Marcus Tullius Cicero
Von der Weissagung
Marcus Tullius Cicero

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44. Und daß sie nun vollends gar sagen [was sie consequenterweise auch sagen müssen] alles Entstehen aller Menschen, die auf der ganzen bewohnten Erde (in einem Momente) erzeugt werden, sey vollkommen gleich, und es müsse nothwendig Allen, die unter gleicher Constellation und Himmelsbeschaffenheit geboren seyen, Dasselbe begegnen; ist diese Behauptung nicht von der Art, daß jene Himmelsdeuter offenbar die Natur des Himmels nicht einmal kennen müssen? Denn da jene Kreise, welche den Himmel gleichsam mitten entzwei theilen und unsern Blick begrenzen, welche von den Griechen ορίζοντες genannt werden; und von uns passend finientes [die begrenzenden] genannt werden können, unendlich manchfaltig sind, und jeder Ort seinen eigenen (Horizont) hat; so können unmöglich die Gestirne überall zu gleicher Zeit auf- und untergehen. Wird nun durch ihren Einfluß die Temperatur des Himmels auf verschiedene Weise modificirt, wie kann denn bei der so großen Verschiedenheit des Himmels die Natur der Geborenwerdenden dieselbe seyn? In den von uns bewohnten Gegenden geht einige Tage nach 945 dem Solstitium der Hundsstern auf; bei den Troglodyten, wie wir aufgezeichnet finden, vor dem Solstitium; so daß, gesetzt wir geben nun auch zu, daß der Einfluß des Himmels sich auf die auf der Erde Geborenwerdenden erstrecke, Jene doch zugestehen müssen, daß Die, welche zu gleicher Zeit geboren werden, wegen der ungleichen Beschaffenheit des Himmels (in demselben Moment), eine sehr verschiedene Natur haben können. Und Das ist doch ganz gegen ihre Behauptung. Denn sie bestehen darauf, Allen, die zu gleicher Zeit, wo es auch immerhin sey, geboren werden, stehe genau dasselbe Schicksal bevor.


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