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1/2
Gedächtnis der Erbarmung deines Herrn
An seinem Knecht Zakaria.
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Anrief er seinen Herrn mit heimlichem Rufe,
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Sprach: O mein Herr, schwach ist geworden mein Gebein,
Und angeglommen ist mein Haupt von Greisheit.
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Doch beim Gebet zu dir, Herr, war ich nie unglücklich.
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Nun aber fürcht' ich die Beerber nach mir, denn
Mein Weib ist unfruchtbar, drum gib
Von dir mir einen Stellvertreter,
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Der sei mein Erb' und Erb' im Hause Jakobs;
Und mach ihn, Herr, dir angenehm! –
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O Zakaria, wir verkünden
Dir einen Knaben Namens Jahja;
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Des Namensgleichen wir zuvor nie schufen.
9/8
Er sprach: Mein Herr, wie soll mir werden
Ein Knabe, da unfruchtbar ist mein Weib, und schon
Gelangt' ich zu des Alters Ohnmacht?
10/9
Er sprach: So hat dein Herr gesprochen:
Das ist für mich ein Leichtes;
Ich habe ja dich auch zuvor
Geschaffen, da du Nichts warst.
11/10
Er sprach: Mein Herr, gib mir ein Zeichen!
Er sprach: Mein Zeichen sei, daß du die Menschen
Nicht redest an drei ganzer Nächte.
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Da gieng er vor sein Volk her aus dem Heiligthum,
Und deutet' ihnen: Preiset früh und Abends! –
13/12
O Jahja, nimm das Buch mit Kraft! –
Und Weisheit gaben wir ihm jung,
14/13
Mildherzigkeit von uns und Reine;
Und er war gottesfürchtig
–/14
Und liebreich gegen seine Eltern,
Und war kein trotziger Gewaltmann.
15/15
Fried' über ihm Tags da er ward,
Tags da er stirbt, und Tags da er
Wird auferweckt zum Leben!
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Denk' auch im Buch Marias, da
Sie weggieng von den Ihrigen
An einen Ort in Osten,
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Und hielt vor ihnen sich verborgen;
Da sendeten zu ihr wir unsern Geist, und er
Erschien ihr als vollkommner Mann.
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Sie sprach: Ich flüchte mich vor dir zum Allerbarmer,
Wenn du bist gottesfürchtig.
19/19
Er sprach: Ich bin ein Bote deines Herrn nur,
Daß ich dir schenke einen reinen Knaben.
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Sie sprach: Wie soll mir werden
Ein Knabe? da mich hat berührt
Kein Mann, und ich bin keine Sünderin.
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Er sprach: So hat dein Herr gesprochen:
Das ist für mich ein Leichtes,
Und daß wir machen ihn zum Zeichen
Den' Menschen, zur Barmherzigkeit,
Schon ist es fest beschlossen.
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Und sie empfieng ihn, und sie gieng
Mit ihm zu fernem Orte.
23/23
Da kamen ihr die Wehn am Schaft der Palme;
Sie rief: O wär' ich eh' gestorben,
Vergangen und vergessen.
24/24
Da riefs ihr zu von unten her:
Betrüb' dich nicht! Gemacht hat unter dir dein Herr ein Bächlein.
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Auch rüttle gegen dich den Schaft der Palme!
So läßt sie auf dich fallen reife Dattel.
26/26
Iß, trink und mach dein Auge frisch!
Doch wenn du siehest nun der Menschen einen,
27/–
So sag: Gelobt hab' ich dem Allerbarmer
Ein Fasten, darum red' ich heut' mit keinem. –
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Sie kam mit ihm zu ihrem Volk, ihn tragend.
Sie sprachen: O Maria,
Du fandest Wundermähre.
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O Schwester Aarons, war dein Vater doch kein Wicht,
Und deine Mutter keine Sünderin.
30/29
Sie deutete auf ihn. Sie sprachen: Sollen wir
Mit diesem reden, der ein Kind ist in den Windeln?
31/30
Da sprach er: Ich bin Gottes Knecht,
Der mir das Buch gab und mich machte zum Profeten.
32/31
Und machte mich zu einem
Gesegneten, wo ich mag seyn,
Und wies mich zu Gebet an und Almosen, weil ich lebe,
33/32
Und zu Liebreichheit an der [Mutter],
Und machte mich zu keinem unglückseligen Gewaltmann.
Vers 33 Rückert: den Eltern; nach dem arab. Text korrigiert (H.B.)
34/33
Fried' über mir Tags da ich ward,
Tags da ich sterb' und Tags da ich werd' auferweckt zum Leben!
