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XX.

Bei Landgerichtsrat Langen auf der Hausschwelle saß Lora. Sie sollte das eigentlich nicht. »Du bist doch kein Straßenkind«, sagte die Mutter. Aber das Kind stahl sich so gern hierher. Die Straße war breit, erweiterte sich bald zu einem umbuschten Platz; man konnte den ganzen weiten Himmel über den Alleebäumen sehen und jenseits der Mosel die roten Berge. Man konnte so gut die Glocken der alten Kirchen hören, die in feierlichen Klängen läuteten und dort an den Bergen verhallten.

Lora war im letzten Jahr sehr gewachsen, zu groß für ihr Alter; noch ging sie nicht in die Schule, der Vater hielt sie mit Absicht zurück. Alles an ihrer Gestalt war gestreckt und mager, gar keine kindliche Rundung mehr. Ein merkwürdiger Ernst lag auf dem schmalen Gesicht, ein seelenvoller Ausdruck, wie man ihn sonst nie in diesen Jahren findet.

Langen konnte sich oft nicht halten, er schloß, ohne jede Veranlassung, die zarte Gestalt plötzlich in die Arme und sah ihr tief in die wunderschönen Augen. »Geh' nicht fort«, flüsterte er dann kaum verständlich. Warum die Sorge? Lora war nicht krank – und doch, und doch –!

Die Straße war einsam, das Kind hatte nichts zu sehen. Die Marktleute waren längst vorbei, die Schuljugend auch. Vögel sangen ungestört in den Vorgärtchen der Häuser, jetzt pfiff eine Amsel mit vollem Brustton; Lora stellte das eigene halblaute Singen ein, lächelte und lauschte entzückt.

Plötzlich schweigt sie, sie ist gestört worden und entschlüpft. Ein Schritt hallt auf der stillen Straße, ein müder, schleppender Schritt; langsam kommt unter den Bäumen eine Frauengestalt aufs Haus zu.

Von den Aesten fallen im leisen Hauch des Frühlingswindes die Hüllen der jungen Blattknospen; leicht, kaum fühlbar sinken sie nieder auf den schwarzen Crêpeschleier und das Trauertuch.

Schwankend, wie eine Nachtwandelnde, kommt die Gestalt immer näher; jetzt ist sie vorm Haus.

Lora ist aufgesprungen, blinzelnd steht sie auf der Schwelle; nun macht sie die großen Augen weit auf. Ihr durchdringender Blick gleitet hinter den Schleier; das kluge Kindergesicht wird plötzlich sehr ernst, fast betroffen. Kennt sie die Augen noch, die sie jetzt so trauervoll ansehen? Und die Wangen, die waren mal so hübsch rot; jetzt sind sie ganz weiß!

»Tante Lena?« sagte Lora langsam, wie fragend. Und dann noch einmal sicherer: »Tante Lena!«

Ueber die schwarze Gestalt fliegt ein Zittern vom Wirbel bis zur Sohle; sie schlägt den Schleier zurück, ihre Hände zittern auch. Die vier Augen versenken sich ineinander, die ernsten Kinder- und die todmüden Frauenaugen; es dämmert in ihnen das Gleiche: eine große Sehnsucht.

»Lora, kennst du mich noch?« fragt Lena schwach. »Und so groß, so groß bist du geworden!«

»Komm' herein, Tante Lena«, lächelt das Kind und streckt die Hand aus. »Ich freue mich so!« –

Nun war Lena wirklich da. Ohne Abschied von Berlin abgefahren, nur die Mutter wußte um die Reise; auch der schien sie wie eine Erlösung.

»Gott gebe seinen Segen.« Frau Langen weinte, als sie am Abend die Tochter auf den Bahnhof geleitete. »Es wäre ein Glück bei allem Unglück, wenn du dich mit Fritz aussöhntest – der gute Fritz! Grüß' ihn nur vielmals, und auch Amalie grüße, sie hat dir doch einen so prachtvollen Kranz geschickt. Und, geliebtes Kind, nimm' dich um Gottes willen beim Ein- und Aussteigen in acht – ach, es ist zu schwer, es ist doch alles zu schwer!« Die arme Frau schluchzte krampfhaft in ihr Taschentuch.

