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Der Sommer war vergangen – mit der Hochzeit, der Heumahd, der Kornernte und den stillen Herbstarbeiten. Man lebte bereits die ersten Tage des Oktobers.
Keskitalo war eben aus dem Walde heimgekehrt und saß jetzt, während der kurze Tag zu dunkeln begann, allein auf der Küchenbank.
Er fühlte sich müde. Seine Brust war immer schwächer geworden, und das rauhe Herbstwetter hatte wohl bewirkt, daß er mehr als früher husten mußte.
Trotzdem, oder teilweise gerade deswegen, fühlte er sich doch zufrieden.
Alles war genau so gegangen, wie er geplant hatte. Das Gehöft war endlich schuldenfrei und sein Verbleiben in der Familie gewährleistet; verschwunden war die schwere Last, deren Gewicht er von seinen Jugendjahren an gespürt hatte. Ja noch mehr – seinen Kindern war ein reiches Erbe gesichert, da Uutela nicht mehr viele Jahre vor sich haben und wegen seines Alters nicht einmal mehr Kinder erwarten konnte. Denn gerade da steckte bei seinem Plane der Knoten, daß ein junger Schwiegersohn eine eigene Familie gegründet hätte, während Uutela doch alles ungetrennt mit in die Masse brachte.
Und Uutela brachte nicht nur Vermögen, sondern zugleich sozusagen neues Leben mit ins Haus – Keskitalo mußte sich sagen, daß er seit langer Zeit keinen so vergnüglichen Sommer gehabt hatte. Auch die Söhne kamen trefflich mit ihm aus. Weshalb auch nicht mit einem solchen Mann, der sich immer gleich blieb, immer lächelte und schaffte wie ein junger Bursch – gerade jetzt war er mit einer großen Fuhre Hafer nach Tavastehus unterwegs.
Und das junge Paar schien sehr gut auszukommen – genau wie er es sich gedacht hatte, als die anderen ein wenig zweifelten. Warum auch nicht mit einem solchen Mann!
Es war doch ein glücklicher Gedanke, Uutela zum Schwiegersohn zu nehmen! schloß er, mit einem solchen verschmitzt selbstzufriedenen Lächeln in den Zügen, wie wenn dies ein Griff gewesen sei, dessen Genialität er allein von Grund aus zu erfassen vermochte. Die anderen sahen es nur oberflächlich an, und er hatte es nicht für notwendig gehalten, eine Erklärung zu geben.
·
Es war dämmerig in der Küche geworden. Keskitalo bemerkte kaum, daß seine Gattin, die »alte Frau«, wie sie jetzt genannt wurde, hereintrat.
Sie kam fast geschlichen und zögerte an der Tür. Ueberraschung, Kummer und Angst spiegelten sich zu gleicher Zeit auf ihrem Gesicht.
Das entging Keskitalo nicht.
»Was gibts denn?« fragte er.
»O weh!« jammerte die Frau, die Hände windend. »Jetzt wirds schlimm gehen …«
»Was wird schlimm gehen?« Keskitalo stand auf, wie um zu Hilfe zu eilen.
»Werd nicht böse, Vater!« flehte sie.
Da wurde auch Keskitalo unruhig:
»Aber sags doch in Gottes Namen!«
»O weh, Vater! Es ist mit Manta …«, stammelte die Frau unzusammenhängend.
Keskitalo fühlte, wie es ihm die Brust zusammenschnürte. Er begriff immer noch nicht, nur wie durch die Einflüsterung eines unruhigen Gewissens ahnte er etwas.
»Ich habe schon einige Zeit Verdacht gehabt … obwohl sie versucht hat, es zu verheimlichen«, erklärte die Frau hastig. »Eben jetzt bin ich dahintergekommen … Aber werd nicht böse, Vater!«
Keskitalo fühlte sich erzittern. Jetzt verstand er – alles begann in seinen Gedanken durcheinanderzugehen.
»Wo ist sie?« fragte er.
»In der Stube. – Aber werd nicht böse … laß uns versuchen herauszufinden, wie es eigentlich ist.«
Sie gingen hintereinander eilig durch den Vorgang.