35/34
Derselb' ist Jesus, Sohn Marias, nach dem Wort
Der Wahrheit, über den sie zweifeln.
Vers 35–41 Eine Glosse, in anderm Reime, die aber gleichwol ursprünglich seyn mag. Doch ist gegen die Echtheit in Anschlag zu bringen 1.) daß in dieser Partie Gott nur Gott, Allah, heißt, nicht der Allerbarmer, wie fast durchgehends im Übrigen dieser Sure; aber eben dieses kann auch im Wesen der Glosse und ihrem weniger poetischen Tone liegen. 2.) daß der eigentliche Inhalt dieser Glosse, die Bestreitung der Gottheit Jesus, am Ende der Sure von V. 91 an wiederkehrt.
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Nicht kommt es Gott zu, anzunehmen einen Sohn;
Preis ihm! wenn er beschließt ein Ding,
Sagt er zu ihm nur: Sei! so ist es.
37/36
Gott ist mein Herr und euer Herr, ihn betet an!
Das ist der Weg der grade.
38/39
Die Sekten aber wurden uneins unter sich;
Weh aber denen die da leugnen,
Weh vor der Anwartschaft des großen Tages!
39/38
Wie werden sie hören und sehn am Tag,
An dem sie zu uns kommen!
Allein die Sünder heute sind in offenbarer Irre.
40/39
Verwarne sie vorm Tage des Verlustes, wo
Der Handel ist entschieden!
Sie aber sind des achtlos, und sie glauben nicht.
41/40
Da erben wir die Erd' und was darauf ist,
Und zu uns sind sie heimgebracht.
42/41
Gedenk' im Buch auch Abrahams;
Denn er war ein wahrhaftiger und Profete.
43/42
Wie er zu seinem Vater sprach:
Mein Vater, warum dienest du
Dem, was nicht höret und nicht sieht,
Und dir nicht nützet etwas?
44/43
Mein Vater, ja, mir kam von Wissen,
Was dir nicht kam, so folge mir,
Ich führe dich den rechten Pfad.
45/44
Mein Vater, diene nicht dem Satan!
Denn Satan war dem Allerbarmer ungehorsam.
46/45
Mein Vater, ja ich fürchte daß dich treffe Pein
Vom Allerbarmer, und du werdest
Dem Satan ein Genosse.
47/48
Er sprach: entstrebst du meinen Göttern,
O Abraham? wenn du nicht abstehst,
Werd' ich dich steinigen; du sollst mich meiden eine Zeitfrist.
48/47
Da sprach er: Friede sei mit dir!
Ich will für dich um Gnade
Anflehen meinen Herrn, denn er ist hold mir.
49/48
Und will von euch mich scheiden
Und dem was ihr ruft außer Gott an;
Ich aber rufe meinen Herrn an,
Beim Anruf meines Herren werd' ich wol nicht seyn unselig.
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Und als er nun sich schied von ihnen
Und was sie beteten außer Gott an,
Da gaben wir ihm Isaak und den Jakob,
Und machten beide zu Profeten.
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Und gaben ihnen unsere Barmherzigkeit,
Und schufen ihnen hohe Wahrheitszunge.
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Gedenk im Buch auch Mosis! denn er war getreu,
War ein Gesandter und Profet.
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Wir riefen von des Berges rechter Seiten ihn,
Und näherten ihn uns zur Unterredung.
54/53
Und gaben ihm aus unserer Barmherzigkeit
Auch seinen Bruder Aaron als Profeten.
55/54
Gedenk im Buch auch Ismaels!
Der wahrhaft war im Worte,
Und war Gesandter und Profet.
56/55
Und hielt die Seinen zu Gebet und Almos' an,
Und war bei seinem Herrn beliebt.
57/56
Gedenk im Buch des Idris auch!
Er war wahrhaftig und Profet,
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Und wir erhöhten ihn zu hohem Orte.
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Die sind es, über welche Gott
Gegnadet hat, Profeten
Vom Abstamm Adams und von denen,
Die wir mit Noah führten,
Und von dem Abstamm Abrahams und Ismaels,
Die wir geleitet und erwählt;
Wann ihnen wurden vorgetragen
Des Allerbarmers Zeichen, sanken
Sie hin fußfällig, weinend.
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Nach ihnen aber blieb ein Nachblieb,
Die da wegwarfen das Gebet,
Und folgten ihren Lüsten,
Einst werden sie den Schaden finden.
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Nur wer da sich bekehrt' und glaubt' und Gutes that,
Dieselben werden eingehn in den Garten,
Und nicht gekränkt in etwas,
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Die Gärten Edens, die verheißen
Der Allerbarmer seinen Dienern im Geheim,
Erfüllt wird sein Verheißen.
