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Viertes Kapitel.

Einer milden, nebligen Nacht folgte ein teils klarer, teils trüber Tag, stürmte es doch zuweilen so heftig, daß ganze Wolkenzüge am Himmel hin und her getrieben wurden. Mit dem Morgengrauen sollte ausgebrochen werden, so lautete der Befehl Mackos. Da plötzlich erklärte der Pechsieder, der die Führung bis zu den Hütten übernommen hatte, Pferde könnten zwar überall durchkommen, die Wagen jedoch müßten an manchen Stellen auseinandergenommen und deren einzelne Stücke von den Leuten mitsamt dem Gepäcke, mit den Gewandungen und mit den Speisevorräten getragen werden. Daß dadurch aber nicht nur eine große Verzögerung entstehen würde, sondern daß hierfür auch eine gewaltige Kraftanstrengung erforderlich wäre, unterlag keinem Zweifel. Allein die abgehärteten, an Mühseligkeiten gewöhnten Männer erklärten, sich willig der schwersten Arbeit unterziehen zu wollen, nur um aus der verrufenen Schenke fortzukommen. In froher Laune ward schließlich der Weg angetreten. Selbst der furchtsame Wit, kühn gemacht durch die Worte und die Anwesenheit des Pechsieders, zeigte keine Angst.

Gleich hinter der Schenke gelangten sie in einen Hochwald, den sie mittelst geschicktem Lenken der Pferde durchzogen, ohne die Wagen auseinanderzunehmen. Zuweilen legte sich der Wind vollständig, zuweilen brach er mit solch unerhörter Gewalt los, peitschte er wie mit Riesenflügeln die Fichtenstämme, daß sich deren Aeste bogen, daß sie krachten, sich gleich Windmühlen hin und her drehten und schließlich brachen. Der Wald seufzte und stöhnte unter diesem wilden Gebrause, und selbst in den Ruhepausen grollte und klagte er, wie aus Schmerz über jene Ausbrüche, über jene Allgewalt. Dann und wann verhüllten schwere Wolken das Tageslicht vollständig, dann und wann fiel ein dichter Regenschauer, mit Schneeflocken vermischt, herab, und es ward so dunkel, als ob es schon Abend sei. War dies aber der Fall, so verlor Wit stets aufs neue den Mut und schrie: »Der Böse ist ergrimmt und wird uns Schlimmes zufügen,« doch niemand achtete dieser Worte. Sogar die ängstliche Anielka nahm sich den Ausruf nicht zu Herzen, war ihr doch Hlawa so nahe, daß sie mit ihrem Steigbügel den seinen berühren konnte, und sah er doch so kühn und verwegen in die Welt, als ob er am liebsten den Teufel selbst zum Kampfe gefordert hätte.

Aus dem Hochwalde kamen sie nach geraumer Zeit in ein mit Gesträuchen bewachsenes Dickicht, in dem das Fahren eine Unmöglichkeit wurde. Die Wagen mußten nun auseinandergenommen werden. Dies geschah indessen ebenso rasch wie geschickt. Die kraftvollen Mannen luden sich hierauf Räder, Deichseln und die andern Teile der Wagen, sowie das Gepäck auf die Schultern und trugen alles auf dem entsetzlich schlechten Wege mehrere hundert Schritte weit. Trotz der größten Anstrengung erreichten sie denn erst spät am Abend die Hütten, wo sie von den Pechsiedern gastlich empfangen wurden. Von ihnen erhielten sie auch die Versicherung, daß sie durch das Höllenthal oder vielmehr, wenn sie sich längs desselben hielten, in die Stadt kommen konnten. Diese Leute, welche beständig in einer Einöde lebten, bekamen zwar nur selten Brot und Mehl zu sehen, Hunger mußten sie indessen niemals leiden, hatten sie doch stets nicht nur Ueberfluß an geräuchertem Fleisch, sondern vornehmlich an geräucherten Pisgurren, Fische, von denen die Wassertümpel wimmelten. Reichlich boten sie ihre Vorräte dar, streckten aber dann immer wieder, um Fladen bittend, die Hände aus. Männer, Weiber und Kinder, alle waren sie geschwärzt von dem Pechrauche. Einer der Männer, ein fast hundertjähriger Greis, erinnerte sich noch der im Jahre 1331 in Leczyca verübten Metzeleien, sowie der völligen Zerstörung dieser Stadt durch die Kreuzritter. Obgleich nun Macko, Hlawa und die beiden Mägdlein fast alles schon von dem Prior in Sieradz gehört hatten, lauschten sie doch voll Spannung den Worten des alten Mannes, in dem, während er am Feuer saß und die Kohlen schürte, die entsetzlichen Erinnerungen aus seiner Jugendzeit wieder aufzuleben schienen. Ja, ähnlich wie in Sieradz waren auch in Leczyca weder Kirchen noch Priester verschont worden, umfloß das Blut der Greise, der Frauen und Kinder stromweise die Füße der Sieger. Ach, diese Kreuzritter! Immer und immer wieder diese Kreuzritter! Mackos und Jagienkas Gedanken weilten unaufhörlich bei Zbyszko, der ja während seines Aufenthaltes bei diesen feindlich gesinnten Deutschen ebenso gefährdet war, wie wenn er in den Rachen eines Wolfes geraten wäre. Auch der Tochter der Sieciechowa wurde es bange ums Herz, lag doch die Möglichkeit vor, unter diese entsetzlichen Ordensritter zu geraten, wenn man die Spuren des Abtes weiter verfolgte.

Der Alte aber begann schließlich von jener Schlacht bei Plowce zu erzählen, durch welche den Einfällen der Kreuzritter ein Ende gemacht worden war. Er selbst hatte, den eisernen Dreschflegel in der Hand, als Knecht unter dem von einer Bauerngemeinde errichteten Fußvolke mitgekämpft. Dies war die Schlacht, in der fast das ganze Geschlecht Mackos den Tod gefunden hatte, deshalb waren diesem auch fast alle Einzelheiten genau bekannt. Nichtsdestoweniger schien es, als ob er etwas ganz Neues erführe, als er der Erzählung des Alten lauschte, der nun von der furchtbaren Niederlage der Deutschen berichtete. Gleichwie der Wirbelsturm in den Saaten wütet, hatten die Schwerter der polnischen Ritter unter den Deutschen gewütet, so unaufhaltsam waren diese von der gewaltigen Faust des Königs Lokietek darnieder geschmettert worden.

»Ja, ja, gar gut erinnere ich mich noch an alles,« erklärte der Greis. »Ich weiß es noch sehr gut, wie sie in das Land einfielen, wie sie Burgen und Schlösser niedergebrannt haben, wie sie die Kinder in der Wiege dahinschlachteten. Doch, traun, der Tag der Vergeltung blieb nicht aus. Hei, das ist eine Schlacht gewesen! Wenn ich jetzt die Augen schließe, sehe ich noch den Kampfplatz deutlich vor mir.«

Und der Alte schloß die Augen und versank, mechanisch die Kohlen in der Asche aufschürend, in sinnendes Schweigen. Aber Jagienka, die voll Spannung der weiteren Erzählung entgegensah, fragte schließlich: »Wie ist es denn auf dem Kampfplatze gewesen?«

»Wie's auf dem Kampfplatze gewesen ist?« wiederholte der Greis. »Ich erinnere mich an alles noch so gut, als ob ich es heute vor mir sähe. Der größte Teil des Gefildes war mit Gestrüppe bedeckt, rechts aber befanden sich Sümpfe und schmale Streifen von Stoppelfeldern. Nach der Schlacht jedoch war nichts mehr von dem Gestrüppe, nichts mehr von den Sümpfen und nichts mehr von den Stoppelfeldern zu erblicken. Nur Eisen und Eisen lag umher: Schwerter, Streitäxte, Speere und prächtige Rüstungen, eines auf dem andern, gerade als ob jemand die ganze geheiligte Erde damit bedeckt hätte! ... Niemals zuvor sah ich so viele erschlagene Geschlechter auf einem Haufen zusammenliegen, niemals zuvor sah ich so viel Menschenblut fließen.«

Auch Macko schwoll das Herz vor Stolz bei dieser Erinnerung, und er rief: »Das ist die reine Wahrheit. Unser Herr Jesus ist barmherzig. Ueber das ganze Königreich sind sie seiner Zeit hereingebrochen wie das Feuer oder wie die Pestilenz. Nicht nur Sieradz und Leczyca haben sie zerstört, sondern noch viele andere Plätze. Und was war die Folge hiervon? Hei, unser Volk hat ein unverwüstliches Leben in sich, seine Kraft kann nicht gebrochen werden! So einer dieser Hundsbrüder, dieser Kreuzritter, einen der unsrigen auch an der Kehle packt, zu erwürgen vermag er ihn nicht, denn die Zähne werden ihm eingeschlagen ... Schaut doch umher! König Kasimir hat Sieradz sowohl wie Leczyca weit prächtiger aufgebaut, als dies zuvor der Fall gewesen ist, und wie von Alters her werden dort Versammlungen abgehalten, während die bei Plowce erschlagenen Kreuzritter in der Erde verfaulen. Gott gebe einem jeden von ihnen ein solches Ende!«

Beifällig nickte der Greis bei diesen Worten mit dem Kopfe, schließlich hub er also an: »Das ist wohl kaum der Fall, das ist wohl kaum der Fall. Nach der Schlacht befahl zwar der König dem Fußvolk, Gruben zu graben, und die Leute aus der Umgegend halfen dabei, daß die Schaufeln nur so knirschten. Dann legten wir die Deutschen in die Gruben, die wir der Ordnung gemäß gut zuwarfen, damit sich keine Seuchen entwickeln konnten, allein in den Gräben sind jene nicht geblieben.«

»Wie, dort sind sie nicht geblieben? Was ist denn mit ihnen geschehen?«

»Mit eigenen Augen habe ich es nicht gesehen, ich erzähle Euch daher nur das, was ich von andern hörte. Nach der Schlacht erhob sich ein entsetzlicher Sturm, der zwölf Wochen hindurch, jedoch nur des Nachts, heulte und tobte. Bei Tag herrschte eitel Sonnenschein, bei Nacht aber raste der Wind so gewaltig, daß er geradezu die Haare den Menschen vom Kopfe riß. Nichts anderes wie Teufel sind es gewesen! Brüllend und mit der Heugabel bewaffnet sausten ganze Scharen, gleich einem Sturmwinde dahin, und befand sich einer der Teufel über den Gruben, so stieß er mit der Heugabel in die Erde, zog einen Kreuzritter hervor und nahm ihn mit sich in die Hölle. Wohl hörten dann die Leute in Plawce ein Geheul wie von einem Rudel Hunde, sie vermochten jedoch nicht zu unterscheiden, ob die Deutschen aus Angst und Schrecken derart heulten, oder die Teufel aus Lust und Freude. Dies dauerte so lange, bis ein Priester die Gruben weihte, und bis zu Neujahr die Erde so fest gefroren war, daß sie mit keiner Heugabel durchstochen werden konnte.«

Jetzt schwieg der Alte eine kurze Weile, fuhr aber dann also fort: »Gott lasse einem jeden der Kreuzritter das Ende zu teil werden, daß Ihr ihnen gewünscht habt, Herr Ritter, wenn gleich ich dies ja nicht mehr erleben werde. Solche Bürschlein aber wie diese zwei können noch Zeuge von gar manchem sein, niemals jedoch werden sie ähnliches erschauen, was ich erschaut habe.«

So sprechend blickte der Greis abwechselnd bald auf Jagienka, bald auf die Tochter der Sieciechowa, wobei sich immer größeres Staunen über deren Schönheit auf seinem Antlitz zeigte.

