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An Luise Dieterich

Hochzuehrende
Jungfer Gevatterin,

Tausend Dank für die Rute, das böse Katzen-Mädgen führt sich so auf, daß man fast glauben sollte, sie wäre ein Menschen-Mädgen. Alle Leute klagen über sie – ich habe rechtes Haus-Kreuz, zumal des Nachmittags. Des Morgens lachen wir über einander und schäkern und des Nachmittags kratzen und zanken wir. Wir leben recht wie Eheleute. Da hat sie mir ein Billet zum Einschließen gegeben. Ich mag mich nicht ärgern, sonst hätte ich es aufgemacht, es mag wohl des Henkers Zeug drein stehen, aber ich mags nicht wissen. Glauben Sie ihr kein Wort, denn sie machte ein wahrhaftes Katzen-Gesicht, als sie es schrieb.

Meine gehorsamste Empfehlung an Papa, Mama – und (ich kann den Namen niemals behalten.) an das Mädgen mit dem gelben Leipziger Kleid – ich weiß sie nicht zu nennen, und sein Sie versichert, daß ich mit wahrer Hochachtung und Freundschaft bin

Ihr ergebenster Diener
G. C. Lichtenberg

[Göttingen,] Lichtenbergs Lust den 7ten Junii 1777

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