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Fünftes Kapitel.

Durand fuhr nach Döbling. Er ging direkt nach der noch immer unauffällig von Geheimpolizisten beobachteten Villa, in welcher König gewohnt hatte. Als er mit dem ihm längst ausgehändigten Schlüssel die Haustür öffnete, kam soeben ein ältlicher Herr an der Villa vorüber.

Durand fing den scharfen Blick auf, den der Mann auf ihn heftete, dann sagte er leise ein paar Worte, worauf dieser, den Hut lüftend, weiterging.

Eine Minute später stand Durand in dem finsteren Hausflur und sperrte die Tür, welche am Vormittage statt des zersprengten ein neues Schloß erhalten hatte, wieder hinter sich ab. Dann entnahm er seiner Rocktasche eine elektrische Lampe und ließ sie aufleuchten.

Er sah nun, daß er sich in einem kleinen, oblongen Raum befand, in welchen von oben herab eine Stiege und außer der Haustür noch zwei Türen mündeten. Neben der ersteren lehnte eine Hacke. Die eine der Türen stand offen.

Man kam durch sie in ein hell tapeziertes Vorzimmer.

Durand betrat es. Er wußte, daß man außer dem einen, eingedrückten Fenster, das geschlossen worden war, alles so gelassen, wie man es gefunden hatte.

Da lag also der Stuhl, und da hingen die Hörmuscheln des Telephons, davon die zur rechten Seite einige bräunliche, matte Flecken aufwies – Blutflecken, wie die beiden Ärzte gesagt hatten.

Durand zweifelte nicht im mindesten daran, daß es tatsächlich solche seien, zeigten sich doch auch auf dem hellen Grunde der Tapete zwei deutliche, rotbraune Fingerabdrücke. Auch diese erwähnte ja das Protokoll, das Durand von Herrn v. Eichen erhalten hatte und das er bei sich trug.

Er trat an das Fenster des Vorzimmers heran.

Man konnte von ihm aus in den Vorgarten und auf die Straße sehen und von letzterer aus auch bis auf eine gewisse Tiefe hereinblicken.

Durand schloß den schweren, hölzernen Fensterladen.

Er wollte nicht beobachtet werden. Er merkte es sich indessen, daß dieser Fensterladen ohnehin zur Hälfte zugemacht gewesen war.

Außer dem, vermutlich während eines Kampfes umgeworfenen Stuhl und dem telephonischen Apparate befand sich nur noch ein kleines Sofa, davor ein Tisch stand, und ein Wandtischchen mit einer Lampe in dem kleinen Raum. Über dem Sofa hing ein Spiegel, und der Tisch davor war mit einer halb herabgezerrten Ripsdecke bedeckt. Auch das Sofa war mit solchem Stoff überzogen.

Neben der Außentür des Vorzimmers befand sich ein Kleiderrechen an der Wand.

Durand überblickte mit Interesse den Raum, in welchem ein verwundeter, ein – man konnte auch das annehmen – sterbender Mann mit seltener Willenskraft und Geistesgegenwart Hilfe herbeigerufen hatte, welche ihm aber, aus bisher unbekannten Gründen, nicht gebracht werden konnte.

Aber er verriet ihm nichts, dieser stille Raum, in welchem ein wertvolles Menschenleben vermutlich einen jammervollen Abschluß gefunden hatte.

Durand betrat nun Königs Arbeitszimmer.

Auch dessen Tür stand offen.

Auf dem Schreibtisch befand sich eine Lampe.

Durand zündete sie an, zündete danach auch die im Vorzimmer an und steckte seine elektrische Leuchte wieder in die Tasche. Ehe er alsdann im Zimmer die ganz an die Wände der Fensternischen gedrückten Läden schloß, untersuchte er das Fenster, durch welches man eingestiegen war.

Auf dem Sims sowohl als auch auf dem rotsamtenen Polster, welches auf das Fensterbrett geschoben worden war, befanden sich Erdspuren, welch letztere sich auch auf dem dunkel gebohnten Parkettboden vorfanden.

Auch lagen reichlich Glassplitter umher. Sie waren bis auf die Platte des Schreibtisches geraten, und zwischen diesem und dem Fenster war doch ein Raum von mehr als einem halben Meter Breite.

Die Fensterscheibe mußte also mit großer Gewalt eingestoßen worden sein. Der, welcher sich so den Weg zu den Fensterriegeln frei machte, hatte dann mehrere der strahlenförmigen Splitter aus dem Fensterrahmen gezogen. Diese lagen noch jetzt, nahezu nett aufgeschichtet, auf dem äußeren Sims.

Als Durand sich ein wenig vorbeugte, um diese Stücke zu betrachten, gewahrte er noch etwas. Auf dem von einer Fußsohle berührten roten Samt des Fensterpolsters hatte die betreffende Sohle nicht nur Erdspuren zurückgelassen. An einem Klümpchen der darauf haftenden Erde hing das Teilchen einer Pflanze. Dieses bißchen Grün sah einem zwerghaften Akazienblatte ähnlich.

