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Alton am Mississippi. – Kapitän Wharton's Krankheit im Fort Gibson. – Catlin reist allein durch die Prärie nach St. Louis, eine Strecke von hundert Meilen. Seine Ausrüstung. – Catlin und sein Pferd »Charley« in der Prärie. – Sonderbare Laune und Anhänglichkeit dieses Pferdes. – Schönes Prärietal. – Eines Indianers Hochschätzung einer Zeitung. – Riqua's Osagen-Dorf. – Zusammentreffen mit Kapitän Wharton am Kickapuflusse. – Schwieriges Überschreiten der Flüsse. – Catlin geht über den Osagenfluß. – Boonville am Missouri. – Catlin kommt nach Alton und geht nach Florida.
Ich verließ endlich Fort Gibson, um ganz allein eine Strecke von mehr als hundert Meilen durch die Prärien nach Alton zu reisen, wo ich glücklich ankam und die Freude hatte, meine Frau, die während des letzten Jahres meiner Abwesenheit bei der Familie eines dort lebenden Freundes gewohnt hatte, gesund und munter anzutreffen.
Während meines Aufenthalts im Fort Gibson, nach der Rückkehr aus dem Lande der Camantschen, wohnte ich etwa zwei Monate lang in einem Zimmer mit meinem Leidensgefährten, dem Kapitän Wharton von den Dragonern, der ungefähr in demselben Zustande wie ich aus den Prärien zurückgekehrt war. Er hatte den Auftrag gehabt, mit einer Schwadron Dragoner die Santa Fé-Karawane durch das Gebiet der Camantschen und Pahnihs zu begleiten und war mit vielen Kranken heimgekommen, während er selbst auch von der Krankheit befallen wurde. Er ist ein Mann von den edelsten und ritterlichsten Gesinnungen, aus einer der angesehensten Familien Philadelphias, aber seine Körperbeschaffenheit scheint zu schwach zu sein für das wilde und rauhe Leben in diesem Lande.
Wir lagen uns mehrere Wochen gegenüber, ohne ein Wort miteinander wechseln zu können und waren einzig darauf beschränkt, uns mit unseren hohlen, eingefallenen Augen anzublicken. Als aber endlich unsere Ärzte uns mit Kalomel so weit hergestellt hatten, daß wir unsere Zunge wieder gebrauchen konnten, da fanden wir ein besonderes Vergnügen daran, uns gegenseitig unsere Erlebnisse mitzuteilen. Der Kapitän erholte sich früher als ich, zog sich aber durch zu starkes Essen einen Rückfall zu, und mir ging es ebenso, da ich durch sein Beispiel nicht vorsichtig geworden war. Als er sich endlich stark genug fühlte, um reiten zu können, schwor er hoch und teuer, daß er diesen unheimlichen Ort verlassen wolle, um in einem kühleren und gesunderen Klima Genesung zu suchen. Er brach daher eines morgens, obgleich er noch so schwach war, daß er kaum das Pferd besteigen konnte, mit seinem Negerknaben nach dem hundert Meilen entfernten Fort Leavenworth auf, wohin seine Schwadron bereits vor längerer Zeit abmarschiert war.
