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Ein gewiß Rezept, von einem Doktor einem Jungfraumädelein geschrieben.
Es war ein Jungfraumädelein gleichwie ein hölzern Klingeisen, rostige Hellebarden, bös gut usw. und dergleichen. Denn wenn ein Ding hölzern, so kann's nicht eisern sein. Ist es rostig, so kann es nicht hell sein. Ist es bös, so kann es nicht gut sein. Also auch, wenn Eine eine Frau ist, so kann sie kein Mädelein sein. Und ist auf deutsch ein Burschsäckel. Dergleichen eine kam zu einem Doktor und klagt ihm ihre Not, wo es ihr fehle, oder was für eine Krankheit sie hätt, und zeigt ihm so viel mit trocknen Worten an, daß sie gern Läus im Pelz gehabt hätt. Der Doktor merkt ex descriptione das große Anliegen und Siechtum der guten Nudelfresserin und sagt: »Ja mein Mensch, ich vermerk aus Euerm Anzeigen so viel, so man Euch nicht zu Hülf kommt, daß Ihr wahrlich einen großen Mangel leiden müßt. Darum will ich Euch eine Arznei in der Apotheke verordnen; dieselbige gebraucht wohl und tut ein Schläfchen darauf!« Die Arznei aber, welche der Doktor verschrieb, war diese, an einen Apothekergesellen mit Fleiß verpetschiert und versiegelt: »Mein lieber David, dieses Mensch hat eine große Krankheit und Mangel. Darum nimm Arschwurzel, Stehewurzel, eine Spanne lang, früh um drei oder vier, wenn der Hahn krähet und lege sie ihr auf das Schafeuterlein, eine Spanne von dem Nabel und zwei gute Finger von dem Kackhäuselein und reib sie ihr wohl hinein, so wird es besser mit ihr werden.« Wie der gute Gesell das Rezept liest, spricht er zu der guten Tochter: »Wo wohnet Ihr? Ich muß Euch's selber bringen.« Zeigt sie es ihm an, da und da. Der Apotheker ist mit dem Rezept frühe auf, denn sie könne nicht lange warten; Fressen viel gutes süßes Dings, item Gewürz, das zum Schertz dienet und er kommt dann zu dem armen kranken Mensch und gibt ihr die Arznei ein, wie es die Krankheit fordert, wovon sie Gottlob genesen und gesund worden ist und lebt noch heutzutag und geht alle Steg und Weg ohne Stab und Leitung. Darum oft Einer zu helfen wäre, wenn es mancher Gesell wüßte.
Eine nützliche Arznei, einem Bauern im Inntal vorgeschlagen und gegeben.
Auf einem Gehöft, im Inntal gelegen, war ein reicher Gebirgsbauer, dem war gemacht worden, daß ihm sein Pennal oder Pint nicht mehr stehen wollte. Deß beklagte sich der gute Mann oft, da er auch bisweilen gern eine zeitliche Freud und Wollust gehabt hätt, und nicht unbillig; denn diese Bauern haben dazu und trinken gute Traminer Weine, die da wahrlich hitzig Blut machen. Und kommt einmal in die Stadt Hall zu einem Poeten, von dem er meint, daß er ein Doktor in der Arznei sei und begehrt Hülfe, Rat und Arzenei. Der Poet, der voller Schalkheit und wohl bewandert in solchen Possen war, sagt: »Mein lieber Freund, ich will Euch von den Gnaden Gottes einen guten Rat geben. Aber damit Ihr nicht meint, daß ich eine Scheu hätt, solchen Rat vor ehrlichen Leuten zu sagen, so nehmt Etliche zu Euch auf Eure Seite; desselbigengleichen will ich auch tun, und gehet hin und bestellt ein gutes Mahl bei dem Wirt, da will ich Euch den Rat entdecken, doch dergestalt, daß Ihr das Mahl allein bezahlet.« Denn der Bauer hatte wohl Geld. Der Bauer verheißt das und ist jetzt froh, daß ihm geholfen werden soll. Es kommen ein ganzer gedrängter Tisch Gäste zusammen, essen und trinken, sind guter Dinge, daß diesem armen Bauern wieder geholfen werden soll. Der Doktor sitzt da und prangt, wie sich denn ein Arzt und Medicus geben soll. Und wie die Mahlzeit vorüber und noch ein guter Trunk darüber getan, so daß der Herr Doktor nicht mehr trinken mocht, fängt er unter anderm an: »Ehrbare, großgünstige, liebe Herren und Freunde, es ist heut an diesem Tag der gute Freund und Bauer zu mir gekommen und hat mir seine Not mit weinenden Augen angezeigt, wie daß ihm sein männliches Glied, das ist der elfte Finger, nicht stehen wolle. So hab ich meine Bücher, den Galenum und Hippokraten durchsucht und da fand ich diesen Rat. Nämlich, mein lieber Bauer, ziehet eine Hos' oder Niedergewand an (es sind Geschwisterkinder) und scheißt drein! Will er nicht im Dreck bleiben liegen, der faule Esel, so wird er wohl aufstehn.« Er verursachte also große Kurzweil.
