Marcus Tullius Cicero
Von der Weissagung
Marcus Tullius Cicero

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46. Doch nun will ich auch bekannte Beispiele anführen, wo ein Omen bedeutsam gewesen. L. Paullus war, als er zum zweitenmale Consul war, den Krieg mit dem König Perses zu führen beauftragt worden. Wie er nun an demselben Tage gegen Abend nach Hause kam, und sein Töchterchen Tertia, damals ein noch ganz kleines Kind, mit 861 einem Kusse begrüßte, merkte er, daß sie etwas betrübt war. Was gibts, liebe Tertia, sagte er, warum bist du traurig? Ach Vater, sagte sie, Persa ist hin. Da umschlang er das Kind fester und sagte: Das Omen ist mir willkommen, gutes Kind. Es war ihr nämlich ein Hündchen gestorben, das Persa hieß. Den Flamen des Mars L. Flacius hörte ich erzählen, Cäcilia, des Metellus Tochter, sey einmal, als sie ihrer Schwester Tochter verheirathen wollte, in eine Capelle gegangen, um ein Omen abzuwarten. eine Sitte, die aus alter Zeit herstammt. Die Jungfrau stand neben der auf einem Sessel sitzenden Cäcilia. Lange ließ sich keine Stimme vernehmen. Da bat das Mädchen, das sich müde fühlte, ihre Muhme, sie möchte sie ein wenig auf ihrem Sitze ausruhen lassen. Ja mein Kind, erwiederte Diese, ich räume dir meinen Platz ein. Dieses Omen traf zu. Die Muhme starb bald darauf, die Jungfrau vermählte sich mit dem Manne, mit dem Cäcilia vermählt gewesen war. Daß man dergleichen verachten, wohl auch belachen kann, begreife ich vollkommen. Aber Das heißt eben das Daseyn der Götter wegläugnen, wenn man ihre Andeutungen verachtet.


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