»Wie die Mohnblumen in einem Getreidefelde,« begann er dann plötzlich kopfschüttelnd wieder, »ähnliche Bürschlein habe ich noch niemals gesehen.«

Unter solchen Gesprächen verstrich ein Teil der Nacht, dann legten sich die müde Gewordenen zum Schlummer nieder. Auf Moos, so weich wie Flaum, fanden sie Rast, warme Felle dienten ihnen als Decken. Durch einen erfrischenden Schlaf gekräftigt und gestärkt, traten sie am nächsten Morgen, sobald es völlig tagte, aufs neue die Fahrt an. Der Weg, den sie längs des Teufelsthales einschlugen, war zwar nicht besonders gut, bot aber auch keine allzu großen Schwierigkeiten, und so erreichten sie noch vor Sonnenuntergang Leczyca. Die Stadt war nach ihrer Einäscherung teils aus roten Ziegelsteinen, teils sogar aus andern Steinen frisch aufgebaut worden. Von hohen Mauern umgeben, wies sie zahlreiche Warttürme und noch prächtigere Kirchen als Sieradz auf. Die Dominikaner wußten ausführlich über den Abt zu berichten. Ihrer Aussage nach befand er sich auf dem Wege der Besserung, so daß er sich der freudigen Hoffnung hingeben konnte, einer völligen Genesung entgegenzugehen. Die Weiterfahrt hatte er schon seit mehreren Tagen angetreten. Wenn es nun aber auch Macko nicht allzusehr darum zu thun war, den Abt unterwegs einzuholen, weil er bei sich schon beschlossen hatte, die beiden Mägdlein nach Plock zu bringen, wohin sie auch der Abt gebracht hätte, so lag ihm doch um Zbyszkos willen viel an einem raschen Vorwärtskommen. Sorge und Kummer erregte daher die Nachricht in ihm, daß seit der Abreise des Abtes Bäche und Ströme in unheilvoller Weise angeschwollen seien. An eine Fortsetzung der Fahrt konnte deshalb nicht mehr gedacht werden. Macko wurde indessen von den Dominikanern als ein Ritter, der nicht nur ein beträchtliches Gefolge hatte, sondern der auch, wie er selbst sagte, sich auf dem Wege zu dem Fürsten Ziemowit befand, gastfreundlich empfangen und beherbergt. Er erhielt sogar schließlich ein Täfelchen aus Olivenholz von ihnen, auf dem in lateinischer Sprache ein Gebet an den Engel Raphael, dem Schutzpatron aller Reisenden, geschrieben stand.

Der unfreiwillige Aufenthalt in Leczyca währte vierzehn Tage. Nur zu bald entdeckte einer der Knappen des Burgstarosten, daß die beiden schönen Bürschlein im Gefolge des alten Ritters verkleidete Mägdlein waren und entbrannte sofort in heißer Liebe zu Jagienka. Kaum hatte indessen Hlawa dies in Erfahrung gebracht und sich darüber vergewissert, so beschloß er, den Knappen auf festgetretener Erde zum Zweikampfe zu fordern, und stand erst von diesem Vorhaben ab, als ihn Macko darauf aufmerksam machte, daß sie ja am nächsten Morgen die Weiterfahrt antreten wollten.

Als sie sich unterwegs nach Plock befanden, waren die Straßen durch den Wind schon trockener geworden, denn wenn auch noch häufig Regenschauer fielen, waren sie doch, wie gewöhnlich zur Frühjahrszeit, selten von langer Dauer. Der Frühling hatte schließlich seine Einkehr gehalten und gar warmes Wetter gebracht. Helle Wasserstreifen glitzerten auf den Furchen der Felder, aus dem Ackerlande führte der Windhauch den Geruch von feuchter Erde mit sich. Aus den Morästen sprießten Butterblumen hervor, in dem Walde keimten die Sumpfveilchen, und das fröhliche Gezwitscher der Grasmücken tönte durch das Geäst. Auch die Herzen der Dahinziehenden schwollen in frischer Lust und Hoffnungsfreude, kamen sie doch so rasch vorwärts, daß sie schon nach sechzehn Tagen vor den Thoren von Plock standen.

Da sie jedoch zur Nachtzeit anlangten, waren die Thore bereits geschlossen, und so mußten sie außerhalb der Mauern bei einem Weber Rast machen. Erst zu sehr vorgerückter Stunde legten sich die beiden Mägdlein zur Ruhe, fielen aber dann auch, aufs höchste ermüdet von den Mühseligkeiten und den Beschwerden der langen Reise, in einen felsenfesten Schlaf. Macko, dem die größten Strapatzen nichts anhaben konnten, ließ Jagienka und Anielka ruhig weiter schlafen, er selbst aber wartete nur das Oeffnen der Thore ab und begab sich dann sofort allein in die Stadt, wo er die Kathedrale und den Wohnsitz des Bischofes leicht fand. Die erste Kunde, die ihm hier wurde, lautete dahin, der Abt habe schon vor sieben Tagen das Zeitliche gesegnet. Ja, schon vor einer Woche war der Abt gestorben, der herrschenden Sitte gemäß mußten aber Messen über dem Sarge gelesen und sechs Tage lang Leichenfeierlichkeiten abgehalten werden. Macko traf also gerade an dem Tage in Plock ein, an dem das Begräbnis, die Gedächtnisfeier und das letzte Leichenmahl zum ehrenden Angedenken an den Dahingeschiedenen stattfinden sollten.

Tief bekümmert über das Gehörte, empfand Macko nicht einmal Lust dazu, sich die Stadt anzuschauen, die er übrigens auch schon berührt hatte, als er sich früher einmal mit einem Schreiben der Fürstin Alexandra zu dem Großmeister begeben wollte. So rasch wie möglich kehrte er in das außerhalb der Mauern gelegene Haus des Webers zurück. Unterwegs sagte er zu sich selbst: »Ja, ja, nun ist er tot! Möge ihm die ewige Ruhe zu teil werden! Gegen den Tod giebt es kein Mittel in der Welt! Was kann ich aber nun mit den beiden Mägdlein beginnen?«

Sinnend schritt er dahin. »Ist es ratsamer, sie unter der Obhut der Fürstin Alexandra oder der Fürstin Anna Danuta zurückzulassen, oder sie mit nach Spychow zu nehmen,« so fragte er sich. Mehr als einmal schon war ihm auf dieser Fahrt der Gedanke gekommen, Danusia lebe vielleicht nicht mehr, es könne daher nur wünschenswert sein, wenn Jagienka in der Nähe von Zbyszko weile. Daß der junge Ritter die von ihm heiß Geliebte lange betrauern und beweinen werde, darüber konnte kein Zweifel herrschen, allein ebensowenig unterlag es einem Zweifel, daß die Nähe einer Maid wie Jagienka großen Einfluß ausüben müsse. Lebhaft erinnerte sich Macko daran, wie Zbyszko, dessen Herz ihn ja fort aus den Wäldern Masoviens zog, von einem Zittern ergriffen worden war, als sich Jagienka in seiner Nähe befunden hatte. In Erwägung dieser Gründe hätte er sich selbst jetzt, nach dem Tode des Abtes, nur ungern dazu entschlossen, die Tochter Zychs in Plock zurückzulassen. Allein es handelte sich auch um die Hinterlassenschaft des Abtes, und Macko verachtete ja irdische Güter durchaus nicht. Der Abt war zwar in Unfrieden von ihnen gegangen, er hatte zwar erklärt, er werde ihnen auch nicht das Geringste hinterlassen, konnte er aber nicht möglicherweise vor seinem Tode Reue empfunden haben? Daß er Jagienka etwas verschrieben hatte, das war zudem gewiß, sonst hätte es der Abt sicherlich vermieden, dies in Zgorzelic immer und immer wieder zu beteuern. Erbte aber Jagienka, dann kam auch Zbyszko durch sie nicht zu kurz. Mit einem Male verspürte der alte Kämpe Lust, in Plock zu bleiben, um sich über das Wie und Was zu vergewissern, um selbst nach dem Rechten zu sehen. Nur zu bald verwarf er aber wieder diesen Gedanken. »Wie, um irdischer Güter willen sollte ich hier bleiben?« so fragte er sich, »während mein Bruderssohn in einem Kerker der Kreuzritter schmachtet und mir, auf Rettung hoffend, flehend die Hände entgegenstreckt?« Hier gab es thatsächlich nur einen Ausweg. Macko mußte Jagienka unter dem Schutze der Fürstin und des Bischofes zurücklassen und von diesen die Zusicherung erlangen, daß sie jeder Benachteiligung der Maid entgegentreten würden, falls der Abt ihr etwas verschrieben haben sollte. Doch nach kurzem Ueberlegen verwarf der alte Kämpe auch diese Idee wieder. »Das Mägdlein besitzt an und für sich schon eine große Habe,« dachte er, »vermachte ihr aber nun auch der Abt einen Teil seines Besitztumes, dann wird, so wahr Gott im Himmel ist, irgend ein Masur sie zu gewinnen suchen. Und allzulange wird sie nicht mehr widerstehen, denn selbst der gottselige Zych behauptete, daß es ihr längst schon unter den Füßen brenne.« Dieser Gedanke versetzte den Sinnenden in großen Schrecken. Wie, wenn nun Zbyszko sowohl auf Danusia wie auf Jagienka verzichten müßte! Um nichts auf der Welt durfte dies geschehen!

»Welche nun auch Gott ihm beschieden haben mag, die soll er nehmen,« sagte sich Macko, »eine von ihnen aber muß es sein.«

Er beschloß nun, vor allem Zbyszko zu retten und Jagienka, wenn eine Trennung nötig werden würde, in Spychow oder bei der Fürstin Danuta, nicht aber in Plock zurückzulassen, wo ein gar prächtiger Hofhält geführt ward, und wo demzufolge viele schöne Ritter weilten.

Erfüllt von all diesen Gedanken, kehrte er raschen Schrittes in die Behausung des Webers zurück, um Jagienka von dem Tode des Abtes zu benachrichtigen, wobei er sich indessen fest vornahm, sehr behutsam zu Werke zu gehen. Denn wie leicht konnte das Mägdlein über eine unerwartete Kunde allzusehr erschrecken und dadurch in ihrer Gesundheit geschädigt werden. An Ort und Stelle angelangt, fand er die beiden Jungfräulein schon angekleidet, ja, prächtig herausgeputzt und so fröhlich zwitschernd wie zwei Waldvögelein. So ließ er sich auf eine Bank nieder, gebot dem Gesellen des Webers, ihm einen Krug mit warmem Bier zu bringen, und noch düsterer als zuvor dareinschauend, begann er, zu Jagienka gewendet, also zu fragen: »Hörst Du, wie in der Stadt die Glocken geläutet werden? Weshalb glaubst Du wohl, daß dies geschieht? Sonntag ist heute nicht, und die Frühmesse hast Du verschlafen. Möchtest Du nicht den Abt sehen?«

»Gewiß, gar gern möchte ich ihn sehen!« antwortete die Gefragte.

»Traun, Deine Augen werden ihn ebenso sicher erschauen, wie den König Cwiek König Cwiek, eine sagenhafte Gestalt, die keines Menschen Auge je erblickt hat.

»So ist er denn weiter in die Ferne gezogen?«

»Du hast es erraten. Er ist in die Ferne gezogen. Doch hörst Du nicht das Geläute der Glocken?«

»Ist er tot?« rief Jagienka.

»Wir wollen für seine ewige Ruhe beten.«

Gemeinsam mit der Tochter der Sieciechowa knieten beide nieder und sprachen das Gebet für die ewige Ruhe des Abtes. Ihre Stimmen aber vereinigten sich mit dem Geläute der Glocken. Heiße Thränen rannen über das Antlitz Jagienkas, war sie doch von ganzem Herzen dem Abte zugethan, der, trotz seines jähzornigen Wesens, niemals einem Menschen ein Leid zugefügt, der stets mit vollen Händen Almosen ausgestreut, und der sie selbst, als sein Patenkind, wie die eigene Tochter geliebt hatte. Auch Macko, von dem Gedanken tief bewegt, daß ja der Abt sein und Zbyszkos Blutsverwandter war, brach in Thränen aus, faßte sich aber rasch wieder und begab sich mit dem Böhmen und den zwei Mägdlein zu der Beisetzung in die Kirche.

