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Im zweiten Jahr der Hedschra erhielt Mohammed Nachricht, daß sein Erzfeind Abu Sosian mit einer Bedeckung von vierzig Reitern eine Karavane von tausend Kameelen, die mit Waaren aus Syrien beladen waren, nach Mekka zurückführte. Ihr Weg führte zwischen der Bergkette und dem Meere durch das Gebiet von Medina. Mohammed beschloß, sie wegzunehmen. Ungefähr um die Mitte des Monats Ramadan zog er mit drei hundert und vierzehn Mann aus, von denen drei und achtzig Mohadscheren oder mekkanische Flüchtlinge, ein und sechzig Awsiten und hundert und siebenzig Khazraditen waren. Jede Rotte hatte ihr eigenes Banner. Es gab nur zwei Pferde in dieser kleinen Armee,»Die Araber der Wüste«, sagt Burckhardt, »sind nicht reich an Pferden. Unter den großen Stämmen am rothen Meere, zwischen Akaba und Mekka, und im Süden und Südosten von Mekka bis Jemen, sind Pferde sehr selten, besonders unter den Bewohnern der gebirgigen Districte. Die Bewohner von Hedjaz (Heddschas) und Jemen, welche feste Wohnplätze besitzen, haben es nicht sehr in der Gewohnheit, Pferde zu halten. Die an Pferden reichsten Stämme sind die, welche sich in den vergleichungsweise fruchtbaren Ebenen von Mesopotamien, an den Ufern des Euphratstromes und in den syrischen Ebenen aufhalten.« aber siebenzig schnelle Kameele, welche die Kriegerschaar wechselsweise bestieg, so daß sie einen Eilmarsch ohne große Ermattung machten. Othman Ibn Affan, Mohammeds Schwiegersohn, war jetzt mit seinem Weibe Rokaia aus der Verbannung in Abyssinien zurückgekehrt, und würde sich dem Unternehmen angeschlossen haben, wenn nicht sein Weib fast bis zum Tode krank danieder gelegen wäre, so daß er gezwungen war, wider Willen in Medina zurückzubleiben
Mohammed zog einige Zeit die Hauptstraße nach Mekka, hierauf wendete er sich, diese zur Linken lassend, nach dem rothen Meere und trat in ein fruchtbares Thal ein, welches von dem Bache Beder bewässert wird. Hier legte er sich auf die Lauer neben einer Furt, welche die Karavanen zu passiren pflegten. Er ließ seine Mannschaften einen tiefen Graben ausstechen und das Wasser hinein leiten, so daß sie hieher zurückkehren konnten, um außerhalb des Bereiches des Feindes den Durst zu löschen.
Da Abu Sofian frühzeitig Kunde erhalten hatte, daß Mohammed ausgezogen war, um ihm mit einer überlegenen Streitmacht den Weg zu verlegen: so entsendete er in der nämlichen Zeit einen Eilboten, Namens Omair, auf einem flüchtigen Kameele, um augenblickliche Hülfe aus Mekka zu fordern. Entstellt und athemlos kam der Bote in der Kaaba zu Mekka an. Abu Jahl bestieg das Dach und blies Waffenlärm. Ganz Mekka war in Verwirrung und Bestürzung. Henda, Abu Sofians Gattin, ein Weib heftigen und unerschütterlichen Characters, rief ihren Vater Otha, ihren Bruder Al Walid, ihren Oheim Shaiba, und sämmtliche Krieger ihrer Verwandtschaft auf, sich zu rüsten und ihrem Gatten zu Hülfe zu eilen. Außerdem ergriffen die Brüder des Koreischiten, welcher von Abdallah Ibn Jasch im Thale Naklah erschlagen worden war, zu den Waffen, um seinen Tod zu rächen. Vermögensrücksichten mischten sich mit der Begierde nach Rache, denn die meisten Koreischiten hatten Eigenthum bei der Karavane. In kurzer Frist eilte eine Streitmacht von hundert Pferden und sieben hundert Kameelen auf der Straße nach Syrien vorwärts. Abu Jahl führte dieselbe. Er zählte jetzt siebenzig Jahre; ein ergrauter Krieger der Wüste, besaß er noch das Feuer und beinahe die Kraft und Behendigkeit der Jugend, womit er den bittersten Groll des hohen Alters vereinigte.
