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Antonio Cornazano

1.

Pisse klar, dann kannst du auf den Arzt pfeifen.

Ein unwissender Arzt, wie es deren viele gibt, ging in der Absicht, dort zu Vermögen zu kommen, in die genuesischen Berge bei Chiavari, welche dicht von beschränktem Bauernvolk bewohnt sind. Bei den ersten Proben, die er dort von seiner Kunst ablegte, streute er, da er jene Dörfer und Täler alle voll mannbarer Mädchen fand, die sich mit Wollen- und Leinenweberei beschäftigten, das Gerücht aus und verbreitete es gehörig, er verstehe sich darauf, die verrenkten Feigen wieder ins Lot zu bringen. Es heißt ja von jeher, daß alle Weberinnen infolge jener beständigen Reibung und des fortwährenden Auf und Ab an diesem Schaden leiden. So kamen denn viele heiratslustige Mädchen heimlich zu ihm, und er legte sie auf einer eigens für diesen Zweck bereitgestellten Bank zurecht und besorgte es ihnen gründlich. Dies sei, versicherte er ihnen, die Art, wie man sie wieder gerade mache. Er hatte einen dicken festen Knüppel, und es wollte die Weberinnen bedünken, als bediene er sie gut. So lockte er ihrer viele in die Falle und gelangte in kurzer Zeit neben seinem großen Nutzen und dem Vergnügen, das er hatte, zu großem Rufe. Unter den Weberinnen war daher von nichts weiter die Rede als vom Meister Ghirardone von Bobbio; denn so hieß unser Arzt.

Ein Maultiertreiber aus dieser Gegend nun hatte eine alte sehr kränkliche Frau. Diese bat ihn, ihr den Arzt zu rufen; denn sie wollte von ihm so behandelt werden, wie sie gehört hatte, daß er die andern behandelt. Er ließ ihn also in das Haus kommen, wo er mit seinem Weibe in gutem Wohlstande lebte. Als der Arzt kam, erkundigte er sich nach der Krankheit der Frau. »Sie wird es Euch selber sagen«, erwiderte ihm der Gatte, »geht nur hinein.« Als er nun bei ihr drinnen war, stieß die Alte die Türe zu und sagte zu ihm: »Messere, ich möchte, daß Ihr sie mir einrichtet; ich bin nämlich zeit meines Lebens Weberin gewesen und weiß, daß Ihr Euch auf die Kunst des Einrenkens gar vortrefflich versteht.«

Als der Arzt diese widerwärtige Alte sah, sprach er: »Madonna, jedes veraltete Übel ist unheilbar, aber laßt mich Euern Urin sehen, vielleicht habt Ihr eine andere Krankheit als Ihr glaubt.« Dies sagte er, um Geld aus ihr herauszulocken, da er wußte, daß sie reich war. Sie urinierte auch mir nichts dir nichts in ein Glas und zeigte ihm ihr Wasser. Der Arzt schaute es ganz verdutzt an, erklärte es für sehr trüb und ließ den Mann hereinkommen. »Was soll ich dir geben«, fragte ihn dieser, »wenn du sie so kurierst, daß sie klar pissen kann?« Worauf der Arzt: »Wir wollen keinen Pakt schließen, aber gib mir zwei Dukaten im voraus und dann täglich dasselbe, solange meine Kur dauert.« »Wenn sie klar pißt, wird sie dann kuriert und ihres Übels ledig sein?« fragte der Maultiertreiber. »Jawohl«, erwiderte der Arzt, »wenn sie klar pißt, so kannst du auf den Arzt pfeifen.«