Als ich nach einigen Wochen mich stark genug fühlte, beschloß auch ich diesen Ort zu verlassen und quer durch die Prärien nach dem Missouri zu reisen, eine Strecke von mehr als hundert Meilen, meist durch öde Wildnis. Ich ließ daher mein Pferd »Charley«, das sich während meiner Krankheit auf der Weide gütlich getan, einfangen, denn die täglich vorkommenden Sterbefälle hatten mir, gleich dem Kapitän, eine solche Furcht vor dem Aufenthalt im Fort Gibson eingeflößt, daß ich entschlossen war, abzureisen, sobald ich nur stark genug sein würde, mich auf dem Pferde zu erhalten. Ich packte daher meine Malergerätschaften und andere Dinge sorgfältig ein und sandte alles nach dem Mississippi, um dort mit dem Dampfboot nach St. Louis geschafft zu werden. So bestieg ich denn eines morgens mein Pferd Charley. Über den Sattel waren eine Bären- und eine Büffelhaut gebreitet, und außerdem eine Kaffeekanne und eine zinnerne Tasse daran befestigt; im Mantelsack hatte ich einige Pfund harten Zwieback, in der Hand die Vogelflinte, die Pistolen im Gürtel, das Skizzenbuch an einem Riemen über die Schulter und einen kleinen Kompaß in der Tasche – so schied ich von dem Fort Gibson, selbst gegen den Rat meines Arztes und der Offiziere, die sich um mich versammelt hatten, um Abschied von mir zu nehmen. Aber nichts konnte meinen Entschluß wankend machen, denn ich hatte die feste Überzeugung, daß, wenn ich nur erst in der Prärie wäre und immer weiter nordwärts reiste, ich bald meine Kräfte wieder gewinnen würde. Es kann sich niemand vorstellen, welche Freude ich empfand, als ich auf dem Gipfel eines etwa eine englische Meile entfernten Präriehügels meinen Charley herumwandte und den letzten Blick auf Fort Gibson richtete und Gott dafür dankte, daß ich nicht dort begraben worden sei; denn in der Prärie zu sterben und von Wölfen gefressen, oder im Kampfe zu fallen und von einem Indianer skalpiert zu werden, schien mir weit annehmlicher, als so langsam auf dem Siechbette dem Tode zum Opfer zu fallen und in ein Grab gelegt zu werden.
So ganz allein, ohne ein anderes lebendes Wesen als mein treues Roß Charley, und in der festen Zuversicht, daß ich täglich an Kräften zunehmen würde, begann ich meine lange Reise über das grenzenlose Grasmeer nordwärts zu den Ufern des Missouri. Zuweilen, wenn das Fieber sich wieder einstellte, stieg ich ab und legte mich eine Stunde, oder auch länger ins Gras, bis der Anfall vorüber war. In der Nacht schlief ich auf der über das Gras gebreiteten Bärenhaut, nahm den Sattel als Kopfkissen und hüllte mich in die Büffelhaut. Mein Pferd Charley wurde in der Nähe an einem langen Seile angepfählt, so daß es Raum zum Grasen hatte. Während wir beide auf diese Weise schliefen, hatten wir allnächtlich Besuch von Wölfen, die unsere Lagerstätte umschlichen; am Morgen bei Sonnenaufgang sahen wir dann, wie sie in sicherer Entfernung von uns standen und nach unserem mit trockenem Büffelmist unterhaltenen Feuer schauten, um nach unserer Weiterreise die zurückgebliebenen Brosamen aufzusuchen.
Charley war ein edles Tier von gelber Farbe und von der Rasse der wilden Camantschenpferde. Durch unsere lange Bekanntschaft hatten wir eine große Zuneigung zueinander gefaßt und eines schien des anderen Wünsche und Absichten zu erraten. Ich kaufte dies schöne Tier von dem Obersten Burbank vom neunten Regiment und ritt es die ganze weite Strecke bis zu dem Dorfe der Camantschen hin und zurück, und als die meisten Pferde abmagerten und zum Teil starben, blieb Charley stets kräftig und kehrte wohlbeleibt und munter zurück.
