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St. Louis. – Verlust des Bootes und indianischer Merkwürdigkeiten. – Gouverneur Clarke. – Florida. – Die Santa Rosa-Insel. – Pensacola. – Fahrt den Arkansas hinauf. – Fort Gibson. – Musterung des ersten Dragonerregiments. – Zweck der Expedition nach dem Lande der Camantschen. – Die Osagen.
Nachdem wir, d. h. Baptist, Bongard und ich, mit unserem kleinen Boote glücklich zwischen den Baumstämmen des Missouri hindurchgeschifft waren, landeten wir neben den gewaltigen Dampfschiffen und den schwimmenden Palästen an dem Kai von St. Louis.
Vor allem muß ich aber nun das Schicksal meines kleinen, mir so lieb gewordenen Bootes berichten, das uns den trüben und unruhigen Missouri 400 Meilen weit hinabgetragen hatte. Nachdem mein Gepäck in den Gasthof geschafft worden, kehrte ich nach einigen Stunden an den Kai zurück, um nach meinem kleinen Boote zu sehen, das ich unter der Obhut eines dort beschäftigten Mannes gelassen hatte; allein durch irgendeine geheimnisvolle Medizinoperation war es verschwunden und ich sah es niemals wieder, während es oft Wochen oder Monate lang bei den Dörfern der roten Männer lag, wo es keine Gesetze gab, die es schützten und wo es oft von den Medizinmännern ans Land gezogen, neben meinem Wigwam niedergelegt und wohlbehalten wieder ins Wasser geschafft wurde, sobald ich weiter zu fahren wünschte.
St. Louis, eine blühende Stadt mit 15000 Einwohnern, 300 Meilen westlich von New-York, am westlichen Ufer des Missouri, fünf Meilen unterhalb seiner Vereinigung mit dem Mississippi und 300 Meilen oberhalb der Mündung dieses Stromes in den Meerbusen von Mexiko, wird dereinst das große Emporium des Westens, die größte Binnenstadt Nordamerikas werden. Es ist die große Niederlage und der Ausgangspunkt aller Pelzkompagnien des oberen Missouri und des Felsengebirges, sowie der Santa Fé- und anderer Handelsgesellschaften, die zu Lande Karawanen nach den Grenzen Mexikos senden, um dort die Silberbarren dieses reichen Landes einzutauschen Siehe Anmerkung 31..
Die bedeutendste dieser Karawanen ist diejenige, die jährlich von Independence im Staate Missouri nach Santa Fé in Mexiko abgeht. Die Waren werden auf zahlreichen Ochsenwagen transportiert und die große Santa Fé-Straße ist durch die zahlreichen Handelszüge zu einem breiten, chausseeähnlichen Wege geworden. Sie zieht sich in südwestlicher Richtung durch die Prärie und überschreitet etwa auf der Hälfte des Weges den Arkansasfluß, der hier seicht ist und dem Übergange keine Hindernisse darbietet.
Als ich mich einige Wochen in St. Louis aufgehalten hatte, fand ich, daß die armen Burschen Baptist und Bongard im Begriffe waren, ebenso ohne weiteres zu verschwinden, wie mein kleines Boot, und namentlich Bongard, der es sich hatte merken lassen, daß er einige hundert Dollars besitze, die er sich in dem Felsengebirge mühsam erworben. Bei seiner Freigebigkeit, seiner Vorliebe für Branntwein und seinen Unabhängigkeitsgesinnungen, die sich mit den Verordnungen und Bestimmungen des Landes schlecht vereinigen ließen, wurde er bald das Opfer von Ränkeschmieden, und er mußte nun ruhig von Bibern und der kühlen Bergluft träumen, ohne Hoffnung, jemals wieder jenen Fallen zu stellen, noch diese atmen zu können. Ich suchte natürlich sein Los, soviel in meinen Kräften stand, zu erleichtern und bereitete mich vor, mit Pinsel und Palette in anderen Gegenden einen netten Feldzug zu beginnen.