Bei dem Begräbnis ward eine große Pracht entwickelt. Bischof Jakob aus Kurdwanow schritt selbst an der Spitze des Leichenzuges, alle Priester, alle Mönche beteiligten sich daran, in allen Klöstern von Plock erklangen die Glocken. Gar viele Reden wurden gehalten, da man sich aber dabei der lateinischen Sprache bediente, konnte sie außer der Geistlichkeit kein Mensch verstehen. Den Schluß der Feierlichkeiten bildete eine von dem Bischof veranstaltete Gasterei, zu der sich geistliche und weltliche Teilnehmer von der Kirche aus begaben.

Auch Macko befand sich mit den beiden Bürschlein unter den letzteren, wozu er, als ein Blutsverwandter des Verstorbenen und als ein dem Bischof wohlbekannter Ritter ein gutes Recht hatte. Der Bischof empfing ihn infolgedessen mit zuvorkommender Auszeichnung und bemerkte sofort nach der Begrüßung: »Euch und Euerem Geschlechte sind etliche Waldungen verschrieben, alles andere aber, was nicht den Klöstern und der Abtei zufällt, geht auf das Patenkind des Abtes über, auf eine gewisse Jagienka aus Zgorzelic.«

Macko, der sich kaum etwas erwartet hatte, zeigte sich höchst glücklich über die ihm und Zbyszko zugefallenen Wälder. Seltsamerweise schien es aber der Bischof gar nicht zu bemerken, daß einer der jungen Bursche, die mit dem alten Kämpen gekommen waren, bei Erwähnung des Namens von Jagienka aus Zgorzelic die feuchten, gleich einer Flockenblume blauen Augen emporrichtete und sagte: »Gott lohne es ihm, doch ich wollte, er wäre noch am Leben.«

Unverweilt wandte sich daraufhin Macko zu dem Bürschlein und raunte ihm zu: »Schweige still, Du ladest Dir ja Schimpf und Schande auf, wenn ...«

Da mit einem Male brach er ab. Auf seinem Antlitz malte sich tiefes Staunen, in seinen Blicken spiegelte sich die Wut eines wilden Tieres. Dort an der Thüre, durch welche in diesem Augenblicke die Fürstin Alexandra eintrat, stand, sich nach höfischer Sitte verneigend, Kuno von Lichtenstein, jener selbe Ritter, durch den Zbyszko in Krakau nahezu den Tod erlitten hätte.

Jagienka hatte noch nie zuvor Macko in einem solchen Zustande gesehen. Mit seinem verzerrten Gesichte, mit den unter dem Schnurrbart fest zusammengepreßten Zähnen glich er einem wütenden Hunde, als er, den Rittergürtel fester anziehend, auf den verhaßten Kreuzritter zuschritt.

Doch auf halbem Wege blieb er plötzlich stehen, indem er sich mit seiner breiten Hand über das Haar strich. Noch zur rechten Zeit fiel ihm ein, daß sich Lichtenstein wohl als Gast, oder, was noch wahrscheinlicher war, als Gesandter an dem Hofe von Plock aufhalte und daß er sich des gleichen Verbrechens wie Zbyszko auf der Straße von Tyniec schuldig mache, wenn er jetzt, ohne vorhergegangene Herausforderung, auf Lichtenstein losstürme.

Da er überdies mehr Erfahrung und Bedachtsamkeit als Zbyszko besaß, bezwang er sich auch leichter. Während er daher rasch seinen Rittergürtel wieder etwas lockerte, bemühte er sich, freundlicher darein zu schauen, und als die Fürstin, nachdem sie Lichtenstein begrüßt hatte, sich in ein Gespräch mit dem Bischof Jakob aus Kurdwanow einließ, näherte er sich ihr raschen Schrittes. Sich tief vor ihr verneigend, rief er ihr seinen Namen ins Gedächtnis zurück und erklärte, er fühle sich ihr stets zu Dank verpflichtet, habe sie ihm doch seiner Zeit mit einem Schreiben die größte Wohlthat erwiesen.

Wenn schon nun auch die Fürstin seiner gänzlich vergessen hatte, erinnerte sie sich doch sofort wieder des Schreibens und all dessen, was damit zusammenhing. Sie war zudem ganz genau über die Vorgänge unterrichtet, die sich in der Nähe des masovischen Hofes abgespielt hatten, sie wußte von dem Geschicke Jurands, von der Entführung Danusias, sie wußte von deren Vermählung mit Zbyszko und von dessen blutigem Siege über Rotgier. Selbstverständlich war ihr Interesse durch diese Nachrichten ebenso erregt worden, wie wenn sie einer Rittergeschichte oder einem jener Gesänge gelauscht hätte, welche bei den Deutschen die Minstrels und in Masovien die fahrenden Schüler vorzutragen pflegten. Freilich stand sie den Kreuzrittern nicht so feindlich gegenüber, wie dies bei Anna Danuta, dem Weibe des Fürsten Janusz der Fall war, eine Thatsache die um so begreiflicher erschien, als ihr die Kreuzritter, um sie für sich zu gewinnen, mit demutsvoller Zuvorkommenheit begegneten, ja, sie geradezu mit Gaben überschütteten. Trotzdem nahm sie aber jetzt nicht nur volle Partei für die Liebenden, sondern sie war auch bereit, ihnen ihre Hülfe angedeihen zu lassen. Wie froh war sie daher, in Macko einen Menschen gefunden zu haben, von dem sie eine genaue Schilderung der Begebenheiten erwarten durfte.

Und der alte Ritter, dem es ja hauptsächlich darum zu thun war, den Schutz und den Beistand der einflußreichen Fürstin zu gewinnen, und der sofort bemerkte, welche aufmerksame Zuhörerin er an ihr hatte, erzählte ihr natürlich bereitwillig von dem unglückseligen Lose Zbyszko und Danusias. Fast zu Thränen rührte er sie mit seinen Worten, die davon zeugten, wie ihm das traurige Geschick seines Bruderssohnes das Herz beschwerte.

»Etwas Rührenderes habe ich in meinem ganzen Leben nicht gehört,« erklärte schließlich die Fürstin, »und aufs höchste bedaure ich ihn allein schon deshalb, weil er das Glück nicht genießen konnte, das ihm der Besitz des Mägdleins gewährt hätte. Doch sprecht, seid ihr dessen gewiß, daß ihm dies Glück versagt geblieben ist?«

»Ei, beim allmächtigen Gott, ich wollte, es wäre ihm beschieden gewesen!« entgegnete Macko. »Doch die Trauung wurde ja tief in der Nacht vollzogen, während er durch schwere Krankheit an sein Lager gefesselt war, und schon mit Tagesanbruch ward ihm sein Weib entrissen.«

»Und haltet Ihr die Kreuzritter für die Schuldigen? Hier geht die Rede, Räuber hätten den Kreuzrittern ein anderes Mägdlein an Stelle Danusias ausgeliefert. Man hat mir auch von einem Briefe Jurands gesprochen –«

»Nicht das irdische, sondern das Gottesgericht hat hier entschieden. Als gar tapferer Ritter ist dieser Rotgier gepriesen worden, als ein Ritter, der bisher über die Beherztesten den Sieg davongetragen hat, und doch ist er durch die Hand eines unreifen Menschleins gefallen.«

»Ei, das ist mir ein schönes, unreifes Menschlein!« meinte die Fürstin lächelnd. »Wehe dem, der dessen Weg kreuzt! Schweres

.

Als Lichtenstein die beiden auffallend schönen, prächtig gekleideten Bürschlein erblickte, sagte er sich sofort, ein solches Gefolge könne nicht der erste beste haben.

Unrecht ist geschehen – wer wollte dies leugnen? Eure Klagen sind nur zu begründet! Doch von jenen vier Schuldigen haben ja schon drei den Tod gefunden, und wie mir gesagt ward, ist der einzig überlebende Alte kaum seinem Ende entronnen.«

»Und Danusia! Und Jurand!« rief Macko, »wo sind sie? Und Zbyszko? Gott allein weiß, welch schweres Geschick ihn betroffen haben mag, da er nach Marienburg gegangen ist.«

»Dies ist mir wohlbekannt. Doch solche Räuber, wie Ihr zu glauben scheint, sind die Kreuzritter denn doch nicht. Befindet sich Euer Bruderssohn erst in Marienburg bei dem Großmeister und dessen Bruder Ulrich, der gar ritterlich gesinnt ist, dann kann ihm um so weniger Schlimmes widerfahren, als er einen Geleitsbrief von dem Fürsten Janusz besitzt, von dem er auch verschiedene Schreiben zu überbringen hat. Ausgeschlossen ist's aber freilich nicht, daß er irgend einen Ritter zum Zweikampfe fordert und dabei fällt, denn in Marienburg strömen stets die berühmtesten Ritter aus allen Weltgegenden zusammen.«

»Traun, das erweckt keine Furcht in mir!« warf der alte Ritter ein. »Wenn er nicht in einen unterirdischen Kerker geworfen oder meuchlings erschlagen worden ist, ängstige ich mich so lange nicht um ihn, als er das Schwert zu führen vermag. Nur einmal traf er mit einem überlegeneren Gegner in den Schranken zusammen, und dies war kein anderer als Henryk, der Fürst von Masovien, eben derselbe, welcher hier Bischof gewesen ist. Doch Zbyszko gehörte damals noch ganz und gar dem Knabenalter an. Jetzt aber weiß ich freilich einen, den er so sicher wie das Vaterunser fordern würde, einen, den zu fordern ich auch gelobt habe, und welcher jetzt hier weilt.«

So sprechend, blickte er bedeutungsvoll auf Lichtenstein, der sich gerade mit dem Wojwoden aus Plock unterhielt.

Da zog die Fürstin finster die Brauen zusammen und erklärte in dem strengen, harten Tone, der bei ihr stets ein Zeichen der Erregung war: »Ob Ihr nun irgend einen Eid geleistet habt, oder ob Ihr keinen Eid geleistet habt, vergeßt nicht, daß jener unser Gast ist, und daß ein jeder, der unsere Gastfreundschaft genießen will, sich guter Sitten befleißigen muß.«

»Ich weiß das, huldreiche Frau,« entgegnete Macko. »Schon hatte ich den Rittergürtel gelockert und wollte auf ihn losgehen, da bezwang ich mich noch zur rechten Zeit, indem ich mir sagte, er möge vielleicht als Gesandter hier weilen.«

»Ihr täuscht Euch nicht, er ist als Gesandter hier. Das ist zudem ein Mensch, der großes Ansehen unter den Seinen genießt, auf dessen Rat der Großmeister viel giebt, ja, dem er kaum einen Wunsch versagt. Als eine Fügung Gottes dürfen wir es wohl betrachten, daß Euer Bruderssohn in Marienburg nicht mit ihm zusammentrifft, denn wenn auch Lichtenstein einem edlen Geschlechte entstammt, soll er doch rachsüchtig und unbeugsam sein. Hat er Euch erkannt?«

»Das glaube ich kaum, hat er mich doch stets nur ganz kurz gesehen. Als wir von Tyniec weiter zogen, waren wir behelmt und späterhin suchte ich ihn nur noch einmal Zbyszkos wegen auf. Da ist er aber sehr beschäftigt gewesen, und obendrein dämmerte es bereits stark. Wohl habe ich bemerkt, daß er mich jetzt anschaute, allein sicherlich that er dies nur, weil Ihr mir, wohledle Frau, eine ungewöhnlich lange Unterredung gestattetet, denn gar bald wendeten sich seine Blicke einer andern Richtung zu. Zbyszko hätte er sicherlich erkannt, meiner aber hat er gewiß längst vergessen, und von einem Gelöbnis ist ihm vielleicht nie etwas zu Ohren gekommen. Vermutlich sind seine Gedanken auch von weit Wichtigerem in Anspruch genommen.«

»Von weit Wichtigerem?«

»Ja, denn gar viele edle Ritter haben feierlichst gelobt, ihn zum Kampfe zu fordern, wie Zawisza aus Garbow, Powala aus Taczew, Marcin aus Wrocimowice, Paszko, Zlodziej, und Lis aus Targowisko. Ein jeder von ihnen könnte es mit zwei Rittern wie Lichtenstein aufnehmen, allergnädigste Frau, wie soll es ihm daher erst ergehen, wenn er jene insgesamt gegen sich hat? Besser würde es für ihn sein, er wäre nie geboren worden, hängt ihm doch stets das Schwert drohend über dem Haupte. Ich selbst werde mich indessen nicht nur hüten, ihm mein Gelöbnis kund zu thun, sondern mich sogar bestreben, sein Vertrauen zu gewinnen.«

»Zu welchem Zwecke?«

Ein so schlauer Ausdruck spiegelte sich mit einem Male auf dem Antlitz Mackos, daß er einem alten Fuchse glich.

