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Lena ging hocherregt in ihrem Zimmer auf und nieder. Der Flügel stand geöffnet, Notenblätter waren zur Erde geweht unter den zurückgeschobenen Klavierstuhl.
Hier, hier war er aufgesprungen in hellem Entzücken, hatte ihr begeistert die Hände geküßt und, seine Melancholie, ganz vergessend, enthusiastisch gerufen: »O dieser charme – Madame, Sie sind ganz, was ich suche!«
Die junge Frau hielt mit dem Auf- und Niedergehen inne; sie blieb stehen, preßte beide Hände an ihre glühenden Wangen und starrte wie traumverloren zu Boden. In ihren Ohren klangen seine Worte nach, er hatte ihr so viel Angenehmes und Schönes gesagt; mit lechzenden Lippen hatte sie seine Anerkennung eingesogen – ah, tat das gut!
»Sie müssen ein einfaches weißes Kleid tragen, ganz simpel, ganz schlicht, und das Haar so, so!« Mit einer raschen Handbewegung hatte ihr Lavallo die Locken wild in die Stirn gestrichen; dann wies er lang den Rücken hinunter: »Und Zöpfe, ganz echt, ganz deutsch! Sie heißen »Fräulein«, wir machen das so, das ist besser; niemand gibt Ihnen mehr als sechzehn. Oh, Sie werden wirken!« Er hatte sich die Fingerspitzen geküßt und dann seinen schwermütigsten Augenaufschlag getan. Sie rühren!«
Eine unbeschreiblich freudige Erregtheit durchzitterte Lenas Nerven; ein Gehobensein war in ihr, das sie alles Nächstliegende vergessen ließ. Sie lief wieder in der Stube umher mit den flüchtigen Schritten eines Rehes, sie rückte hier, sie rückte dort, kroch unters Klavier und las die Notenblätter zusammen, und wußte doch selbst nicht, was sie tat.
Sie zog die Schublade im Schreibtisch auf, in der sie ihre Wirtschaftskasse verwahrte, und zählte und zählte; es waren nur wenige Groschen mehr drin, aber was machte das? Bald, bald hatte das ängstliche Rechnen ein Ende! Lavallo schlug glänzende Bedingungen vor. Ihre Brust hob und senkte sich rasch unter einem befreienden Atemzug – wenn doch Richard nach Hause käme! Er war in den Kunstsalon Unter den Linden gegangen, wo sein Bild aushing.
Jetzt kam er; sie hörte seinen Tritt auf der Treppe, lief und riß rasch die Entreetür auf. Verwundert sah er sie an.
»So heiß, so rot, Lena?«
Sie hing sich an ihn und zog ihn in die Stube; in ihrer Herzensfreude wartete sie nicht, bis er Hut und Stock abgelegt hatte, sie sprudelte ihm gleich die ganze Geschichte entgegen.
Mit hoch gezogenen Augenbrauen hörte er sie an, dann tippte er sie auf die Stirn: »Lena, Schatz, ist's da drinnen nicht ganz richtig? Was – mit Lavallo nach Petersburg? Haha!« Er lachte, wie er vorgestern nacht auf der Straße gelacht hatte.
Sie ließ sich nicht beirren; mit der größten Ernsthaftigkeit trug sie ihre Sache vor. »Und denke,« schloß sie mit hochroten Wangen, »wenn was aus mir wird! Wie wird das unsere Verhältnisse aufbessern und uns den Verwandten gegenüber eine andere Position geben! Ach, Richard, ich freue mich so!«
»Und du denkst, ich werde dich gehen lassen?« murrte er zwischen geschlossenen Lippen.
Sie sah ihn groß an. »Du wirst – du mußt – natürlich!«
»Niemals,« sagte er, »niemals. Das sind Verrücktheiten; du bist meine Frau und gehörst zu mir. Wenn der Lavallo noch einmal kommt, weise ich ihm die Tür. Ich werfe ihn hinaus«, setzte er heftig aufbrausend hinzu.
»Das wirst du nicht tun!« rief sie außer sich.