Einem Apothekergesellen werden die Stiefel geschmiert.
Ein Apotheker, von Nürnberg gebürtig, reiste mit uns von Wittenberg gen Leipzig, stolz und übermütig genugsam, und wenn wir in eine Herberge kamen, trat er gar großartig herein und ließ sich einen Junker schelten; hat auch welsche Stiefelein an, wie nur ein Edelmann, bestellte Fisch, Vögel und das Beste und hatte doch kein Geld, und was das ärgste war, er zehrte aus einem anderen Säckel, machte uns also die Zehrung ganz teuer. Das wollte mich aufs letzte verdrießen, überlegte darum, wie man ihm möcht einen Possen reißen, daß er demütig würde. Wie wir nun von Leipzig auf Lützen reisen und in das Wirtshaus kommen, tritt er auf wie zuvor und spricht: »Herr Wirt, was haben wir Gutes zu schnerzen? richtet uns etwas Gutes an und nehmt es bezahlt!« Der Wirt nicht faul, macht sich über den Fischkasten und trägt gesottene und gebratene Fische und Vögel auf, daß einer fünf Batzen geben mußt. Das Messer schneidet übel, denn ich wollt an dem Ort auch nicht sechs Kreuzer verzehrt haben. Gut, ich hatt' auch einen guten Bruder bei mir; zu dem sagt ich: »Lieber, wir müssen dem Apotheker einen Wurmsamen eingeben, daß er ein wenig demütiger wird: er verdirbt uns die Herbergen ganz.« Spricht mein guter Bruder: »Bin's zufrieden, ich will ihm heut die Stiefel schmieren.« Und bei Nacht, wie der Apotheker oder Zahnbrecher schläft, wischt der gute Bruder her und scheißt ihm in die Stiefel. Morgens, wie der Tag anbricht, wir auf und schickten uns auf den Weg. Der Apotheker erwacht und sagt: »Liebe Gesellen, wollt Ihr davon? nehmt mich guten Schlucker auch mit!« »Gerne, mein lieber Herr, Ihr habt lieblich geschlafen, so haben wir Euch nicht wollen aufwecken. Aber wir lassen Euch nicht zurück, Ihr könnt uns ja so fein Mahlzeiten bestellen.« Der Apotheker heraus, zieht Hosen und Wams an und in die Stiefel, die geschmiert waren, und merkt den Schmeer oder Dreck, der darin war. Der Apotheker sagt: »Potztausend, was ist mir in meinem Stiefel, was hat mir Sankt Veit hineingeschmiert? es ist etwas warmes und weiches!« Und mit dem Stiefel wieder heraus und mit der Faust hinein: da findet er die Salbe. Die andern verwundern sich über die Historie und disputieren, ob es ein Hundsdreck sei oder ein Katzendreck. Der gute Apotheker hatt' aber soviel mit den Stiefeln und mit dem Dreck zu schaffen, daß er zurückblieb. Wir haben ihn seit der Zeit nicht mehr gesehen und ich glaub, er ist im Stank vergangen und auf dem Platz geblieben.