Nun ja, der da hereingestiegen war, der hatte den Vorgarten durchschreiten müssen. Da war ihm auch dieses Pflanzenteilchen an der Sohle haften geblieben.

Durand schob das Polster an den ihm zukommenden Ort, schloß das innere Fenster und den Laden und begann danach mit der Untersuchung des Schreibtisches. Dieser – so hatte Frau Winter ausgesagt – hatte ihrer Meinung nach niemals Wertgegenstände enthalten, denn seine Fächer waren niemals versperrt gewesen.

So stand es im Protokoll, das Durand auf seiner heutigen ersten Fahrt nach Hietzing studiert hatte.

Der oder die Einbrecher hatten diese Meinung nicht geteilt, denn der Schreibtisch war gründlich durchwühlt worden. Man hatte sogar die Manuskripte, welche auf seiner Platte lagen, durcheinander geworfen. Nur was sich auf seinem mehrteiligen Bücherbord befand, war in Ruhe gelassen worden. Bezüglich dessen hätte freilich auch nur ein Kunstverständiger gewußt, daß man just da einen ausgiebigen Fang hätte tun können.

Da standen neben verschiedenen Büchern zwei wunderschön ausgeführte Marmorfigürchen modernsten Geschmacks und modernsten Könnens und dazwischen ein kleines Kunstwerk vorchristlicher Zeit, eine Aschenurne von unzweifelhaft altgriechischer Mache. Es war ein Juwel klassischer Kleinkunst und sicherlich das Entzücken aller Kenner, davon einer es jetzt voll Interesse betrachtete.

Durand wunderte sich natürlich nicht, daß diese Wertobjekte unangetastet geblieben waren. Einbrecher sind ja für gewöhnlich keine Kunstkenner, und wer Manschettenknöpfe stiehlt, vor dem sind Überbleibsel der klassischen Kunst ganz sicher.

Deshalb also waren diese drei sehr wertvollen Dinge, sowie auch die Bücher, welche sich dahinter aneinander reihten, unberührt geblieben, und es herrschte da noch die Ordnung, auf welche der Besitzer dieses Schreibtisches offenbar gehalten hatte.

Waren doch diese Bücher pedantisch genau in Reih und Glied geordnet, wiewohl König sie sicherlich oft benutzt hatte, denn es waren lauter Fachwerke, lauter Werke, die sich mit der bildenden Kunst beschäftigten.

Und doch – ganz ordentlich waren König oder seine Bedienerin dennoch nicht gewesen. Zwischen der Buchreihe und der dicht dahinter befindlichen Wand lugte ein Papierzipfel hervor.

Durand streckte die Hand danach aus. Er wollte das Papier – er sah schon, daß es eine Zeitung war – hervorziehen, jedoch leistete es ihm Widerstand. Er rückte die drei dicken Bände, hinter denen es sich befand, ein wenig nach vorn, da hörte er, daß dahinter etwas bis auf den Boden rutschte.

Er langte danach und ergriff ein kleines Päckchen, welches in eine Zeitung gehüllt war. Der Gegenstand, der sich darin befand, besaß noch eine andere Hülle.

Er war auch noch in ein weißes Kuvert gesteckt worden. Dieses Kuvert war offen.

Durand nahm, was es enthielt, heraus. Es war ein Bildchen, ein reizend ausgeführtes Pastellbildchen, das Porträt eines Mädchens, dessen Gesicht nicht nur von großer Formenschönheit war, sondern auch hohen geistigen Reiz enthielt, wenn anders nicht etwa dieser ernste, leidenschaftliche Ausdruck nur von dem großen Künstler, der es gemalt hatte, so reich darüber ausgegossen war.

Durand, der ein offenes Auge für alles Schöne, ein tiefes Verständnis für die Künste besaß, vergaß bei Betrachtung dieses köstlichen Frauenkopfes ganz, wo er sich befand und unter welchen Umständen er dieses Kunstgenusses teilhaftig wurde.

Eine gute Weile war er in die Betrachtung des Bildchens versunken und studierte die reinen Linien und Farben dieses charakteristischen Kopfes, sich vorstellend, wie reizvoll dieses glanzreiche blonde Haar flimmern, wie leidenschaftlich diese großen dunklen Augen blicken, diese wunderschön geschwungenen Lippen wohl küssen konnten.

Schier wie eine Lebende sah er die vor sich, deren Abbild auf seiner Handfläche lag, so voll Leben und Lebenswahrheit war dieses Porträt einer Unbekannten von einem Unbekannten.

Durand hatte nämlich vergeblich die Signatur des Künstlers gesucht.

Der kleine Malachitrahmen umschloß in dieser Beziehung ein Geheimnis.