»Ich tue es!«
»O du!« Sie hob leidenschaftlich die Hände. »Willst du mich einsperren? Gib mir meine Kunst wieder, meinen Gesang, meine frohen Mädchenstunden! Meinen Bruder hast du mir genommen, mein – mein –« Sie brach schluchzend ab.
»Sprich es aus«, sagte er leiser und faßte ihre Handgelenke. »Was hab' ich dir genommen? Deinen Bruder und dein –« er drückte fester – »sag's!«
»O nichts, nichts!« Sich besinnend sah sie in sein Gesicht; es blickte sie an mit einem Ausdruck unbestimmter, zerfahrener Qual.
Er ließ ihre Handgelenke los und wandte sich ab. »Du willst es mir nicht sagen, aber ich weiß es – ich habe dein Glück genommen!« Mit schleppendem Schritt ging er zur Stubentür; er sah aus wie ein alter Mann, so unsicher die Beine, so haltlos der Rücken.
»Richard, Richard!« Sie stürzte hinter ihm drein mit jammervollem Weinen, sie hielt seinen Rock fest. »Richard, sei mir nicht böse, ich – ich –« Sie hielt jäh inne, und dann stieß sie es doch hervor in überquellender Pein: »Ich bin unglücklich!«
Das Wort war entflohen; eine bange schreckliche Pause entstand.
»Nein, nein!« schrie sie, als er stumm mit bleichen, zuckenden Lippen auf sie blickte. »Es ist nicht wahr – nicht wahr – ich liebe dich – ich liebe dich!« Sie verbarg ihr Gesicht an seiner Brust.
So standen sie, nahe beieinander, und doch eins, ohne das andere zu umfassen. Es streckte sich etwas zwischen sie und rückte Brust von Brust; es reckte sich etwas über sie und beschattete ihre Gesichter, daß sie einander nicht mehr deutlich sahen. Es war so klein gewesen, und schon wurde es größer und dehnte seine schwarzen Fittiche. Sie konnten es doch nicht greifen. Sie standen nur und schauderten.
»Nun, Kinder, so stumm?« fragte Frau Langens Stimme von der Tür her. Sie war eingetreten, die beiden hatten es gar nicht bemerkt.
»Mutter!« Mit einem Ruf der Erlösung eilte Lena auf sie zu.
»Was ist denn? Was ist denn?« Frau Langen sah sich unruhig um; dieses tränenfeuchte Blicken der Tochter, das Vibrieren ihrer eiskalten Hand sagten genug; sie war sofort mit unglücklich.
»Ach, ach,« jammerte sie, »was ist denn geschehen? So sagt mir's doch!«
Das fehlte auch noch! Bredenhofer biß sich den Schnurrbart und fuhr sich nervös durch's Haar. »Nichts ist passiert. Ich bitte dich, liebe Mama, Lena hat verrückte Ideen, die ich nicht gutheiße.«
Lena zuckte zusammen, aber sie sprach nicht; sie ließ ihrem Mann das Wort. Während er erzählte, schmiegte sie sich fester an die Mutter und umklammerte deren Hand wie Beistand heischend.
Frau Langen hörte mit offenem Munde zu; das zarte mädchenhafte Rot auf ihren Wangen kam und ging. Als Bredenhofer schloß: »Es ist lächerlich, so wie ich mein Bild verkaufe, sind wir aus jeder Bedrängnis. Und es wird in den nächsten Tagen der Fall sein, eben sprach ich noch gute Bekannte –«, nickte sie dem Schwiegersohn befriedigt zu.