Die Alte, die ihn aus einem andern Grunde hatte rufen lassen, nämlich weil es sie danach verlangte, sich von ihm die Bälge treten zu lassen, ließ sich das Wort gesagt sein, daß sie auf den Arzt pfeifen könne, wenn sie klar pisse, und merkte es sich. Als er sie nun länger in der Kur behielt, als ihr nötig erschien, eben weil er sie gehörig rupfen wollte, sagte sie zu ihrem Gatten: »Schau, Gavocchio« – denn so hieß er – »dieser Schelm von einem Arzt wird nie zugeben, daß ich klar pisse, nur um mir mein Geld aus der Tasche zu ziehen, und du siehst doch, daß ich goldklar pisse. Ich will nicht, daß wir ihn verabschieden; denn das Geld, das ich ausgegeben, wäre dann verloren, wir wollen vielmehr, wenn du mir hilfst, es dahin bringen, daß wir ihm dreißig gute Dukaten abnehmen, denn er steht im Begriff, nach Polzevera zu gehen, um von dort Sachen und Geld zu holen, die er dort gelassen hat. Das soll alles unser sein.« »Sag nur, was ich machen soll«, erwiderte der Gatte, »und ich werde es tun; denn auch mir will es scheinen, daß du klar pissest.« »Man muß ihn mit Gewalt zum Geständnis nötigen«, erklärte die Alte, »und zwar auf folgende Weise: »Nimm einen Schlauch von meiner Größe und geh' ihm um die Stunde, da er mit dem Gelde zurückkehren muß, entgegen. Mich führst du auf einem Maultier zu dem Graben, über den er kommen muß, und während wir dort auf ihn warten, sollst du mich mit grünen Zweigen bedecken, so daß keine Spur von meinem Fleisch durchschimmert, und ebenso machst du es mit dem Schlauch, um die Sache glaubhaft zu machen. Nimm ferner einen Kumpan mit, auf den du dich verlassen kannst und tu so, als wolltest du diese Schläuche von ihm kaufen. Wenn dann der Arzt vorüber kommt, ruf ihn an und bitte ihn, er möge dir raten, ob du sie nehmen sollst.« Da unterbrach sie der Gatte und sagte sofort: »Ich verstehe dich, du willst ihm unter den Bart pissen und trompeten; er wird glauben, du seist ein Schlauch und erklären, daß du klar pissest, worauf du den Arzt beim Worte nehmen und auf ihn pfeifen wirst. Eine andere Möglichkeit, uns zu rächen, haben wir nicht; du hast vollkommen recht.«

Nachdem sie durch einen Späher den Tag festgestellt hatten, an dem der Arzt mit dem Gelde zurückkehren sollte, machte sich Gavocchio mit seiner Gattin, die er auf ein Maultier gesetzt hatte, und einem Genossen, der nebenher lief, auf den Weg nach dem Graben, über den der Arzt kommen mußte. Dort angelangt, ließ er die Alte absteigen, schnitt eine Menge grüner Zweige ab, ließ die Alte nackt auf allen vieren mit angezogenen Knien auf den Boden kauern, bedeckte sie dann über und über mit Zweigen, wie es die Leute zu tun pflegen, die an heißen sonnigen Tagen mit Schläuchen über Land gehen. Ebenso machte er es mit dem Schlauch, um den trügerischen Charakter der Veranstaltung zu verdecken, so daß jedermann dadurch getäuscht worden wäre.

Da erschien auch schon pünktlich der Arzt auf einer jungen Mauleselin, hinten zwei Mantelsäcke aufgeschnallt, in denen sich ungefähr sechzig Dukaten und vier Aderlaßbecken befanden. Gavocchio näherte sich ihm ganz unterwürfig und sprach: »Lieber Herr, wenn es Euch gefällig ist, so steigt bitte ein wenig ab und sagt mir, was Ihr von diesen Schläuchen haltet, die mir dieser wackere Mann hier verkaufen möchte. Ihr seid ein Philosoph und kluger Rat vor dem Herrn; wenn ich Eurer Meinung folge, kann ich keinen schlechten Kauf machen.«

Der Arzt, der einen recht grobfädigen Verstand hatte, freute sich über diese Lobsprüche nicht wenig, stieg schließlich ab, ließ die Mauleselin mit den Mantelsäcken unter einem Baum und kam an den Grabenrand, wo die Schläuche lagen. Hier beugte er sich zu dem Laubhaufen herab, unter dem die Alte lag, worauf ihr Gatte zu ihm sagte: »Nehmt bitte das Mundstück dieses Schlauches ein wenig in die Hand« – worauf er ihn zwischen den Zweigen hindurch die untere Öffnung der Alten anfassen ließ, die genauso aussah wie der haarige Mund eines Weinschlauches. Und während er die glitschigen Lefzen mit den Fingern zuhielt, drückte der rittlings auf ihr sitzende Gatte die Alte in die Seiten, so daß sie zu pissen anfing. Sogleich rief der Arzt: »Dieser Schlauch hat Risse, es spritzt überall heraus.« Worauf Gavocchio: »Schaut bitte nach, Herr, ob das klar ist, was herauskommt oder ob es verdorben ist.« »Jawohl, er pißt blitzklar«, erwiderte der genasführte Arzt, während die Alte ihm fortwährend auf Hände und Arme brunzte.