Aber einen Namen fand Durand doch.

Als er die Rückseite des Bildchens betrachtete, sah er an dessen rechtem unteren Rande den mit Bleistift hingeschriebenen Namen »Nadja«.

Eine Frauenhand, wohl die Hand derer, die so hieß und deren Bildnis er bezeichnete, hatte das eine Wörtchen geschrieben.

»Nadja,« sagte Durand, »Nadja! Sie ist also vermutlich eine Russin.« Und dabei tat er das Bildchen wieder in das Kuvert. Als er es auch wieder in die Zeitung einschlug, sah er, daß diese ein Abendblatt vom Datum des vergangenen Tages war.

Es wurde also erst gestern und zwar gestern nachmittag hier versteckt, dachte Durand, als er das Päckchen zu sich nahm und die drei Bände wieder an die Wand schob. Er achtete dabei darauf, daß sie wieder genau so zu stehen kamen, wie sie früher gestanden hatten, und dann tat er noch etwas – er versuchte, ob das Päckchen vielleicht doch zwischen den Büchern und der Wand hinabgleiten konnte. Aber dieser Fall hatte nicht eintreten können. Es bedurfte eines direkten Druckes, um das kleine Paket an die Stelle zu bringen, an welcher Durand es gefunden hatte.

»Versteckt, ganz richtig versteckt!« wiederholte Durand nach diesem Versuche laut, was ihm vorhin nur so durch den Sinn gehuscht war, und danach richtete er an sich selber eine Frage. Es war eine Doppelfrage: Weshalb wurde das Bildchen versteckt, merkbar, in Hast versteckt? Und von wem wurde es so in Eilfertigkeit in sein Versteck geschoben?

Würde er je die Antwort auf diese beiden Fragen erhalten?

Nachdem er mit der genauen Untersuchung des Schreibtisches fertig war, wobei er auch nichts entdeckt hatte, das auf die Spur des Einbrechers führen konnte, machte er sich daran, das ganze Arbeitszimmer zu durchsuchen. Es gab auf dessen Parkettboden verschiedene mehr oder minder deutliche Fußspuren. Welche davon etwa diejenigen der Person oder der Personen waren, die in schlimmer Absicht in diesen Räumen geweilt, konnte natürlich jetzt nicht mehr entschieden werden, denn es waren nach der Tat ja schon gar viele Menschen hier hin und her gegangen.

Bei diesen Fußabdrücken hielt also Durand sich nicht auf, wunderte sich aber, daß ein schön gearbeiteter Spiegelschrank nicht erbrochen worden war. Dieser Kasten stand sehr auffallend ganz allein an einer der Wände und sah außerdem ganz danach aus, als sei es recht sehr der Mühe wert, ihn auf seinen Inhalt hin zu untersuchen.

Die fernere Nachschau im Arbeitszimmer des Verschwundenen förderte also nichts zu Tage, was zur Klärung der Sache etwa hätte beitragen können.

So begab sich denn Durand in Königs Schlafgemach.

Daselbst besah er sich das arg zerwühlte Bett, das rötlich gefärbte Wasser im Waschbecken und trat alsdann an den erbrochenen Schrank heran.

Daß von der in ihm befindlich gewesenen Wäsche und den sonstigen Toilettenstücken nichts weggekommen war, hatte Frau Winter am Morgen des heutigen Tages bereits festgestellt.

Man hatte nur die Kassette nahezu ganz geleert.

»Nahezu,« dachte Durand, »warum nur nahezu? Und weshalb hatte man nicht auch die Kassette mitgenommen? Das wäre doch viel einfacher gewesen, als die verschiedenen Schmuckstücke herauszunehmen und sie anderswie zu verwahren. Die Zurücklassung der noch in der Kassette befindlichen Stücke bewies, daß die hier so frech zugreifende Bande sich wenig Zeit zu dem verbrecherischen Werk hatte gönnen können. Die Kassette, an welcher der Schlüssel steckte, an deren Deckel noch dazu eine Handhabe angebracht war, hätte man doch mit einem einzigen Griff zu sich nehmen können.«

Warum also hatte man das nicht getan?

Durand besah sich die beiden Ringe und die Uhrkette, den einzelnen Manschettenknopf und die Krawattennadel, welche zurückgeblieben waren. Erstere repräsentierten einen ziemlich bedeutenden Liebhaberwert, denn es waren schön gearbeitete, altertümliche Schmuckstücke. Ihr Material jedoch war keineswegs hervorragend wertvoll. Anders die Uhrkette, die von schwerem Gold war, und die Busennadel, welche einen prachtvollen Diamanten enthielt. Auch der zurückgelassene Manschettenknopf stellte trotz seiner Einzelheit einen ganz hübschen Wert vor. Er mußte das Geschenk einer Fürstlichkeit sein. Wenigstens trug er das Wappen eines hohen Hauses und in Brillanten die fürstlichen Initialen.