»Es ist ganz in der Ordnung, daß du es nicht zugibst«, sagte sie. »Meine Tochter ins wildfremde Rußland – oh!« Sie hob abwehrend die Hände und dann sich zu Lena wendend: »Was würde Fritz sagen, ich bitte dich! Du solltest deinem Mann dankbar sein, daß er dir diese dumme Geschichte verweigert; er tut's doch nur aus Liebe!«
Mit einer trotzigen Gebärde warf Lena den Kopf herum, sie wollte erwidern – da – die Klingel gellte, schon streckte Grete den Kopf in die Stube: »Besuch – die Frau Doktor!«
»Um Gottes willen, die Allenstein!« Frau Langen sah umher wie eine Maus, die den Ausgang aus der Falle sucht. »Kommt die auch gerade – Lena, trockne dir die Augen – schnell – man sieht's, daß du geweint hast!«
Mit ungeheuchelter Freude ging Richard der Schwester entgegen, sie war wochenlang nicht dagewesen, er begrüßte sie mit einem Kuß.
Auch Lena gab sich Mühe, freundlich zu erscheinen, aber ihr Lächeln war verzerrt. Frau Langen sah besorgt die Tochter an, sie saß wie auf Kohlen.
Frau Allenstein hatte scharfe Augen und eine nervöse Feinfühligkeit für zugespitzte Situationen. »Bist du nicht wohl, liebe Lena?« fragte sie. Und als diese mühsam hervorwürgte: »O doch«, wandte sie sich zum Bruder. »Richard, ich finde, deine Frau sieht sehr angegriffen aus!« Sie ließ einen frauenhaften Kennerblick über Lenas Gesicht streifen. »Sie hat Schatten unter den Augen und bleiche Lippen; du solltest einmal Karl konsultieren. Sie muß viel Milch trinken, vielleicht auch Malzpräparate nehmen!« Dann klopfte sie Lenas Hand: »Ja, ja, das macht sich schon alles – nur Mut!«
»Ich weiß nicht, was du willst.« Lenas Gesicht wurde von einem dunklen Purpur überzogen. »Ich bin ganz gesund. Was mir fehlt, gibt mir doch keiner«, setzte sie halblaut, wie unwillkürlich, hinzu.
»Du bist auf falscher Fährte, liebe Susi«, sagte Bredenhofer. Er achtete nicht auf das mahnende Zupfen der Schwiegermutter, es war ihm eine Wohltat, sich Luft zu machen. Der Aerger Lenas wegen übermannte ihn. »Meine Frau ist nicht krank, sie ist unvernünftig. Jetzt, wo sich uns durch mein Bild die schönste Zukunftsaussicht eröffnet, bekommt sie, aufgestachelt durch die Einblasungen eines ganz nichtigen Patrons, die Idee, als Sängerin öffentlich zu glänzen. Ich hätte dies nie zugegeben; für mich, für mein Haus mag sie ihre Kunst ausüben, aber weiter – o nein!« Er schüttelte fortgesetzt den Kopf.
»Und – und –« Lenas Lippen zitterten, sie konnten kaum die Worte formen – »und – und – wer hat immer von meinem Stern gesprochen, an den zu glauben mir vorgeredet? Du! Und jetzt auf einmal nicht mehr! Warum nicht? Weil sie alle gegen mich sind, dich hetzen. Du liebst mich nicht mehr.« Sie brach in fassungsloses Schluchzen aus.
Frau Allenstein suchte den Blick des Bruders, als wollte sie sagen: Siehst du, hab' ich dich nicht gewarnt? Dann legte sie in einer Mitleidsaufwallung den Arm um die Schulter der Schwägerin: »Weine dich nur aus! Ihr werdet euch schon wieder vertragen, ich werde Richard gut zureden.«
Das war Frau Langen außer'm Spaß; sie war gewiß eine schüchterne Natur, aber, Gott sei Dank, ihre Tochter hatte noch keinen fremden Schutz nötig! Da war sie auch noch da. Entschlossen erhob sie sich und zog Lena mit sich. »Lassen Sie meine Tochter nur, Frau Doktor, lassen Sie nur! Ich verstehe Lena am besten. Wenn sie weint, wird sie wohl ihre Gründe haben. Komm, mein Kind!«
Frau Allenstein stieß ein kurzes verlegenes Lachen aus. »Bitte, o bitte, gnädige Frau!«
»Aber Mama – aber Susanne?!!« Bredenhofer sah hilflos von einer der Frauen zur anderen.