Ein kurzweiliger Possen, von einem Edelmann zu Innsbruck einem Doktor gerissen.
Es war zu Innsbruck ein sehr kurzweiliger Herr vom Adel, der war ein guter Zechbruder, trank auch so fest, daß er endlich den Grimmen bekam, wie sie dieselbige Krankheit nennen, ist doch wenn es einem im Leib reißt und man nicht fartzen kann. Der Edelmann leidet große Pein, schickt zu einem hohen Doktor der edlen Arzenei, der war ein erfahrener und bewährter Mann, der die Leute wohl konnte scheißen machen. Schrieb ihm ein remedium in die Apotheken und machte den Junker weidlich fartzen wie ein Esel. Den Junker besuchten viel ehrliche Schlucker und gute ehrbare Leut. Der Junker farzte vor den Leuten, daß er sich schämen mußte. Zuletzt wird der Edelmann zornig und sagt: »Daß dich der Bock stoße, Doktor! nein, was hast du mir fressen gegeben, daß sich mein Fertzer also rührt? ist mir doch der Arsch heute nicht stillgestanden! So es mir aber nicht vergeht und ich es mein Lebenlang haben muß, so darf ich nimmermehr vor die Leute oder zu guten Gesellen.«
Und indem kommt der Doktor zu dem Junker und fragt ihn, wie die Purganz getrieben. Zeigt ihm der Patient seine Gelegenheit an, daß er keine Klag noch Mangel habe, nur daß er also sehr und schier zuviel fartze. Der Doktor antwortet: »Mein lieber Junker, danket Gott und der Kunst der Arzenei dafür! es ist gesund.«
Der Junker will wissen, wozu es gesund sei. Der Doktor sagt: »Daß Ihr den Grimmen loswerdet.« Da lacht der Junker: »Ja wohl, mein Herr, ich hab einmal von einem Stallbruder gehört, daß es zu dreien Dingen gut und nützlich sei. Erstlich vertreibe es die bösen Flüsse aus dem Kopf; zum andern macht es Luft um das Herz, daß man Wind und Atem haben kann; zum dritten vertreibt es den Grimmen und scheidet die Haare in dem Arsche, daß man, mit Verlaub von meinen Gästen, scheißen könne, man müßte sonst ersticken. Meint Ihr nicht, Herr Doktor, ich sei auch ein Kuharzt?« Worüber alle Welt lachen mußte.
Eine wunderliche Frage, von einer säuberlichen Frau getan.
Es kam von der Universität Tübingen ein gelehrter Gesell, der mit Lob ein Medicus war und Doktor werden wollt' in der Arzenei. Dieser fragte nach dem Galeno, der zu Venedig in der Ölgasse, da man das süße Wasser verkauft, gedruckt wäre. Stellt sich auch also höflich, daß er vermeint, man sollt' ihm seine Kunst an der Stirn ansehen, wie denn die fahrenden Schüler zu tun pflegen. Unter anderm aber, wie man mancherlei schwatzt und endlich von dannen geht, fragte die Frau in dem Hause: »Was ist das für ein Herr? Es ist ein leidlich wohlberedter Geselle. Ist er auch ein Papierer? Ich höre wohl, er wolle oder solle bald Doktor werden.« Da fängt einer an: »So höre ich wohl, wenn einer ein Doktor werden will, muß er zuvor ein Papierer sein, ergo per consequens macht man aus den Papierern Doktoren.« Sagt die Frau darauf: »Ja, woher wollten die Doktoren Bücher oder Papier nehmen, wenn eben diese Leut nicht wären?« Darob mußten ihre Leute und das ganze ehrbare Hausgesinde wohl lachen. Sie aber lachte so gut mit als die andern und gab gleichwohl eine nicht unbequeme Antwort drauf, daß man's ihr nicht so sehr übelnehmen konnte; denn wenn er ein rotes Barettlein aufgesetzt gehabt hätt, so wußte man, daß er ein Doktor gewesen. Also konnte sie es ihm nicht an der Stirn ansehen; vermeinte auch damit entschuldigt zu sein, dieweil er einem Papierer ähnlicher war, was Gestalt, Art, Weise und Gebärde anlangte, als einem Doktor.
