Autoren

∞

Werke

∞

Neu

∞

Information

∞

Shop

∞

Lesetips

∞

Textquelle

∞

An Johann Andreas Schernhagen

[Göttingen,] 8. August [1782]

Am Montag war es mir gänzlich unmöglich Ihnen auch nur eine Silbe zu schreiben und zwar aus Wehmut über den Verlust einer Person, die ich vom 11ten Jahre an erzogen und nun fast 3 Jahr bei mir hatte. Was die Stadt auch von dieser Verbindung gedacht haben mag, so kann ich Ew. Wohlgeboren versichern, daß mir eine Person von der Sanftmut, der Sorgfalt in allen Verrichtungen, der Bescheidenheit, die selbst die Häßlichste geziert haben würde, ob diese gleich von großer Schönheit war, nie vorgekommen ist. Ihre Krankheit war die Rose am Kopf, die vermutlich durch Unwissenheit unsrer Ärzte zurücktrat und ihrem Leben in 8 Tagen ein Ende machte. Ich sah die Gefahr voraus, und warnte und bat. Ich wurde aber ausgelacht. Sie wurde 17 Jahr und 39 Tage alt, war die Gesundheit selber und ist nie krank gewesen, als an den Pocken. Am Mittewochen, als gestern morgen wurde sie begraben, und kaum war sie 2 Stunden unter der Erde, so starb Mamsell Dieterich, ein solches Leidhaus können Sie sich nicht denken. Die ganze Stadt ist voll davon, daß zwei junge und gewiß der schönsten und gesündesten Mädchen, die sehr viel aufeinander hielten und täglich 3mal nach einander fragen ließen, fast zu gleicher Zeit in die Ewigkeit gegangen sind.

*