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30

»Sind Sie mit mir zufrieden?« fragte Hasse und legte Lewis J. Dale ein kleines Päckchen auf den Tisch.

Der Amerikaner schaute ihn erstaunt an.

»Machen Sie nur auf! Aber eines: Ich bringe Ihnen hier dieses Teufelspulver. Was Sie damit machen, geht mich nichts an! Vergessen Sie nicht, daß ich auch Ihr Klient bin! Ich habe persönlich mit Herrn de Reux abzurechnen.«

»Dieses Sentiment kann ich verstehen«, grinste der Detektiv. »Ich würde mir aber doch den Rat erlauben, Herr Hasse, daß Sie auf allzu große Gewalttätigkeit dabei verzichten. Schließlich: Wenn der Kerl dorthin wandert, wohin er Sie geschickt hat – –«

»Das ist nicht dasselbe!« Ganz gleichmütig klangen die Worte, ohne die geringste Erregung, kalt und tonlos.

Dale wechselte das Thema. Er öffnete das kleine Paket. Darin lag ein weißes, kristallartiges Pulver. Er machte die Fingerspitze naß, tippte hinein und probierte es auf der Zungenspitze. »Haben Sie es gekostet?« fragte er Hasse.

Der schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht daran! Aber ich glaube, ich habe meine Komödie sehr gut aufgeführt.«

Dale grinste.

»Tut mir leid, von Ihren schauspielerischen Fähigkeiten nicht dieselbe hohe Meinung haben zu können. Aber die Herrschaften haben Ihre Komödie durchschaut. Was sie Ihnen da angehängt haben, ist alles, nur kein Schnee. Ein bißchen Zucker, mit Mehl und Irispulver vermischt. So harmlos, daß ich es meinen Kindern zum Schnupfen geben könnte ….«

»Im Ernst?«

Hasse kniff die Augen zusammen. Sein hageres, mageres Gesicht wurde noch einmal so lang – so, wie de Reux es vorausgesagt hatte. »Halten die mich für einen solchen Idioten?«

»Das nicht. Aber de Reux ist mit allen Salben geschmiert. Er weiß genau, daß man ihn beobachtet; daß Sie nur darauf lauern, ihn beim Kragen nehmen zu können. Jetzt kommen Sie und verlangen Kokain. Wenn er Ihnen wirklich etwas gibt, hat es zwölf für ihn geschlagen! Dann sperren sie ihm sein Häuschen der tausend Laster. Also, was tut er? Er gibt Ihnen dieses Pülverchen da, und nachher wird er behaupten, er habe das allen seinen Leuten angedreht. Wer kann ihm das Gegenteil beweisen?«

»Nun: die Blythe! Sie selbst sagt, die anderen – –«

Dale hob zweifelnd die Schultern. »Werden Sie so ohne weiteres den Namen der Dame vor Gericht nennen, Herr Hasse?«

Der Gefragte biß die Lippen zusammen und schlug mit der geballten linken Faust in die rechte Handfläche.

»Zweitausend Frank hat sich Madame Durand zahlen lassen! Kein zu hoher Preis für die Lehre, die sie mir erteilt hat ….«

Dale grinste.

»Was wollen Sie jetzt machen?«

»Weiß ich's? Auf jeden Fall fahre ich heute abend nach Kudowa. Dort ist Frau von Sprauhn.«

»Meinen Respekt! Sie haben in ein paar Tagen herausbekommen, was ich in Monaten nicht zuwege brachte. Maskuline Diplomatie?«

Das Gesicht Hasses nahm den hochmütig abweisenden Ausdruck an, den Dale so gut kannte.

»Hoffentlich machen Sie die Reise nicht umsonst!« setzte der Detektiv schleunigst hinzu.

»Wir werden sehn. Auf jeden Fall warten Sie, bitte, bis ich zurückkomme!«

»Viel anderes bleibt mir ja nicht übrig. Ich habe früher schon einmal versucht, mit den Dienern der Villa Plunkett gut Freund zu werden. Ausgeschlossen! Die halten dicht. Sie fürchten de Reux mehr als den Galgen, von dem er sie heruntergeholt hat.«


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