Eine gute bewährte Arznei, einer Magd zu Oberhausen von einem Balbierer eingegeben.
Eine Magd hatte ein böses Geschwür in dem Dorf Oberhausen; die litt große Pein und Qual daran. Nachdem sie aber viel Rats gepflogen und Arznei gebraucht, wollt' diese schließlich doch nichts helfen und darum wollt' sie sich die Zähn ausbrechen lassen und schickt nach einem Barbiergesellen. Der war ein rechter Kauz, doch keine Eule noch Stoßvogel und in aller Schalkheit abgerichtet, wie ein Schermesser. Wie nun der gute Gesell sah, daß das Mädelein jung und schön war, gedachte er, es wäre schade, daß man ihm die Zähn ausbrechen sollt und sagt, er wollt ihr sonstwohl helfen, daß man ihr die Zähn nicht ausbrechen müßt. Er wüßte ein feines Pülverlein zuzurichten, das müßt' er ihr einstreichen frühmorgens, wenn es noch bei guter Weil und Zeit wäre, und sie nichts gegessen hätte.
Wie nun der Balbierer früh gegangen kam und niemand aufstand, denn allein die Magd, welche böse Zähne hatte und vor großem Schmerz nicht schlafen konnte, sagte der Balbierer: »Dieweil Euch nichts will helfen, was Ihr bisher oben versucht, so muß ich es unten versuchen.« Und befiehlt der Dirn, daß sie sich niederlege; denn er müsse ihr das Pülverlein mit dem Finger auf den Nabel streichen. Die Magd folgt ihm. Er nimmt den elften Finger, sonst hat ein rechter Balbierer nur allein zehn. Darum war er in seiner Kunst ein Meister und streute ihr das Pülverlein eine Spanne von dem Näbelein. Die Magd empfindet das Pulver und schreit: »Mein lieber Gesell, laß nicht nach! laß nicht nach! hätt ich das Pulver früher gehabt, so wär mir der Wehetag längst auch vergangen, es wird auch schon besser.«
Also wär oft einer zu helfen, wenn es einer wüßte. Stehwurzel ist aber zu allen Dingen gut und nutz.
Eine welsche Arznei, einem Boten zu Innsbruck gelehrt und gebraucht.
Es war ein gar frommer Mann, den die Gewalt des Allmächtigen, wie man sie nennet, getroffen hatte und ihm eine Seite gelähmt und tot geschlagen; kam doch der gute Gesell wieder zu sich selbst und so weit, daß er ziemlich gehen konnt und ließ sich auch als Bote gebrauchen, doch nicht weit, allein von Hall bis Innsbruck und nicht weiter, was nur ein Weg von einer Meile ist. Der gute Gesell wollt aber gern wieder ganz gesund gewesen sein und erfrug und nahm Rat mit großem Ernst und Fleiß von Jedermann, wollt ihm aber nicht helfen. Es begab sich aber, daß einmal gute Gesellen aus welschen Landen von Padua reiseten und dahin kamen, was der Wirt vernahm und ihm anzeigte. Der arme Mann kommt an den Tisch, als man beim Essen, entschuldigt sich, begrüßt sie auch, daß sie ihm zu reden vergönnen und hebt an und klagt seine große Not. Ist aber ein Welscher unter ihnen voller Possen und Schelmenstücke, weiset den Armen in den Stall zu einem Maulesel, daß er seine lahme Hand in seine Vulvam stecken soll. Der arme Mann vermeint, es sei lauter Ernst und gehet hin, nimmt eine Bank und setzt sich dem Esel vor den Hintern und will die Hand in den Esel stecken. Wie aber der Esel das empfindet, springt er hinten auf und schlägt den Armen mit der Bank darnieder, so lang er ist. Der Arme macht ein Geschrei, daß der Wirt und die Wirtin gelaufen kommen und ihn liegen finden. Es wird den Gästen kund und sie erkennen das als unbillig und strafen den Welschen um fünf Kronen, die er dem Armen geben mußte; denn er war gezwungen.