Während meines Aufenthaltes in St. Louis hatte ich täglich Unterredungen mit dem ehrwürdigen, allgemein verehrten Gouverneur Clarke, der bekanntlich vor länger als dreißig Jahren mit dem Kapitän Lewis zuerst das Felsengebirge überstieg und den Columbiafluß bis zu seiner Mündung in den Großen Ozean verfolgte. Meine Pläne und Absichten wurden von diesem Patriarchen der westlichen Welt vollkommen gebilligt und seine Empfehlungen sind mir von großem Nutzen gewesen. Er war Oberaufseher der indianischen Angelegenheiten für den ganzen Westen und Nordwesten des Landes, dessen Interessen keinen besseren Händen anvertraut werden konnten. Er starb einige Jahre nach meiner Anwesenheit in St. Louis und das Land verlor in ihm einen seiner treuesten Diener und die roten Männer einen ihrer aufrichtigsten Freunde.
Ich verweilte so lange in St. Louis, bis der Fluß plötzlich ganz zufror und das Land sich mit einer Schneedecke von achtzehn Zoll überzog; ich war daher genötigt, meine Reise nach Neu-Madrid, eine Strecke von 60-80 Meilen, zu Pferde anzutreten, um von dort, wo ich in einem wärmeren Klima auf den offenen Flüssen Dampfboote zu finden hoffte, in den Meerbusen von Mexiko zu gelangen.
Der plötzliche Übergang von den eisigen Regionen des Nordens in das milde Klima Floridas mitten im Winter gewährt ein eigentümliches Vergnügen. Schon auf halbem Wege von St. Louis dorthin wirft man den Überrock beiseite, und hat man die Grenze erreicht, so fühlt man schon den Seewind und eine wahre Sommerwärme – man befindet sich im Lande der Myrthen und Zypressen, wo die immergrüne Eiche ( Quercus virens) und die hohe Magnolia den Wald in ewiges Grün kleiden und sowohl Feld- als auch Gartenblumen die Luft mit den schönsten Wohlgerüchen erfüllen; so erscheint Florida im Februar.
Florida ist größtenteils eine düstere und unfruchtbare Wildnis, jedoch mit einzelnen Stellen von so großer Schönheit und Lieblichkeit, daß man sie niemals wieder vergißt. Die Sümpfe und Everglades Siehe Anmerkung 32., der Aufenthaltsort der Alligatoren (Krokodile) und die Schlupfwinkel des Wildes, wechseln mit einsamen Kiefernwäldern, wo man außer dem Rufe des Sandhügelkranichs ( Grus Canadensis) und dem Geheul des Wolfes keinen Laut vernimmt, und aus diesen tritt der Wanderer plötzlich in die offenen, mit Tausenden von wilden Blumen und Palmettos (Kohlpalme – Chamaerops Louisiana) bedeckten Savannen, oder die Wendung eines Pfades bringt ihn auf einmal an den Meeresstrand, wo die Wellen Tausende von blendendweißen Sandhügeln aufgeworfen haben. Ein sehr lieblicher Punkt in dieser Beziehung ist die Insel Santa Rosa, einige englische Meilen von Pensacola, die oft für Teegesellschaften und andere Zusammenkünfte benutzt wird. Die Hügel dieser Insel sind etwa 50-60 Fuß hoch und auf dem Gipfel und den Abhängen mit Gebüschen von Magnolien, Myrten, Palmetto und Haidekraut bewachsen, die immer grün bleiben und gegen das blendende Weiß des Sandes, in dem sie wachsen, einen scharfen Kontrast bilden.
Die Everglades sind unermeßliche, herrenlose Landstriche, die sich nördlich und südlich vom Georgen-See bis nahe an das Südende der Halbinsel Florida ausdehnen. Sie werden bald breiter, bald schmaler, bis sie unter 87° W. Grw. und 25° 30' N. ihre größte Breite erreichen. In diesem weiten Landstriche, der hauptsächlich aus Morast besteht und wahrscheinlich 4000–5000 Quadratmeilen enthält, liegt der See Mayaca und die Quelle des Charlottenflusses. Diese weiten und unzugänglichen Sümpfe haben den Indianern stets zu einem sicheren Schlupfwinkel gedient.
Die Pensacolabai bildet einen der schönsten Häfen in der Welt, der, gegen die Natur aller südlichen Häfen, mit schönen Quellen des reinsten Wassers umgeben ist und an dessen Gestade beständig der erfrischende Seewind weht, der die Hitze des Sommers mildert; der Winter erscheint hier dem Bewohner nördlicher Länder wie ein immerwährender Frühling. Ich habe in den südlichen Staaten keinen Ort gefunden, der für Nordländer besser zum Sommeraufenthalt geeignet wäre, und der zugleich Sicherheit für die Gesundheit und alle Genüsse des Lebens so vereinigte, wie Pensacola. Die Stadt liegt sehr schön am Gestade der Bai und hat gegenwärtig etwa 1500 Bewohner, hauptsächlich spanische Kreolen, die hier ein behagliches und müßiges Leben führen und eben nur für die dringendsten Bedürfnisse sorgen. Die Bai ist reich an Fischen verschiedener Art, die leicht zu fangen sind und es finden sich hier, selbst an den Kais, die schönsten Austern.