Das offene Etui, dem er entfallen war, und welches auch in der Kassette lag, nannte eine vornehme Juwelierfirma.

Durand legte die Dinge wieder in die Kassette, betrachtete sich die Verwüstung, welche irgend ein grobes Instrument an dem Schlosse und an der Tür des Kastens angerichtet hatte, und verließ alsdann das hübsche Gemach, das ihm nichts, aber auch gar nichts Neues gesagt hatte.

Er begab sich nun in die anderen Räumlichkeiten, welche zu Königs elegantem Junggesellenheim gehörten: in das niedliche Badekabinett, in die, wie Frau Winter ausgesagt hatte, fast nie benützte Küche und in das kleine Dienerzimmer, welches neben ihr lag.

Daß der, welcher die Haustür von innen erbrochen hatte, um durch sie das Freie zu gewinnen, in der Küche gewesen sein mußte, war sicher, denn er hatte die Hacke, mittels welcher er jene Tür aufgesprengt, aus der Küche geholt. Sonst jedoch hatte er von dort nichts genommen. Der saubere kleine Raum wies vollständige Ordnung auf. Das wenige Geschirr, das da zu sehen war, blitzte und blinkte.

Und noch etwas blinkte im hellen Scheine der Lampe, welche Durand auf den Küchentisch gestellt hatte.

In der Kohlenkiste lag ein Schürhaken. Sein umgebogenes Ende war abgebrochen. Es konnte erst ganz kürzlich abgebrochen worden sein. Der Schürhaken glänzte noch an seiner Bruchstelle. Durand nahm ihn in die Hand. Der Griff war aus gelblichem, glatt poliertem Holz, aber er war nicht an allen Stellen glatt.

Als der Untersuchende dies fühlte, betrachtete er diesen Griff genauer, und dann legte er das harmlose Instrument ein wenig schneller, als er es wohl sonst getan hätte, auf den Tisch. Was da die Glätte des Holzes unterbrach, war Blut, unzweifelhaft Blut, welches auf dem gelben Griff eingetrocknet war und bräunliche Flecke darauf bildete.

»Bei welcher Gelegenheit brach wohl dein Haken ab?« fragte Durand das leblose Ding, das vielleicht dazu gedient hatte, ein Menschenleben zu vernichten.

Vielleicht auch hatte es nur als Stemmeisen gedient, dachte Durand weiter und ging danach wieder in das Schlafzimmer zurück, wo er nun jede Stelle des kräftig gemusterten Teppichs grell beleuchtete.

Er fand nichts. Aber er gab das Suchen noch nicht auf. Wie oft spielt der Zufall beim Abspringen eines Gegenstandes mit. Die Metallspitze konnte immerhin noch da sein.

Und sie war da – sie lag unter dem Bette. Bis an die Wand mußte sie geflogen sein, und die hatte sie wieder etwa eine Spanne weit zurückgeworfen. Der Schürhaken mußte mit großer Kraft gebraucht worden sein. Jetzt waren auch die vielen Kratzstreifen rings um die Einbruchsstelle erklärt. Der Dieb hatte mit dem abgebrochenen Eisen weitergestemmt und war eben etliche Male abgeglitten.

Durand legte das gefundene Stück des Schürhakens zu diesem und machte sich alsdann bereit, das Haus zu verlassen.

Nur stieg er vorher noch zu dem ersten Stockwerk der kleinen Villa empor.

Dieses enthielt, wie klargestellt worden war, eine möblierte, derzeit aber nicht vermietete Wohnung.

Die Kommission hatte sich schon in der verwichenen Nacht davon überzeugt, daß der oder die Einbrecher, welche im Parterre gewirtschaftet hatten, da hinauf nicht gekommen waren.

Einige Minuten später stand Durand vor dem Hause und betrachtete sich die Stelle, von der aus eingebrochen worden war.

Er ging mit der Überzeugung, daß es ein leichtes gewesen sei, in das verlassene Zimmer zu kommen.

Der Mechanismus in dem Schlosse der Tür des Vorgartens war auch ein so einfacher, daß da bald einer auf den Witz kommen konnte, wie hier zu öffnen sei. Ein Schieben des in einem Knopfe endenden senkrechten Riegels, und die Tür ging auf.

Durand stand auf der Straße.

Wieder ging der alte Mann an ihm vorüber. Sie grüßten einander stumm. Durand schritt in der Richtung der Hauptstraße weiter.

Er war nicht zufrieden mit dem Ergebnis seiner nächtlichen Nachschau.

Das versteckt gewesene Bild, das konnte allerdings in dieser seltsamen Affäre eine Bedeutung haben, aber bis jetzt gab es keinerlei Aufklärung, war nur ein Rätsel mehr noch, das gelöst werden sollte.