Die Tochter stand wie versteinert beim Ofen, mit dem Blick am Boden und das Gesicht aschgrau.
Keskitalo fühlte, wie es ihn würgte. Er hatte gedacht, etwas über Uutela zu fragen, jetzt war das unnötig. Nur jemand, der eine große Sünde begangen hatte, konnte so aussehen.
»Ist es wahr?« brachte er mit Mühe hervor.
»Ja …«, antwortete die Tochter kaum hörbar, den Kopf noch tiefer senkend.
Keskitalo wurde es schwarz vor den Augen, und es ergriff ihn eine furchtbare Wut. Seine eine Hand krampfte sich zur Faust zusammen.
»Lieber Vater, lieber Vater, um Gottes willen nicht!« flehte die Frau, nach seinem Arme fassend.
»Was hast du getan, Ruchlose?« Er war so außer sich, daß er einhalten mußte, um Atem zu holen.
Der Tochter, die bisher bleich wie Leinwand gewesen, schlug plötzlich eine brennende Röte ins Gesicht.
»Weshalb hast du mich gezwungen … obwohl ich geweint und gebeten habe …«, sagte sie abwehrend, immer noch auf den Fußboden blickend.
»Ich dich gezwungen? Du weißt selbst, der Hof wäre dahingewesen und …«
Der Satz blieb unvollendet. Keskitalo wußte selbst nicht mehr, was er denken sollte. Vor einer Weile hatte er die Großartigkeit seines Planes bewundert – jetzt war er schmachvoll zertrümmert. Wie wenn er selbst schuldig und eben auf frischer Tat ertappt worden wäre …
»Wenn es doch von Uutela ist …?« fiel die Frau ein, indem sie beruhigend nach ihrem Manne und dann wie nach einer letzten Rettung nach ihrer Tochter blickte.
Als ob in diesem Augenblick der böse Geist in die Tochter gefahren wäre! Sie hob den Kopf, anstatt Scham erschien Frost und Wut auf ihrem Gesicht.
»Von Uutela!« rief sie, wie wenn sie grimmige Lästerung zurückgewiesen hätte. »Uutela hat nichts damit zu schaffen!«
Keskitalo glaubte, er müsse zu Boden sinken. Am meisten entsetzte ihn der Ausdruck im Gesicht seiner Tochter.
»Herr Gott!« jammerte er. »In der Familie Keskitalo ist noch kein einziger schlechter Mensch gewesen.«
Die Tochter wurde noch erregter
»Jetzt ist einer da!« rief sie mit unnatürlicher Stimme, seltsam die Augen rollend.
Keskitalo trat einen Schritt auf sie zu:
»Still, oder ich schlage dich tot! – Von wem ist es?« keuchte er.
»Mag es sein, von wem es will!« rief die Tochter mit funkelnden Augen – wie wenn sie wahnsinnig gewesen wäre.
Keskitalo wollte zuschlagen. Aber er fühlte sich so kraftlos, daß er nicht imstande gewesen wäre, die Hand zu erheben. Seine Brust fiel gleichsam zusammen, und er bekam einen Hustenanfall.
Die alte Frau begann ihn leise auf die Schultern zu klopfen, damit der Anfall schneller vorüberginge.
Als ihm schließlich leichter wurde, sank er, rot im Gesicht, ermattet auf die Bank.
»So machens die Huren«, seufzte er wie vor sich hin, »essen, wischen sich den Mund und sagen: ich habe nichts getan!«
Der Tochter zitterte das Kinn, sie wandte sich jäh ab, bedeckte sich das Gesicht mit den Händen und ging eilends hinaus.
·
»Herr Gott, Herr Gott, wo soll man hier einen Trost finden?« klagte die Frau, neben ihren Mann auf die Bank sinkend.
Keskitalo saß lange Zeit, mit dem Kopf in den Händen vor sich hinstarrend. Es kam ihm vor, als schwanke der Fußboden unter ihm wie die Wellen auf dem See.