Während Abu Jahl mit seinen Streitkräften in der einen Richtung schleunigst vorwärts drang, näherte sich Abu Sofian in der andern. Bei der Ankunft in der Gegend der Gefahr ging er der Karavane in beträchtlicher Entfernung voran, indem er jede Spur und jeden Fußtritt sorgfältig beobachtete. Endlich kam er auf die Spur von Mohammeds kleiner Armee. Er erkannte sie an der Form der Dattelkerne, welche die Truppen beim Marsche auf die Seite geworfen hatten, – die von Medina sind nämlich wegen der Kleinheit bemerkenswerth. Auf solch winzige Zeichen verlassen sich die Araber, wenn sie den Feinden durch die Wüste nachspüren.
Da Abu Sofian den von Mohammed eingeschlagenen Weg wahrnahm, so änderte er seine Marschroute und zog an der Küste des rothen Meeres hin, bis er sich außer Gefahr erachtete. Er schickte hierauf einen andern Boten ab, um mit den Koreischiten, welche vorwärts gedrungen sein könnten, zusammen zu treffen und sie wissen zu lassen, daß die Karavane in Sicherheit wäre und sie nach Mekka zurückkehren möchten.
Der Bote traf die Koreischiten in vollem Marsche. Bei der Nachricht, daß die Karavane in Sicherheit wäre, kamen sie an einen Halteplatz und hielten eine Berathung. Einige waren für das weitere Vorrücken und für die Vollziehung einer Hauptzüchtigung Mohammeds und seiner Anhänger, Andere stimmten für die Rückkehr. Bei dieser Unentschiedenheit sandten sie einen Kundschafter ab, um den Feind zu besichtigen. Er brachte die Nachricht zurück, daß er ungefähr drei hundert Mann stark wäre; dies erhöhte das Verlangen derjenigen, welche für einen Kampf waren. Die Anderen machten Gegenvorstellungen. »Bedenket doch«, sagten sie, »daß dies Männer sind, welche Nichts zu verlieren haben; sie besitzen Nichts als ihre Schwerter; nicht Einer von ihnen wird fallen, ohne seinen Mann zu tödten. Außerdem haben wir unter ihnen Verwandte; wenn wir siegen, werden wir nicht im Stande sein, einander ins Angesicht zu sehen, da Einer dem Andern die Verwandten erschlagen hat.« Diese Worte brachten ihre Wirkung hervor; aber die Brüder des Koreischiten, welcher im Thale Naklah gefallen war, wurden von Abu Jahl aufgereizt, nach Rache zu schreien. Dieser feurige alte Araber unterstützte ihre Aufforderung. »Vorwärts!« schrie er; »laßt uns aus dem Bache Beder Wasser holen zu dem Feste, an welchem wir über das Entkommen unserer Karavane jubeln wollen.« Die Hauptmasse der Truppen erhob die Fahnen und trat den Marsch wieder an, obschon eine beträchtliche Anzahl nach Mekka sich zurück wendete.
Die Spione Mohammeds brachten ihm Kunde von der Annäherung dieser Kriegsmacht. Einige unter seinen Anhängern verloren den Muth; in der Erwartung eines kurzen Gefechts und einer großen Beute waren sie ausgezogen und erschraken bei dem Gedanken an ein solch überlegenes Heer; aber Mohammed bat sie, gutes Muths zu sein, denn Allah hätte ihm einen leichten Sieg verheißen.
Die Moslemen stellten sich auf einer Anhöhe, an deren Fuße sich Wasser befand, in Schlachtordnung. Für Mohammed war ein Zelt oder Schirmdach aus Baumzweigen eiligst auf dem Gipfel errichtet worden, und ein Dromedar stand vor ihm, auf welchem er im Fall einer Niederlage nach Medina fliehen konnte.
Die Vorhut des Feindes, lechzend vor Durst, betrat das Thal und eilte an den Bach, um zu trinken; aber Mohammeds Oheim Hamza griff sie mit einer Anzahl seiner Mannschaften an und tödtete den Führer mit eigener Hand. Von der Vorhut entkam nur Einer, welcher sich nachher zum Glauben bekehrte.
