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Achtes Kapitel


Weitere Bemerkungen über die Krähenindianer. – Außerordentliche Länge ihres Haares. – Eigentümlichkeit ihres Kopfes. – Frauen der Krähen- und Schwarzfußindianer. – Ihre Art sich zu kleiden und zu bemalen. – Unterschied zwischen den Sprachen der Krähenindianer und der Schwarzfüße. – Verschiedene Horden. – Verschiedene Sprachen und Anzahl der Schwarzfüße. – Knisteneaux. – Assinniboins und Odschibbewäs. – Die Assinniboins ein Teil der Sioux. – Ihre Art, Fleisch zu kochen. – Der Pfeifentanz.– Der Häuptl[*]ing Wijun-jon; sein Besuch in Washington. – Kleidung der Frauen und Kinder der Assinniboins. – Knisteneaux oder Krihs; ihr Charakter und ihre Zahl. - Odschibbewäs.


Es ist bereits oben gesagt worden, daß die meisten Krähen-Indianer sechs Fuß groß sind, und dennoch ist bei vielen das Haar so lang, daß es beim Gehen den Boden berührt und in einigen Fällen sogar noch einen Fuß lang nachschleppt, es verleiht dies ihren Bewegungen eine ungemeine Grazie und Schönheit. Sie bestreichen ihr Haar gewöhnlich jeden Morgen reichlich mit Bärenfett und dies ist vielleicht eine, wenn auch nicht die einzige, Ursache der ungemeinen Länge, denn die übrigen Stämme dieser Gegend befolgen das nämliche Verfahren, ohne jedoch das nämliche Resultat zu erlangen. Nur die Mandaner und Sioux haben ebenfalls sehr starkes Haar, das auch bei ihnen zuweilen fast bis auf die Erde reicht.

siehe Bildunterschrift

Tafel III. Waffen und bewaffnete Indianer.

Diese ungewöhnliche Länge des Haares bei den Krähen-Indianern beschränkt sich jedoch nur auf die Männer; die Frauen haben zwar auch schönes, glänzendes und starkes Haar, aber entweder verstehen sie nicht, es so zu pflegen, oder sie dürfen es nicht so lang tragen, wie die Männer, die auf ihr langes Haar sehr stolz sind; in manchen Fällen müssen die Frauen das Haar ganz abscheren.

Der Gebrauch der Männer, das Haar lang zu tragen, herrscht bei allen westlichen und nordwestlichen Stämmen jenseits der Sioux und Fuchs-Indianer. Die Pahnis am Platte-Flusse und etwa zwei oder drei andere Stämme scheren den Kopf fast ganz kahl.

Der gegenwärtige Häuptling der Krähen-Indianer heißt »Langhaar« und verdankt seinen Namen und seine Würde dem Umstande, daß er von allen Männern seines Volkes das längste Haar hat. Sublette und Campbell maßen es und fanden es zehn Fuß und sieben Zoll lang; auch überzeugten sie sich, daß es durchaus sein eigenes Haar sei. Er umwindet es gewöhnlich vom Kopfe an mit einem breiten Lederriemen und wickelt es dann auf zu einem zehn bis zwölf Zoll langen und einige Pfund schweren Knäuel, den er beim Gehen unter dem Arm oder auf der Brust in den Falten des Kleides trägt. Bei feierlichen Aufzügen oder ähnlichen Gelegenheiten ist es dagegen sein Stolz, es mit Bärenfett einzureiben und aufgelöst herabhängen zu lassen, so daß es, schwarz und glänzend wie ein Raben-Fittich, noch in der Länge von drei bis vier Fuß auf dem Rasen nachschleppt.

Die meisten oberen Stämme haben die Gewohnheit, an ihr eigenes Haar fremdes mit Leim anzukleben, wahrscheinlich um das lange Haar der Krähen-Indianer nachzuahmen, denen allein die Natur diese ausgezeichnete Zierde verliehen hat.

Ich zeichnete in dem Fort mehrere angesehene Krähen-Indianer, unter anderen Chah-ce-chopes (die vier Wölfe), einen hübschen Mann, dessen natürliches Haar den Boden berührt, wenn er geht. Er hat einen schönen und männlichen Anstand und trauert um seinen Bruder, weshalb er sich einige Büschel seines schönen Haares abgeschnitten hat; es ist dies alles, was ein Mann von dieser wichtigen den größten Teil seines Lebens hindurch gepflegten Zierde missen kann. Wenn dagegen eine Frau um ihren Ehemann oder ihr Kind trauert, so schneidet sie das Haar bis an den Kopf ab und hört allmählich auf zu trauern, so wie das Haar sich der früheren Länge wieder nähert.

Außerdem malte ich einen ausgezeichneten Krieger Duhk-pits-a-ho-shee (Roter Bär), seine Frau Oo-je-en-a-he-ha (die Frau, die in der Bärenhöhle lebt) und den jüngeren Pa-ris-ka-roo-pa (zwei Krähen). Der letztere zeichnet sich aus durch seinen ungemeinen Scharfsinn als Redner und Ratgeber schon in früher Jugend und auf etwas übermäßige Art durch das charakteristische Kennzeichen der Krähen-Indianer, nämlich den halbmondförmigen Umriß des Kopfes und die niedrige, zurücktretende Stirn. Es ist dies eine Eigentümlichkeit dieses Stammes, woran man sogleich den Krähen-Indianer erkennen kann, wenn sie auch nicht bei allen so stark hervortritt.