»Geh du in die Küche, ich kann jetzt nichts denken. Wir wollen später darüber sprechen – nach dem Abendessen.« Er versuchte zu lächeln: »Geh nun!«
Die Frau seufzte auf und schritt wie im Traume wandernd davon.
Keskitalo aber saß und starrte weiter vor sich hin. Vor seinen Augen zog sein ganzes bisheriges Leben vorüber. In Sorgen und dem Druck der Schuldenlast hatte es bestanden, doch das häusliche Leben war ungestört und glücklich gewesen. Und einen guten Namen hatten sie als Erbe gehabt von Geschlecht zu Geschlecht.
Nach einer Weile stand er auf und begab sich mit bleiernen Schritten in die Schlafkammer. Dort zündete er die Lampe an und nahm von der Kommode die schwere Bibel.
Keskitalo las oft in der Bibel, namentlich wenn er vor einer besonderen Schwierigkeit stand oder wenn etwas gut gegangen war. Im Alltagsleben wandte er ihre Sprüche als treffende Redensarten an, aber in solchen Stunden suchte er eine Stütze in ihr.
Er las lange Zeit, anfangs bedrängt, dann etwas beruhigt. Dann versank er wieder in Gedanken.
Es erschien ihm wie eine unbegreifliche Schickung Gottes, daß gerade jetzt, wo er endlich zur Ruhe gelangt zu sein glaubte, eine Last auf seine Schultern gelegt wurde, im Vergleich zu der alles Frühere nur Scherz war. Hatte er das verdient?
Da fielen ihm die Unglücksschläge Hiobs ein. Er suchte die Stelle in der Bibel auf und begann sie von neuem zu lesen.
Als er schließlich das Buch zuklappte, fühlte er sich ruhiger und seine Gedanken klarer.
·
Seine Frau kam leise herein.
»Manta weint dort in ihrer Kammer …«, teilte sie mit.
»Kann die Unverschämte noch weinen?« erwiderte Keskitalo bitter, obwohl er fühlte, daß ihm diese Nachricht unsagbar wohl tat.
»So etwas hat man ja nie gesehen und gehört«, sagte er dann. »Das ist nie in meiner Familie vorgekommen und in deiner auch nicht,«
»Nein … Ja, dies ist der erste Fall.«
»Und das unterfängt sich noch, anderen Vorwürfe zu machen!« sagte Keskitalo, heftig werdend.
»Ich habe von Anfang an einen Verdacht gehabt«, seufzte die Frau. »Du bist der Ehre nachgelaufen, Kustaa, jetzt haben wir die Schande auf einmal!«
Keskitalo wandte sich um und sah sie lange schweigend an.
»Läßt du mich jetzt auch im Stich?« fragte er dann gebrochen.
»Ach nein, lieber Vater« – die Tränen schossen ihr in die Augen – »aber das Herz ist einem ja so voll«. Dann begannen ihre Schultern zu zittern. »Ich friere so«, sagte sie unter Schluchzen.
»Du mußt dich niederlegen«, sprach Keskitalo weicher. »Das geht nicht so – vielleicht ist noch nicht alles verloren – wir wollen nachdenken.«
Er erhob sich und ging langsam auf und ab, während er mit der Hand seine heiße Stirn rieb. Als sich seine Frau ausgestreckt hatte, setzte er sich zu ihr auf den Bettrand.
»Im Krieg muß man fest auf der Erde stehen«, seufzte er. »Ich hatte alles so schön ausgedacht. Allen wäre es gut gegangen: Uutela, uns, den Kindern, und sie hätte schon noch einmal einen jungen Mann bekommen können. Aber die Ruchlose! – Hast du gesehen, was für ein Gesicht sie machte?«
»Red nicht davon – sie war nicht bei Sinnen!« Sie brach wieder in Schluchzen aus.
»Versuch nun zu schlafen!« beruhigte Keskitalo. »Ich werde bis morgen früh schon einen Ausweg finden.«
Sie versanken beide in schweres Grübeln.