Auf meiner Reise durch die Prärie, wo wir fünfundzwanzig Tage allein waren, hatten wir hinreichend Gelegenheit, uns gegenseitig noch näher kennen zu lernen. Ich machte gewöhnlich gegen abend Halt an einem kleinen Flusse, wo gute Weide für Charley, Brennmaterial für mein Feuer und Wasser für meinen Kaffee vorhanden war. Zuerst wurde dann Charley abgesattelt, der Piketpfahl in die Erde gesteckt und der Lasso angebunden; auf diese Weise graste er bis zum Einbruche der Nacht und nachdem ich meinen Kaffee getrunken, steckte ich den Pfahl nahe bei meinem Kopfe in die Erde, so daß ich, falls irgendeine Veranlassung ihn aufschrecken sollte, augenblicklich den Lasso ergreifen konnte. Eines abends hatte er sich den Lasso abgestreift und graste, wo es ihm beliebte. Als es anfing dunkel zu werden, nahm ich den Lasso, um ihn einzufangen, erkannte aber bald, daß er Lust hatte, einmal etwas Freiheit zu genießen, denn er wich mir beständig aus, bis es endlich völlig dunkel wurde und ich die Verfolgung aufgab, in der Überzeugung, daß ich die Reise würde zu Fuß fortsetzen müssen. Ich kehrte daher zu meinem Lagerplatze, von dem ich etwa eine halbe englische Meile entfernt war, zurück, bereitete mein Lager und schlief bald ein. In der Nacht erwachte ich und sah zu meinem Schrecken eine große Gestalt vor mir stehen, die ich, noch halb schlaftrunken, für einen Indianer hielt, der mich skalpieren wolle; ich erkannte jedoch bald mein treues Roß, das schlafend mit den Vorderfüßen dicht am Rande meines Lagers stand, während sein Kopf über mir herabhing. Ich schlief sehr bald wieder ein und als ich bei Sonnenaufgang erwachte, sah ich meinen treuen Charley am Ufer des Baches ruhig sein Frühstück einnehmen. Nachdem ich seinem Beispiele gefolgt war, suchte ich ihn einzufangen, allein er wich mir beständig aus. Der Beweis von Anhänglichkeit, den er mir in der Nacht gegeben, bestimmte mich, ein anderes Mittel zu ergreifen. Ich packte daher alles zusammen, nahm den Sattel auf den Rücken, die Flinte in die Hand und setzte meinen Weg zu Fuß fort. Nachdem ich auf diese Weise etwa eine englische Viertelmeile zurückgelegt hatte, sah ich, wie Charley mit hoch erhobenem Kopf und Schweif bald nach mir, bald nach dem verlassenen Lagerplatz, wo das Feuer noch brannte, hinblickte; endlich eilte er schnell nach dem Lager und da er fand, daß alles dort verschwunden war, wieherte er laut und kam im schnellsten Galopp auf mich zu, umkreiste mich einigemal, und blieb dann einige Schritte von mir stehen, während er wie Espenlaub zitterte. Ich rief ihn bei Namen, näherte mich ihm und er ließ sich ruhig aufzäumen und satteln, da er gleich mir zufrieden zu sein schien, daß wir wieder vereinigt waren. Obgleich nun diese Grille Charleys glücklich endigte, so wurde ich doch für die Folge vorsichtiger und bewachte ihn strenger.
An dem Abend dieses merkwürdigen Tages erreichte ich eines der lieblichsten Täler, die ich je gesehen: ein Grasteppich mit Blumen von allen Farben und Formen besät, von einem kühlen und klaren Bach durchflossen, der von Fischen wimmelte und von zahlreichen Enten belebt wurde, umgeben von Gruppen des üppigsten Laubholzes, worunter hohe Bogenholzbäume Siehe Anmerkung 35. und Ulmen sich wie zum Schutze weit über die Kirschen- und Pflaumenbäume erhoben, an denen sich die wilde Rebe, auf die anlockendste Weise mit purpurfarbenen Trauben geschmückt, emporrankte. An dem Ufer des Baches schlug ich mein Lager auf, befestigte Charley an den Pfahl, zündete mein Feuer an und hielt ein köstliches Mahl, das aus Fischen, einer gebratenen Ente und Kaffee bestand. Ich machte dann noch einen Spaziergang und fand einige Indianergräber, ein Beweis, daß dies kleine Paradies einst bewohnt war.