Da die Regierung diesen Hafen zum großen Marinedepot für die südlichen Staaten bestimmt hat, so werden hier bedeutende Geldsummen in Umlauf gesetzt und die Offiziere der Marine und der Landtruppen, die in den drei teils schon erbauten, teils im Bau begriffenen Forts in Garnison kommen, werden hier eine Gesellschaft bilden, wie man sie nur wünschen kann.
Es haben sich in der letzten Zeit einige Kapitalisten aus dem Norden hier niedergelassen und den Plan zu einer Eisenbahn von Pensacola nach Columbus im Staate Georgien entworfen; durch die Ausführung dieser Bahn, die die vorzüglichsten Baumwollendistrikte von Alabama durchschneiden oder berühren soll, würde Pensacola in der Tat nach Orleans die bedeutendste Stadt im Süden der Union werden. Auch für den Fall, daß im Kriege der Feind diesen Hafen blockierte, würde eine solche Verbindung mit dem Innern für den Transport von Truppen, Kriegsbedürfnissen und Waren von unberechenbarem Nutzen sein.
Von den Indianern, die noch in diesem Lande leben, ist wenig mehr zu sagen, als daß sie höchst bemitleidenswert sind.
Von Pensacola reiste ich nach Neu-Orleans, von da den Mississippi mehrere hundert englische Meilen hinauf bis zur Mündung des Arkansas und diesen Fluß aufwärts bis zum Fort Gibson. Als wir noch etwa 80 Meilen von diesem Orte entfernt waren, wurde der Arkansas so seicht, daß unser Dampfboot nicht weiterfahren konnte und wir gezwungen waren, hier einige Wochen stillzuliegen. Wir vertrieben uns die Zeit mit Fischen, Jagen und dem Fange von Vielfüßen und Taranteln, die wir dann auf dem Dampfboot miteinander kämpfen ließen.
Endlich stieg der Fluß wieder und wir erreichten glücklich das Fort Gibson, den südwestlichsten Posten an der Grenze der Vereinigten Staaten. Es liegt sehr schön am Flusse mitten auf einer weiten Prärie; als Garnison befindet sich dort das siebente Infanterieregiment, das früher von dem General Arbuckle, dem Erbauer dieses Forts, kommandiert wurde.
Der General Leavenworth, der den General Arbuckle im Kommando ablöste, hielt eine Musterung der Infanterie und der Dragoner auf der Prärie und die verschiedenen Manöver sowie die treffliche Haltung der Truppen gewährte ein eigentümliches Schauspiel. Jede Schwadron der Dragoner hat Pferde von einerlei Farbe: die eine Schwadron hat braune, eine zweite schwarze, eine dritte weiße, eine vierte Füchse, eine fünfte Grauschimmel usw., was einen hübschen Anblick gewährt.
Die Expedition unter dem Befehl des Obersten Dodge hatte den Zweck, Verbindungen mit den beiden großen Indianerstämmen der Pahnis und Camantschen anzuknüpfen, die noch keine Verträge mit den Vereinigten Staaten abgeschlossen und häufig die ihr Gebiet durchziehenden Pelzhändler beraubt hatten, was man ihnen, nach meiner Ansicht, eben nicht sehr zum Vorwurf machen sollte, da von der einen Seite die Mexikaner und von der anderen die Amerikaner immer weiter in ihr Gebiet eindringen und das Pelzwerk und das Wild zerstören, das Gott ihnen als Mittel zu ihrer Erhaltung gegeben hat.
Während ich im Fort Gibson fast zwei Monate lang auf den Abmarsch des Dragonerregiments nach dem Lande der Camantschen und Pahnipicts wartete, um mich ihm anzuschließen, bin ich eifrig bemüht gewesen, die Osagen und ihre Lebensweise durch meinen Pinsel darzustellen.