»Armer Bruder«, sagte Susanne und streichelte ihm die Haare.
»Armes Kind«, sagte Frau Langen und führte die Weinende zum Nebenzimmer.
Bredenhofer rührte sich nicht, er hatte kein Wort der Beruhigung für seine Frau. »Ein Unsinn – unerträglich,« brummte er, »mein Bild macht alles glatt!«
Auf der Schwelle strauchelte Lena; sie hob plötzlich das Gesicht aus dem Taschentuch, das ihr die Mutter vorgehalten, und drehte sich nach der Schwägerin um. »Du – du,« sagte sie drohend – »ihr alle – ihr alle!« Finster glitten ihre Blicke von Susanne zu Richard. »Hör' auf die,« rief sie sinnlos heftig mit einem gellenden, zerbrochenen Klang in der Stimme, »die mordet unser Glück! Ihr seid alle schuld!« Sie stieß die Mutter zurück, ging allein ins Nebenzimmer und verschloß die Tür hinter sich.
Frau Langen starrte mit einer verdutzten, gekränkten Miene die geschlossene Tür an; dann wurde sie blutrot im Gesicht. Unsicher, scheu sah sie nach dem Sofa. »Ich will auch gehen, empfehle mich«, sagte sie gedrückt.
Der Schwiegersohn hielt sie nicht zurück; gleich darauf hörte man die Korridortür zuklappen. Die Geschwister waren allein.
»Das ist ja nett! Haha!« Frau Allenstein sah sich verstört im Zimmer um, blickte den Bruder an.
»Es ist unerhört! Das hat man für seine Liebe – das ist der Lohn!« Sie schluchzte krampfhaft und fuhr sich nach dem Herzen. »Wie mein Herz klopft; es springt! Oh, oh!«
Dem Bruder wurde angst; er rückte ihr nahe. »Susi, liebe Susi, um Gottes willen, es tut mir schrecklich leid!«
Sie ließ, ganz schwach, den Kopf an seine Schulter sinken und schloß die Augen.
»Ich bitte dich, sage nichts zu Karl«, flüsterte er. »Lena meint es wirklich nicht so, du mußt sie entschuldigen – sie ist jetzt etwas erregt – und dann der Einfluß der Schwiegermama – verzeih' ihr, liebe Susi!« Er küßte die Schwester und streichelte ihr die kunstvoll toupierten Haare.
»O du armer Junge!« Susanne weinte jetzt wirkliche Tränen. »Hab' ich's nicht gesagt, nicht vorher gewußt
Sie fuhr nervös zusammen, es hatte geklopft. Da stand auch schon Grete in der Tür; sie wartete nie auf das »Herein«. Unter der gekräuselten Stirnmähne war sie dunkelrot. Das war ihr denn doch zu arg; sie hatte noch nie bei einer Herrschaft gedient, bei der der Schlächter um sein Geld mahnen kam.
Sie drehte das verfettete Metzgerbuch zwischen den Fingern und hielt es dann wie ein Menetekel in die Höhe.
»Der Schlächter,« sagte sie mit einem impertinenten Ausdruck, »er hat für drei Monate zu kriegen. Un denn wollte ich auch sagen, daß ich zu'n ersten ziehe, heute is der fufzehnte!«
»Sie werden doch nicht?« Bredenhofer war sehr erschrocken. Grete hatte immer ein ordentliches Essen auf den Tisch gebracht; große Braten, wie er sie liebte, schon zum Frühstück saftiges kaltes Fleisch, und zwar nie mehr als zweimal von demselben. »Sie werden doch nicht ziehen?« wiederholte er noch einmal. »Es hat Ihnen doch kein Mensch was in den Weg gelegt!«
»Ne – aber –« Grete fühlte, daß ihre Aktien stiegen; sie setzte eine sehr dreiste Miene auf.
