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Jack Beardmore schaute sich in der Umgebung um, sah aber nur einen Mann mit einem Handkoffer, der sich langsam von ihnen entfernte. Er rief ihn an, und der Fremde wandte sich um.
»Wer sind Sie?« fragte Jack. »Was wollen Sie hier?«
Der große, korpulente Herr war etwas außer Atem gekommen, weil er die Ledertasche tragen mußte.
»Mein Name ist Felix Marl«, erwiderte er. »Vielleicht haben Sie schon von mir gehört? Wenn ich mich nicht irre, sind Sie der junge Mr. Beardmore?«
»Das ist mein Name«, sagte Jack. »Was wünschen Sie?«
»Man erzählte mir, daß ich auf diese Weise den Weg vom Bahnhof abkürzen könnte; aber er ist nicht so kurz, wie man mir versprochen hatte. Ich will zu Ihrem Vater.«
»Sind Sie in der Nähe jenes Baumes gewesen?« fragte Jack.
Marl starrte ihn an.
»Warum sollte ich denn überhaupt in die Nähe eines Baumes gehen?« fragte er herausfordernd. »Ich bin über die Felder gegangen.«
Harvey Froyant trat jetzt zu ihnen.
»Das ist Mr. Marl, ich kenne ihn«, wandte er sich an Jack.
»Was ist denn vorgefallen?« erkundigte sich Marl, als auch Froyant ihn fragte, ob er niemand in der Nähe des Baumes gesehen hätte.
»Nichts«, erwiderte Harvey Froyant scharf.
Jack trug die Tasche des Besuchers, und sie erreichten das Haus bald. Mr. Marl machte keinen guten Eindruck auf ihn. Die Stimme des Mannes klang rauh, und sein Benehmen war gewöhnlich. Jack wunderte sich, was sein Vater mit diesem merkwürdigen Menschen zu tun haben mochte.
Kurz vor dem Hause stieß Mr. Marl plötzlich einen Schrei des Entsetzens aus und sprang zurück. Er war bleich, seine Lippen zuckten, und er zitterte am ganzen Körper.
Jack und Froyant sahen ihn erstaunt an.
»Zum Teufel, was ist mit Ihnen los, Marl?« fragte Froyant wütend. Seine eigenen Nerven waren schon bis zum äußersten angespannt, und er konnte den Anblick dieses erschrockenen Mannes kaum noch ertragen.
»Nichts – nichts«, murmelte Marl heiser. »Ich habe –«
»Wahrscheinlich getrunken«, fuhr ihn Froyant an.
Nachdem Jack den Besucher ins Haus begleitet hatte, suchte er Derrick Yale. Der Detektiv saß in einem großen Rohrstuhl im Gebüsch; sein Kinn hatte sich auf die Brust gesenkt, und seine Arme waren gekreuzt. Als er die Schritte des jungen Mannes hörte, schaute er auf.
»Das kann ich Ihnen nicht sagen«, erklärte er, bevor Jack eine Frage stellen konnte, und lachte dann. »Sie wollten mich doch fragen, was Marl erschreckte.«
»Das war allerdings meine Absicht«, erwiderte Jack verblüfft. »Sie sind wirklich unübertrefflich, Mr. Yale! Ist Ihnen seine unbegreifliche Angst auch aufgefallen?«
Der Detektiv nickte.
»Ich sah ihn, kurz bevor er den Anfall hatte. Man kann von hier aus den Feldweg überblicken.« Er zog die Stirne in Falten. »Er erinnert mich an jemand«, fuhr er dann langsam fort, »und doch könnte ich um keinen Preis sagen, wer er ist. Kommt er öfter hierher? Ihr Vater erwähnte gestern seinen Besuch, deshalb vermutete ich, daß es sich um Mr. Marl handelt.«
Jack schüttelte den Kopf.
»Ich sehe ihn zum erstenmal. Aber ich erinnere mich, daß Vater und Froyant Geschäfte mit einem gewissen Marl hatten – Vater sprach einmal davon. Soviel ich weiß, ist Marl ein Grundstücksspekulant, und Vater interessiert sich augenblicklich sehr für Grundstücke. – Übrigens habe ich das Zeichen des Roten Kreises gesehen«, fügte er hinzu und erzählte dann von seinem Erlebnis.
Yales Interesse an Mr. Marl schwand sofort.
»Es war noch nicht an dem Baum, als ich in das Tal hinunterging«, sagte Jack. »Das kann ich beschwören. Es muß angebracht worden sein, während ich mit – mit einem Freunde sprach. Was bedeutet das nur, Mr. Yale?«
»Viel Verdruß«, erwiderte Yale kurz. Dann stand er auf und ging auf dem mit Fliesen belegten Weg auf und ab. –
Marl war inzwischen bei der Besprechung zwischen Beardmore und Froyant ziemlich überflüssig. Es handelte sich um Grundstückskäufe, und er hatte einen vielversprechenden Vorschlag mitgebracht. Aber er war jetzt nicht in der Lage, Einzelheiten darüber zu geben.
»Ich kann mir nicht helfen«, sagte er und faßte zum vierten Male mit zitternder Hand an die Lippen. »Ich habe heute morgen einen Anfall gehabt.«
»Was war es denn?« fragte Beardmore.
Aber Marl schien keine Aufklärung geben zu können. Er schüttelte nur hilflos den Kopf.
»Ich kann die Sache jetzt nicht in Ruhe durchsprechen. Sie werden es bis morgen verschieben müssen.«
»Glauben Sie vielleicht, ich bin gekommen, um einen solchen Unsinn zu hören?« fuhr Mr. Froyant auf. »Ich will die Geschichte jetzt erledigt haben, und Mr. Beardmore denkt ebenso.«
Jim Beardmore, dem es gleichgültig war, ob die Angelegenheit heute oder morgen zu Ende gebracht wurde, lachte.
»Ich glaube kaum, daß es so wichtig ist«, meinte er. »Warum sollten wir Mr. Marl quälen, wenn er zu aufgeregt ist? Vielleicht bleiben Sie die Nacht über hier, Mr. Marl?«
»Nein, nein, nein!« Die Stimme des Mannes klang beinahe wie ein Aufschrei. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, bleibe ich lieber nicht hier.«
»Wie Sie wünschen«, erwiderte Jim Beardmore und faltete die Papiere zusammen, die er zur Unterschrift vorbereitet hatte.
Das Auto brachte Mr. Marl zur Bahnstation, wo er seinen Koffer bis zur Stadt aufgab. Er selbst stieg aber schon in der nächsten Ortschaft aus, und obwohl er das Gehen haßte, begann er, die neun Meilen, die ihn von dem Beardmoreschen Besitztum trennten, zu Fuß zurückzulegen. Und er benutzte nicht einmal den kürzesten Weg.
Die Dunkelheit brach schon herein, als er an seinem Ziel ankam und sich verstohlen in ein Gebüsch schlich. Er war müde und staubig, aber entschlossen setzte er sich hin und wartete. Sorgfältig prüfte er den schweren Selbstlader, den er aus seinem Koffer genommen hatte.