Kaum aber hatte diese gehört, daß der Arzt zugab, daß sie klar pisse, da erinnerte sie sich seines Wortes, daß sie dann auf den Arzt pfeifen solle und begann ihn nunmehr nach Noten einzuweichen und hinten loszufeuern. Als der Arzt dann Gavocchio sagen hörte: »Heh, Meister, riecht doch bitte, was für ein Geruch das ist«, steckte er die Nase durch die Zweige zwischen ihre Hinterbacken, zog den Hauch an und schrie: »Puh! puh! kauft ihn nicht, er stinkt nach Kot, daß einem ganz schlecht wird; er ist innen ganz verfault!« Da sprang die Alte auf ihre Füße, schleuderte ihn mit einem Fußtritt in den Graben und rief: »Du lügst, ich bin geheilt; du hast bereits zugegeben, daß ich klar pisse, und wer klar pißt, der pfeift auf den Arzt, und so habe ich getan.«

Während der in den Graben gestürzte Arzt um Hilfe rief, rannte Gavocchio zu der Mauleselin, stieg auf, nahm die laubgeschmückte Alte hinter sich auf die Kruppe und galoppierte mit dem Gelde davon. Den Arzt aber ließ er im Kot begraben liegen, und dieser mußte infolge des ihm gespielten Streiches fortab stets hören: »Pisse klar, dann kannst du auf den Arzt pfeifen.«

 

2.

Dem hellen Kopf genügen wenig Worte.

Einen eifersüchtigen, überdies noch bejahrten Edelmann erfaßte, da seine Frau schön und vielleicht liebenswürdiger war, als er gewünscht hätte, ein solcher Argwohn gegen sie, daß er Tag und Nacht keine Ruhe fand. Daher ließ er sie ein sehr eingeschlossenes Leben führen und bewachte sie scharf, und dies um so mehr, als er seine eigene Unfähigkeit kannte (kommt doch die Eifersucht häufig von einem Mangel an Selbstvertrauen). Daher jagte er auch alle Diener davon, die er im Hause hatte; denn da sie jung und aufgeweckt waren, fürchtete er, daß etwas passieren könne. Da er aber nicht ohne einen Diener sein konnte, kaufte er einen einzigen Sklaven, einen ganz jungen Burschen, der frisch vom Barcagebirge eingeführt worden war. Er war gut gewachsen und stattlich, verstand aber kein Wort von unserer Sprache. Sobald er im Hause war, gab er ihm den Namen »Heller Kopf«; er taufte ihn aber nur aus Ironie so, um auf die Unerfahrenheit des Dieners anzuspielen, der nichts verstand.

Als die Frau diesen neuen, der italienischen Sprache vollkommen unkundigen Burschen sah, der wiewohl schwarz, doch jung war und zudem seinem Wuchs nach auf ein kräftiges Pflanzholz schließen ließ, sprach sie in ihrem Herzen also wider ihren Gatten: »Der da soll mich treten, und wenn du verreckst, du eifersüchtiger Hahnrei; für einen Tort will ich dir sechs antun, da du mich so hinter Schloß und Riegel hältst, daß ich kaum die Vögel in der Luft sehe.«

Als nun eines Tages der Gatte in seinem Geschäftszimmer über seinen Rechnungen hockte und der Diener bei ihr in der Kammer saß, warf sie sich aufs Bett in der Stellung, in der sie dem Gatten diente, und winkte dem Schwarzen, sie zu besteigen; denn er verstand noch kein Wort. Der Diener, der eine große Sünde zu begehen meinte, zog sich zurück und wollte sie nicht besteigen, da er auch fürchtete, auf diese Weise auf die Probe gestellt und nachher geschlagen zu werden. Wie nun die Frau sah, daß er sich weigerte, sprang sie auf und fing an zu wettern, damit der Gatte es höre: »Was Teufel soll das heißen! soll ich die Magd eines Hundes von Mohren sein? Er hat die guten Diener davongejagt und einen Schinderknecht genommen, der nichts tun will; wenn ich ihm was befehle, scheint er sich über mich lustig zu machen.«

Der Gatte, der seine Frau aufs innigste liebte, kam, als er diese Klagen hörte, aus seinem Kontor heraus und fragte sie: »Was ist denn los, mein lieber Schatz, warum regst du dich so auf?« Sie ergeht sich in wilden Klagen und beschuldigt den Sklaven, daß er nicht gehorchen will. Der Gatte entschuldigt ihn zunächst, daß er ja nichts verstehe, dann aber wendet er sich zu ihm und bedroht ihn: »Heh, Heller Kopf, du nichtsnutziger Tropf, wenn du Petronella (so hieß die Gattin) nicht gehorchst, zerbreche ich dir die Knochen. Sieh zu, daß du sie schneller bedienst als mich selbst.«