Frau Allenstein hatte nach dem verfetteten Buch gegriffen, mit spitzen Fingern durchblätterte sie's. »Was – was? Die Woche für zwanzig Mark Fleisch? Macht den Monat achtzig Mark! Hier sind Summa Summarum ungefähr dreihundertzwanzig Mark notiert. Das ist unerhört viel für den kleinen Haushalt!« Sie sah das Mädchen scharf an.
»Nanu, denken Sie vielleicht, Madame, ich hab't jestohlen?« Grete war im höchsten Grad empört. »Da können Sie bei meine andre Herrschaften fragen, nie is was passiert, allens habe ich unterjehabt. Aber freilich, so lange hat der Schlächter auch nie zu warten jebraucht!« Sie verzog höhnisch das Gesicht. »Was soll ich dem Mann nu sagen, Herr Bredenhofer?«
»Ich bringe das Geld gleich selbst heraus. Gehen Sie nur!« Bredenhofer war sehr erregt; die Hand, die der Schwester das Buch abnahm, zitterte. Er ging an den Schreibtisch und suchte die Wirtschaftskasse seiner Frau; mit einer kläglichen Gebärde schüttelte er das magere Portemonnaie aus, nur ein paar Mark in kleiner Münze kollerten heraus. »Es ist schrecklich; wo Lena nur all das Geld läßt?« Er drehte die eigenen Taschen um und um. »Wie fatal, ich bringe im ganzen nicht mehr als fünfzig Mark zusammen – der Mann muß noch warten. Ich begreife nicht, wie man so viel veressen kann! Unangenehm, sehr unangenehm!« Unausgesetzt die Farbe wechselnd ging er zur Tür.
»Richard,« rief Susanne leise, »Richard, warte mal! Du mußt den Schlächter bezahlen, sofort«, sagte sie entschlossen. »Schon des Mädchens wegen; die Person ist unverschämt. Hier –« sie zog ihr angeschwollenes Portemonnaie aus der Tasche und öffnete es – »ich wollte bei Gerson bezahlen; aber nun lasse ich's noch. Hier hast du dreihundert Mark; werde den Mann los!«
»Susanne!« Weiter sagte Bredenhofer nichts, aber man merkte es ihm an, ihm fiel eine Last vom Herzen. Er eilte hinaus und kam nach ein paar Augenblicken pfeifend wieder herein. Sein Gesicht war aufgeklärt, keine Sorgenfalte mehr auf der Stirn.
»O du Gute!« Er setzte sich dicht neben die Schwester und lächelte sie an. »Wie nett von dir; du bist doch die Beste! In ein paar Tagen zahl' ich dir's zurück; du mußt wissen, mein Bild wird sich brillant verkaufen. Freilich –« er rieb sich die Stirn – »am ersten Oktober geht ein tüchtiger Batzen für die Miete drauf – aber, bah! Nur keine Angst! Das Bild erzielt einen famosen Preis, ich bin sicher. Ein Glück, daß wir das in Aussicht haben, ich wüßte sonst wahrhaftig nicht – weißt du, Susi, ich habe nie geglaubt, daß man so viel zum Leben braucht. Ich würde als Junggeselle etwas mehr gespart haben, wenn ich an eine baldige Heirat gedacht hätte.«
»Sie war deine größte Torheit.«
»Oh, das mußt du nicht sagen! Nein, nein! Lena ist so lieb und gut, sie kann so reizend sein –! Sie ist hübsch, klug, anmutig und – und –« Er schwieg; weiter wußte er nichts zu sagen.
»Und macht dich nicht glücklich. Sie ist unpraktisch, kindisch, eigensinnig. Sie macht dir Szenen, sie quält dich. Was hast du für eine Häuslichkeit! Aber von nun an werde ich mich kümmern – ich! Ich fühle die moralische Verpflichtung. Darf so etwas mit dem Schlächter vorkommen? Als Künstler kannst du dich um dergleichen nicht kümmern, aber sie, sie! Ich sage es noch einmal, ich sage es im ahnungsbangen Gefühl meiner großen Liebe zu dir: Diese Heirat ist dein Unglück!«
Bredenhofer widersprach nicht mehr.