»Damit er mir ein Schreiben ausstellt, mittelst dessen ich ungefährdet die Lande der Kreuzritter durchziehen und, so dies nötig sein sollte, Zbyszko Rettung bringen kann.«

»Wie vereinigt sich aber ein solches Thun mit der ritterlichen Ehre?« fragte die Fürstin lächelnd.

»Sehr gut!« antwortete Macko in festem Tone. »Wenn ich ihn zum Beispiel rückwärts überfiele, ohne ihn vorher gewarnt zu haben, dann würde ich freilich Unehre auf mich laden. In Friedenszeiten aber einen Feind durch Klugheit zu überlisten, das macht keinem Schande.«

»So will ich Euch denn mit ihm bekannt machen!« bemerkte jetzt die Fürstin.

Rasch winkte sie Lichtenstein zu sich heran und machte ihn mit Macko bekannt, indem sie sich sagte, daß, selbst wenn jener sich des alten Ritters erinnern sollte, kein großer Nachteil daraus entspringen könne.

Doch Lichtenstein erkannte ihn nicht. Thatsächlich hatte er Macko auf der Landstraße von Tyniec nur im Helme gesehen, und nur das einzige Mal in der Abenddämmerung mit ihm gesprochen, als der alte Ritter bei ihm erschienen war, um seine Verzeihung für Zbyszkos Vergehen zu erbitten.

Stolz verneigte sich Lichtenstein; als er indessen die beiden ausfallend schönen, prächtig gekleideten Bürschlein erblickte, die hinter dem alten Ritter standen, sagte er sich sofort, ein solches Gefolge könne nicht der erste beste haben, und obwohl er noch immer seine hochmütige Miene beibehielt, die er stets zur Schau trug, wenn er nicht mit Königen oder Fürsten sprach, blickte er doch jetzt etwas weniger abweisend darein.

»Dieser Ritter hier hegt die Absicht, nach Marienburg zu ziehen,« ergriff die Fürstin erklärend das Wort. »Ich selbst werde ihn der Gnade des Großmeisters empfehlen. Nichtsdestoweniger möchte er auch von Euch ein Schreiben haben, kennt er doch das Ansehen, das Ihr in dem Orden genießt.«

Nach diesen Worten wandte sie sich wieder an den Bischof, während Lichtenstein, seine kalten stahlblauen Augen auf Macko richtend, also fragte: »Welche Gründe veranlassen Euch, o Herr, zum Besuche des Hauptsitzes unseres Ordens?«

»Nur fromme und ehrbare Beweggründe führen mich dahin,« erwiderte Macko, kühn aufblickend. »Wäre dies nicht der Fall, so würde sich die huldreiche Fürstin nicht für mich verwendet haben. Manch frommes Gelöbnis habe ich gethan, doch möchte ich auch einmal Eurem Großmeister von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen, ihm, der für den Frieden auf Erden wirkt und unter der Ritterschaft der ganzen Welt rühmlichst bekannt ist.«

»Keiner, für den sich die allergnädigste Fürstin, Eure Herrin und Wohlthäterin, verbürgt, wird sich bei uns über Mangel an Gastfreundschaft zu beklagen haben. Doch was den Großmeister anbetrifft, so werdet Ihr ihn schwerlich zu Gesicht bekommen. Schon vor einem Monat ist er nach Danzig übergesiedelt, von wo aus er sich zuerst nach Königsberg und dann noch weiter an die Grenze begeben will, denn wenn gleich er den Frieden liebt, ist er doch gezwungen, die Erbgüter des Ordens gegen die verräterischen Einfälle Witolds zu schützen.«

Als Macko diese Kunde vernahm, sah er plötzlich so kummervoll darein, daß Lichtenstein, dessen scharfem Blick nichts entgehen konnte, sofort bemerkte: »Ich sehe, daß Euer Bestreben, zu dem Großmeister zu gelangen, ebenso lebhaft ist, wie der Wunsch, Eure frommen Gelübde zu erfüllen.«

»Ihr habt's getroffen, Ihr habt's getroffen!« rief Macko eifrig. »Doch sprecht, ist der Krieg mit Witold um Samogitien gewiß?«

»Er selbst ist der Urheber davon, denn trotz seines Eides hat er den Aufrührern offenen Beistand geleistet.«

Tiefes Schweigen folgte diesen Worten, schließlich jedoch hub Macko also an: »Bei meiner Treu! Dem Orden möge all das Glück zu teil werden, das er verdient. Zu dem Großmeister kann ich nicht gelangen, die gethanen Gelöbnisse aber will ich erfüllen.«

Allein ungeachtet dieses Ausspruches wußte er sich keinen Rat; mit einem unsagbaren Angstgefühl legte er sich selbst die Frage vor: »Wo soll ich Zbyszko nun suchen, wo werde ich ihn nun finden?«

Es war leicht vorauszusehen, daß es nutzlos gewesen wäre, Zbyszko in Marienburg zu suchen, wenn der Großmeister Marienburg verlassen hatte und in den Krieg gezogen war, aber in jedem Falle mußte man genaue Kunde über den Jüngling einziehen. Der alte Macko sorgte sich sehr, da er jedoch ein Mann war, der sich stets zu helfen wußte, beschloß er, keine Zeit zu verlieren und sogleich am folgenden Morgen wieder aufzubrechen. Es ward ihm leicht, sich von Lichtenstein durch die Vermittlung der Fürstin Alexandra, welche das unbegrenzte Vertrauen des Komturs genoß, die erbetenen Briefe zu verschaffen. So erhielt er denn eine Empfehlung an den Starosten von Brodnica, sowie an den Großmeister der Johanniter in Marienburg, wofür er Lichtenstein einen großen, silbernen schön getriebenen Humpen aus Wroclaw überreichte, einen Humpen in der Art, wie ihn die Ritter des Nachts mit Wein gefüllt an ihr Lager zu stellen pflegten, um bei Schlaflosigkeit ein Mittel zur Hand zu haben, das ihnen Schlaf und Trost brachte. Diese Freigebigkeit Mackos überraschte den Böhmen nicht wenig, welcher wußte, daß der alte Ritter sonst nicht allzusehr geneigt war, irgend jemand mit Geschenken zu überschütten. Jener aber sagte: »Ich that dies, weil ich ein Gelöbnis ablegte und mit diesem Ritter kämpfen muß. Auf keine Weise könnte ich jedoch einem Menschen nach dem Leben trachten, welcher mir einen Dienst erwiesen hat. Bei uns ist es nicht Sitte, auf einen Wohlthäter loszuschlagen.«

»Aber es ist schade um den schönen Humpen!« erwiderte der Böhme in etwas widerspenstigem Tone.

Darauf entgegnete Macko: »Habe keine Furcht, ich thue nichts ohne Ueberlegung, denn wenn mir der Herr Jesus in seiner Barmherzigkeit gestattet, diesen Deutschen niederzuwerfen, werde ich auch den Becher zurückgewinnen und zugleich viele andere kostbare Dinge nebenbei.«

Nun begannen die beiden Männer sowie Jagienka sich miteinander zu beraten, was weiter zu thun sei. Abermals fuhr es Macko durch den Sinn, er könne diese und die Tochter Sieciechowas unter dem Schutze der Fürsten Alexandra in Plock zurücklassen, wobei es ihm wiederum hauptsächlich um des Abtes Testament zu thun war, das sich in den Händen des Bischofs befand. Aber dem widersetzte sich Jagienka mit der ganzen Kraft ihres unbeugsamen Willens. Wohl wäre es leichter gewesen, ohne sie die Fahrt fortzusetzen, weil man dann in den Nachtherbergen keine besondere Schlafkammer ausfindig machen, überhaupt keine Rücksicht nehmen und den Gefahren nicht aus dem Wege gehen mußte. Sie hatten jedoch Zgorzelic nicht verlassen, um in Plock zu bleiben. Das Testament war gut geborgen in des Bischofs Händen, und wenn die Mägdlein tatsächlich unterwegs irgendwo zurückbleiben sollten, waren sie sicherer unter dem Schutze der Fürstin Anna, als unter dem der Fürstin Alexandra, weil man am Hofe der ersteren den Kreuzrittern weniger zugethan, Zbyszko aber sehr geneigt war. Zwar behauptete Macko, daß Verstand nicht der Frauen Sache sei und daß es sich nicht gezieme, sich einem Weibe gegenüber in Erörterungen einzulassen wie einem verständigen Menschen gegenüber, dessen ungeachtet blieb er aber nicht bei seinem Vorsatze und gab bald vollständig nach, da Jagienka ihn auf die Seite führte und mit Thränen in den Augen sagte: »Wisset! – Gott sieht in mein Herz – daß ich vom Morgen bis zum Abend für ihr – für Danusias und für Zbyszkos Glück bete. Unser Gott im Himmel weiß dies am besten. Aber Hlawa und auch Ihr sagt ja, daß sie verschwunden ist und daß sie nicht lebend aus den Händen der Kreuzritter entkommen werde. Und ist dem so, dann ...«

Hier zauderte sie ein wenig, die bis jetzt zurückgehaltenen Thränen flossen langsam über ihre Wangen herab, und leise fügte sie hinzu: »Dann möchte ich Zbyszko nahe sein!«

Diese Worte und ihre Thränen rührten Macko tief, gleichwohl antwortete er: »Wenn sie zu Grunde geht, wird Zbyszkos Herzeleid so groß sein, daß er Dich auch nicht einmal anschaut.«

»Daß er mich anschaut, wünsche ich gar nicht, ich wünsche nur, bei ihm zu sein.«

»Du weißt doch, daß ich ganz dasselbe will, was Du willst, aber im ersten Kummer wird er sogar im stande sein, Dir harte Worte zu sagen.«

»Mag er mir immerhin harte Worte sagen!« antwortete sie mit traurigem Lächeln. »Doch wird er es nicht thun, weil er nicht weiß, daß ich es bin.«

»Er wird Dich erkennen!«

»Nein, er wird mich nicht erkennen. Ihr erkanntet mich ja auch nicht. Sagt ihm, ich sei es nicht, sondern Jasko, und Jasko gleicht mir ja auf ein Haar. Sagt ihm, daß Jasko sehr gewachsen ist, und es wird Zbyszko nicht in den Sinn kommen, daß ich es bin.«

Da begann der alte Ritter abermals von den einwärts gebogenen Knien zu sprechen, weil aber auch die Knie von Knaben zuweilen einwärts gebogen sind, konnte dieser Einwurf nicht gelten, vornehmlich da Jagienka von ihrem Bruder, der in der letzten Zeit seine Haare hatte wachsen lassen und sie in einem Netze trug wie andere edle Jünglinge und Ritter, tatsächlich kaum zu unterscheiden war. Aus diesem Grunde gab Macko schließlich nach, und nun ward über die weitere Fahrt beraten. Am folgenden Morgen wollten sie aufbrechen. Macko beschloß, in das Ordensland einzudringen, sich nach Brodnica zu begeben, daselbst Kundschaft einzuziehen und, wenn sich der Großmeister trotz der Angaben Lichtensteins noch in Marienburg befand, dorthin zu gehen, im entgegengesetzten Falle aber in der Richtung von Spychow längs der Grenze des Ordenslandes vorzurücken und unterwegs nach dem jungen polnischen Ritter und dessen Gefolge zu fragen.