Die Hauptmasse des Feindes näherte sich jetzt unter Trompetenschalle. Drei koreischitische Krieger traten vor die Fronte und forderten die tapfersten unter den Moslemen zum Zweikampfe heraus. Zwei dieser Kämpfer waren Otha, Abu Sofians Schwiegervater, und Al Walid, sein Schwager; der dritte war Shaiba, Otha's Bruder. Diese waren, wie man sich erinnern wird, von Henda, Abu Sofians Weibe, angespornt worden, aus Mekka mit auszuziehen. Sie waren alle Männer von Rang in ihrem Stamme.
Drei Krieger Medinas traten heraus und nahmen die Herausforderung an; aber man schrie: »Nein! Lasset die Abtrünnigen unsrer eigenen Stadt Mekka vorschreiten, wenn sie Muth haben.« Hierauf unterzogen sich Hamza und Ali, Oheim und Neffe Mohammeds, und Obeidah al Hareth dem Kampfe. Nach einem hitzigen und hartnäckigen Gefechte erlegten Hamza und Ali ihre Gegner; dann gingen sie Obeidah zu Hülfe, welcher schwer verwundet war und von Otha beinahe überwältigt wurde. Sie tödteten den Koreischiten und trugen ihren Streitgenossen hinweg, aber er starb alsbald an seinen Wunden.
Jetzt wurde das Gefecht allgemein. Die Moslemen, ihrer Minderzahl sich bewußt, hielten sich anfänglich rein auf der Defensive (Verteidigungslinie), indem sie ihre Stellung auf dem erhöheten Puncte behaupteten und die Feinde durch Bogenschüsse ängstigten, wenn sie etwa den unerträglichen Durst im Bache unter ihnen zu löschen suchten. Mohammed verweilte in dem Zelte auf dem Hügel; Abu Beker war bei ihm, und er selbst war in brünstiges Gebet versunken. Im Laufe des Gefechts verfiel er in eine Verzückung. Als er zur Besinnung kam, erklärte er, daß ihm Gott den Sieg verheißen hätte. Er stürzte aus dem Zelte hinaus, ergriff eine Hand voll Staub und warf ihn gegen die Koreischiten in die Luft mit dem Rufe: »Mag Verwirrung auf ihre Gesichter fallen!« Hierauf befahl er den Seinigen, sich auf den Feind zu werfen, und schrie: »Kämpfet und fürchtet euch nicht, die Thore des Paradieses sind unter dem Schatten der Schwerter. Gewißlich findet der, welcher im Kampfe für den Glauben fällt, augenblicklichen Einlaß in dasselbe.«
In der Verwicklung der Schlacht, welche folgte, erhielt Abu Jahl, der sein Pferd in das dickste Handgemenge drängte, einen Säbelhieb in den Oberschenkel, welcher ihn auf den Boden warf, Abdallah Ibn Masoud setzte ihm den Fuß auf die Brust, und hieb ihm, während der feurige Veteran noch Verwünschungen und Flüche gegen Mohammed ausstieß, den Kopf vom Leibe.
Jetzt wichen die Koreischiten und flohen. Siebenzig ließen sie todt auf dem Platze, und fast dieselbe Zahl wurde gefangen. Vierzehn Moslemen waren gefallen, deren Namen als Märtyrer des Glaubens in der Geschichte fortleben.
Dieser ausgezeichnete Sieg kann leicht aus natürlichen Gründen bemessen werden. Die Moslemen waren frisch und nicht erschöpft, hatten den Vortheil eines erhöheten Platzes und Zufuhr von Wasser; die Koreischiten hingegen waren durch einen eiligen Marsch abgemattet, vor Durst verschmachtet und durch den Abgang Vieler, welche nach Mekka zurückgekehrt waren, der Zahl nach schwächer. Moslemische Schriftsteller schreiben jedoch diesen baldigen Sieg des Glaubens übernatürlicher Einwirkung zu. Als Mohammed Staub in die Luft warf, sagen sie, so stürzten drei tausend Engel als Krieger mit weißen und gelben Turbanen, in langen glänzenden Gewändern und auf schwarzen und weißen Streitrossen wie ein Windstoß herbei und fegten die Koreischiten von sich hinweg. Auch wird dies nicht allein auf Grund moslemischen Zeugnisses bestätigt, sondern auch nach der Erzählung eines Götzendieners mitgetheilt, eines Landmanns, welcher auf einem benachbarten Hügel Schafe hütete. »Ich war mit einem Kameraden, meinem Vetter«, sagte der Landmann, »bei der Schafhürde des Berges, beobachtete den Kampf und lauerte auf, um mich mit den Siegern zu verbinden und an der Beute Theil zu nehmen. Plötzlich sahen wir, wie eine große Wolke auf uns zuschwebte und innerhalb derselben wieherten Schlachtrosse und schmetterten Trompeten. Als sie sich näherte, sprangen Schwadronen Engel aus derselben heraus und wir hörten die fürchterliche Stimme des Erzengels, wie er seine Stute Haizum zur Eile trieb, ›schnell! schnell! o Haizum!‹ Bei diesem fürchterlichen Tone brach meinem Kameraden vor Schrecken das Herz und er starb auf der Stelle, und ich hätte beinahe sein Schicksal getheilt.«Diese wunderbare Hülfe wird wiederholt im Koran erwähnt, z. B. »Gott hatte euch bei Beder bereits den Sieg gegeben, als ihr an Zahl noch schwächer wart. Als du zu den Gläubigen sprachst: Ist es nicht genug für euch, daß der Herr euch beistand mit drei tausend Engeln und sie vom Himmel niedersandte? Wahrlich, wenn ihr beharret und Gott fürchtet und eure Feinde kommen plötzlich über euch, so wird der Herr euch beistehen mit fünf tausend Engeln, die ausgezeichnet sind durch ihre Rosse und ihren Schmuck. Sure 8. – O ihr wahren Gläubigen, ihr selbst schlugt nicht diejenigen, welche am Beder geschlagen wurden, sondern Gott schlug sie. Auch du, o Mohammed, warfst nicht den Kies in ihre Augen, als du ihn zu werfen schienst, sondern Gott warf ihn.« Sure 3.
Als der Kampf vorüber war, brachte Abdallah Ibn Masoud das Haupt Abu Jahls zu Mohammed, welcher dieses grausige Siegeszeichen mit Frohlocken beschaute und ausrief: »Dieser Mann war der Pharao unsrer Nation.« Der wahre Name dieses ergrauten Kriegers war Amru Ibn Hascham. Die Koreischiten hatten ihm wegen seines Scharfsinnes den Beinamen Abu Hakam, d. i., Vater der Weisheit gegeben. Die Moslemen hatten denselben in Abu Jahl, Vater der Narrheit, umgewandelt. Der letztere Name ist ihm in der Geschichte geblieben, und von den wahren Gläubigen wird er niemals erwähnt ohne den Stoßseufzer, »mag er von Gott verflucht werden!«
Die Moslemen, welche in der Schlacht gefallen waren, wurden ehrenvoll beerdigt; was die Körper der Koreischiten betrifft, so wurden sie mit Verachtung in eine Grube geworfen, welche für sie gemacht worden war. Es entstand die Frage, wie man über die Gefangenen verfügen sollte. Omar war dafür, daß ihnen die Köpfe abgeschlagen würden; aber Abu Beker gab den Rath, sie gegen ein Lösegeld frei zu geben. Mohammed bemerkte, daß Omar wie Noah wäre, welcher um die Vernichtung der Schuldigen durch die Sündfluth bat; aber Abu Beker Abraham gliche, welcher für die Schuldigen eine Fürbitte einlegte. Er entschied sich für die Partei der Begnadigung. Zwei von den Gefangenen wurden jedoch zum Tode geführt; der eine, Namens Nadhar, weil er den Koran als eine Sammlung persischer Erzählungen und Fabeln verlacht hatte, der andere, Namens Okba, wegen seines Angriffs auf das Leben Mohammeds, als dieser zuerst in der Kaaba predigte und von Abu Beker gerettet wurde. Mehrere Gefangene, welche arm waren, wurden in Freiheit gesetzt, wenn sie nur den Eid leisteten, daß sie gegen Mohammed und seine Anhänger niemals wieder die Waffen ergreifen wollten. Die übrigen wurden mit Arrest belegt, bis die Lösegelder von ihren Freunden eingingen.
Zu den wichtigsten Gefangenen gehörte Al Abbas, Mohammeds Oheim. Er war von Abu Yaser, einem Manne von kleiner Statur, übermannt worden. Als sich die Nebenstehenden über die Ungleichheit der Gestalt lustig machten, so behauptete Al Abbas, daß er sich einem Reiter von riesenmäßiger Größe und auf einem Kampfrosse, wie er niemals zuvor eins gesehen, in Wirklichkeit ergeben hätte. Abu Yaser würde das Wahre seiner Gefangennehmung beständig behauptet haben, aber Mohammed, welcher seinem Oheim die Demüthigung ersparen wollte, gab zu verstehen, daß der Besieger vom Engel Gabriel unterstützt worden wäre.