Nebenan, vor dem Coupé erster Klasse, ging es sehr laut und lustig zu. Mehrere Elegants, mit Blumensträußen bewaffnet, drehten sich vor dem Trittbrett herum. Eine Dame in ihrer Mitte, sehr elegant, sehr auffallend, mit einem ungeheuren Blumenwust auf dem Hut, schien die Sonne, um die diese Planeten rollten.

Das volltönende, weittragende Organ der Dame drang selbst in Lenas Versunkenheit; ihr musikalisches Ohr fing den bekannten Klang auf.

Jetzt war auch sie bemerkt. Die Elegante machte sich von den Herren los und kam mit rauschenden Seidenröcken auf die Trauernde zugeraschelt. Es war die Krotoschinska. Im elektrischen Licht des Bahnsteigs funkelten die Brillantboutons, eine Wolke teuersten Parfüms wehte vor ihr her.

»Ah, Fräulein Langen, Magdalene Langen – pardon, Frau – Frau – – aber, bastes Kindchen, Trautste,« sprach recht vernehmlich das sonore Organ, »was habe ich hören müssen?! Dämel hat mir erzählt, hat's in der Zeitung gelesen – oh, oh!« Die Krotoschinska wiegte bedauernd das schöne Haupt und umarmte dann die junge Frau. »Tut mir riesig leid, Trautste! Aber freut mich auch ganz kolossal, Sie mal wiederzusehen; ich konnte Sie immer am basten leiden von der ganzen Gesallschaft. Was macht die Kunst?«

Lena schüttelte nur verneinend den Kopf und wies stumm auf ihre Trauerkleidung.

»O ja – natürlich, natürlich, entschuldigen Sie – wissen Sie, Dämel sagt auch, es wäre schade um Sie! Na, was nicht ist, kann ja noch werden!« Sie klopfte Lenas Hand und sah zu den Herren hin, die neugierig guckten und sich ungeduldig räusperten.

»Ja, ja, ich komme schon«, rief sie laut und lachend. »Nur Geduld!« Und dann sich wieder zu Lena wendend: »Wissen Sie, Kindchen, mir geht es ausgezeichnet. Daß ich diesen Winter mit dem Lavallo – berühmter Impresario – in Rußland war, haben Sie doch in der Zeitung gelesen? Nicht? Das wundert mich! Triumphe, sage ich Ihnen, kolossale Triumphe! Und Brillanten!« Sie streifte rasch den feinen Lederhandschuh ab und streckte ihre Rechte aus; an jedem Finger funkelte ein prächtiger Ring, sogar mehrere Reifen übereinander. »Ganz nett, nicht wahr, Kindchen?« Sie zog kaltblütig den Handschuh wieder an.

Das Schweigen Lenas verwirrte sie nicht im mindesten, wie ein aufgezogenes Uhrwerk schnurrte sie weiter die Geschichte ihrer Erfolge ab. »Prachtvolle Rezensionen, einfach verblüffend! Und natte Manschen! Na« – sie warf lachend den Kopf hintenüber – »das hätte sich der Dämel auch nicht träumen lassen, daß er so bald ausgestochen sein würde! Heut nacht fahre ich nach Köln, Lavallo erwartet mich da, wir gehen über Holland nach England. Wollen mal sehen, was die »Hollandske Bücking« und die »Pfeffersäcke« zur Krotoschinska sagen!«

Die üppige Person drückte den tadellosen Brustkasten heraus und schleuderte einen provozierenden Blick ins Blaue.

Das erste Zeichen zur Abfahrt war gegeben. Die Krotoschinska umarmte Lena noch einmal: »Von Harzen alles Gute, Trautste!« Dann rauschte sie fort. »Eine gute Freundin von mir«, hörte man sie nebenan zu ihren Kavalieren sagen.

