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74 e Sure
Der Bedeckte

(Gabriel:)

1/1

O der du liegst bedeckt,

2/2

Steh auf und lehr' erweckt,

3/4

Und deinen Herrn preis' unerschreckt,

4/4

Mach rein dein Kleid, das ist befleckt,

5/5

Und wirf den Greuel weg!

6/6

Thu nicht Gutes, das Lohn bezweckt,

7/7

Und harr auf den, der dein Ziel dir steckt!

8/8

Wann die Drommete weckt,

9/9

Das wird ein Tag der herbe schmeckt

10/10

Den Leugnenden, sie nicht erquickt.

(Gott:)

11/11

Laß mich allein mit dem, den ich schuf sonder gleichen,

12/12

Und machte ihn zum Reichen,

13/13

Und gab ihm Söhne, seines Glückes Zeugen,

14/14

Und bettet' ihn im Weichen.

15/15

Er aber will, ich soll noch mehr ihm reichen.

16/16

Mitnichten! denn er trotzet unsern Zeichen.

17/17

Ich werd' ihm geben eine Höh zu steigen.

18/18

Denn er baut und braut.

19/19

Fluch dem was er braut!

20/20

Ja Fluch dem was er braut!

21/21

Er steht und schaut,

22/22

Grinst dann und kraut,

23/23

Kehrt dann den Rücken stolz, und laut

24/24

Spricht er: Das ist nur Blendwerk aufgebraut;

25/25

Es ist nur Menschenlaut. –

26/26

Er soll verfallen der Flammenbraut.

27/27

Weißt du was ist die Flammenbraut?

28/28

Sie malmt und kaut,

29/29

Und sengt die Haut.

30/30

Ihre Hut ist neunzehn Hütern vertraut.

31/31

Wir wählten zu des Feuers Wächtern Engel nur,
Und setzten ihre Zahl fest zur Verstörung der Ungläubigen,
Doch daß die Schriftinhaber das Gewisse wissen,
Die Gläubigen aber nehmen zu im Glauben;

32/–

Die Schriftinhaber und die Gläubigen zweiflen nicht,

33/–

Diejenigen, in deren Herzen Siechthum ist,
Und die Verleugner aber sagen:
Was wollte Gott mit diesem Gleichnis?

34/–

So läßt Gott irrgehn wen er will,
Und leitet wen er will, und keiner
Kennt deines Herren Heer als Er.
Das ist für Menschen nur ein Mahnelaut.

35/32

Ja bei dem Mond der schaut,

36/33

Und bei der Nacht die thaut,

37/34

Und bei dem Tag der graut!

38/35

Zu einer Warnung ist sie erbaut,

39/36

Zu einem Schauder der Menschenhaut,

40/37

Für den der vorwerts oder rückwerts schaut.

41/38

Wol jede Seele steht für ihre That zu Pfand

–/39

Doch die Genossen der rechten Hand,

42/40

In Gärten am Quellenrand

–/41

Fragen nach den Sündern im Brand:

43/42

Was hat euch gebracht zur Flammenbraut?

44/43

Sie sprechen: Weil man uns nicht beten fand,

45/44

Und wir nicht speisten die Armen im Land,

46/45

Wir trieben mit den Tändlern Tand,

47/46

Und leugneten des Gerichts Bestand,

48/47

Bis uns die Gewisheit kam zur Hand,

49/48

Und die Vertretung der Vertreter schwand.

50/49

Was haben sie? sie halten nicht der Mahnung Stand,

51/50

Gleichwie Wildesel scheue,

–/51

Wenn sie scheucht ein Leue.

52/52

Ja ihrer jeder möchte daß er eines offnen Briefes sich erfreue!

53/53

Mitnichten! denn sie glauben nicht ans End' in Treue.

54/54

Mitnichten! dis ist Mahnung, wer gemahnt seyn will aufs neue.

55/55

Doch mahnen lassen sie sich nur, wenn Gott will;
Er ist der Herr der Huld, der Herr der Scheue.


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