Der alte Ritter dachte, er könne in Spychow oder am Hofe des Fürsten Janusz zu Warschau eher etwas von Zbyszko erfahren, als anderswo. So machte er sich denn am folgenden Morgen auf den Weg. Der Frühling hatte schon begonnen und damit auch die Ueberschwemmungen. Skowa und Doweca waren ausgetreten, so daß die Reisenden erst am zehnten Tage nachdem sie Plock verlassen hatten, die Grenze überschritten und Brodnica erreichten. Das Städtchen zeichnete sich durch Reinlichkeit und Ordnung aus, aber gleich beim ersten Schritt ward man an die Strenge deutscher Herrschaft gemahnt, denn an einem außerhalb der Stadt auf dem Wege nach Gorezenica errichteten ungeheuren Galgen Mauerreste solcher Galgen erhielten sich noch bis zum Jahre 1818. mit gemauertem Untergrund hingen noch die Leichname einiger Gerichteten, unter denen sich auch eine Frau befand. Auf der Warte und auf dem Schlosse wehte eine Fahne, welche eine rote Hand in weißem Felde zeigte. Den Komtur trafen die Reisenden nicht an Ort und Stelle, denn er hatte sich mit einem Teil der Besatzung an der Spitze der benachbarten Edelleute nach Marienburg begeben. Diese Mitteilung erhielt Macko von einem alten blinden Kreuzritter, welcher einst Komtur von Brodnica gewesen war und jetzt aus Anhänglichkeit an die Stadt und die Burg seine letzten Lebenstage hier verbrachte. Nachdem der Kaplan des Ortes ihm den Brief Lichtensteins vorgelesen hatte, nahm er Macko gastfreundlich auf, und da er inmitten einer polnischen Bevölkerung wohnte, verstand er die polnische Sprache vortrefflich, sodaß es Macko nicht schwer fiel, mit ihm zu verhandeln. Zufälliger Weise war er gerade sechs Wochen zuvor in Marienburg gewesen, wohin man ihn als erfahrenen Ritter zu einem Kriegsrat berufen hatte, daher wußte er genau, was dort vorging. Nach dem jungen polnischen Ritter befragt, sagte er, des Namens erinnere er sich nicht mehr, doch habe er von einem Jüngling gehört, welcher vornehmlich deshalb Staunen erregt habe, weil er trotz seiner Jugend schon gegürtet und dann auch, weil er stets siegreich bei dem Turnier gewesen sei, welches der Großmeister, der Sitte gemäß, für die fremden Gäste veranstaltet hatte, bevor er zum Feldzug auszog. Allgemach kam dem alten Kreuzritter sogar auch in Erinnerung, daß der mannhafte, edelgesinnte, wenn schon jähzornige Ulrich von Jungingen, der Bruder des Meisters, jenen Jüngling liebgewonnen und in seinen besondern Schutz genommen, ja daß er ihm eiserne Briefe Geleitsbriefe. Anmerkung der Uebersetzerinnen. mitgegeben hatte, und daß der junge Ritter dann später, wahrscheinlich gen Osten aufgebrochen sei. Diese Kunde erfreute Macko ungemein, da er nicht den geringsten Zweifel hegte, daß Zbyszko jener Ritter war. In Anbetracht dessen lag nun kein Grund mehr vor, sich nach Marienburg zu begeben, denn obgleich der Großmeister der Johanniter oder andere Würdenträger und Ritter des Ordens, welche dort geblieben waren, noch bessere Fingerzeige hätten geben können, vermochten sie doch nicht auszusagen, wo Zbyszko gegenwärtig weilte. Zudem wußte Macko selbst am besten, wo er seinen Bruderssohn finden könne. War es doch nicht schwer zu erraten, daß dieser in der Gegend von Szczytno umherstreife, und wenn er Danusia dort nicht fand, seine Nachforschungen in den entfernteren Schlössern und Komtureien des Ostens fortsetze.

Ohne Zeit zu verlieren, zogen die Reisenden nun durch das Ordensland gen Szczytno. Sie kamen rasch vorwärts, da die zahlreichen Städte und Städtchen durch Landstraßen verbunden waren, welche von den Kreuzrittern, vornehmlich aber von den in den Städten seßhaften Kaufleuten in gutem Stand erhalten wurden und den polnischen fast gleich kamen, die man unter der umsichtigen, thatkräftigen Regierung König Kasimirs angelegt hatte. Zudem war das Wetter wunderschön, der nächtliche Himmel ausgestirnt, und an den hellen Tagen um die Melkezeit am Mittag wehte ein warmer leichter Wind, welcher die Brust der Menschen schwellte, ihre Lebensgeister hob. Auf den Feldern grünte das Getreide, die Wiesen waren über und über mit Blumen bedeckt, ein würziger Harzgeruch entströmte den Fichtenwäldern. Während der ganzen Fahrt nach Lidzborak, von dort nach Dsialdow und weiter bis nach Niedzborz sahen die Reisenden keine Wolke am Himmel. In Niedzborz erst kam während der Nacht ein Regenschauer mit Gewitter, das erste in diesem Frühling. Doch Regen und Donner währten nicht lange, und als der Tag anbrach, war das Firmament wieder so hell, ruhig, golden und leuchtend, daß alles, soweit das Auge reichte, glänzte und schimmerte wie Diamanten und Perlen. Die Erde schien den Himmel anzulachen und sich über den Reichtum der Natur zu freuen.

An diesem Morgen zogen sie von Niedzborz gen Szczytno. Die masovische Grenze war nicht mehr weit entfernt, und sie hätten sich ebensogut nach Spychow wenden können. Während eines kurzen Momentes dachte Macko auch daran, dies zu thun, doch nachdem er alles wohl erwogen hatte, beschloß er geradewegs gegen die furchtbare Feste der Kreuzritter zu dringen, worin sich so manches abgespielt hatte, das für Zbyszkos Schicksal verhängnisvoll geworden war. Nachdem er einen Landmann als Führer genommen hatte, gebot er diesem, ihn samt seinem Gefolge nach Szczytno zu geleiten, obwohl ein Führer nicht unbedingt notwendig war, denn von Niedzborz nach Szczytno zog sich eine gerade Landstraße hin, worauf die deutschen Meilen mit Steinen bezeichnet waren.

Der Führer befand sich immer einige Schritte voraus, hinter ihm kam Macko und Jagienka zu Pferde, hierauf in ziemlich großer Entfernung der Böhme und die hübsche Anielka, den Schluß bildeten die von bewaffneten Mannen umgebenen Wagen. Es war noch früh am Morgen. Ein rosiger Schimmer färbte den östlichen Himmel, obwohl die Sonne schon hell schien, und die Tautropfen auf Gräsern und Blumen in Opale verwandelte.

»Fürchtest Du Dich nicht, nach Szczytno zu gehen?« fragte Macko.

»Nein, ich fürchte mich nicht!« antwortete Jagienka. »Unser Herrgott ist über mir, denn ich bin ja eine Waise.«

»Dort kennt man keine Ehre und keine Treue. Von allen ist Danveld freilich der Schlimmste gewesen, doch Jurand hat ihn mit Godfryd zugleich aus dem Wege geräumt. So sagt der Böhme. Rotgier, der durch Zbyszkos Streitaxt fiel, war nicht besser, aber auch der Alte ist hart und grausam und hat sich dem Teufel verschrieben ... Die Leute wissen zwar nichts Sicheres, ich glaube indessen, wenn Danusia getötet ward, so ist es durch des Alten Hand geschehen. Es geht die Rede, er habe auch einen Unglücksfall gehabt, aber die Fürstin erzählte mir in Plock, er sei wieder genesen. Mit ihm werden wir in Szczytno zu verhandeln haben. Gut, daß wir im Besitze des Briefes von Lichtenstein sind, denn gewiß fürchten ihn die Brüder, diese Hunde, mehr als den Großmeister selbst, denn sie sagen, er genieße großes Ansehen, sei grausam und strenge und überdies rachsüchtig. Nicht die geringste Beleidigung verzeihe er. Ohne dies Schreiben würde ich nicht so ruhig nach Szczytno gehen.«

»Und wie nennt sich jener alte Mann?«

»Zygfryd de Löwe.«

»Gott gebe, daß wir uns ihm gegenüber schützen können.«

»Gott gebe es!«

Hier lachte Macko laut und nach einer Weile begann er wieder: »Die Fürstin in Plock sagte zu mir: ›Euer Vorgehen ist dem von Lämmern gegen Wölfe zu vergleichen, trotzdem haben schon drei von den Wölfen das Leben verloren, weil die unschuldigen Lämmer sie überwältigten.‹ Und so ist es in der That, wenn alles, was ich hörte, der Wahrheit entspricht.«

»Und Danusia? Und ihr Vater?«

»Ich stellte der Fürstin die gleiche Frage. Doch in der Seele bin ich froh darüber, daß es sich gezeigt hat, wie gefährlich es ist, uns ein Unrecht zuzufügen. Siehst Du, auch wir verstehen es, ein Beil in die Hand zu nehmen und es zu gebrauchen! Und was Danuska und Jurand anbelangt, so glaube ich wie der Böhme, daß sie nicht mehr am Leben sind, aber tatsächlich weiß niemand etwas Sicheres darüber. Jurand beklage ich, denn bei Lebzeiten verzehrte er sich in Kummer um seine Tochter, und wenn er tot ist, so ist er eines schrecklichen Todes gestorben.«

»So oft ihn jemand in meiner Gegenwart erwähnt, muß ich an mein geliebtes Väterchen denken. Auch er ist ja nicht mehr unter den Lebenden!« sagte Jagienka.

So sprechend, hob sie die feuchten Augen zum Himmel empor.

Macko aber nickte und sagte: »Er steht vor Gottes Gericht, und sicherlich wird er im ewigen Lichte wandeln, denn einen besseren Menschen als ihn gab es in unserem ganzen Königreiche nicht.«

»Nein, nein, einen besseren gab es nicht!« seufzte Jagienka.

Das Gespräch wurde durch den als Führer dienenden Landmann unterbrochen, der plötzlich seinen Hengst anhielt, dann eine Wendung mit ihm machte und im Galopp auf Macko zuritt, indem er in seltsamem, erschreckten Tone ausrief: »O um Gotteswillen! Seht, Herr Ritter, wer dort vom Hügel herab auf uns zukommt.«

»Wer? Wo?« fragte Macko.

»Seht dorthin! Es muß ein Riese oder etwas Aehnliches sein!«

Ihre Pferde anhaltend, blickten Macko und Jagienka nach der bezeichneten Richtung und sahen wirklich auf der Anhöhe etwa fünfzig Schritte entfernt eine Gestalt, welche durch ihre Größe das Maß eines gewöhnlichen Menschen beträchtlich zu überragen schien.

»Daß es ein riesiger Kerl ist, darin hat er recht!« murmelte Macko. Dann runzelte er die Stirne, spie plötzlich aus und sagte: »Behext sei dieser Hund!«

»Weshalb verwünscht Ihr ihn?« fragte Jagienka.