Die Osagen, oder wie sie sich selbst nennen, Wasaji Siehe Anmerkung 33., etwa aus 5200 Seelen bestehend, wohnen und jagen an den Quellflüssen des Arkansas und Nioscho oder grand River (großer Fluß). Ihr gegenwärtiger Wohnsitz liegt 150 Meilen westlich vom Mississippi und besteht aus drei Dörfern (Clermont´s Dorf, Dorf des schwarzen Hundes und Dorf des weißen Haares), deren Wigwams aus Baumrinde und Schilf oder Rohr erbaut sind. Das eine dieser Dörfer ist acht, das zweite zwölf und das dritte etwa sechzehn Meilen von dem Fort Gibson entfernt. Sie verkehren hauptsächlich mit den Marketendern, die in einer mehr oder weniger großen Anzahl um das Fort gelagert sind.
Die Osagen, die ihr Volk selbst Wasaji nennen, waren ehemals ein mächtiger Stamm und immer im Kriege mit den übrigen Indianern, selbst die Konsas nicht ausgenommen, welche einerlei Dialekt mit ihnen reden. Sie waren ursprünglich in die großen und kleinen Osagen geteilt, aber vor etwa vierzig Jahren trennte sich ein Teil von ihnen, der unter dem Namen der Chaneers- oder Clermontsbande bekannt ist, und zog an den Arkansas. Sie betrachten sich als das Urvolk.
Man kann mit Recht sagen, daß die Osagen die größten von allen roten und weißen Menschen in Nordamerika sind, denn es gibt in der Tat sehr wenige unter den ausgewachsenen Männern, die weniger als sechs Fuß messen, während sehr viele eine Größe von 6½ und selbst von 7 Fuß erreichen. Sie sind dabei gut gebaut, nur haben sie schmale Schultern und gehen, gleich allen sehr großen Menschen, etwas gebückt, während die Mandaner und Krähenindianer die Brust hervorstrecken und Kopf und Schultern etwas zurückgebogen tragen. Ihre Bewegungen sind graziös und schnell und im Kriege wie auf der Jagd dürften sie wohl keinem der benachbarten Stämme nachstehen.
Obgleich sie seit langer Zeit an den Grenzen eines zivilisierten Staates leben, so haben sie doch noch keine Gebräuche desselben angenommen; die einzige Neuerung, die sie eingeführt, ist, daß sie jetzt Decken statt der Büffelhäute tragen, die man nur noch selten unter ihnen sieht.
Die Osagen scheren den Kopf gleich den Pahnis und Kanzas und schmücken und bemalen ihn mit großer Sorgfalt und mit Geschmack. Dem Reisenden fällt sogleich eine Eigentümlichkeit an den Köpfen dieses Volkes auf, die auf künstliche Weise in der Jugend erzeugt wird. Wie bei allen Stämmen werden die Kinder, auf ein Brett befestigt, auf dem Rücken der Mutter getragen. Die Osagen binden den Kopf des Kindes so fest an das Brett, daß der Knochen des Hinterhauptes eingedrückt wird, wodurch eine Entstellung des Hinterkopfes und eine unnatürliche Erhöhung auf dem Scheitel entsteht. Sie tun dies, wie sie sagen, weil es ihnen ein kühnes und männliches Ansehen gebe. Ich glaube jedoch, daß dies mehr in der Einbildung beruht. Der Unterschied zwischen diesem und dem bei den Flat-heads (Flachköpfen) üblichen Gebrauche besteht darin, daß die letzteren den Kopf des Kindes zwischen zwei Bretter pressen, wodurch die Stirn niedergedrückt und die abscheulichste Mißgestalt hervorgebracht wird, während die Osagen nur durch festes Anbinden des Kopfes die Hinterseite desselben etwas eindrücken, wodurch in den meisten Fällen nur eine ganz unwesentliche Abweichung von der Symmetrie der Natur entsteht.
Wie alle Stämme, die das Haupt scheren, haben auch die Osagen die Gewohnheit, die Ohren auf mannigfache Weise zu durchbohren und aufzuschlitzen und eine Menge Wampumschnüre und anderen Zierat darin zu tragen; auch um den Hals tragen sie gewöhnlich eine Menge Wampum- und Perlenschnüre, und da sie in einem milden Klima leben, das eine warme Kleidung nicht so nötig macht, wie bei den früher erwähnten nördlichen Stämmen, so tragen sie in der Regel Arme, Brust und Schultern nackt, und bemalen sie auf mannigfache Weise, oft stecken sie auch eine Menge Ringe an die Finger.