Nachdem er dies gesagt, ging er wieder davon, und als er in seinem Kontor war, legte sich die Frau zurecht wie das erste Mal und winkte dem Neger, aufs Bett zu steigen und sie zu reiten. Er weigerte sich jedoch abermals, es zu tun und drehte ihr den Rücken zu, wie wenn er die Absicht hätte, das Zimmer zu verlassen. Wieder sprang sie auf und lief schreiend zu ihrem Gatten: »Seht«, rief sie, »was für einen Taugenichts Ihr gekauft habt! Ich habe ihm seinen ganz zerlumpten Kittel geflickt – er liegt auf Euerm Bett – und wie ich ihm nun durch Zeichen zu verstehen gab, er solle ihn ausbürsten und säubern, um anständig vor Euch erscheinen zu können, da kehrt er mir den Rücken und macht sich über mich lustig.«

Da läuft der Gatte wütend aus seinem Kontor heraus, greift nach einem Stock und verabreicht ihm eine Tracht Prügel. Der unglückliche Bursche fängt an zu weinen und bringt soviel in unserer Spracher heraus, daß er sagt: »Messer, ich nicht verstehn.«

»Was? du nicht verstehn«, erwiderte der Edelmann, »ein Wink genügt«, und er hob den Finger, indem er ihn scharf ansah und wiederholte: »Ein Wink genug, es bedarf nur weniger Worte; sobald sie den Finger erhebt, mußt du auch schon fliegen.«

Obgleich der Mohr das Wort nicht verstand, merkte er sich doch die Zeichen des Edelmannes, der immer noch den Finger erhoben hielt und noch einmal sagte: »Dem hellen Kopf genügen wenig Worte; wenn du die Worte nicht verstehst, so genügt ein Wink«; und er deutete just auf den Kittel des Burschen, der auf dem Bette lag, und den die Frau in wohlberechneter Absicht dorthin gelegt hatte. Nach diesem derben Ausputzer verließ er das Zimmer.

Als er wieder in seinem Kontor war, was die Gattin am Klingeln der Türglocke erkannte, stieg sie abermals aufs Bett und legte sich hin ut supra, worauf sie dem Sklaven ein Zeichen gab, auf sie zu steigen, indem sie den Finger hob, wie der Gatte es getan hatte. Denn nach dem, was sie ihn sich merken sah, als der Edelmann ihn schlug, glaubte sie, daß er sich aus Furcht dazu werde verstehen müssen. Und richtig stieg der Sklave, welcher der Meinung war, er sei geschlagen worden, weil er nicht heraufgestiegen, noch ganz verheult aufs Bett, und nachdem sein Knüppel die nötige Stärke gewonnen hatte, trat er seine Herrin, und versetzte ihr, wie um sich für die erlittene Unbill zu rächen, sehr heftige Stöße, wobei er fortwährend brummte und knurrte. Während er ihr so einen großen Tort anzutun meinte, tat er just das, was sie begehrte.

Der Edelmann, der ihn bis in sein Kontor hörte, weil eine einzige Mauer das Zimmer trennte, rief: »Ha, du Schelm! Schnurre nur, du stammst wohl von den Katzen ab, die gnauzen und schnurren, wenn sie einander striegeln.« Er glaubte nämlich, er sei damit beschäftigt, den Kittel zu klopfen, während er die Gattin auf eine andere Art klopfte.

Als er den ersten Gang hinter sich hatte, fing er an, Geschmack an der Sache zu finden und waltete weitere zwei Male seines Amtes, bevor sein Herr das Kontor verließ. Als dieser dann zum Mittagessen erschien, fand er die beiden heiter und guter Dinge, und die Gattin, die an dem Pflanzholz des Sklaven wundersames Gefallen gefunden hatte, sagte: »Die Schläge von vorhin haben ihn erstaunlich verwandelt, es ist gut, wenn er bisweilen ein wenig gestriegelt wird.« »Habe ich's dir nicht gesagt, meinte Petronella«, antwortete der Hörnerträger, »daß er sich gut entwickeln würde?« Und jedesmal, wenn er zugegen war und sich mit seiner Gattin unterhielt, lachte er ihn freundlich an, während sie solche Beweise seiner Zufriedenheit mit Bedacht herausforderte, damit der Sklave glaube, daß sein Herr sehr zufrieden mit seiner Tätigkeit sei.