Der unter dem Namen Bogenholz ( bois d'arc, Bow wood) bekannte Baum, Maclura aurantica, findet sich an dem oberen Laufe des Waschitaflusses, in den mittleren Gegenden von Arkansas und hier und da an der Nordgrenze Louisianas und hat einen sehr beschränkten Verbreitungsbezirk. Seine großen und schönen Blätter stehen in Form und Ansehen zwischen denen der Orange und denen der Bignonia catalpa, die Frucht ähnelt einer sehr großen Orange, schmeckt aber sehr schlecht. Das Holz gleicht dem Gelbholze (Morus tinctoria) und gibt eine ähnliche Farbe wie dieses; es ist hart, schwer, dauerhaft und so elastisch, daß alle südwestlichen Indianerstämme sich desselben zur Anfertigung ihrer Bogen bedienen, weshalb es von den Franzosen den Namen bois d'arc erhalten hat.
Als die Sonne sich ihrem Untergang zuneigte, während gleichzeitig der Mond im Osten emporstieg, kehrte ich zu meiner Lagerstätte zurück und legte mich auf die Bärenhaut. Während ich so da lag und zum Zeitvertreib mein kleines Gepäck durchstöberte, fiel mir ein Zeitungsblatt in die Hände, eine Nummer des in Washington erscheinenden National-Intelligencer, das ich vor einigen Jahren aus der Garnison mitgenommen hatte. Dies Blatt erinnerte mich an das Aufsehen, das es erregte, als ich vor mehreren Jahren bei meinem Aufenthalt unter den Mönnitariern am obern Missouri in einer Nummer des New York Commercial Advertiser las. Die Indianer glaubten, ich sei verrückt geworden, als sie sahen, daß ich stundenlang meine Augen auf dies Blatt richtete; sie stellten verschiedene Mutmaßungen darüber auf und kamen endlich dahin überein, daß ich das Papier deshalb so starr ansehe, um meine kranken Augen wieder herzustellen; sie nannten es daher »das Medizintuch für kranke Augen«. Ich machte endlich allen diesen Mutmaßungen ein Ende, indem ich einige Stellen vorlas, sie ihnen übersetzen ließ und dann ihnen den Zweck des Blattes erklärte. Allein nun war es in ihren Augen eine noch größere Medizin und es wurden mir bedeutende Anerbietungen dafür gemacht, unter anderen bot mir ein Jünger des Äskulap eine schön verzierte Büffelhaut, indem er sagte, wenn er einen guten Dolmetsch finden könnte, so würde er, sobald ich fortgegangen sei, unter den Mönnitariern, Mandanern und Sioux umherreisen, reiche Geschenke und einen großen Ruhm als Medizinmann erwerben. Ich ließ ihm seine Büffelhaut und die Zeitung dazu und kurz vor meiner Abreise sah ich, wie er einigen seiner Freunde das Zeitungsblatt zeigte, das er mehrmals in Birkenrinde und Hirschhäute eingewickelt hatte, während das Ganze in einem Sack von der Haut eines Iltis steckte, der wahrscheinlich zu seinem Medizinbeutel bestimmt war.
Die Entfernung vom Fort Gibson bis zu der Stelle, wo ich den Missouri berührte, beträgt, wie bereits erwähnt, etwas über hundert Meilen und diese ganze Strecke besteht größtenteils aus einer schönen Prärie im wilden Zustande, ohne Wege und Brücken. Ich durchzog einen großen Teil hiervon mit Hilfe meines Kompasses, durchwatete oder durchschwamm die Flüsse, schoß Präriehühner und fing Fische für meine Tafel und schlief auf der Erde. Auf meinem Wege besuchte ich auch Riqua's Osagendorf und blieb eine Nacht in der gastlichen Hütte meines alten Freundes Beatte, den ich mehrmals erwähnt habe, da er sich als Führer und Jäger bei den Dragonern auf dem Marsche nach dem Lande der Camantschen befand. Er war einer der außerordentlichsten Jäger, die ich jemals auf meinen Reisen gesehen habe. Er ging indes niemals »auf die Jagd«, sondern »nach Fleisch« oder »nach Vieh« und kam nie leer zurück. Er erzählte nie, wie viele Tiere er gesehen, wie viele er verwundet habe usw.; aber sein Pferd war stets mit Fleisch beladen, das er, ohne ein Wort zu sprechen, im Lager niederlegte.
