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An Christiane Dieterich

Hamburg, den 6ten Junii 1778

Werteste Madam,

Glücklich, lustig, obgleich unter ein paarmal hunderttausend Ohrfeigen in ein Gesicht, das wir aber niemanden zu zeigen brauchen, sind wir diesen Morgen um halb 4 Uhr in Harburg und um 12 des Mittags in Hamburg glücklich angelangt. Weil uns die Ebbe übereilte, so konnten wir nicht stracks nach Hamburg hinein wandern, sondern wir mußten bis Altona hinunter segeln, da wir denn diese niedliche Stadt ganz von außen beleuchteten, hierauf trieb uns die Flut wieder herauf nach Hamburg durch eine unzählige Menge von Schiffen, worunter einige lagen, die eben vom Walfischfang zurückgekehrt waren und da lagen wie Kirchen. Der Anblick ist und bleibt unbeschreiblich, und ein schönes Mädchen mit ihrem Kopfzeug, das eben vom Herzenfang zurück kehrt, ist nur eine Kleinigkeit dagegen. Nun logieren wir in der Kramer-Compagnie, einem ganz netten Wirtshause, und Dieterich befindet sich wohl und fett, ißt Fische, wie ein Raubfisch, und ist ein herrlicher Kerl. In Hamburg hat man noch den einfältigen Brauch auf Pfingsten fromm zu tun, deswegen ist heute keine Komödie, morgen keine, übermorgen auch nicht, auch künftigen Dienstag nicht, also erst künftigen Mittewochen werden wir Mamsell Ackermann trippeln sehen, wo uns denn der Himmel beistehen wird. Hier vor unserm Hause ist ein Lärm, daß ich wahrhaftig nicht höre was ich schreibe. Vielleicht gehen wir schon morgen nach der See, wenn wir ein Schiff kriegen, und während Sie den Herrn der Erde anbeten, so wollen wir den Herrn verehren, dem Wind und Wellen gehorchen müssen. Empfehlen Sie mich dem lieben Töchtergen und Kindern recht herzlich und sagen Sie, daß wir mehr häßliche als schöne Kinder gesehen hätten. Wenn Sie doch diesen Morgen hätten können bei uns sein, gerechter Gott, was ist Wiederholts Haus gegen ein dreimastiges Schiff. Der Anblick stärkt bis in die Wurzel der Seele.

Einliegenden Brief an meine kleine Tochter lassen Sie doch durch Hannen bestellen, oder durch unsern Jungen. Ich habe ihr zu schreiben versprochen, und das muß ich doch halten. Ich meine das kleine Mädchen, die ich schreiben gelehrt habe.

Soeben setzt sich Dieterich in Staat um Herrn Maack aufzusuchen.

Lebt recht wohl, Mutter und Töchter, und vergeßt einen schlechten Besucher aber wahren Freund nicht. Die Besucher sind nicht immer die besten Freunde, und die besten Freunde besuchen einen zuweilen aus Ursachen nicht. Adieu.

Ich bin so äußerst müde, daß ich nur grade dieses noch sagen kann.

G. C. Lichtenberg

In Celle haben wir um 1 Uhr des Nachts zu Abend gespeist.

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