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[Göttingen, Juni 1781?]
Ich hole heute nach, was ich neulich abends versprochen und neulich morgens vergessen hatte.
Hier kommt Blumenbachs Abhandlung von der Liebe der Tiere. Was ich von Ihnen wissen wollte, ist: ob Sie diese Abhandlung einem jungen Mädchen zE. Ihrer ältesten Mamsell Tochter in die Hände geben würden. Ich dächte doch. Entweder die bösen Geschöpfe wissen schon etwas, je nun, was schade, ob sie noch ein bißgen dazu wissen, und verstehn sie es gar nicht, so ist es wieder gut, verstehn sie es aber nur halb, so muß die Mama die andere Hälfte so erklären, daß die erste wieder darüber verloren geht, oder noch besser, sie so erklären, daß sie, ohne sie deswegen besser zu verstehen, doch auch künftig nicht nötig haben, die ganze Erklärung neu zu bauen, welches, da unser Gehirn einmal von dieser Welt ist und sich die Eindrücke summieren lassen, sehr ökonomisch gedacht ist. Ich erinnere mich immer mit Vergnügen an jene französische Dame, deren der außerordentliche Rousseau in seinem Emil als eines Musters Erwähnung tut. Diese wurde in einer großen Gesellschaft von ihrer kleinen Tochter gefragt: Mama, woher kommen die Kinder? Mein liebes Herz, antwortete die Mutter ohne im geringsten betroffen zu sein, die Mama pisst sie. Dieses befriedigte und demütigte das Kind.
Das Verhör von Dr. Dodd und dem Mordbrenner habe ich noch nicht wieder im Haus, sonst hätten es Ihre Majestät schon längst.
Der Frau
Prorektorin Wohlgeboren.
G. C. L.
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