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Wie süß die Früchte der Venus selbst für diejenigen sind, die aus der Enthaltsamkeit und Keuschheit ihren Lebenszweck machen.
Die Natur hat es so eingerichtet, daß Lebewesen aller Art, vernünftige wie unvernünftige, von der Venuslust gestachelt werden; und wenn manche Leute sich ihrer enthalten (sie sind vielleicht seltener als die weißen Raben), so erweist es sich, daß sie häufig in schwere Krankheiten verfallen. Es war einmal ein Eremit, der die Stacheln des Fleisches so gut zu unterdrücken wußte, daß er sich bis zu einem Alter von sechsundzwanzig Jahren keusch erhielt. Als er aber dann in eine sehr schwere Krankheit verfallen war, gaben die Ärzte den Spruch ab, sie wüßten kein anderes Mittel, ihn wieder gesund zu machen, als daß er ein wenig der Venuslust pflegen solle. Der Eremit aber weigerte sich hartnäckig und erklärte, er wolle eher sterben als die so herrliche, Gott so wohlgefällige Unbeflecktheit verlieren. Nichtsdestoweniger, von der Bösartigkeit der Krankheit und der Süßigkeit des Lebens besiegt, ließ er sich endlich von seinen Freunden dazu überreden. Nachdem man ihm also ein wunderschönes Mädchen zugeführt hatte, empfand er an der Vereinigung mit ihr eine solche Wollust, daß ihm beinahe die Sinne schwanden. Wieder zu sich gekommen, fing er an zu jammern und eine solche Flut von Tränen zu vergießen, daß alle Umstehenden von Mitleid ergriffen wurden, da sie überzeugt waren, er sein unglücklich, weil er übel gehandelt zu haben meine. Sie trösteten ihn daher und sagten, er möge guter Dinge sein; denn Gott, der allbarmherzige Vater, werde ihm vergeben, da er wisse, daß er es getan habe, um seine Gesundheit wieder zu erlangen, nicht aber um ihn zu beleidigen. »Ach«, rief da der Einsiedler, »nicht darüber jammere ich; ich klage und weine vielmehr, weil ich so lange gesäumt habe, eine so große und einzige Süßigkeit zu genießen.«
Wie töricht bisweilen reiche Jünglinge sind.
Ein reicher junger Deutscher war krank und hatte eine Menge Ärzte um sich. Als diese ihm ein Klistier verabreichen wollten, geriet er, der an dergleichen Medizinen nicht gewöhnt war, in Zorn und jagte sie alle davon, indem er rief: »Ihr seid ein Haufen von Eseln; wenn mich der Kopf schmerzt, wollt ihr mir den Hintern behandeln!« Damit machte er sich selbst aus dem Klistier ein Pflaster und legte es sich auf den Kopf mit den Worten: »Hier sitzt meine Krankheit, ihr Tröpfe!«
Heilmittel gegen Hundebiß.
Piero Martini, der von einem Hunde gebissen worden war, fragte jeden, der ihm begegnete, nach einem Heilmittel. Endlich fand er einen, der ihm sagte: »Wenn du geheilt werden willst, so nimm vom Innern des Brotes, kaue es, mache es an der Bißwunde blutig und gib es dem betreffenden Hunde zu fressen; dann wirst du geheilt sein.« »Wenn ich dies tun würde«, erwiderte Piero, »würde ich verdienen, von sämtlichen Hunden in dieser Stadt gebissen zu werden.«