»Wer war das?« flüsterte Frau Langen. Sie hatte bescheiden zur Seite gestanden.

»Eine Künstlerin«, antwortete Lena, dann kletterte sie mühsam in ihr Coupé. Der Zug brauste in die Nacht hinaus.

Im Coupé erster Klasse, das Seidenpölsterchen unters schöne Haupt geschoben, schlief die Krotoschinska den Schlaf des Gerechten.

Lena tat kein Auge zu. Ihr war sehr weh. Eine bange Zaghaftigkeit war über sie gekommen – was würde der Bruder sagen, wie würde er sie empfangen?

In ihrer Seele war's dunkel wie in der Nacht draußen. Stumpf vor sich hinbrütend, fühlte sie die Stunden rinnen; keine war besser als die vorhergehende.

Der Morgen graute. In Köln verließ die Krotoschinska den Zug; man hörte ihre starke Stimme über den noch stillen Perron schallen. Lena drückte sich ganz in ihre Ecke hinter das Gardinchen; sie wollte nicht mehr sehen und nicht gesehen werden.

Endlich da, endlich angelangt! Der bekannte Bahnhof mit den öden Wänden und der Kaiserbüste; die trug heute keinen schiefen Kranz. Die dicke Büfettmamsell und der verschlafene Kellner – beinah alles wie damals!

Wie im Traum suchte sich Lena den Weg. Sie empfand nicht den Frühlingszauber, durch den sie schritt. Sie hatte keine Ahnung, daß Vögel sangen und etliche Sträucher am Wege blühten. Sie glaubte nicht mehr an Glück.

Sie dachte jetzt auch nichts mehr; sie trug nur ein dumpfes Gefühl der Sehnsucht im Herzen mit sich fort.

Es dunkelte ihr vor den Augen, sie schritt durch einen Nebel. Jetzt wurde es plötzlich heller – – –

Da saß ein Kind auf der Schwelle, ein liebes, schönes Kind!

Das faßte ihre Hand, das sprach mit einer Engelsstimme: »Komm herein, Tante Lena, ich freue mich so!«


Landgerichtsrat Langen hatte heute besonders lange beim Frühstück gesessen, sonst war er um diese Zeit schon auf dem Bureau. Er schlief in der letzten Zeit sehr schlecht, Frau Amalie beklagte sich jeden Morgen über sein Umherwerfen in den Kissen.

»Wenn ich nur wüßte, warum du nachts so seufzest«, sagte sie ärgerlich. »Man wird so gestört und bei meinen vielen Verpflichtungen und der Verantwortlichkeit, die man hat, braucht man volle geistige Sammlung. Was hast du denn?«

Er sagte es ihr nicht.

Zerstreut rührte er heute morgen in seiner Kaffeetasse, sie war schon längst geleert. Amalie saß, den Rücken ihm zugekehrt, am Schreibtisch und schrieb besondre Aufforderungen für die nächste Sitzung des Frauenvereins aus; sie gönnte sich gar keine Ruhe.

Man hörte nur das Kritzeln der Feder – jetzt ein lautes Löffelgeklapper, ein Klirren der Tasse – Langen sprang auf, daß der Stuhl hinter ihm zu Boden fiel. Da – da – er streckte die Arme vor sich, als sähe er ein Gespenst.

Die Tür war geräuschlos aufgegangen – da stand Lora, einen sonnigen Glanz auf dem Gesicht. Ihr Händchen hielt die Hand einer Dame, einer in tiefem Schwarz, die sich gebeugt verbarg unterm langen Crêpeschleier.

Eine Fremde?! Hatten seine Gedanken Zauberkraft? Die, die, um die er Nächte verwacht, an die er eben noch gedacht, stand vor ihm! War sie's denn wirklich, war es – –?

»Tante Lena ist da«, sagte die Kinderstimme.

»Lena!« Es war ein unterdrückter Ruf, mit dem Langen die Arme hob und wieder sinken ließ. Er stand wie gelähmt.