Al Abbas wollte sich von Bezahlung des Lösegeldes frei machen, indem er anführte, daß er im Herzen ein Moslem wäre und nur gezwungen an der Schlacht Theil genommen hätte; aber seine Entschuldigung half ihm Nichts. Viele glaubten, daß er mit seinem Neffen ein geheimes Einverständniß hätte und von demselben als Spion in Mekka verwendet würde, sowohl vor als nach der Schlacht von Beder.
Ein anderer Gefangener von großer Wichtigkeit für Mohammed war Abul Aaß, der Ehemann seiner Tochter Zeinab. Der Prophet würde mit Freuden seinen Schwiegersohn an sich gezogen und ihn unter seine Schüler aufgenommen haben, aber Abul Aaß verblieb hartnäckig im Unglauben. Hierauf bot ihm Mohammed die Freilassung unter der Bedingung an, daß er ihm seine Tochter zurückgäbe. Darauf ging der Ungläubige ein; Zeid, der treue Freigelassene des Propheten, wurde mit mehreren Gefährten nach Mekka gesendet, um Zeinab nach Medina zu holen; ihr Gatte Abul Aaß blieb als Leibbürge für die Erfüllung des Vertrags während dieser Zeit zurück.
Bevor die Armee wieder nach Medina zog, wurde eine Theilung der Beute vorgenommen. Denn wiewohl die Karavane Abu Sofians entkommen war, so war der Gewinn an Waffen und Kameelen, welchen man in der Schlacht gemacht hatte, noch beträchtlich, und eine große Summe Geldes mußte außerdem für die Auslösung der Gefangenen hinzukommen. Bei dieser Gelegenheit verordnete Mohammed, daß das Ganze unter alle Moslemen, welche bei der Unternehmung betheiligt wären, gleichmäßig vertheilt werden sollte; und wiewohl es unter den Arabern eine uralte Gewohnheit war, dem Oberhaupte ein Viertel der Beute zu geben, so begnügte er sich doch mit demselben Antheil wie die Uebrigen. Unter den Beutestücken, welche auf sein Loos fielen, befand sich auch ein Schwert von bewundernswerther Härte, Dhul Fakar oder der Durchstecher genannt. Dies trug er nachher stets in der Schlacht, und sein Schwiegersohn Ali erbte es bei seinem Tode. Diese gleichmäßige Vertheilung erregte unter den Truppen großes Murren. Diejenigen, welche die Hitze des Gefechtes ausgestanden hatten und bei der Plünderung am thätigsten gewesen waren, beklagten sich, daß sie mit denen, welche fern von dem Handgemenge gestanden, und mit den alten Männern, welche zur Bewachung des Lagers zurückgeblieben wären, ebenmäßig theilen sollten. Der Streit gleicht, wie man bemerkt, dem der Kriegsleute Davids rücksichtlich des Raubes, welchen sie den Amalekitern abgenommen hatten; die, welche im Gefechte gewesen waren, drangen darauf, daß die, welche beim Gepäcke blieben, keinen Theil an der Beute haben sollten. Die Entscheidung war dieselbe – nämlich gleichmäßig zu theilen (1. Sam. 30, 21–25). Mohammed mag zufolge seiner Kenntniß der biblischen Geschichte von dieser Entscheidung geleitet worden sein. Die Vertheilung der Beute war für einen Anführer, der im Begriffe stand, die Bahn des Raubkrieges zu betreten, ein wichtiger Ordnungspunct. Glücklicherweise hatte er kurz nach seiner Rückkehr nach Medina eine baldige Offenbarung, welche die Theilung aller Beute, welche im Kampfe für den Glauben gewonnen wurde, für die Zukunft regelte.
Das sind die Einzelheiten der berühmten Schlacht von Beder, des ersten Sieges der Saracenen unter Mohammeds Fahne; er ist vielleicht unbeträchtlich an sich, aber erstaunlich in seinen Folgen, da er der Anfang einer Reihe von Siegen war, welche die Geschicke der Welt veränderten.