer sammt seinem Weibe griff er nun an,
Und sprach: bereit euch geschwind, ihr müßt mit mir fort,
Ich hohl euch jetzt ab zu den ewigen Ort, den euch traf der Tod.

Sobald nun dieß Schauspiel vorüber gewesen,
Liefen die Töchter zum Hause heraus,
Mit Heulen und Weinen groß Klagen darneben,
Erzählen den Leuten den ganzen Verlauf,
Was sich mit ihren Eltern hat zugetragen,
Dieweil sie werden auf ewig begraben.

Die jüngste Tochter aus Liebe der Eltern,
Konnt nicht vergessen der Liebe und Treu,
Weil sie die Liebste ist allzeit gewesen,
Ergriff das Messer und war ganz allein,
Thäte dasselbe in Leib hinein stechen,
Daß sie auch ganz schmerzlich ihr Leben verlor.

Dieselbe Nacht darauf thu ich anzeigen,
Von dem Fleischhauer folgenden Bericht:
Drey Engel vor seinem Bett thun ihm erscheinen,
Machen ihm kundbar das ewige Licht,
Daß er in drey Tagen sollt sterben,
Und das ewige Leben erwerben.

Weil ich weiß, daß ich muß sterben,
Bin ich ganz willig zu diesem bereit,
Thu mich der Bothschaft ganz freundlich bewerben,
Weil ihr mir ankündet die himmlische Freud,
Jesus vor Freuden kann ich kaum mehr reden,
Weil mir der Himmel aus Gnaden wird geben.

O Jesu! hab ich denn verdienet den Himmel,
Den du mir jetzund kund hast gemacht,
Ich weiß jetzt erst recht, wie ich dich soll lieben,
Weil du so barmherzig austheilest dein Gab,
Alsdann thät er an Jesum gedenken,
Bis man ihm thät in's Grab hinein senken.

Auf seinem Grab ist eine Blume gewachsen,
Schneeweiß, eine Lilie grünte hervor,
Auf selbiger hat man gefunden zu lesen,
Geschrieben ist solches gestanden also,
Wohl dem, der da liebet vor allen,
Was Gott in dem Himmel thut wohlgefallen.

Jetzt merket ihr Christen, was Almosen ausweißt!
Vergelts-Gott haben große Kräften an sich,
Gott liebet den Menschen, der solches betrachtet;
Seht, was habt ihr für Wunder verspüret
Was die Vergelt es Gott haben verübet,
Indem sie der Metzger gar herzlich geliebet.

Das zweyte Lied

Bittet und bethet Gott für die armen Seelen,
Die noch in dem Fegefeuer seynd,
Thut doch einmal sie erlösen,
Sie seynd eure liebsten Freund;
Ihr könnt euch nicht bilden ein,
Was sie leiden für große Pein.

Alles was ihr hier besitzet,
Kommt von euren Eltern her,
Die vielleicht im Fegefeuer schwitzen,
Und können nicht mehr kommen her,
Daß sie euch nur klagen können,
Wie heiß die Flammen brennen.

Sie seufzen, schreyen, klagen und weinen
Alldort in der größten Pein:
Miserere mei! erbarmet euch meiner,
Ach ihr liebsten Kinder mein!
Wir verlangens ja nicht umsonst,
Bethen für euch alle Tag und Stund.

Wann ihr uns werdet erlösen,
Allhier aus dem strengsten Feuer,
So wird Gott euch gewißlich geben,
Die Gesundheit an Seel und Leib,
Und wird euch in der letzten Stund
Gewiß nicht lassen gehen zu Grund.

Das Erbtheil, so wir euch hinterlassen,
Habt ihr gern eing'nommen,
Jetzt könnt ihr uns sitzen lassen
In so schwer und langer Pein,
Und seyd so vermessentlich,
Und laßt uns gleichwohl im Stich.

Ach was müssen wir hier leiden,
Allhier in dem strengen Feuer,
Wegen kurzen Eitelkeiten,
Leiden wir schon lange Zeit,
Liebste Kinder, glaubts fürwahr,
Ein Stund ist länger als ein Jahr.


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