Frau Amalie drehte sich halb auf dem Stuhl um. »Lena –?!« klang es in maßlosem Erstaunen. Aber sie faßte sich zuerst. Sie ging auf die Schwägerin zu mit ausgestreckter Hand: »Es ist mir schmerzlich, daß wir uns so wiedersehen müssen. Gott allein weiß, warum er dich dieser Prüfung gewürdigt hat. Nimm Platz, Magdalena! Bitte, hier!« Sie rückte einen Sessel herzu.

»Was willst du hier? Geh hinaus, Lora!« fuhr sie das Kind an. »Spiele!« Sie war doch erregt.

Lena stand angewurzelt. Als das Kind zögernd seine Hand von der ihren zog, fühlte sie sich ganz verlassen.

Sie sah ihren Bruder an; so ganz anders hatte sie sich den Empfang gedacht!

Langsam schritt sie auf ihn zu. »Mein Bruder,« flüsterte sie stockend, »Bruder – ich – ich –« Mit einem Wehlaut brach sie ab, sie könnte nicht weiter sprechen. Stöhnend verbarg sie das Gesicht in den Händen.

»Du kommst zu mir, Lena?« fragte er; seine Stimme klang rauh, stoßweise kam sie vor innerer Bewegung.

»Ich bin unglücklich«, murmelte sie. Es war kaum hörbar, doch er vernahm's.

Frau Amalie auch. Sie faltete die weißen Hände übereinander und richtete den Blick in die Höhe.

Lena sah ihr volles Gesicht, den Augenaufschlag zum Himmel, die stattliche Gestalt in praller Seide und die strengen Lippen. Das Herz sank ihr.

Der Landgerichtsrat warf auch einen Blick auf seine Frau. Hatte er vor ihr nicht am meisten über die Schwester geklagt? Und jetzt sollte alles vergessen sein, sobald jene kam – sofort? Er scheute sich vor seiner Frau; und dann schämte er sich, eben um dieser Scheu willen.

»Willst du nicht gehen, Amalie,« fragte er merkwürdig sanft, »und etwas Stärkendes für Lena holen? Du siehst, sie bedarf dessen!«

Amalie verschwand sogleich, sie ging gern, es war ihr eine Erleichterung; hier dieser Situation fühlte sie sich nicht gewachsen.

Als sich die Tür hinter der großen Gestalt geschlossen, atmeten beide Geschwister auf.

Sie sahen sich einen Augenblick an – blitzschnell dämmerte die alte Liebe.

Das war noch das Kind, das sein wirres Gelock unter den Rock des Bruders versteckt und dort seine Schmerzen ausgeweint!

Das war noch derselbe Bruder, der tröstend gesagt hatte: »Weine nicht! Geh, lauf, hol' dir Bonbons!«

Das Herz des Mannes krampfte sich zusammen, es quoll und schwoll darin und drängte nach oben. Durch einen Flor sah er die Gestalt der Schwester – ein armes, beladenes Weib!

Es riß ihn vorwärts; er trat ihr Schritt für Schritt entgegen, er hielt ihr beide Hände hin: »Lena!«

Sie griff nach ihnen, wie ein Ertrinkender nach dem Strohhalm. Sie neigte ihr blasses Gesicht und schmiegte ihre kalte Wange an die warmen Hände. Als sei sie nun am Ziel, aber erschöpft, aller Kräfte bar, so blieb sie regungslos in dieser Stellung.

Er sah auf sie hinunter, er wußte nichts zu sagen. Es war kein Zorn mehr in ihm, gar keine Beleidigung, nur ein endloses Mitleid und ein Gefühl, schützen zu müssen.

Sie murmelte: »Danke«, und ließ seine Hände nicht los.

Und dann nach einer Pause wieder das Murmeln: »Bruder, weißt du noch? Ach, sag' noch einmal: »Mein – mein« –«

Er wollte lächeln, aber seine Lippen zuckten. Er setzte zum Sprechen an und brachte nur einen rauhen Laut hervor: »Mein –« Nein, er konnte nicht sprechen! Stumm zog er die Schwester in seine Arme, und sie legte den müden Kopf an seine Brust.