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Sie hören drin nicht lose Rede, sondern Friede!
Und ihnen ist ihr Unterhalt darinnen früh und Abends.
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Das ist der Garten, den wir erben lassen
Von unsern Knechten welcher fromm ist.
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Wir aber steigen nur herab auf unsers Herrn Gebot,
Sein ist was vor und hinter uns
Und zwischen diesen beiden, und dein Herr ist nicht vergeßlich.
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Der Herr des Himmels und der Erden
Und was da zwischen beiden ist;
Ihm diene du und halt in seinem Dienst aus!
Kennst du wol seines Namens gleichen?
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Doch spricht der Mensch: Wie, wann ich starb,
Werd' ich hervorgebracht seyn lebend?
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Gedenkt der Mensch nicht, daß wir ihn erschufen
Vor diesem, da er Nichts war?
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Und ja bei deinem Herrn! versammeln wollen wir
Sie und die Satane, und dann sie bringen
Zum Rand der Höll' auf Knieen liegend.
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Dann nehmen wir heraus von jeder Sekte, wer
Am heftigsten dem Allerbarmer trotzte.
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Dann werden wir die kennen, die
Am würdigsten sind drin zu glühn.
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Und keiner ist von euch, der nicht hinunter fährt,
Fest ist für deinen Herrn der Rathschluß.
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Dann aber retten wir die Frommen,
Und lassen die Sünder drin auf Knieen liegend. –
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Doch wenn man ihnen vorträgt unsre Zeichen deutlich,
So sprechen die da leugnen,
Zu denen die da glauben: Welche
Der zwei Partein ist besser wol
Von Stand und herrlicher von Anhang?
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Allein, wieviel vertilgten wir vor ihnen schon
Volkstämme, herrlicher an Füll' und Ansehn!
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Sag also: Wer im Irren ist,
Mag ihm der Allerbarmer doch ein volles Maß zumessen!
77/–
Bis daß, wann sie nun schaun was ihnen ist gedroht,
Sei's hier die Strafe, sei es dort die Stunde,
Da werden sie erkennen, wer der schlechtere
An Stand, der schwächre war an Heer!
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Doch die Geleiteten mehrt Gott an Leitung.
79/–
Das Dauernde, das Gute doch ist besser
Bei deinem Herrn an Lohn, und besser an Erstattung.
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O siehst du den, der leugnet unsre Zeichen,
Und spricht: Bekommen werd' ich Gut und Kinder wol!
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Hat er geschauet ins Geheimnis, oder hat
Er wol das Wort darauf vom Allerbarmer?
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Nein! schreiben wollen wir das was er redet,
Und ihm zumessen von der Straf' ein volles Maß.
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Wir wollen ihn beerben, was er redet,
Und zu uns kommen soll er einzeln.
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Sie aber nahmen neben Gott an Götter,
Die ihnen seyen Helfer.
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Nein! leugnen werden diese den empfangnen Dienst,
Und werden ihnen Widersacher.
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O siehst du nicht, wir sendeten die Satane
Den Leugnern zu, mit Reizung sie zu reizen!
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Drum rufe du nicht über sie Beschleunigung!
Wir zählen ihnen ihre Zahl.
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Tags wir die Frommen werden schaaren
Zum Allerbarmer zugweis,
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Und treiben Sünder zur Gehenna truppweis.
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Nicht werden sie vermögen Fürsprach', außer wer
Vom Allerbarmer drauf das Wort hat.
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Doch sagen sie: Der Allerbarmer
Hat einen Sohn! o ungeheure Mähre,
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Davon die Himmel springen möchten
Und sich spalten die Erde,
Und die Berg' einstürzen trümmernd;
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Daß sie dem Allerbarmer geben einen Sohn!
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Nicht kommt es zu dem Allerbarmer
Zu haben einen Sohn;
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Denn Niemand ist im Himmel und auf Erden,
Er komme denn dem Allerbarmer als ein Knecht;
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Gerechnet hat er sie und sie gezählet nach der Zahl;
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Und jeder kommet ihm am Tag der Urständ' einzeln.
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Nun, die da glaubten und das Gute thaten,
Die läßt der Allerbarmer Lieb' empfangen.
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Wir aber machten leicht für deine Zung' ihn,
Daß du mit ihm Lust kündigest den Frommen
Und warnest alle Zänker.
Vers 97 ihn den Koran.
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Wieviel vertilgten wir vor ihnen Stämme schon!
Merkst du von ihrer einem etwas,
Oder hörst von ihnen einen Laut?