Riqua hat nebst seiner Familie viele Jahre sich in diesem Lande bemüht, die Indianer durch sein Beispiel zu zivilisieren und zum Christentum zu bekehren und dabei, nach meiner Ansicht, den richtigen Weg eingeschlagen. Er legte nämlich einige englische Meilen von dem Dorfe der Osagen ein kleines Dorf an und bewog eine große Anzahl Familien dieser Wilden, sich dort niederzulassen, wo sie jetzt seiner Lebensweise folgen und sich dem Ackerbau widmen, indem er ihnen durch sein Beispiel zeigte, daß sie die Bequemlichkeiten und Genüsse des Lebens dem Boden abgewinnen könnten, statt sich auf den unsichern Erfolg der Jagd zu verlassen. Ich bedauerte sehr, diesen interessanten Mann nicht zu Hause zu finden, da er nach dem Osten gereist war.
Beatte lebte in diesem kleinen Dorfe mit seinen bejahrten Eltern, bei denen ich einen sehr angenehmen Abend verlebte. Beide sind Franzosen, die den größeren Teil ihres Lebens unter den Osagen verbracht haben, mit deren Geschichte sie genau bekannt zu sein scheinen. Beatte war in dem Sommer vor unserem Camantschenzuge Jäger und Führer einer Jagdpartei, mit welcher Washington Irving seinen Ausflug an die Grenzen des Gebiets der Pahnis machte. Irving hat den Charakter und die Fähigkeiten dieses merkwürdigen Mannes sehr richtig geschildert, nur begeht er den Irrtum, daß er ihn einen Halbindianer nennt, worüber sich Beatte gegen mich beklagte, während wir zusammen in den Prärien waren. Als ich seine gastliche Hütte betrat, sagte er, sogleich nachdem er mich begrüßt: »Nun sollen Sie sehen, Herr Catlin, daß ich kein Halbindianer bin, hier sind mein Vater und meine Mutter und Sie werden sehen, daß beide gute, alte Franzosen sind.«
Am nächsten Morgen setzte ich meine Reise über die Prärie fort. Um Mittag fand ich einen gebahnten Weg, der nach einer Niederlassung »Kickapuh-Prärie« genannt führte. Ich ritt auf ein Blockhaus zu, das hier als Gasthof diente und sah an der Tür den Negerknaben meines Freundes, des Kapitäns Wharton, der, wie ich oben erwähnte, einige Wochen früher als ich Fort Gibson verließ. Auf meine Frage nach seinem Herrn, antwortete mir der Knabe: »Mein guter Massa, Massa Wharton in dies Haus, eben tot von Leberkrankheit.« Ich stieg sogleich ab und eilte in das Haus, wo ich zu meinem größten Schmerze meinen Freund so schwach fand, daß er weder den Kopf erheben, noch sprechen konnte; als er mich erkannte, ergriff er meine Hand, drückte sie und wir beide vergossen Tränen. Ich brachte mein Ohr an seine Lippen und konnte auf diese Weise seine Wünsche vernehmen. Er schien an einem heftigen Rückfall der früheren Krankheit, sowie auch an der Leber zu leiden. Sein Arzt, ein junger und wie es schien unerfahrener Mann, erklärte mir, daß der Kranke nur höchstens zehn Tage zu leben habe. Ich blieb zwei Tage dort, ohne daß ich imstande gewesen wäre, etwas für ihn zu tun.