Die Frauen der Krähen-Indianer (und ebenso der Schwarzfüße) sind nicht schön und, wie bei allen Stämmen, die Sklavinnen ihrer Männer; alle häuslichen und andere schwere Arbeiten liegen ihnen ob und sie dürfen weder an den religiösen Gebräuchen, noch an den Tänzen und anderen Vergnügungen teilnehmen. Sie sind bei allen diesen oberen und westlichen Stämmen sehr anständig und oft sehr schön und geschmackvoll gekleidet. Der ganze Anzug wird aus Hirsch- oder Ziegenhaut gemacht, reicht vom Kinn bis zu den Füßen herab und ist mit Hermelin besetzt und sehr zierlich mit Stachelschweinstacheln und Knöpfchen besetzt. Gleich allen indianischen Frauen scheiteln sie das Haar auf der Stirn und färben die Scheitellinie mit Zinnober oder roter Erde. Die Männer der Schwarzfüße scheiteln das Haar an zwei Stellen auf der Stirn und lassen dazwischen ein Büschel von einem bis zwei Zoll Breite, welcher sorgfältig bis auf die Nasenwurzel heruntergestrichen und dort gerade abgeschnitten wird.

Die Sprachen dieser beiden Stämme sind unter sich und von denen aller benachbarten Stämme ganz verschieden. Da beide seit undenklichen Zeiten sich befehden, so verheiraten sie sich nicht untereinander und haben auch keine Unterredungen, wodurch sie eine gegenseitige Kenntnis ihrer Sprache erlangen könnten.

Es gehörte ein Menschenleben dazu, um die Sprachen aller dieser verschiedenen Stämme, die ich besuchte, zu sammeln; ich muß dies anderen überlassen, die Zeit dazu haben, sich ausschließlich damit zu beschäftigen. Ich habe jedoch ein kurzes Verzeichnis von Wörtern und Redensarten dieser Stämme gesammelt, das wenigstens als eine Probe dienen kann und am Ende dieses Werkes mitgeteilt werden soll.

Die Schwarzfüße sind vielleicht der mächtigste Indianerstamm auf dem Kontinent und da sie sich ihrer Stärke bewußt sind, so haben sie sich hartnäckig den Pelzhändlern widersetzt, die allmählich mit ihnen Bekanntschaft gemacht haben und einen dauernden und einträglichen Handel anzuknüpfen suchen. Da ihr Gebiet reich ist an Bibern, Büffeln und den meisten Pelztieren Nordamerikas, so hat die amerikanische Pelz-Compagnie ihre Niederlassungen bis in jenes Land vorgeschoben und die zahlreichen Scharen der Trappers folgen den Flüssen und Strömen und vertilgen die dort lebenden Biber. Die Schwarzfüße haben daher wiederholt erklärt, daß, wenn die Trappers fortführen, die Biber wegzufangen, sie diese totschlagen würden, wo sie ihnen begegneten. Sie haben diese Drohung schon vielfach wahr gemacht und die Compagnie verliert jährlich fünfzehn bis zwanzig Leute, die von den Schwarzfüßen bei Verteidigung ihres Eigentums und ihrer Rechte erschlagen werden. Geschenke und Branntwein werden indes auch hier, wie bei allen anderen Stämmen, ihren Zauber nicht verfehlen und die Habgier des weißen Mannes wird die Prärien und die Flüsse bis an die Rocky Mountains und hinüber bis an den Großen Ozean ihrer Reichtümer berauben und dem Indianer nur eine traurige, einsame Wüste überlassen, um darin zu wohnen und endlich zu verhungern.

Die Schwarzfüße sind daher weit weniger mit den Weißen in Berührung gekommen und weit weniger gekannt, als die meisten anderen Stämme. Über ihre Zahl weiß man nichts gewisses, indes glaube ich nach den von den Pelzhändlern eingezogenen Erkundigungen annehmen zu können, daß alle unter dem Namen der Schwarzfüße begriffenen Indianer etwa 40000 Seelen betragen. Bei der unvollkommenen Kenntnis, die man von diesen und den anderen, um die Quellen des Missouri lebenden Stämmen hat, dürften indes wohl mehr Indianer zu den Schwarzfüßen gerechnet werden, als eigentlich dazu gehören, z.+B. die Großbäuche der Prärien ( Grosventres des Prairies) und die Cotonnés, welche nicht die Sprache der Schwarzfüße reden, aber mit ihnen jagen, essen und fechten und sich mit ihnen verheiraten, also als Bundesgenossen und Freunde mit ihnen leben, aber ihre eigene Sprache und ihre eigenen Gebräuche haben.

Die eigentlichen Schwarzfüße werden in vier Horden oder Familien geteilt, nämlich die Pi-a-ganer mit 500 Zelten, die Schwarzfuß-Horde mit 450 Zelten; die Blut-Horde, mit 450 Zelten und die Kleinen Röcke mit 250 Zelten. Diese vier Horden, die zusammen etwa 1650 Zelte haben, bestehen, wenn man zehn Personen auf jedes Zelt rechnet, aus 16+500 Seelen.

Von den anderen oben erwähnten Stämmen, die vielleicht mit Unrecht zu den Schwarzfüßen gerechnet werden, haben die Großbäuche der Prärien 430 Zelte und eine ganz verschiedene Sprache, die Circihs ( