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Dort neben der Brücke, wohl über dem Quell
Wo die Wellen schimmern und brausen,
Da stürzt vom Rosse der Ritter, und schnell
Umfängt ihn des Todes Grausen.
Prophezeihung Thomas des Sängers.
Raymund Berengar's Tochter, mit den bereits erwähnten Begleitern, verweilte noch immer auf den Zinnen von Garde Doloureuse, ungeachtet der Ermahnungen des Geistlichen, daß sie lieber den Ausgang dieses furchtbaren Ereignisses in der Kapelle unter Andachtsübungen abwarten möchte. Er bemerkte endlich, daß sie aus Kummer und Furcht unfähig war, auf seinen Rath zu hören oder ihn zu befolgen; und neben ihr Platz nehmend, während der Jäger und Rose Flammock ihr zur Seite standen, bemühte er sich, Trost darzubieten, an dem es ihm vielleicht selbst fehlte.
»Es ist nur ein sonderbarer Einfall Eures edlen Vaters!« sagte er, »und wenn er auch den Anschein eines großen Wagstücks hat, so ist doch Raymund Berengar's Kriegspolitik noch nie in Zweifel gezogen worden. Er ist geheimnißvoll und verschlossen in seinen Plänen. Mit Recht vermuthe ich, daß er nicht ausrücken würde, wie er es zu thun Willens ist, wüßte er nicht, daß der edle Graf von Arundel oder der mächtige Konstabel von Chester in der Nähe wären.«
»Glaubt Ihr das wirklich, guter Vater? – Gehe, Raoul, gehe, meine theure Rose – seht nach Osten hin, ob Ihr nicht Banner oder Staubwolken entdecken könnt. – Horcht! horcht! Hört Ihr keine Trompeten ans jener Gegend?«
»Ach, Mylady!« sagte Raoul, »selbst den Donner würde man kaum hören können vor dem Geheul jener Walliser Wölfe.«
Bei diesen Worten wandte sich Eveline um, und blickte nach der Brücke, wo sich ihren Augen ein furchtbares Schauspiel darbot.
Der Fluß, dessen Strom auf drei Seiten den Fuß der stolzen Anhöhe, auf welcher das Schloß lag, umspülte, bildete auf der Westseite der Festung und des nahe daran gelegenen Dorfes einen Bogen; und der Hügel verlor sich hier in eine weitausgedehnte Ebene, deren niedrige Lage auf ihren Ursprung durch Anschwemmung schließen ließ. Noch tiefer, an dem äußersten Ende dieser Ebene, wo die Ufer wiederum den Fluß begränzten, lagen die Manufaktur-Gebäude der rüstigen Flamänder, welche jetzt in lichten Flammen standen. Die Brücke, aus hohen, engverbundenen Bogen von ungleicher Größe erbaut, lag etwa eine halbe Meile von dem Schlosse, in dem eigentlichen Mittelpunkte der Ebene. Der Strom selbst ergoß sich in einen tiefen Felsenkanal, war öfters nicht zu durchwaten, und zu allen Zeiten gefährlich zu passiren, was den Vertheidigern des Schlosses bedeutende Vortheile gewährte, die bei andern Gelegenheiten so manchen Tropfen Blut dem Schutze eines Passes geopfert hatten, welcher jetzt durch Raymund Berengars seltsame Bedenklichkeit verlassen war. Die Walliser, die sich dieses Vortheils mit der Begierde bemächtigten, womit Menschen eine unverhoffte Gunst sich zu sichern suchen, drängten sich in Verwirrung über die hohen und steilen Bogen der Brücke, indeß fortwährend neue Trupps, die von verschiedenen Punkten auf dem jenseitigen Ufer anlangten, den Zug der Krieger vermehrten, der mit Muße und ununterbrochen hinüberschritt, und sich der Burg gegenüber in Schlachtordnung stellte.
Anfänglich betrachtete Pater Aldrovand ihre Bewegungen gleichgültig, ja mit dem verächtlichen Lächeln eines Mannes, der die von höherer Hand gelegte Falle sieht, worin der Feind so eben im Begriff ist, sich zu verstricken. Raymund Berengar hatte sich mit der geringen Zahl seines Fußvolks und seiner Reiterei auf die kleine Anhöhe begeben, welche zwischen dem Schlosse und der Ebene am Fuße der Festung lag, und dem Dominikaner, der in dem Kloster nicht völlig seine ehemaligen Kriegserfahrungen vergessen hatte, schien es klar, daß es des Ritters Absicht sey, die zerstreuten Feinde anzugreifen, wenn ein Theil derselben den Strom überschritten hätte, und die Uebrigen, theils noch am andern Ufer, theils in dem langsamen, beschwerlichen Uebergange selbst begriffen waren.
Als aber starke Züge der weißbemäntelten Walliser, ohne unterbrochen zu werden, sich auf der Ebene in die Schlachtordnung stellten, welche ihnen die vortheilhafteste schien, da gewannen die Züge des Mönchs, wiewohl er noch immer das erschrockene Mädchen aufzumuntern suchte, einen ganz andern, ängstlichern Ausdruck, und die Entsagung, welche er sich mühsam angeeignet hatte, kämpfte einen harten Kampf mit seinem kriegerischen Ehrgeize.
»Sey ruhig und gutes Muths, meine Tochter!« sagte er. »Deine Augen sollen die Niederlage jenes barbarischen Feindes schauen. Nur eine Minute warte noch, und Du wirst ihn, gleich dem Staube, zerstreut sehen. – Heiliger Georg! Jetzt oder nie werden sie sicher Deinen Namen anrufen!«
Der Rosenkranz des Mönchs glitt unterdessen schnell durch seine Finger, während sich mancher Ausdruck kriegerischer Ungeduld in seine Gebete mischte. Unbegreiflich war ihm die Ursache, warum es jedem einzelnen Zuge der Bergbewohner erlaubt ward, mit ihren verschiedenen Bannern, von ihren Häuptlingen angeführt, ohne irgend eine Unterbrechung, den schwierigen Paß zu durchschreiten und sich diesseits der Brücke in Schlachtordnung zu stellen, während die englische, oder vielmehr angelsächsisch-normännische Reiterei bewegungslos stehen blieb, ohne einmal die Lanzen einzulegen. Dort blieb, dachte er, nur Eine Hoffnung – nur Eine vernünftiger Weise denkbare Erklärung dieser nicht zu berechnenden Unthätigkeit, dieses freiwilligen Entsagens eines jeden Vortheils der Stellung, hier, wo der Feind in Betreff seiner Anzahl so furchtbar überlegen war. Pater Aldrovand schloß, die Hülfstruppen des Konstabel von Chester und anderer Gränz-Lords müßten sich unmittelbar in der Nähe befinden, und man gestatte nur den Wallisern ohne Widerstand den Fluß zu überschreiten, damit ihr Rückzug desto eher abgeschnitten, und ihre Niederlage durch den hinter ihnen befindlichen tiefen Strom noch verderblicher würde.
Aber während er noch dieser Hoffnung Raum gab, fing sein Herz ängstlicher an zu schlagen, als er, nach allen Gegenden hinblickend, wo die ersehnte Hülfe erscheinen konnte, nicht das kleinste Zeichen wahrnahm, welches ihre Annäherung verkündete. In einer Geistesstimmung, die mehr an Verzweiflung, als an Hoffnung, gränzte, betete der Greis seinen Rosenkranz ab, blickte sorgenvoll umher, und suchte das Fräulein durch einige abgebrochene Worte zu trösten. Da verkündete ihm plötzlich der allgemeine Jubel der Walliser, der von den Ufern des Flusses an den Zinnen der Burg wiederhallte, daß der letzte der Britten den Paß überschritten habe, und ihr ganzes furchtbares Heer diesseits des Stroms in Schlachtordnung und zum Angriff bereit stehe.
Dies schrillende, Grausen erregende Geschrei, zu dem jeder einzelne Walliser, von wildem Trotz, Kampfdurst und Siegerhoffnung erfüllt, seine Stimme hergab, ward endlich durch den Klang der normännischen Trommeten beantwortet – dem ersten Zeichen der Thätigkeit Raymund Berengars. Aber so fröhlich sie schmetterten, so klangen sie doch, im Vergleich mit dem Schlachtgeschrei, welches sie erwiederten, nur wie die Pfeife des rüstigen Seemanns im Geheul des Sturms.
In dem Augenblicke, wo die Trommeten erklangen, gab Berengar den Bogenschützen das Signal, ihre Pfeile abzusenden; und die Reisigen rückten nun vor unter einem Hagel von Wurfspießen und Steinen, welche die Walliser ihren in Stahl gepanzerten Feinden entgegensandten.
Dagegen warfen sich Raymunds ergraute Krieger, von manchen siegreichen Erinnerungen begeistert, im Vertrauen auf das Kriegstalent ihres bewährten Anführers, und selbst in einer so verzweiflungsvollen Lage unerschrocken, mit ihrer gewohnten entschlossenen Tapferkeit auf die Heeresmassen der Walliser. Ein schöner Anblick war es, den kleinen Trupp Reiterei zum Angriffe stürmen zu sehen. Hoch flatterten die Federn auf den Helmen; die Lanzen waren eingelegt, und ragten sechs Fuß weit vor der Brust ihrer Pferde hervor. Ihre Schilder hingen auf dem Nacken, damit die linke Hand Freiheit behielte, das Roß zu lenken; und der ganze Trupp sprengte in Einer Linie, gleichsam in Einen Körper verschmolzen, mit einer Schnelligkeit daher, die jeder Augenblick steigerte.
Solch ein Anblick konnte wohl Bestürzung verbreiten unter nackten Menschen (denn so konnte man die Walliser den schwarzgepanzerten Normannen gegenüber wohl nennen); aber die Britten blieben unerschrocken bei diesem Anblick, da sie seit langer Zeit ihren Ruhm darein setzten, ihre unbedeckte Brust und weiße Tunika den Lanzen und Schwertern der Gewappneten mit so vielem Vertrauen darzubieten, als ob sie unverwundbar gewesen wären. Es stand zwar nicht in ihrer Macht, dem Gewichte des ersten Angriffs zu widerstehen, der, ihre dichten Reihen durchbrechend, bis in die Nähe des unheilbringenden Banners drang, welchem Berengar, durch sein unseliges Gelübde gebunden, an diesem Tage eine so günstige Stellung zu geben wußte. Allein sie wichen wie die Wellen, welche zwar dem kühnen Schiffe Bahn machen, doch sich dann nur um so furchtbarer zu seinen Seiten erheben. Mit wildem, entsetzlichem Geschrei schloßen sie ihre lärmenden Reihen dichter um Berengar und seine ihm ergebenen Gefährten, und ein todtbringender Kampf nahm seinen Anfang.
Die besten Walliser Krieger hatten sich bei dieser Gelegenheit an Gwenwyns Banner angeschlossen; die Pfeile der Bewohner von Gwentlant, deren Gewandtheit im Bogenschießen fast der normännischen gleich kam, rasselten auf die Heime der Gewappneten, und die Speere der Bewohner von Dehenbarth, berühmt durch die Schärfe und Stärke ihrer stählernen Spitzen, wurden nicht ohne unheilbringende Wirkung gegen die Panzer gebraucht, trotz des Schutzes, den die letztern dem Reiter gewährten.
Vergeblich erschöpften die zu Raymunds kleiner Truppenzahl gehörigen Bogenschützen – kräftige Insassen, die fast Alle für ihre Kriegsdienste im Besitze von Ländereien waren – ihre Köcher auf die breiten Angesichter des Walliser Heeres. Wahrscheinlich trug jeder Pfeil eines Wallisers Leben auf seiner Spitze davon; allein, um der Reiterei, die jetzt eng und ohne Rettung eingeschlossen war, Hülfe zu gewähren, hätte das Gemetzel zwanzig Mal stärker werden müssen.
Inzwischen erwiederten die Walliser entrüstet über diesen Angriff, ihn mit einem Pfeilregen ihrer Schützen, welche ihre geringere Geschicklichkeit zum Theil durch ihre größere Zahl ersetzten, und durch zahllose Wurfspieße und Steinschleudern Verstärkung erhielten. Auf diese Weise waren die normännischen Bogenschützen, die mehr als einmal einen Versuch gemacht hatten, ihre Stellung zu verlassen, um zu Gunsten Raymunds und seiner ihm ergebenen Schaar einen günstigen Wechsel hervorzubringen, jetzt so sehr mit ihrer eigenen Vertheidigung beschäftigt, daß sie nothgedrungen den Gedanken, weiter vorzurücken, aufgeben mußten.«
Unterdessen hatte der ritterliche Führer, dessen Hoffnung von Anfang an nur ein ehrenvoller Tod gewesen war, alle seine Kräfte aufgeboten, sein Geschick durch den Untergang des Walliser Fürsten, des Anstifters dieses Kriegs, auf ruhmvolle Weise zu beschließen. Er hütete sich vorsichtig, seine Kraft durch das Gemetzel unter den Britten zu zersplittern. Mit dem Stoße seines bisher geschonten Rosses schleuderte er indeß plötzlich die ihn bedrängende Zahl zurück; und die Niedern dem Schwerte seiner Gefährten Preis gebend, erhob er sein Feldgeschrei, und brach sich Bahn zu dem unheilbringenden Banner Gwenwyns, an dessen Seite der Fürst selbst seinen Posten behauptete, die Pflichten eines klugen Anführers und tapfern Kriegers zugleich erfüllend.
Raymunds Kenntniß des Walliser Charakters, der eben so der höchsten Begeisterung, als der plötzlichen Muthlosigkeit fähig war, ließ ihn einigermaßen hoffen, ein glücklicher Angriff auf diesen Punkt, der den Tod oder die Gefangenschaft des Fürsten und die Niederlage seines Banners zur Folge habe, werde ein solches Entsetzen verbreiten, daß das beinahe verzweiflungsvolle Geschick des Tages dadurch eine andere Wendung nähme. Der greise Krieger ermunterte daher seine Gefährten durch Wort und Beispiel, und brach sich, alles Widerstandes ungeachtet, nach und nach Bahn.
Allein Gwenwyn, umringt von seinen edelsten und tapfersten Kriegern, bot ihm, so kraftvoll auch der Angriff war, einen eben so hartnäckigen Widerstand dar. Umsonst wurden zertreten von den gepanzerten Rossen, umsonst von den unverwundbaren Reitern niedergehauen. Verwundet und zu Boden geworfen, beharrten die Britten in ihrem Widerstande, und klammerten sich um die Füße der normännischen Rosse, ihr Fortschreiten verhindernd; indeß ihre Brüder mit Piken jede Fuge oder Spalte der Rüstung zu treffen suchten, oder mit den Reisigen im Handgemenge, sie mit Gewalt von den Pferden zu reißen, oder mit ihren Walliser Aexten niederzuschlagen strebten. Wehe denen, welche auf diese Weise vom Pferde gerissen wurden, denn die langen Messer der Walliser durchbohrten sie sogleich mit tausendfachen Wunden; und wohl dem, dessen erste Wunde sogleich tödtlich war.
So stand die Schlacht, welche bereits über eine halbe Stunde gewüthet hatte, als Berengar, der sich mit seinem Rosse dem britischen Banner bis auf zwei Speereslängen genähert hatte, Gwenwyn nahe genug war, um einige herausfordernde Worte mit ihm zu wechseln.
»Wende Dich um, Wolf von Wales!« rief Berengar, »und ertrage, wenn Du es wagst, den Hieb eines ächten Ritterschwerts!«
»Falscher, normännischer Schurke!« entgegnete Gwenwyn, über sein Haupt eine ungeheure Keule schwingend, die bereits mit Blut befleckt war. »Dein eiserner Helm ist ein schlechter Schutz für Deine Lügnerzunge, die ich jetzt den Raben als Speise auftischen will.«
Ohne etwas darauf zu erwiedern, spornte Raymund sein Pferd dem Fürsten entgegen, der sich ihm mit gleicher Kampfbegier nahte. Doch ehe sich noch ihre Waffen erreichen konnten, weihte sich, gleich jenen Römern, welche sich den Elephanten des Pyrrhus entgegenwarfen, ein Walliser Krieger dem Tode. Denn da die Rüstung von Raymunds Pferd den wiederholten Stößen seines Schwertes widerstand, so warf er sich selbst unter das Thier, ihm sein langes Messer in den Leib bohrend. Das edle Roß bäumte sich und stürzte zu Boden, unter seiner Last den Britten, der es verwundet hatte, erdrückend. Die Spangen an dem Helme des Reiters zersprangen bei dem Fall, und indem er weithin rollte, zeigte sich entblößt das ehrwürdige Haupt mit seinen grauen Haaren und edlen Zügen. Mehr als einmal versuchte Raymund sich unter dem gestürzten Rosse emporzuarbeiten; doch ehe es ihm gelang, empfing er den Todesstreich von Gwenwyns Hand, der kein Bedenken trug, ihn, als er sich eben aufhelfen wollte, mit seiner Keule niederzuschmettern.
Während dieses ganzen blutigen Tages war Dennis Morolts Pferd Schritt für Schritt, sein Arm Streich für Streich seinem Gebieter gefolgt. Es schien, als ob zwei verschiedene Körper ein Wille beseelte. Morolt schonte seine Kraft, oder machte davon Gebrauch, genau so, wie er es seinen Herrn thun sah, und bei der letzten tödtlichen Anstrengung war er dicht an seiner Seite. In dem unglücklichen Augenblicke, wo Raymund Berengar sich auf den Anführer stürzte, bahnte der tapfere Knappe sich den Weg zu dem Banner, und mit kräftiger Hand darnach greifend, rang er um den Besitz desselben mit einem gigantischen Britten, dem es anvertraut war, und der jetzt alle Kräfte aufbot, es zu vertheidigen. Aber selbst in diesem tödtlichen Kampfe verließ Morolts Auge kaum seinen Gebieter, und als er ihn unterliegen sah, schien mit diesem Todesstreiche auch seine Kraft gebrochen, und dem britischen Krieger kostete es wenig Mühe, auch ihn unter den Erschlagenen hinzustrecken.
Der Sieg der Britten war jetzt vollständig. Nach dem Sturze ihres Anführers würden Raymund Berengars Krieger willig die Flucht ergriffen oder sich ergeben haben; allein das erste war unmöglich, denn der Feind hatte sie zu eng eingeschlossen, und in den grausamen Kriegen der Walliser auf ihren Gränzen war von keinem Pardon der Besiegten die Rede. Eine kleine Zahl der Reisigen war so glücklich, sich dem Schlachtgetümmel zu entziehen. Doch nicht einmal einen Versuch machend, sich in die Burg zu werfen, flüchteten sie sich nach verschiedenen Gegenden hin, und theilten ihr eigenes Entsetzen den übrigen Gränzbewohnern mit, durch die Nachricht von dem Verluste der Schlacht und dem Schicksale des berühmten Raymund Berengar.
Die Bogenschützen des gefallenen Anführers, welche bisher nicht tief in den Kampf verwickelt gewesen waren, den vorzüglich die Reiterei unterhalten hatte, wurden jetzt der einzige Zielpunkt des feindlichen Angriffs. Aber als sie die Menge gleich einem brausenden Meere auf sich eindringen sahen, verließen sie die bisher tapfer vertheidigte Anhöhe, und zogen sich, so viel als möglich, in der besten Ordnung nach dem Schlosse zurück. Es war das einzige Mittel, welches ihnen übrig blieb, ihr Leben zu fristen.
Ein Theil ihrer leichtfüßigen Feinde machte einen Versuch, sie während dieses klugen Manövres abzuschneiden, indem sie ihrem Zuge zuvor eilten, und sich in den Hohlweg warfen, der nach der Burg führte, um ihnen dort Trotz zu bieten. Allein die Kaltblütigkeit der englischen Bogenschützen, an Extreme jeder Art gewöhnt, kam ihnen auch bei dieser Gelegenheit wohl zu statten. Während ein Theil derselben mit Schwertern und Aexten bewaffnet, die Walliser aus dem Hohlwege hinaustrieb, stellten sich die Uebrigen ihnen trotzig entgegen, und in Abtheilungen getrennt, welche wechselsweise standhaltend und zurückweichend, einander deckten, behaupteten sie einen so festen Posten, daß sie die Verfolger zurückscheuchten. Es fielen mehrere tödtliche Geschoße von beiden Partheien, wodurch sie gegenseitig sehr litten.
Endlich, nachdem sie mehr als zwei Drittel ihrer tapfern Gefährten zurückgelassen hatten, erreichten die Yeomen Freibauern (Freisassen). den Platz, der durch die Pfeile und Kriegsmaschinen der Wälle gedeckt, als ein sicheres Asyl gelten konnte. Ein Steinhagel und eine Menge viereckiger Bolzen, von beträchtlicher Größe und Dicke, hemmte die weiteren Fortschritte der Verfolger, und ihre Anführer zogen die zerstreuten Truppen nach der Ebene zurück, wo die Landleute laut jubelnd beschäftigt waren, die Beute des Schlachtfeldes zu sichern. Einige darunter verstümmelten, von Haß und Rache angetrieben, die Glieder der erschlagenen Normannen auf eine ihrer Sache und ihres eigenen Muthes unwürdige Weise. Das furchtbare Geschrei, welches dies entsetzliche Werk begleitete, erfüllte die kleine Besatzung von Garde Doloureuse mit Abscheu; aber es flößte ihr zugleich den Entschluß ein, lieber die Festung aufs Aeußerste zu vertheidigen, ehe man sich der Gnade eines so rachsüchtigen Feindes ergäbe.