Mein Gesundheitszustand war, seit ich Fort Gibson verließ, täglich besser geworden, und ich hoffte nun bald das Ende meiner beschwerlichen Reise zu erreichen. Ich hatte indes noch weite Prärien zu passieren, in denen mir oft plötzlich ungeahnte Hindernisse aufstießen. Tiefe, gleich Gräben eingeschnittene Flüsse versperrten mir oft den Weg, und ich erblickte sie erst, wenn ich nur noch wenige Schritte von dem senkrechten, durch hohes Gras verdeckten Uferrande entfernt war. Mein Kompaß zeigte mir, daß ich sie überschreiten mußte und es blieb mir daher weiter nichts übrig, als hineinzureiten und zu sehen, wie ich wieder herauskäme. Die Flüsse waren oft schlammig und ich konnte nicht eher wissen, ob sie drei oder zehn Fuß tief waren, als bis mein Pferd sich im Wasser befand. An einem dieser Flüsse war ich mehrere englische Meilen entlang geritten, ohne eine seichte Stelle zu finden, ich ritt daher hinein und schwamm hindurch, da aber das andere Ufer sich drei bis vier Fuß senkrecht über das Wasser erhob, so konnte Charley nicht hinauf. Ich ließ daher, während ich auf dem Ufer fortging und den Zaum in der Hand hielt, das arme Tier wenigstens eine englische Meile weit im Flusse fortschwimmen, bis ich endlich an eine Stelle kam, wo die Büffel durch den Fluß gegangen waren und das Ufer niedergetreten hatten, so daß das erschöpfte Tier endlich ans Land kommen konnte. Nachdem ich mein Gepäck im Sonnenschein getrocknet, setzte ich meine Reise fort.
Der Osagefluß, den ich ebenfalls passieren mußte, war durch starken Regen so angeschwollen, daß er an einigen Stellen seine Ufer überschwemmt hatte. Da, wo ich ihn erreichte, war er etwa fünfzig bis achtzig Schritte breit, ich sattelte daher mein Pferd ab, band es mit dem Lasso fest und sammelte nun am Ufer Treibholz, woraus ich ein kleines Floß machte, um meine Kleider, den Sattel und andere Dinge hinüberzuschaffen. Als das Floß fertig war und ich alles darauf gepackt hatte, trieb ich Charley ins Wasser, der auch bald das gegenüberliegende Ufer erreichte, wo er sofort anfing zu grasen. Nun sprang ich in den Fluß, stieß schwimmend das Floß vorwärts und erreichte endlich das andere Ufer, aber an einer Stelle, die mindestens eine halbe englische Meile weiter stromabwärts lag! Als alles, was sich auf dem Floß befand, glücklich gelandet war, wurde Charley eingefangen, gesattelt und bepackt und es ging wieder vorwärts.
Dies sind einige der Vorfälle meiner über hundert Meilen langen Reise, die ich ganz allein zurücklegte und die mich endlich nach Bonneville am westlichen Ufer des Missouri brachte. Dort traf ich den General Arbuckle, der am folgenden Tage mit zwei Ärzten auf demselben Wege, den ich gekommen, nach dem Fort Gibson abreisen wollte. Ich erzählte ihm von dem Zustande des armen Wharton und er sandte sofort die beiden Ärzte voraus mit dem Befehl, sich so schnell wie möglich zu dem Kranken zu begeben und alles aufzubieten, um ihm das Leben zu retten. Ich half ihnen noch mehrere Gegenstände, die er sich gewünscht hatte, z. B. Äpfel usw. einkaufen und sah sie dann abreisen. Ein Jahr später erfuhr ich, daß die beiden geschickten Ärzte die Freude hatten, den Kapitän Wharton völlig wiederherzustellen und nach seinem Posten zu begleiten.
Von Bonneville, einer sehr hübschen kleinen Stadt, deren steinerne Häuser im schönsten Stil erbaut sind, ging ich über den Fluß nach Neu-Franklin, wo ich des stürmischen Wetters wegen einige Tage zu bleiben gezwungen war, und erreichte endlich Alton am Mississippi, das Ziel meiner Reise, wo meine geliebte Frau in gastlichem Hause seit einem Jahre mich erwartete. Einige Tage nach meiner Ankunft reiste sie mit mir nach der Küste von Florida ab, 300 Meilen südwärts von hier, wo ich den Winter zubringen und mich für künftige Reisen stärken wollte.