In tiefes Nachdenken versunken ging Durand ein großes Stück Weges. Er ging langsam, er hatte ja keine Eile. Vor Mitternacht durfte er keinesfalls in sein derzeitiges Quartier kommen, denn Mühlheims Leuten war ja die Meinung beigebracht worden, daß er, der Fremde, sich mit Wiens Nachtleben bekannt machen wolle.

Er hatte demgemäß auch Toilette gemacht, war elegant, aber auch ein wenig leicht gekleidet, welch letzteren Umstandes er jetzt eben gewahr wurde. Es hatte sich ein schneidiger Wind erhoben, ein echter Märzwind, wie ihn der Nordosten so gern zu Frühlingsanfang über Wien sendet, damit daselbst nur ja nicht zu früh eine Lenzesstimmung erwache.

Dieser bissige Wind erinnerte Durand daran, daß er gut daran tue, in ein Restaurant zu gehen, oder einen Wagen zu besteigen, oder, noch besser, hintereinander beides zu tun.

Da er sich soeben an einer Haltestelle der Straßenbahn befand, und soeben auch ein Wagen daselbst hielt, sprang Durand hinein und löste sich eine Anschlußkarte. Er hatte vor, in Hietzing zu speisen und danach schlafen zu gehen.

Aber man hat oft so manches vor und man führt es nicht aus.

Durand war bei der Bellaria umgestiegen und zufällig der einzige Fahrgast in der Raucherabteilung des Wagens. Es war ihm recht, daß er allein blieb, so störte ihn nichts im Nachdenken über die seltsame und schwierige Position, in welche er, vor Stunden erst, ganz unversehens geglitten war.

Als seine Augen während dieses Nachsinnens über seine Lage langsam über seine Umgebung wanderten, blieben sie auf einer Zeitung haften, welche ein Passagier hatte liegen lassen.

Es war ein Abendblatt, und es erinnerte ihn an andere Abendblätter, an das ganze Bündel Abendblätter, welches Colmar vor Stunden in die Villa Mühlheim gebracht hatte.

»Warum er wohl gelogen hat?« sagte Durand plötzlich laut vor sich hin, und dann griff er in die Innentasche seines Überziehers. Er entnahm ihr ein Portefeuille. Dieses enthielt ein kleines Notizbuch.

Durand blätterte darin. Er fand sehr bald, wonach er suchte. Es war eine Trambahnkarte. Er verglich sie mit der seinigen. Ja, sie war vom heutigen Tage, und sie war zwischen vier und fünf Uhr ausgegeben worden, und Herr Colmar war ein wenig nach fünf Uhr bei Mühlheim eingetroffen, und die Karte hatte in einem der Abendblätter gelegen, bezüglich deren Colmar erwähnte, daß er sie »im Vorbeigehen da unten« gekauft habe, mit welchem »da unten« er nur die nächste Hietzinger Trafik bezeichnet haben konnte, denn er hatte bei dieser Bemerkung eine die Lage dieser Trafik sehr bezeichnende Gebärde gemacht.

»Warum nur hat er gelogen?« fragt Durand sich noch einmal, während er die in der Zeitung gefundene Fahrkarte wieder in seine Brieftasche legt. Daß diese ganz gegen alle Wahrscheinlichkeit erst nach vollendeter Fahrt aufbewahrte Karte zufällig in die später gekauften Zeitungen gefallen wäre, daran glaubt Durand nicht. Auch weiß er es schon, daß in der bewußten Trafik heute niemand mehrere Abendblätter gekauft hat.

Nein, Colmar hat mit den vor der Fahrt gekauften Zeitungen die Straßenbahn bestiegen und hat mindestens in der einen Zeitung gelesen, in der Durand die Fahrkarte eingeklemmt gefunden hat. Herr Colmar hat also die Zeitungen nicht erst in Hietzing gekauft.

Nun ist das kein Ereignis, das für gewöhnlich besonderes Nachdenken erregen könnte – es hätte auch Durands Gedanken sicherlich nicht beschäftigt, wenn er diesen Herrn Colmar dabei nicht auf einer Lüge ertappt hätte.

Auf einer jedenfalls ganz überflüssigen Lüge. Es fragte ihn ja niemand, wo er die Zeitungen gekauft habe, es beachtete nicht einmal jemand seine diesbezügliche Angabe, und hätte nicht die kleine Trambahnkarte ihr gar so bestimmt widersprochen, so hätte Durand sich jener, wenigstens scheinbar ganz zwecklosen Rede, die sich nun als Lüge herausstellte, gewiß nicht mehr erinnert.

Nun aber hatte sie für ihn, der ja gekommen war, um alle seine Sinne offen zu haben, eine gewisse Bedeutung gewonnen.

»Warum hat er gelogen?« Diese Frage tauchte zwischen der Bellaria und dem Hietzinger Platz noch öfter in Durand auf, nur flüchtig, denn Colmar interessierte ihn nicht oder interessierte ihn nur insofern, als er durch Wilhelm schon in Erfahrung gebracht hatte, daß dieser Herr um die ältere Tochter Mühlheims werbe.