»Da – da – Bruder, ich fühle dein Herz schlagen; es klopft unruhig wie meines. Bruder, kannst du mir nicht helfen?« schluchzte sie plötzlich auf.

Er schüttelte den Kopf: »Nur mit dir trauern kann ich, Lena! Helfen – ach!« Ein resignierter Ausdruck lagerte sich auf sein Gesicht, er zuckte die Achseln; sein Blick glitt wie hilfesuchend umher.

Dann schüttelte er wieder den Kopf und schloß die Augen. Seine Stirn sank auf den Scheitel der Schwester.

»Wie soll ich leben? Es ist so dunkel«, flüsterte sie bang.

»Ich weiß es nicht«, wollte er sagen, da schreckte er zusammen. Die Tür ging.

Aber es war nicht Frau Amalie. Lora hatte sich hereingestohlen.

Das helle Kleidchen hing ihr lang und schlicht um die zerbrechlichen Glieder. Durch das große Fenster gegenüber kam der goldene Sonnenstrahl und beschien sie. Ihr aufgebauschtes, lockiges Haar schimmerte im Glorienschein, ihr Gesicht trug eine strahlende Freude. Aber es war sehr zart, sehr bleich; es war verklärt.

»Väterchen, Tante Lena ist da«, jauchzte sie und hob die Arme empor. »Nun können wir das Lied von den Englein singen – weißt du wohl, Tante Lena? Hast du's auch nicht vergessen?« Sie fing an, halb zu singen, halb zu sprechen:

»Zwei Englein, die mich weisen
Zum himmlischen Paradeise!

Freut euch doch!«

Ja, das war eine engelgleiche Freude! Ein seltsames Etwas durchrieselte die Geschwister; war es Wonne, war es Schmerz?!

»Das Kind, das Kind!« Langen murmelte es scheu. Langsam beugte er sich, er kniete vor seinem Töchterchen und umschlang es in angstvoller Zärtlichkeit. Seine Küsse überschauerten das weiße Gesicht, das weiße Hälschen.

»Väterchen, warum weinst du?« fragte Lora. »Du sollst dich doch freuen. Guck mal, die Sonne sieht uns! Sie hob den dünnen Finger und wies zum Fenster, den Blick groß und sicher erhoben.

Da stand die Sonne am blauen Himmel; nicht blendend, sie sandte nur mildes, warmes Licht im Frühlingsschein.

Langen bebte. Mit dem einen Arm hielt er sein Kind umfaßt, die andre Hand reichte er der Schwester.

»Das Kind«, sagte er leise. »Wie sollten wir sonst leben? Wir sind alle Dilettanten des Lebens! Aber das Kind, das Kind führt uns. Lena, liebe Schwester« – er drückte warm ihre kalte Hand – »dein Kind wird dich führen! Um dich bleibt's nicht dunkel, dein Kind zeigt dir die Sonne!«

Sie nickte langsam; das erste wehmütige Lächeln glitt über ihr Gesicht. Mit seltsam erglänzenden Augen sah sie den Bruder an. Waren es Tränen, die darin aufstiegen, war es ein scheues, zartes Hoffnungsdämmern?

Er preßte wieder ihre langsam sich erwärmenden Finger. »Mut, Lena! Was du im Grab geborgen hast, es kommt wieder, es wacht dir auf in deinem Kinde!« Mit schwimmenden, liebevollen Augen suchte er ihren Blick.

Sie sah vor sich hin, wie der Wanderer, dem der Nebel zerreißt und eine beglänzte Ferne sich auftut. Ein zartes Rot stieg in die bleichen Wangen, ihre Hand legte sich zärtlich auf Loras goldiges Haar.

»Das Kind«, flüsterte sie in dankender, heiliger Andacht. »Mein Kind!«

 


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