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Am
Leichensarge
der kleinen
Prinzeßin Ludovika

nebst einer kurzen Beschreibung ihrer Krankheit und Begräbniß.

1791.

Hier liegt die kleine Unschuldsblum
      Verblühet für das Heiligthum;
Sie zählte wenig Jahre,
      VStreut Rosen auf die Bahre!

Da es dem ewigen gefiel, die kleine Prinzeßin Ludovika in ihrem unschuldsvollem Alter sehr bald nach ihrer erlauchten Mutter Elisabeth in jenes Reich der Verklärung zur ewigen Belohnung zu ruffen, so wollen wir ihren kleinen Sarg mit einem etwas hellerem Auge betrachten.

Ludovika ward zur Welt gebohren und jene, die sie in selbe brachte, wurde nach der Geburt eine Beute des Todes. Für Louisen waren herrliche Reichthümer und Kostbarkeiten bestimmt aber sie mußte selbe verlassen, denn der Schöpfer aller Wesen hatte ihr eine nicht vergängliche Krone vorbehalten; Sie war erst über ein Jahr alt, zum sterben aber schon reif genug. Der unerbittliche Tod rieß sie aus der Wiege, und streckte sie auf die Bahre, ehe sie noch wußte, was Herrlichkeit, Reiche, Kronen und Glückseligkeit der Großen dieser Welt sey.

Kinder eines armen Taglöhners, eines dürftigen Bettlers, eines arbeitsamen Bauers sterben oft nicht so früh dahin, sie sind zum Elende, zum Mangel, zur Arbeit, kurz, zu einem kummervollen Leben bestimmet, und doch schonet ihrer der allgemeine Zernichter der sterblichen Geschöpfe in ihren zarten Jahren. Kein Herzoghut, kein glänzender Pracht, keine Schäze, ja nicht einmal das Leidwesen ihres durchlauchtigsten Vaters konnte dem Wütten des Würgers Einhalt thun. – Der Schöpfer winkte und die Blume lag welk da. –

Eine kleine Kopfkrankheit stürzte sie in das Grab. Ihr entseelter Körper wurde am 25. Juny Abends um 7 Uhr in die k. k. Familiengruft zu den P. P. Kapuzinern unter Begleitung der Infanterie und Kavalerie gebracht, alldort eingesegnet und beygesetzet. Sie ist nun im Reiche der Freuden ihrer geliebtesten Frau Mutter und Freunden beygeseelet, und erwartet mit ihnen einst eine fröhliche Auferstehung.