»Weil ich mich erinnere, daß ich und Zbyszko an einem Morgen wie der heutige auf der Landstraße von Tyniec nach Krakau einen ähnlichen riesenhaften Menschen gesehen haben. Damals sagten die Leute, es sei Walgierz Wlady. Schließlich zeigte es sich, daß es der Herr aus Taczew war, aber viel Gutes erwuchs nicht daraus. Behext sei der Hund!«

»Ein Ritter ist es nicht, denn er geht ja zu Fuße,« sagte Jagienka, schärfer hinsehend. »Ich sehe sogar, daß er keine Waffen hat, nur einen Wanderstab trägt er in der linken Hand.«

»Und er tastet nach dem Weg, wie wenn es Nacht wäre,« fügte Macko hinzu.

»Und er kann sich kaum vorwärts bewegen. Gewiß ist er blind, denn was sollte es sonst sein?«

»Er ist blind! Er ist blind! So wahr ich lebe!«

Sie trieben ihre Pferde an und hielten bald vor dem alten Manne, welcher, sehr langsam den Hügel herabsteigend, seinen Weg mit dem Stocke suchte.

Er war in der That ungewöhnlich groß, wenngleich er in der Nähe nicht mehr wie ein Riese erschien. Auch zeigte es sich, daß er vollständig blind war. Anstatt der Augen hatte er zwei rote Höhlen im Gesicht, die rechte Hand fehlte ihm, und er hatte den Stummel mit schmutzigen Lappen umwunden. Seine Haare fielen weit über die Schultern herab und glänzten weiß wie der Bart, der ihm bis zum Gurt reichte.

»Der Arme hat weder einen Knaben noch einen Hund bei sich und muß sich selbst tastend den Weg suchen,« bemerkte Jagienka. »Bei Gott, ich kann ihn nicht ohne Hilfe hier zurücklassen. Ob er mich verstehen wird, weiß ich nicht, doch will ich ihn in unserer Sprache anreden.« Sie sprang rasch vom Pferde und sich dicht vor den Alten hinstellend suchte sie nach Geld in dem ledernen Beutel, der an ihrem Gürtel hing.

Der Alte, welcher den Lärm und das Stampfen der Pferde hörte, streckte den Stab aus und hob den Kopf in die Höhe, wie es die Blinden zu thun Pflegen.

»Gelobt sei Jesus Christus!« sagte das Mädchen. »Versteht Ihr die Sprache der Christen, Großväterchen?«

Als er ihre jugendfrische, süße Stimme vernahm, erbebte er, ein seltsamer Schimmer, etwas wie Rührung und Erschütterung überzog sein Antlitz, er senkte die Lider über die leeren Augenhöhlen und den Stab wegschlendernd, fiel er ihr zu Füßen, indem er die Arme gegen sie ausstreckte.

»Erhebt Euch! Ich bin bereit, Euch zu helfen. Was ist Euch?« fragte Jagienka voll Verwunderung.

Aber er antwortete nicht, zwei große Thränen rollten über seine Wangen und seinen Lippen entrang sich ein Laut, der wie ein Aechzen klang: »Aa! A!«

»Beim allbarmherzigen Gott! Seid Ihr denn stumm oder was ist's, das Euch fehlt?«

»Aa! A!«

Nachdem er versucht hatte, sich auf diese Weise zu äußern, hob er die linke Hand empor, machte das Zeichen des Kreuzes und fuhr sich dann über die Lippen hin.

Jagienka, die ihn nicht verstand, schaute Macko an. Dieser sagte: »Es scheint, er will Dir auf diese Weise zeigen, wie ihm die Zunge herausgeschnitten ward.«

»Ist Euch die Zunge herausgeschnitten worden?« fragte das junge Mädchen.

»A! o! a! o!« wiederholte der alte Mann indem er nickte.

Dann wies er mit den Fingern auf seine Augen, zeigte den Stummel seines rechten Armes und machte mit der linken Hand eine Bewegung, wie wenn er einen Schlag erteilen wolle.

Jetzt verstanden ihn beide.

»Wer hat Euch das angethan?« fragte Jagienka.

Der alte Mann machte mehrmals das Zeichen des Kreuzes in der Luft.

»Die Kreuzritter!« schrie Macko auf.

Der Alte senkte wie zur Bestätigung das Haupt auf die Brust herab.

Ein kurzes Schweigen folgte. Macko und Jagienka blickten einander erschreckt an, denn sie hatten jetzt den klaren Beweis der Unbarmherzigkeit, Maßlosigkeit und Grausamkeit, welche die Kreuzritter von Szczytno kennzeichneten, vor Augen.

»Fürchterlich sind sie mit ihm zu Gericht gegangen,« sagte schließlich Macko. »Gar schwer haben sie ihn bestraft und Gott weiß, ob mit Recht! Aber dies werden wir nicht erfahren. Wenn wir nur wüßten, wohin wir ihn führen sollen. Er muß aus dieser Gegend stammen. Unsere Sprache versteht er, weil das gleiche Volk hier wohnt wie in Masovien.«

»Versteht Ihr, was wir sagen?« fragte Jagienka.

Der Alte nickte bejahend mit dem Kopfe.

»Und seid Ihr aus dieser Gegend?«

»Nein!« entgegnete der Greis durch eine Gebärde.

»Aber vielleicht aus Masovien?«

»Ja!«

»Aus dem Gebiete des Fürsten Janusz?«

»Ja!«

»Und was thatet Ihr bei den Kreuzrittern?«

Der alte Mann vermochte nicht zu antworten, doch sein Gesicht drückte in diesem Augenblick so unermeßlichen Schmerz aus, daß das mitleidige Herz Jagienkas sich krampfhaft zusammenzog und sogar Macko, der sonst nicht so leicht gerührt ward, sagte: »Sicherlich haben ihm die Weißmäntel Unrecht gethan, und möglicherweise ist ihm gar keine Schuld beizumessen.«

Jagienka drückte einige kleine Geldstücke in die Hand des Armen.

»Hört!« sagte sie. »Wir werden Euch nicht verlassen. Geht mit uns nach Masovien, und wir werden uns dann in jedem Dorfe erkundigen, ob es Euer Heimatsort ist. Vielleicht können wir auf diese Weise den richtigen Weg finden. Aber steht jetzt auf, denn wir sind ja keine Heiligen!«

Doch er stand nicht auf, sondern neigte sich noch tiefer herab und umfaßte ihre Füße, wie wenn er sich völlig ihrem Schutz anheimgeben und ihr danken wolle, wobei sich indessen eine gewisse Verwunderung, ja etwas wie Enttäuschung auf seinem Antlitz malte. Ihrer Stimme lauschend, hatte er zuvor wohl angenommen, daß er einem jungen Mädchen gegenüberstehe, jetzt aber berührten seine Hände rauhes Lederwerk, wie es zur Fußbekleidung der Ritter und Knappen auf Reisen diente.

Und sie fuhr fort: »Ja, so soll es sein! Unsere Wagen werden bald hier sein, dann mögt Ihr der Ruhe pflegen, damit Ihr wieder zu Kräften kommt. Doch nach Masovien könnt Ihr nicht so bald gelangen, da wir uns zuerst nach Szczytno begeben müssen.«

Bei diesen Worten sprang der alte Mann empor. Schrecken und Staunen malte sich auf seinem Gesichte. Er breitete die Arme aus, als ob er den Weg versperren wolle, und seinen Lippen entrangen sich wilde Laute, wie wenn er bis ins tiefste Innere erschüttert wäre.

»Was ist Euch?« rief Jagienka voll Bestürzung.

Aber der Böhme, welcher mittlerweile mit Anielka herangekommen war und während einiger Zeit den alten Mann aufmerksam angeblickt hatte, wendete sich plötzlich mit veränderter Miene zu Macko und sagte in erstauntem Tone: »Bei den Wunden des Erlösers! Gestattet, Herr, daß ich mit ihm rede, denn Ihr ahnt wohl nicht, wer er ist.«

Und ohne die Erlaubnis abzuwarten, eilte er auf den Alten zu, legte ihm die Hand auf die Schultern und fragte: »Kommt Ihr aus Szczytno?«

Offenbar eigentümlich berührt von dem Klang dieser Stimme, beruhigte sich der Greis und nickte mit dem Kopfe.

»Habt Ihr dort nicht Euer Kind gesucht?«

Ein dumpfer Klagelaut war die einzige Antwort.

Hlawa erbleichte, noch einen Augenblick betrachtete er mit seinen Luchsaugen die Züge des Alten, dann sagte er langsam und nachdrücklich: »Ihr seid Jurand aus Spychow.«

»Jurand!« schrie Macko auf.

Doch Jurand schwankte in diesem Moment und verlor das Bewußtsein. Die Qualen, welche er erduldet, der Mangel an Nahrung, die Mühseligkeiten seiner Wanderschaft warfen ihn zu Boden. Es war nun schon der zehnte Tag, daß er so tastend dahinschritt, daß er in der Irre umherging und sich mit seinem Stabe den Pfad suchte, ausgehungert und matt, ohne zu wissen, wohin er sich wenden solle. Unfähig nach dem Wege zu fragen, richtete er sich bei Tage nur nach der Wärme der Sonnenstrahlen, die Nächte verbrachte er in den Gräben an der Landstraße. Wenn er durch ein Dorf oder eine Ansiedelung kam oder wenn Leute an ihm vorübergingen, bat er mit der Hand und mittelst unartikulierten Lauten um Almosen, aber es war selten, daß ihn eine mitleidige Seele dann unterstützte, denn meist wurde er für einen Verbrecher gehalten, den die gerechte Rache des Gesetzes erreicht hatte. Schon seit zwei Tagen fristete er sein Leben durch Baumrinden und Blätter, schon gab er die Hoffnung auf, Masovien zu erreichen, als ihn hier plötzlich barmherzige Menschen umringten, als die Laute der Heimatsgenossen an sein Ohr drangen, von denen ihn die eine an die süße Stimme seiner Tochter erinnerte, und da schließlich auch noch sein Name genannt ward, war die Erschütterung allzugroß, sein Herz zog sich krampfhaft zusammen, die Gedanken kreisten wild in seinem Gehirn, und er wäre mit dem Gesicht in den Staub der Landstraße gefallen, wenn die starken Arme des Böhmen ihn nicht gehalten hätten.

Macko sprang vom Pferde, dann hoben die beiden Jurand empor und trugen ihn zu einem Wagen, wo sie ihn auf Heu betteten. Nachdem es Jagienka und Anielka gelungen war, Jurand wieder zum Bewußtsein zu bringen, reichten sie ihm Nahrung und gaben ihm Wein zu trinken, wobei Jagienka, welche sah, daß er den Becher nicht halten konnte, ihm den Trank selbst einflößte. Und sogleich versank er in einen festen, bleiernen Schlaf, aus dem er erst nach drei Tagen wieder erwachte.

Die andern aber hielten jetzt Rat mit einander.

»Es unterliegt keinem Zweifel,« ließ sich Jagienka vernehmen, daß wir nun nach Spychow statt nach Szczytno gehen müssen, denn dort, an diesem sicheren Orte können wir ihn der Obhut und Pflege der Seinigen überlassen.«

.

»Jurand!« schrie Macko auf.

»Welch merkwürdige Anordnungen Du triffst!« entgegnete Macko. »Nach Spychow müssen wir ihn schicken, aber es ist doch nicht unumgänglich nötig, daß wir alle mitgehen; ein Wagen genügt, um ihn hinzubringen.«

»Ich will gar keine Anordnungen treffen, ich meine nur, wir könnten durch ihn viel von Zbyszko und Danusia hören.«

»Und wie willst Du mit ihm reden, da ihm die Zunge fehlt?«

»Und wer hat es Euch gezeigt, daß ihm die Zunge fehlt, wenn nicht er selbst? Ihr seht, daß wir auch ohne Sprache alles erfuhren, was uns zu wissen notthat; wie wird es also erst sein, wenn wir an seine Zeichen mit dem Kopfe und mit den Händen gewöhnt sind? Fragt ihn zum Beispiel, ob Zbyszko von Marienburg nach Szczytno zurückgekehrt ist, und er wird entweder bejahend nicken oder eine verneinende Bewegung machen. So wird es auch bei allen andern Fragen sein.«

»Das ist richtig!« rief der Böhme aus.