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»Wir können diese Schande nicht tragen, und wenn man noch so viel nachdenkt«, sagte Keskitalo wieder. »Wo es jeder versteht – wo Uutela so alt ist, und wo er auch in jüngeren Jahren keine Kinder gehabt hat.«
»Uutela!« rief die Frau entsetzt aus. Erst jetzt sah sie die Sache von dieser Seite. »Ach Gott, was wird er wohl sagen und tun?«
Nach Keskitalos Meinung war dies jedoch nicht das Schlimmste.
»Uutela ist ein guter Kerl, mit ihm käme man immer irgendwie zurecht«, sagte er. Und mitten in dem Kummer schlich sich wieder jener schlau verschmitzte Alltagszug in seine Mundwinkel: »Uutela könnte man immer sagen: kann einem Hundertjährigen noch ein Sohn geboren werden? – Antwort siehe I. Buch Mose. Aber das schreien ihm die anderen in die Ohren.«
»Ja, ja, wo sie nun der ganzen Welt gehört, diese Sache!« seufzte die Frau.
Dann versanken sie in noch schwerere Gedanken.
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Die Uhr in der großen Stube schlug zehn, schlug elf und schlug zwölf – sie wachten immer noch. Und je mehr die Zeit verging, desto größer wurde ihre Not.
Sie sprachen miteinander, konnten sich aber nicht trösten. Sie beteten miteinander, aber auch das brachte keine Hilfe. Sie erlebten in diesen wenigen Stunden mehr als in vielen langen Jahren. Wie verwickelt war doch das Leben – sie hätten nicht geglaubt, daß der Mensch einer solchen Hilflosigkeit anheimfallen könne.
»Wenn man doch mit Uutela reden müßte?« schlug die Frau in ihrer Verzweiflung vor. »Wenn er sich erbarmte und es annähme? Das ist ja auch sonst früher geschehen.«
Keskitalo wies diesen Gedanken schroff zurück.
»Nein, damit hat es keine Eile. Und Uutela ist auch hier nicht die Hauptsache, sondern die Leute. Und die würden es doch nicht glauben, sondern nur lachen.«
»Gott, Gott! Was soll denn aus uns werden, da es nirgends eine Rettung gibt!«
·
Die Uhr schlug eins. Keskitalo schrak zusammen, wie wenn er die Stimme der Sturmglocke vom Kirchturm gehört hätte.
Er hatte in einemfort gedacht: bis zum nächsten Schlag habe ich etwas gefunden. Glockenschlag auf Glockenschlag erfolgte, eine immer größere Dunkelheit hüllte sich um ihn. Er fühlte, daß er ganz naß war, ihn begann zu frösteln.
»Hat mich Gott ganz verlassen?« seufzte er in seiner Bedrängnis. »Weshalb? Mancher lebt, wie er will, kümmert sich nie um Dein Wort, und Du prüfst ihn doch nicht mit solcherlei Unglück. Ist dies recht?«
Da kam die Verzweiflung über ihn, eine entsetzliche Lust, die Ketten seiner Schande mit Gewalt zu sprengen. Sein Gesicht verzog sich, Schweißperlen preßten sich auf seiner Stirn hervor, in der Tiefe seiner Seele rangen furchtbare Kräfte.
»Es muß geschehen – es muß beseitigt werden – ich zwinge sie dazu!« stammelte er vor sich hin.
Seine Frau hörte das seltsame Flüstern und setzte sich jählings auf.
»Nein, nein! – Weshalb nicht? – Nein, nein … Herr Gott!« ertönten wieder die angstvollen Flüsterworte vom Tisch her.
Die Frau sprang erschrocken auf.
»Kustaa, Kustaa, was hast du denn …?«
»Nichts – bete, bete!«
Keskitalo knickte neben dem Stuhl auf die Knie und begann, mit gefalteten Händen und während ihm die Schweißtropfen immerfort über die Stirn rannen, leidenschaftlich zu beten.
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Die Uhr schlug zwei. Keskitalo saß da, vor Verzweiflung erstarrt. Der Kopf schmerzte ihn, er hatte keinen klaren Gedanken mehr.
»Wenn man wegzöge, weit weg!« dachte er. Er fühlte, daß dies eine Schande nicht nur für die Familie und die Verwandten, sondern für die ganze Gegend war, wovon in ganz Tavastland erzählt werden würde. Unter Wildfremden dagegen war es nichts, gar nichts.
