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Sprauhn griff nach ihrem Arm und zog sie unwillkürlich an sich heran. Er sprach aber zu de Reux: »Ich habe Ihnen gesagt: Frau von Sprauhn ist bereit, alle Konsequenzen auf sich zu nehmen. Und ich glaube, es fände sich kein Gericht, das sie verurteilt. Fräulein Valerie bleibt – – –«
De Reux wollte erwidern. Er stand hinter seinem Schreibtisch, auf die Hände gestützt, den Kopf weit vorgestreckt. In seinen Bewegungen lag die behende Gefährlichkeit eines Panthers. Er lächelte; aber es war ein Lächeln, das den Mund verzerrte. Die Augen blickten kalt und drohend.
»Sie müssen noch meine zweite Frage beantworten! fuhr Sprauhn fort. »Wer hat Slevan erschossen?«
»Das wissen Sie so gut wie ich! Ihr Bruder!«
»Lüge! Mein Bruder hat nie den Mord begangen. Als Sterbender schrieb er mir einen Brief, aus dem hervorgeht, daß er nicht der Täter war.«
De Reux zuckte die Achseln. »Papier ist geduldig ….«
»Das entzieht sich Ihrer Beurteilung! Für mich genügt es, zu wissen, daß mein Bruder es nicht war. Ich auch nicht ….«
»Das sagen Sie!« schnellte de Reux zurück, nicht im geringsten verwirrt. »Vielleicht waren Sie es, den ich hinter dem Gebüsch sah? Die gleiche Figur …. Man hat dieselben Zigaretten nachher gefunden ….«
»Ich will Ihnen verraten, warum ich es nicht gewesen sein kann. Ich hatte Slevan zu seiner Hegerhütte bestellt. Dort wollte ich mit ihm den Streit vom Abend vorher mit Pistolen austragen. Ich habe bis zwei Uhr gewartet. Er kam nicht – er konnte nicht kommen. Ein anderer hatte mir das Geschäft abgenommen ….« Sprauhn erinnerte sich, daß neben ihm die Tochter des Mannes stand, über dessen Tod sie stritten. Verzeihen Sie, Valerie! Aber ….«
Sie hob die Hand. »Ich habe nichts zu verzeihen. Ich habe nur an meine Mutter zu denken – an niemand sonst. O Gott, ich weiß nicht, was ich tun soll! Wenn dieser Mann da wirklich spricht – –«
»Wir sind darauf gefaßt, Ihre Mutter und ich, daß er es tun wird. Wir erwarten sogar, daß er spricht. Aber ich glaube nicht, daß er die Courage hat. Alle Erpresser sind feige.« Er wandte sich de Reux zu. »Sie sind immer ein kluger Bursche gewesen. Mein Vorschlag ist: Machen Sie sich davon! Und nehmen Sie Madame Durand mit!«
Kaum bemerkbar, zuckte spöttisch der Mund de Reux'.
»Also gut: Lassen Sie sie hier!« fuhr Sprauhn gleichmütig fort. »Das ist Ihre Sache. Aber Sie verlassen diesen Raum nicht eher, als bis Sie mir gesagt haben, wer den Schuß abgefeuert hat! Mein Bruder war es nicht – ich auch nicht. Also –: wer?«
Es wurde ganz still im Zimmer. Die Augen der beiden Männer kämpften gegeneinander; Blick stemmte sich gegen Blick. Mit verhaltenem Atem stand Valerie zwischen ihnen und wartete.
De Reux verlor den Kopf. Er wendete sich ab. »Ich bin bereit, vor Gericht zu sprechen«, sagte er.
Sprauhn trat dicht an den Schreibtisch heran, bis er dem Gegner, nur durch die Platte getrennt, gegenüberstand. »Dann will ich es Ihnen sagen, wer der Mörder ist: Slevans Kammerdiener Johann Hahn!«
De Reux rührte sich nicht. Valerie sah, daß sein Gesicht aschfahl wurde. Er war auf einmal gar nicht mehr hübsch. Eine Maske fiel ….
Sie schob sich langsam neben Sprauhn; tastete nach seiner Hand.
Er zeigte mit dem Finger auf de Reux: »Das ist Johann Hahn!«
Die Tür ging. Eugen und Valerie fuhren herum –: Murran, der Neger, stand da. De Reux hatte, ohne daß Sprauhn es bemerkte, geläutet.