»Warum er wohl gelogen hatte?«

Vielleicht nur deshalb, weil ihm, wie so vielen Menschen, die Lüge zur Gewohnheit geworden war, weil der Sinn für Wahrheit ihm einfach fehlte, weil er eine allzu reiche Phantasie besaß, welche etwas hervorbringen mußte, aber nichts Besseres hervorbringen konnte als eben nur – Lügen.

Vielleicht log er unbewußt und zwecklos, nicht bedenkend, daß so manche Lüge einem Stein gleicht, der uns dumm auf den Weg geworfen wird, und über den wir stolpern, weshalb wir erst aufmerksam werden und aufschauen und just dadurch den Weg zu dem finden, was wahr ist und was man durch solche Lüge vor uns hatte verbergen wollen.

Vielleicht war der hübsche, elegante Herr Colmar solch ein Gewohnheitslügner! Wenigstens war nicht abzusehen, warum er vor Stunden diese eine, erwiesenermaßen falsche Angabe gemacht hatte.

Eines aber in der eben gemachten Bemerkung stimmt – auf ihn übertragen – nicht.

Seine Phantasie arbeitete, falls er wirklich ein Gewohnheitslügner war, auch sehr bemerkenswert nach einer zweiten Seite hin; Viktor Colmar war ein schon recht geschätzter Maler, und war er schmerzlich erregt über das unheimliche Ereignis, das König und mit diesem die Familie des Kommerzienrats betraf, so hatte das seinen Grund nicht nur in der Sympathie, welche ihn an Mühlheims Haus fesselte, sondern auch darin, daß er mit König einen seiner eifrigsten Förderer verlor. Dies hatte Durand heute beim Mahle in des Kommerzienrats Hause erfahren und fand es danach sehr begreiflich, daß Colmar um dieses Grundes willen bei dem vermutlich schrecklichen Ende Königs wie ein Leidtragender auftrat.

Daran und an manch anderes denkend, war Durand bereits in Penzing angelangt und freute sich schon darauf, bald in ein warmes Lokal und zu einem Abendessen zu kommen, aber ganz plötzlich war es mit seinem Nachsinnen und seiner Ruhe aus. Er erhob sich hastig und eilte auf die Plattform des Wagens. Und dann tat er, worüber sich der Schaffner mit Recht verwunderte – er sprang ab, um sogleich wieder einen gerade in entgegengesetzter Richtung daherkommenden Wagen zu besteigen.

Etwa eine halbe Stunde später stand Durand wieder in Königs Arbeitszimmer und beugte sich über das rote Samtpolster des Fensters, durch welches man eingestiegen war.

Und wieder eine Stunde später – auf der Rochuskirche im dritten Stadtbezirk schlug es eben ein Uhr – hielt ein Einspänner vor einem Hause der Hauptstraße, und dessen Insasse verließ eilig den Wagen.

»Fahren Sie zu dem Gasthause da drüben und essen und trinken Sie, was Sie wollen. Wenn ich zurückkomme, fahren Sie mich nach Hietzing.«

»Aber Euer Gnaden – so spät!« meinte mißmutig der Kutscher.

Darauf sagte der Fahrgast nur: »Fünf Gulden!«

Da wurde der wackere Rosselenker sofort gemütlich, steckte schmunzelnd die Note ein, die ihm gereicht wurde, und sagte gnädig: »Brauch'ns Ihnen net z' tumm'ln, Euer Gnad'n. I wart' schon.«

Durand beeilte sich dennoch. Er setzte die Hausglocke rasch und recht nachdrücklich in Bewegung und erklärte dem schlaftrunkenen Hausmeister, der den ihm Fremden mißtrauisch fragte, was er denn um diese Zeit in einem Hause wolle, darin er nicht wohne, daß er durchaus zu Doktor Schmid müsse.

Das leuchtete dem Hausmeister ein, denn es war schon öfters dagewesen, daß der Herr Doktor des Nachts geholt worden war.

»Werd' halt gleich dableiben, bis Sie mit dem Herrn Doktor wieder herunterkommen,« sagte er, eines guten Trinkgeldes gewärtig.

Durand aber hieß ihn sich in sein Logement zurückziehen, da er nicht wisse, wie lange er bei dem Doktor bleiben werde.

Kopfschüttelnd schloß der Cerberus daraufhin das Tor und ließ es sich nicht nehmen, den merkwürdigen nächtlichen Besucher bis vor des Doktors Tür zu begleiten, ging auch erst, als nach längerem Parlamentieren der Fremde in des Doktors Wohnung Einlaß gefunden hatte.