Da hörte sein Herz auf zu schlagen – sein Gehirn durchzuckte ein jäher Blitz.
Er stand wie betäubt auf und stürzte zu der Kommode, aus deren Schublade er ein kleines gedrucktes Heft hervorholte.
Es erschien ihm gerade wie eine Fügung Gottes, daß er dieses Heftchen, das vor einigen Tagen mit der Zeitung gekommen war, ahnungslos aufgehoben hatte.
Er begann eifrig, mit blutrotem Gesicht darin zu blättern.
»Was hast du denn da eigentlich?« fragte seine Frau sich aufsetzend.
»Wart einen Augenblick«, redete Keskitalo. »Ich glaube, ich habe jetzt etwas.«
Und er blätterte wieder. Hielt ein paar Finger zwischen einigen Blättern, suchte auf anderen, starrte vor sich hin, kratzte sich hinterm Ohr und blätterte weiter.
Dies tat er lange Zeit, während seine Frau neugierig wartete. Dann zog er an einer Stelle mit dem Nagel ein kräftiges Zeichen und erhob sich.
»Jetzt ist es klar!« sprach er schnell mit erleichterter Stimme. »Alles wird klar. Wir verkaufen Keskitalo und wandern weit von Tavastland weg.«
Die Frau sah ihn bestürzt an.
»Ja, so machen wirs!« fuhr Keskitalo mit zunehmendem Eifer fort. »Uutela hat Geld, wir können zum Beispiel drüben in Savolax für einen Spottpreis große Güter erstehen. Dort in dem Verzeichnis sind solche dutzendweise zu verkaufen. Niemand kennt uns dort, niemand weiß etwas, dort wird es auch mit Uutela wie von selbst klar werden, weil niemand da ist, der es ihm in die Ohren schreit. Und hier ahnen sie nichts, weder von dem Kind noch von sonstwas. Und das Kind kann dort sterben, alles kann ausgelöscht werden.«
Die Frau überlief ein Schauer.
»O weh, Kustaa, was du da denkst! Bei unseren Jahren in eine fremde Gegend? Wenn du dich nur nicht wieder irrst, wie in der Heiratsgeschichte? Wenn es nur schlimmer wird! Und ist das denn recht, vor dem Gewissen?«
»Ja!« sagte Keskitalo fest. »Es ist Gottes Wille, daß ich die Ehre meiner Familie rette.«
»Du wirst Gott wohl umsonst hier hineinmischen, Kustaa«, seufzte die Frau, obwohl auch sie sich bereits erleichtert fühlte.
Keskitalo sah groß auf.
»Lies die Bibel!« sagte er mit Nachdruck. »Alle, die für ihr Geschlecht und für ihr Volk mutig gewesen sind, haben Glück gehabt, von Kaleb an. Ich bin schwach und kränklich gewesen, aber um diese Angelegenheit wage ich alles, denn das Leben währet einen Augenblick, ein guter Name aber bleibet in Ewigkeit!«
Seine Frau hatte immer noch Bedenken, doch konnte sie nicht umhin, ihren Mann bewundernd anzuschauen – sie hatte ihn noch nie so fest und entschlossen gesehen und so männlich reden hören. Sie wollte ihre Zweifel noch vorbringen. Aber da erbebte es in ihrem Innern so seltsam – wie wenn sie selber einmal gewünscht hätte, ihr Mann möchte gerade so sein, wie er jetzt war. Sie schwieg und blickte ihn nur an.
»Wie glaubst du denn aber, daß die Kinder darauf eingehen werden?« fragte sie doch zweifelnd.
»Sie müssen!« sagte Keskitalo kurz. »Und die Jungen werden es schon verstehen, denn sie haben selber einmal Nutzen davon, wenn sie größere Ländereien unter sich haben werden. Sei du nur ohne Sorge, ich werde schon alles richtig ordnen.«
Er schritt einmal in der Stube auf und ab. Dann setzte er sich auf den Bettrand und begann mit leiser Stimme seinen großen Plan in den Einzelheiten darzulegen.