Der oberste Häuptling der Osagen ist ein junger Mann namens Clermont, der Sohn eines ausgezeichneten Häuptlings gleichen Namens, der vor kurzem starb und seinen Sohn mit Genehmigung des ganzen Stammes zu seinem Nachfolger ernannte. Ich malte diesen Häuptling nebst Frau und Kind. Die Frau war in kostbare Stoffe gekleidet, und es ist dies fast die einzige Ausnahme, da die Osagen alle Luxusgegenstände und Gebräuche der zivilisierten Völker entschieden verschmähen, ja selbst nicht einmal Branntwein trinken! Dies letztere ist unerklärlich, wenn nicht etwa der Einfluß der Missionare und Lehrer sie bewogen hat, dem übermäßigen Genusse der geistigen Getränke zu entsagen; denn wie man mir erzählte, liebten auch einst die Osagen sehr den Branntwein, aber seit einigen Jahren haben mehrere edle Männer mit ihren Familien unter diesen Indianern Schulen gegründet und den Ackerbau einzuführen gesucht und ich bin vollkommen überzeugt, daß die erwähnte Ausnahme nur den eifrigen Bemühungen jener frommen Männer zu danken ist.
Nächst dem Häuptlinge ist Tschong-tas-sab-bih (der schwarze Hund) der angesehenste Mann des Stammes, und von allen, die ihn kennen lernten, geachtet. Er ist sieben Fuß groß, korpulent, auf dem linken Auge blind und steht als Häuptling an der Spitze einer der drei Familien, in welche die Osagen zerfallen und wohnt in dem nach ihm genannten Dorfe des schwarzen Hundes. Ein anderer ausgezeichneter Führer der Osagen ist das weiße Haar, der dem dritten Dorfe seinen Namen gegeben hat.
Außer den beiden zuerst genannten malte ich noch drei junge Männer, Ko-hä-tunk-ä (die große Krähe), Nah-com-i-schih (der Mann des Bettes) und Mön-ni-pus-kih (der sich nicht fürchtet). Sie gehörten den angesehensten Familien der Osagen an und waren sehr befreundet, weshalb sie mich baten, sie nebeneinander auf einer Leinwand zu malen, ein Wunsch, den ich gern erfüllte Diese drei jungen Männer und acht oder zehn andere begleiteten auf Befehl des schwarzen Hundes und der anderen Häuptlinge als Führer und Jäger das Dragoner-Regiment zu den Camantschen.].
Unter den übrigen Osagen, die ich malte, befand sich auch Tscha-to-ga (der tolle Büffel), der unter der Verwaltung des Präsidenten Adams der Ermordung zweier Weißen überführt, aber begnadigt wurde und nun unter seinem Stamme in Verachtung lebt, als einer, der sein Leben verwirkt habe, das aber, wie sie sagen, nicht wert gewesen sei, es ihm zu nehmen.
Die Osagen waren früher und selbst noch bis vor kurzem ein mächtiger und kriegerischer Stamm; jetzt ist es jedoch anders. Sie sind allmählich von den Quellen des weißen Flusses und den Ufern des Mississippi bis in ihre gegenwärtigen Wohnsitze verdrängt worden; auch die Blattern haben sie zwei oder dreimal heimgesucht und die Konzas, früher ein Teil der Osagen, trennten sich von ihnen und traten feindselig gegen sie auf. Sie sind daher schnell bis auf ihre gegenwärtige geringe Zahl zusammengeschmolzen; doch haben sie noch ihre alte Tapferkeit bewahrt, wie ihre fortwährenden Kämpfe mit den Pahnis und Camantschen beweisen, in denen sie zwar in der Regel am meisten leiden, die sie aber dennoch hartnäckig fortsetzen, als ob sie geflissentlich ihren Untergang herbeiführen wollten. Die Bemühungen, die Osagen zu zivilisieren und zum Christentum zu bekehren, sind bis jetzt von geringem Erfolge gewesen; vom Ackerbau haben sie wenig und von der Religion und Zivilisation noch weniger begriffen. Dagegen ist es, wie bereits erwähnt, den Missionaren gelungen, sie zur Mäßigkeit zu bekehren und es ist dies gewiß ein höchst wichtiger Schritt, der den Weg zu den übrigen erwähnten Zwecken bahnen wird.