Doktor Schmid war Junggeselle. Er empfing seinen Freund im Bette. Er sah recht verschlafen und nicht minder verwundert aus, als er den sichtlich in bestem Wohlbefinden Eintretenden mit der eigenartigen Frage: »Bist du übergeschnappt?« begrüßte.

Die Magd hatte die rasch angezündete Lampe auf einen Tisch gestellt und hatte sich alsdann zurückgezogen.

Durand quittierte die ja ziemlich motivierte Begrüßung mit einem gleichmütigen Nicken und der merkwürdigen Gegenfrage: »Hast du dein Mikroskop bei der Hand?«

Der gute Doktor stieg jetzt aus dem Bette. »Aber, bester Freund!« sagte er in dem sanften Ton, in welchem man zu denen spricht, die man für nicht ganz normal hält. Er zog dabei sein Beinkleid an und schlüpfte in die Pantoffeln und den Schlafrock.

Durand schien die schonungsvolle Art, mit der er behandelt wurde, nicht zu bemerken, er stellte wieder eine absonderliche Frage.

»Gelt,« sagte er, »bei uns überdauern die Farne den Winter im Freien nicht?«

»Nein, o nein,« entgegnete der Doktor noch sanfter als früher, denn jetzt war er erst recht davon überzeugt, daß sein Freund nicht ganz zurechnungsfähig sei, da er ja nicht annehmen konnte, daß ein geistig gesunder Mensch sich die erste Morgenstunde dazu aussucht, um die Leute aus dem Schlaf zu scheuchen bloß wegen der Frage, ob die Farne in Mitteleuropa den Winter im Freien überdauern.

»Setz dich, alter Sohn – na, so setz dich doch und erkläre mir's, warum dich diese Sache so plötzlich interessiert, dich, der du für Botanik immer nur ein recht minimales Interesse bekundet hast!«

So redete der gute Doktor, drückte seinen einstigen Korpsbruder auf einen Sessel nieder und trug eine ebenso große Unbefangenheit als Heiterkeit zur Schau.

Da endlich merkte Durand, daß der andere in tiefer, heimlicher Sorge um ihn war.

»Du hältst mich wohl allen Ernstes für verrückt?« fragte er.

»Ah – was du dir einbildest!«

»Es wäre ja begreiflich –«

»Aber, lieber Freund, reden wir doch von dem, was dich interessiert, also von den Kryptogamen.«

»Nun gut – du wirst ja gleich sehen, daß ich ganz normal bin, und daß nur die Umstände oder vielmehr ein einziger Umstand mich zwingt, anormal zu handeln. Ich setzte nämlich trotz oder vielleicht wegen meiner geringen botanischen Kenntnisse voraus, daß auch Sporangien – du siehst, ein bißchen weiß ich doch noch – einer raschen Veränderung, ja vielleicht vollkommener Zerstörung unterliegen. Und dieser Grund ist es, der mich jetzt, um ein Uhr Nachts, zu dir führt.«

»Zu mir führt,« wiederholte Doktor Schmid, gedankenlos scheinend, bloß weil er dabei von dem traurigen Gedanken erfüllt war: Es ist zweifellos, der Arme ist verrückt geworden! – »Also aus diesem Grund bist du zu mir gekommen, mein Junge,« fuhr er lebhafter fort, »und ich soll dir vermutlich ein kleines Privatissimum über Sporangien und ihre Widerstandsfähigkeit halten?«

»Nein,« entgegnete sein Besucher ruhig, »du sollst nur so gut sein, mit Hilfe deines großen botanischen Wissens es zu versuchen, ob du aus einem winzigen Teilchen, das ich vielleicht ganz irrig für von einem Farn herrührend erachte, bestimmen kannst, ob es wirklich von einem solchen stammt und, wenn nicht, welcher Gattung die ganze Pflanze angehört.«

Währenddem hatte er seiner Brieftasche ein Kuvert entnommen, hatte ein weißes Blatt aus seinem Notizbuch gerissen, es auf den Tisch gelegt und schüttelte nun vorsichtig das scheinbar leere Kuvert über der weißen Unterlage aus.

Der Doktor schaute ihm voll heimlicher Sorge zu, als aber schließlich ein winziges Pflanzenteilchen auf das Notizblättchen fiel, atmete er schon ein wenig erleichtert auf. Er zog das Papier näher zu sich heran und betrachtete die grüne Winzigkeit, die darauf lag. Dann stand er auf und holte von dem Nachtkästchen sein Federmesser, mit dessen feinster Klinge er das Pflanzenteilchen sachte aufhob, um es verkehrt wieder auf das Papier zu legen.