Nachdem sie ihn dann hinlänglich gelobt hatte, sagte die Frau: »Ich möchte, daß Ihr ihm ein Paar Schuhe und ein Wams kauftet.« Sobald sie dann mit Essen fertig waren, ging er mit dem Sklaven auf den Markt, kaufte ihm die Sachen und schickte ihn nach Hause, die Betten zu machen. Bevor er ihn aber verabschiedete, sagte er zu ihm: »Heller Kopf, du hast mich verstanden: ein Zeichen genügt«, womit er den bewußten Finger erhob. Der Sklave sah ihn an und sagte nur: »Ich wohl verstehen, Messere, wenig Worte.« »Wenig Worte«, wiederholte der Edelmann, »gehorche Petronella, ein Wink genügt.«

Als der Sklave neuausgestattet nach Hause kam, war das erste, was er tat, daß er die Herrin umarmte, glaubte er doch diesen Auftrag von dem Gatten auf dem Markte erhalten und die Schuhe für seine Bettarbeit verdient zu haben. Und in kurzer Zeit nagelte er die Frau zwei weitere Male. Jedesmal, wenn der Edelmann auf den Markt ging und ihn mit den Einkäufen heimschickte, sagte er beim Abschied zu ihm: »Heller Kopf, ein Wink genügt«, womit er ihn mahnen wollte, gehorsam zu sein, worauf dieser antwortete: »Wenig Worte, Messere«, gleich als wollte er sagen: »Du willst, daß ich sie besteige, sobald ich zu Hause bin, und ich werde es tun.« Dann ging er, mit Kohl oder mit Fischen befrachtet, heim; kaum aber war er angelangt, so warf er den Kohl hin und senkte den Lauch in die Furche, hing den Fisch auf und das Fleisch hinein.

Lange Zeit dauerte diese Übung an dank der Schlauheit dieser Frau, auf die vielleicht niemals besser gehört wurde, als von diesem Schwarzen, der kein Italienisch sprechen konnte. Sie verkaufte den Gatten solange, bis sie sich schwanger fühlte; der Sklave aber erkrankte infolge des allzuvielen Tretens.

Sobald sie merkte, wie es um sie stand, ersann sie eine List, die noch feiner war als die erste; denn da sie überzeugt war, daß sie einen Sohn gebären würde so schwarz wie der Vater, ließ sie sich einen Betthimmel machen, dessen Unterseiten das Wappen ihres Geschlechts zeigte: einen nackten Mohren auf einem Felsen; dann bestach sie den Hausarzt mit hundert Zechinen, damit er bei der Geburt zugegen sei und nach Inaugenscheinnahme des schwarzen Kindes bezeuge und versichere, daß das Neugeborene infolge des Bildes auf dem Bettenhimmel schwarz ausgefallen sei. Er solle betonen, daß die Einbildungskraft in der Medizin als einflußreicher Faktor anerkannt sei und die von ihrem Gatten beschlafene Frau im Augenblick der Empfängnis die Augen auf die Figur des Schwarzen geheftet gehabt und der Same im Embryo sich daher verändert habe.

Als die Stunde der Niederkunft gekommen war und sie einem Zwillingspaar von der Farbe des Vaters das Leben gegeben hatte, stand ihr der geschmierte Arzt mit seinen Versicherungen und Beweisen zur Seite, so daß der Gatte sich beruhigte. Der Sklave brachte vier Monate im Bett zu, abgemagert bis auf die Knochen infolge des allzuvielen Schwitzens. Als der Arzt zu ihm kam, um ihn zu kurieren und ihn fragte: »Was fehlt dir, wo hast du Schmerzen?« antwortete und wußte Heller Kopf nichts weiter zu antworten als: »Wenig Worte, Messere, wenig Worte.« Und so oft er ihn auch über seine Krankheit befragte, brachte er doch nie etwas anderes aus ihm heraus, als: »Dem hellen Kopf genügen wenig Worte, Herr«, wodurch er andeuten wollte, daß er sterbe, weil er allzuviel den Bogen gespannt. Der Arzt aber, der des Glaubens war, er habe ihm damit sagen wollen, daß das Reden ihm schade, ließ dem Übel, das immer schlimmer wurde, seinen Lauf; und als er dann an dem Urin erkannt hatte, daß das nachgerade unheilbar gewordene Übel Tripper war, ließ er ihn seinen Weg zu Gott nehmen und strich das Geld für die Behandlung ein.

Die später von ihm in der Stadt verbreitete Geschichte gab den Anlaß zu dem oben genannten Sprichwort.


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