»Ich leugne ja auch nicht, daß dies richtig ist,« erklärte Macko, »und mir selbst ist der gleiche Gedanke gekommen, aber bei mir heißt es immer, zuerst überlegen und dann das Mundwerk gebrauchen.«

Nach diesen Worten gab er Befehl, die Wagen gegen die masovische Grenze zu lenken. Unterwegs ritt Jagienka von Zeit zu Zeit an den Wagen heran, worauf Jurand lag, aus Furcht, er könne aus dem Schlaf in den Tod hinübergeschlummert sein.

»Ich habe ihn nicht erkannt,« hub Macko wieder an, »aber dies ist auch kein Wunder. Er ist ja früher so stark wie ein Auerochse gewesen. Die Masovier sagten, er sei der einzige von ihnen, der sich mit Zawisza messen könne – und jetzt gleicht er einem Skelett.«

»Es ging schon das Gerücht,« sagte der Böhme, »daß sie ihn durch Martern zu Tode gequält haben, aber manche Leute wollten nicht glauben, daß Christen derart mit einem gegürteten Ritter verfuhren, welcher überdies den heiligen Georg zum Schutzpatron hat.«

»Gott wird sie strafen!« rief Jagienka aus.

Macko wendete sich zu dem Böhmen.

»Wieso hast Du ihn erkannt?«

»Ich erkannte ihn auch nicht sogleich, wenn schon dies leichter für mich gewesen wäre als für Euch, Herr, da es noch nicht lange her ist, daß ich mit ihm zusammengetroffen bin. Doch etwas Eigentümliches fiel mir an ihm auf, und je länger ich ihn ansah, desto mehr verstärkte sich dieser Eindruck. Früher hatte er keinen solchen Bart und keine weißen Haare, er war ein mächtiger Herr und ein vielvermögender, wie war es also möglich, ihn in diesem Bettler zu erkennen? Aber als die Jungfrau sagte, daß wir nach Szczytno gehen, und er zu heulen begann, da wurden mir plötzlich die Augen geöffnet.«

»Von Spychow sollte man ihn zu dem Fürsten bringen, welcher das einem Mann von solchem Ansehen zugefügte Unrecht nicht ungestraft hingehen lassen kann.«

»Sie werden ihre Schuld nicht eingestehen, Herr. Sie werden sagen, daß der Gebieter von Spychow im Kampfe die Zunge und die Hand und das Auge eingebüßt habe.«

»Das ist wahr!« erwiderte Macko. »Haben sie doch seiner Zeit den Fürsten mit sich fortgeführt. Er kann nicht gegen sie ausziehen, weil er nicht siegen würde, es sei denn, daß unser König ihm zu Hilfe käme. Die Leute schwatzen auch gar viel von einem großen Kriege, und ich habe noch nicht einmal etwas von einem kleinen gesehen!«

»Mit dem Fürsten Witold wird aber Krieg geführt.«

»Gelobt sei Gott, daß wenigstes dieser bereit ist, es mit dem Orden aufzunehmen. Hei! Fürst Witold, das ist mein Mann! Und an Schlauheit sind sie ihm nicht gewachsen, denn er ist schlauer, als sie alle zusammen. Gar oft bedrängten die Schufte ihn dermaßen, daß die Schlinge schon über seinem Haupte hing, und jedesmal wußte er sich gleich einer Schlange herauszuwinden, wußte er sie mit seinem Biß zu verwunden. Hüte Dich vor ihm, wenn er auf Dich losschlägt, aber hüte Dich noch mehr vor ihm, wenn er Dir schmeichelt.«

»Zeigt er sich jedem so?«

»Nein, nicht jedem, nur den Kreuzrittern zeigt er sich so. Gegen andere ist er ein guter und freigebiger Knas!«

Hier sann Macko ein wenig nach, wie wenn er sich Witold besser vergegenwärtigen wolle.

»Er ist ein ganz andrer Mensch als die hier ansässigen Fürsten,« sagte er schließlich. »Es war notwendig, daß Zbyszko sich zu ihm begab, denn unter seiner Führung und durch ihn vermag er am meisten gegen den Orden auszurichten.«

Nach einer Weile fügte er hinzu: »Wer weiß, ob wir ihn dort nicht finden, denn dann kann man Rache nehmen, wie sich's gebührt.«

Hierauf sprachen sie wieder von Jurand, von dessen unglückseligem Lose, von der ihm durch die Kreuzritter zugefügten Unbill, durch die Kreuzritter, welche einstmals ohne jeden Anlaß seine heißgeliebte Gattin getötet, ihm dann, Rache mit Rache vergeltend, die Tochter entrissen und ihn schließlich selbst durch so furchtbare Qualen gemartert hatten, wie selbst die Tataren sie nicht schlimmer hätten aussinnen können. Macko und Hlawa knirschten mit den Zähnen bei dem Gedanken, daß sogar die Freilassung Jurands eine neue, wohlberechnete Grausamkeit war. Der alte Ritter gelobte sich daher im Innern, genau zu erforschen, wie alles gewesen war, und es dann mit Zinsen zurückzuzahlen.

Unter solchen Gesprächen und Erwägungen verbrachten sie den Weg nach Spychow. Dem heitern Tage war eine stille, sternhelle Nacht gefolgt, so daß sie nirgends ein Nachtlager aufschlugen, die Pferde aber dreimal reichlich fütterten. Es war noch dunkel als sie zur Greuze gelangten, und in der Frühe erreichten sie – unter der Führung eines gedungenen Boten – das Gebiet von Spychow. Offenbar hielt der alte Tolima hier alles unter eiserner Hand, denn kaum waren sie in den Wald eingedrungen, als zwei bewaffnete Mannen ihnen entgegentraten; sobald diese jedoch erkannten, daß sie keine Krieger, sondern einen Ritter mit Gefolge vor sich hatten, ließen sie die kleine Schar unbehelligt vorüber, ja sie geleiteten sie sogar über die Stellen, welche, überschwemmt und sumpfig, für die des Orts Unkundigen wohl sonst unzugänglich gewesen wären.

In der Burg wurden die Ankömmlinge von Tolima und dem Pater Kaleb empfangen. Die Kunde, daß der Gebieter zurückgekehrt war, daß gottesfürchtige Menschen ihn zurückgebracht hatten, verbreitete sich blitzesschnell durch die Besatzung. Erst als Jurands Leute wahrnahmen, wie er aus den Händen der Kreuzritter hervorgegangen war, da überkam sie eine solche Wut, daß sie in eine wahre Flut von Drohungen ausbrachen, und wenn sich in dem unterirdischen Gefängnisse von Spychow noch ein Kreuzritter befunden hätte, dann wäre es keiner Macht der Erde gelungen, ihn vor einem sicheren Tode zu bewahren.

Die berittenen Mannen wollten sich sofort zu Pferde setzen, an die Grenze sprengen, alle Ritter ergreifen, die ihnen entgegentreten würden, und deren Köpfe dann vor des Herrn Füße legen, aber Macko hielt sie von ihrem Vorhaben ab, weil er wußte, daß die Deutschen in Städten und Burgen wohnten, das Landvolk hingegen demselben Stamme angehörte wie er und Jurands Leute, obwohl es unter fremder Herrschaft lebte. Aber weder Lärm noch Geschrei seiner Leute, noch das Knarren des Brunnenschwengels vermochte Jurand zu erwecken, der auf einem Bärenfell vom Wagen in seine Stube getragen und dort auf das Lager gebettet ward. Pater Kaleb, der Genosse seiner Jugendjahre, sein Milchbruder, der ihn wie ein leiblicher Bruder liebte, blieb bei ihm und begann ein inbrünstiges Gebet zu sprechen, der Erlöser der Welt möge dem unglücklichen Jurand die Augen, die Zunge und die Hand wieder geben.

Die ermüdeten Reisenden gingen zur Ruhe, nachdem sie einen Morgenimbiß zu sich genommen hatten. Macko erwachte, als es schon spät am Nachmittag war, und befahl einem Knechte, Tolima zu rufen.

Da er zuvor schon durch den Böhmen erfahren hatte, daß Jurand, ehe er seine Burg verließ, allen Mannen Gehorsam gegen Zbyszko anempfohlen und daß er diesen durch den Mund des Pater Kaleb zum Erben von Spychow eingesetzt hatte, sagte er zu dem Alten im Tone eines Vorgesetzten: »Ich bin der Oheim Eures jungen Herrn, und bis er zurückkehrt, müßt Ihr in mir Euren Gebieter sehen.«

Tolima neigte seinen grauen, wolfsähnlichen Kopf und die Hand an sein Ohr haltend, fragte er: »So seid Ihr der edle Ritter von Bogdaniec?«

»Der bin ich,« entgegnete Macko, »wie kommt's, daß Ihr von mir wißt?«

»Unser junger Herr Zbyszko erwartete Euch hier und fragte nach Euch.«

Als er dies hörte, sprang Macko mit beiden Füßen empor und seiner Würde ganz vergessend schrie er auf: »Zbyszko in Spychow?«

»Er ist hier gewesen, Herr, vor zwei Tagen entfernte er sich aber wieder.«

»Guter Gott! Woher kam er und wohin ging er?«

»Er kam von Marienburg und hielt sich unterwegs in Szczytno auf, wohin er ging, sagte er uns jedoch nicht.«

»Er sagte es Euch nicht?«

»Vielleicht sagte er es dem Pater Kaleb.«

»Allmächtiger Gott! Dann sind wir an einander vorübergekommen,« rief Macko, sich mit den Händen an die Schenkel schlagend.

Tolima hielt die Hand an das andere Ohr.

»Was sagt Ihr, Herr?«

»Wo ist Pater Kaleb?«

»Bei dem alten Herrn, an dessen Lager.«

»Ruft ihn her! – Doch nein! – Ich gehe selbst zu ihm!«

»Ich rufe ihn!« sagte der Alte.

Und er entfernte sich; doch ehe er den Priester hereinführte, trat Jagienka in die Stube.

»Komm her! Weißt Du schon? Vor zwei Tagen ist Zbyszko hier gewesen.«

Jagienkas Antlitz veränderte sich sofort, und es war deutlich zu sehen, wie ihre Glieder bebten.

»Er ist hier gewesen und wieder weggegangen?« fragte sie mit klopfendem Herzen – »wohin denn?«

»Ja vor zwei Tagen ist er weggegangen, der Pater weiß vielleicht, wohin.«

»Wir müssen sogleich mit dem Pater sprechen!« sagte sie in entschiedenem Tone.

Nach einer Weile trat Pater Kaleb in das Zimmer, und in der Meinung, Macko habe zu ihm geschickt, um etwas von Jurand zu hören, sagte er, der Frage zuvorkommend: »Er schläft noch.«

»Ich habe gehört, daß Zbyszko hier gewesen ist!« rief Macko aus.