»Natürlich, ganz recht hast du. Das sind die Fiederblättchen eines Farnes. Man sieht ja ganz deutlich die Sporangienhäufchen. – Nun sag mir aber, Mensch,« rief er aus, »warum mußt du denn just bei nachtschlafender Zeit Botanik studieren?«

Durand zuckte die Schultern und reichte dann seinem Freunde die Hand. »Ich sehe es ja, noch immer bist du über meinen Geisteszustand nicht im klaren, aber du wirst es sein, wenn ich dir sage, daß es – freilich nur möglicherweise – von höchstem Wert sein kann, zu wissen, wo man derzeit solche Pflanzen finden kann. Es ist ein Verbrechen geschehen, und am Tatort habe ich dieses grüne Nichts gefunden, das aber vielleicht ein sehr bedeutendes Etwas ist.«

»Na, Gott sei Dank, jetzt verstehe ich dich endlich. Mir fällt ein Stein vom Herzen.«

Das war des Doktors frohe Entgegnung. Er drückte dabei fast krampfhaft seines Freundes Hand, dann stand er auf und holte sein Mikroskop.

Danach herrschte für längere Zeit tiefe Stille in des Doktors Schlafgemach.

Das Licht der hoch aufgeschraubten Lampe fiel hell auf das zur Untersuchung gebrachte Pflanzenteilchen, das des Doktors Auge durch das scharfe Glas betrachtete.

»Es sind Fiederchen eines Farnes, der zur Familie der Hymenophyllaceen gehört – darauf deutet sowohl die Form als auch die Stellung dieser drei winzigen Fiederblättchen, sowie auch die charakteristische Form der Sporangienhäufchen hin. Sieh nur, sie haften wie kleine, bräunliche Röschen zwischen den feinen Rippen.«

Doktor Schmid war jetzt lebhaft geworden. Man merkte, daß er in seinem eigentlichen Fahrwasser zu plätschern begann.

Sein Besucher, der sich gerade nur heute so sehr für die Kryptogamen interessierte, betrachtete sich auch die Sporangienhäufchen, die er ja auch mit freiem Auge sogleich wahrgenommen hatte, nun durch das vergrößernde Glas.

»In der Tat – sehr hübsch und interessant,« bemerkte er dabei. »Und nun sag, wo kann man eine solche Pflanze jetzt, im März, in unserem Klima, frisch, so frisch, wie diese drei Fiederblättchen hier noch sind, finden? Auf einer Wiese? Auf einem Blumenbeet?«

»Keine Spur. Diese Gattung Farne ziehen alle ein, das heißt, sie verschwinden über den Winter, und ihr Wurzelstock treibt bei uns erst gegen den Mai hin wieder frisches Grün. Die Pflanze, von welcher dieses Teilchen stammt, kann sich nur in einem Warmhaus so grün erhalten haben.«

»Nun siehst du – das habe ich wissen wollen. Du bist also fest davon überzeugt, daß sie in einem Döblinger Garten derzeit im Freien nicht an eine Schuhsohle geraten konnte?«

»Fest überzeugt. Im übrigen kann ich dir jedenfalls noch etwas Näheres sagen.«

Der Doktor holte seinen Leunis vom Regal und bestimmte nach diesem ohne viele Mühe, daß das unter seinem Mikroskop liegende Pflanzenteilchen einem Hautfarn und zwar der Gattung Kammfarn angehöre, wonach er in einem anderen prächtig illustrierten botanischen Werke nach der Abbildung dieser Farnart suchte und auch richtig fand.

Durand hatte nun einen ganz deutlichen Begriff davon, wie Pecopteris oder Kammfarn aussehe.

»Kann ich dir mit noch etwas dienen?« fragte Doktor Schmid, und sein Freund nickte lächelnd.

»Womit also?«

»Mit irgend etwas Eßbarem.«

»Du hast Hunger?«

»Ich habe seit fünf Uhr nichts gegessen und bekomme vermutlich auch nichts mehr. Es ist ja inzwischen fast zwei Uhr geworden.«

»Stimmt. Na, für eine kleine Mahlzeit reicht jedenfalls noch aus, was meine Nanni in die Kredenz gestellt hat,« sagte Schmid gut gelaunt und führte seinen Freund in das Nebenzimmer, wo sehr bald ein tüchtiges Stück Schinken und Butter und Brot vor Durand auftauchte, welch allem er, ehrlich hungrig geworden, auch tüchtig zusprach.

Daß Schmid ihm auch mit Wein aufwarten konnte, war ihm sehr recht, denn es fror ihn.

So kam er also doch noch zu einem Abendessen, das freilich ebensogut Frühstück genannt werden konnte.

Eine halbe Stunde später schnarchte Doktor Schmid wieder in seinem Bette, während Durand rauchend und über alles in dieser Nacht Getane nachdenkend gegen Hietzing fuhr. Es dämmerte schon der Tag, als er vor Mühlheims Villa ausstieg. Und als er die Augen endlich zum recht ersehnten Schlummer schloß, stieg eben die Sonne über den östlichen Himmelsrand.

»Nun, der hat sich Wien in dieser Nacht gut ang'schaut,« dachte der Hausmeister, welcher ihm die Gartentür geöffnet hatte.


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