»Ja, er ist hier gewesen, aber vor zwei Tagen verließ er die Burg wieder.«

»Wohin hat er sich begeben?«

»Wohin er sich begeben solle, wußte er selbst nicht. Er ging, um Nachforschungen anzustellen. Gegen die samogitische Grenze ist er gezogen, wo jetzt Krieg geführt wird.«

»Beim allmächtigen Gott, sagt, Pater, was Ihr von ihm wißt.«

»Ich weiß nur das, was er mir mitteilte. Er war in Marienburg und fand dort einen mächtigen Beschützer, des Großmeisters Bruder, welcher der angesehenste unter den Kreuzrittern ist. Auf dessen Befehl hin erhielt Zbyszko die Erlaubnis, in allen Schlössern Nachforschungen anzustellen.«

»Nach Jurand und Danusia?«

»Nach Jurand forschte er nicht, da ihm gesagt ward, er sei nicht mehr am Leben.«

»Erzählt von Anfang an.«

»Sofort, laßt mich nur erst Atem schöpfen und zu mir selbst kommen, denn aus einer anderen Welt kehre ich gerade zurück.«

»Aus einer andern Welt? Wie meint Ihr das?«

»Aus jener Welt, in die man nicht hoch zu Roß, wohl aber durch Gebet gelangen kann ... wo ich zu den Füßen unseres Herrn Jesus saß, den ich um Erbarmen für Jurand anflehte.«

»Habt Ihr um ein Wunder gefleht? Glaubt Ihr, daß Euch eine solche Macht zusteht?« fragte Macko mit großer Neugierde.

»Mir steht keine solche Macht zu, aber dem Erlöser. Wenn er will, kann er Jurand die Augen, die Zunge und die Hand zurückgeben.«

»Wenn er will, kann er es freilich thun,« entgegnete Macko. »Indessen ist es nichts Geringes, um das Ihr batet.«

Pater Kaleb gab keine Antwort, vielleicht hatte er auch nicht gehört, was Macko sagte, denn er blickte noch wie geistesabwesend vor sich hin, und es war unverkennbar, daß er sich zuvor vollständig in sein Gebet versenkt hatte. Er verbarg jetzt das Gesicht in den Händen und saß einige Zeit schweigend da. Schließlich fuhr er empor, rieb sich mit der Hand die Augen und sagte: »Nun mögt Ihr fragen!«

»Auf welche Weise gelang es Zbyszko, den Vogt von Sambia für sich zu gewinnen?«

»Ulryk ist jetzt nicht mehr Vogt von Sambia.«

»Dies kommt nicht in Betracht. Haltet Euch an das, was ich frage, und sagt, was Ihr wißt.«

»Bei dem Turnier wußte er ihn sich zu gewinnen. Ulryk von Jungingen kämpft gern innerhalb der Schranken, daher kämpfte er auch mit Zbyszko, denn es waren gar viele ritterliche Gäste in Marienburg und der Großmeister hatte Kampfspiele veranstaltet. Die Sattelgurt Ulryks ging entzwei, und Zbyszko hätte ihn leicht vom Pferde werfen können, doch als er dies wahrnahm, stieß er seinen Speer in den Boden und stützte sogar den Schwankenden.«

»Hei! Siehst Du nun?« rief Macko sich an Jagienka wendend. – »Und hat Ulryk ihn deshalb lieb gewonnen?«

»Ja, deshalb hat er ihn lieb gewonnen. Weder mit scharfer noch mit stumpfer Lanze wollte er mehr mit ihm kämpfen, weil er ihn lieb hatte. Zbyszko erzählte ihm seine Kümmernisse und jener, der auf ritterliche Ehre hält, entbrannte in Zorn und führte Zbyszko zu seinem Bruder, dem Meister, auf daß der Jüngling Klage erhebe. Gott verleihe ihm dafür die ewige Seligkeit, denn unter den Kreuzrittern giebt es nicht viele Gerechte. Zbyszko sagte mir auch, Herr de Lorche habe ihm beistehen können, weil er seiner angesehenen Familie und seines Reichtums wegen dort ungemein verehrt werde, und er hat tatsächlich in allem Zeugnis für Zbyszko abgelegt.«

»Und was erfolgte nach dieser Klage und durch dieses Zeugnis?«

»Es erfolgte, daß der Großmeister dem Komtur von Szczytno strengen Befehl gab, alle Gefangenen, die sich in Szczytno befanden, Jurand nicht ausgenommen, unverzüglich nach Marienburg zu schicken. Was diesen anbelangt, so schrieb der Komtur zurück, daß er an seinen Wunde» gestorben und bei der Kirche begraben worden sei. Die andern Gefangenen schickte er nach Marienburg, und darunter befand sich auch ein blödsinniges Mädchen, nicht aber unsere Danusia.«

»Ich weiß durch den Knappen Hlawa,« bemerkte Macko, »daß Rotgier, jener Ritter, welcher von Zbyszko erschlagen ward, am Hofe des Fürsten Janusz erzählte, ein schwachsinniges Mägdlein erwähnte. Er sagte, dies Mägdlein sei von den Kreuzrittern für Jurands Tochter gehalten worden, und als die Fürstin ihm erwiderte, sie hätten ja die rechte Tochter Jurands gekannt und gewußt, daß sie keine Schwachsinnige sei, erklärte er: ›Wohl, das ist die Wahrheit, aber wir dachten, der Böse habe sie verwandelt‹.«

»Das Gleiche schrieb der Komtur an den Großmeister – er schrieb, daß jenes Mägdlein sich nicht im Gefängnisse, sondern in ihrem Schutze befunden habe, daß sie es den Händen von Räubern entrissen hätten, welche schwuren, es sei Jurands Tochter in verwandelter Gestalt.«

»Und schenkte der Großmeister dieser Aussage Glauben?«

»Er wußte selbst nicht, ob er ihr Glauben schenken solle oder nicht, doch Ulryk entbrannte nur noch mehr in Zorn, er verlangte von seinem Bruder, daß dieser einen Offizial des Ordens mit Zbyszko nach Szczytno sende, und so geschah es auch. Als sie nach Szczytno kamen, trafen sie den alten Komtur Zygfryd nicht mehr an, denn er hatte sich wegen des Krieges mit Witold in eine der östlichen Burgen begeben, nur ein Untervogt war zur Stelle, dem der Offizial befahl, alle unterirdischen Gewölbe und Kerker zu öffnen. Sie suchten und suchten, fanden jedoch nichts. Auch forderten sie gar viele Leute auf, Zeugnis abzulegen. Und da sagte man Zbyszko, von dem Kaplan könne man viel erfahren, weil er den stummen Henker verstehe. Aber der alte Komtur hatte den Henker mit sich genommen und der Kaplan hatte sich nach Krolewiec Königsberg. Anmerkung der Uebersetzerinnen., zu einem Kirchenkongreß begeben. Sie treffen häufig dort zusammen und senden Klagen gegen die Kreuzritter an den Papst, denn ein schweres Leben haben die armen Priester im Ordensland.«

»Ich wundere mich nur, daß sie Jurand nicht gefunden haben,« bemerkte Macko.

»Offenbar hatte ihn der alte Komtur zuvor schon freigelassen. Und diese Freilassung war eine weit größere Niederträchtigkeit, als wenn sie ihm sofort die Kehle abgeschnitten hätten. Sie wollten aber, daß er vor seinem Tode so viel, nein, mehr leide, als ein Mensch überhaupt zu ertragen vermag. Blind, stumm, und seiner rechten Hand beraubt! Nein, von Gottesfurcht wissen die Kreuzritter nichts! Weder die Heimat konnte er finden, noch nach dem Wege fragen, noch um Almosen bitten. Sie dachten wohl, er werde irgendwo an einem Zaun vor Hunger sterben oder in einem tiefen Gewässer ertrinken. Was haben sie ihm denn gelassen? Nichts als die Erinnerung an das, was er einst gewesen, und die Erkenntnis seines Elendes. Welch unsagbare Qualen mußte er erdulden! Vielleicht saß er einmal vor einer Kirche oder an einer Landstraße, und Zbyszko kam vorüber und erkannte ihn nicht. Vielleicht auch hörte er Zbyszkos Stimme und konnte ihn nicht rufen! Hei! Die Thränen kommen mir, wenn ich davon rede! Gott vollbrachte ein Wunder, indem er Euch mit ihm zusammenführte, und darum glaube ich, er wird noch ein größeres vollbringen, wenn schon meine unwürdigen und sündigen Lippen ihn darum bitten.«

»Und was habt Ihr noch von Zbyszko erfahren? Wohin ist er gezogen?« fragte Macko.

»Er sprach folgendermaßen zu mir: ›Ich weiß, daß Danusia in Szczytno gewesen ist, aber sie haben sie entweder fortgeführt oder umgebracht. Der alte Zygfryd de Löwe – sprach er weiter – hat dies gethan, und so wahr mir Gott hilft, will ich nicht ruhen noch rasten, bis ich ihn in meine Gewalt bekomme‹.«

»Dies hat er gesagt? Dann ist er gewiß gegen die östlichen Komtureien gezogen, aber dort wird jetzt Krieg geführt.«

»Er wußte, daß dort Krieg geführt wird, und deshalb hat er sich zu Knäs Witold begeben. Er sagte, durch diesen vermöge er eher etwas gegen die Kreuzritter auszurichten, als durch den König selbst.«

»Zu Knäs Witold!« rief Macko emporspringend.

Dann wendete er sich zu Jagienka: »Siehst Du nun, daß das Richtige geschieht? Habe ich nicht die gleiche Ansicht ausgesprochen? So wahr ich lebe, habe ich vorausgesagt, daß wir zu Witold gehen müßten!«

»Zbyszko hegte die Hoffnung,« bemerkte Pater Kaleb, »daß Witold in Preußen einfallen und die dortigen Burgen erobern werde.«

»Wenn sie ihm Zeit lassen, wird es auch dazu kommen,« antwortete Macko. »Gelobt sei Gott, nun wissen wir wenigstens, wo wir Zbyszko zu suchen haben.«

»Wir müssen sogleich aufbrechen,« sagte Jagienka.

»Schweig!« rief Macko aus. »Es geziemt sich nicht für einen Untergebenen, seinem Herrn Ratschläge zu geben.«

Bei diesen Worten warf er ihr einen bedeutungsvollen Blick zu, wie wenn er ihr ins Gedächtnis zurückrufen wolle, daß sie ihm Gehorsam schulde, und sie suchte sich zu sammeln und schwieg.

Macko besann sich eine Weile, dann sagte er: »Natürlich werden wir Zbyszko jetzt finden, denn zweifellos hält er sich bei niemand sonst als bei Knäs Witold auf, aber es ist nötig zu wissen, ob er noch einen anderen Grund gehabt hat, in die Welt hinauszuziehen, als den, sein Gelübde zu erfüllen und den Kreuzrittern die Köpfe vor die Füße zu legen.«

»Und wie kann man dies erfahren?« fragte Pater Kaleb.

»Wenn ich wüßte, daß jener Priester aus Szczytno schon von der Synode zurückgekehrt ist, würde ich ihn aufsuchen,« entgegnete Macko. »Ich habe Briefe von Lichtenstein bei mir und kann ohne Gefahr nach Szczytno gehen.«

»Es war keine Synode, sondern nur ein Kongreß,« erwiderte Pater Kaleb, »und der Kaplan muß längst schon zurückgekehrt sein.«

»Das ist gut. Ueberlaßt alles Uebrige mir. Ich werde für alle Fälle Hlawa, zwei Mannen mit Kriegsrossen mit mir nehmen und mich nach Szczytno begeben.«

»Und dann zu Zbyszko?« fragte Jagienka.

»Und dann zu Zbyszko, aber unterdessen bleibst Du hier und wartest, bis ich zurückkehre. Ohnedies glaube ich, daß ich nicht länger als drei oder vier Tage verweilen werde. Ich habe starke Knochen und an Mühseligkeiten bin ich gewöhnt. Doch zuvörderst bitte ich Euch, Pater Kaleb, um ein Schreiben an den Kaplan von Szczytno. Er wird mir eher Glauben schenken, wenn ich ihm einen Brief von Euch zeige, weil Priester immer das größte Vertrauen zu einander haben.«

»Die Leute sprechen nur Gutes von jenem Priester,« antwortete Pater Kaleb, »und sofern jemand etwas Bestimmtes weiß, so ist er es.«

Gegen Abend war der Brief bereit, und am folgenden Morgen vor Sonnenaufgang befand sich Macko schon unterwegs.


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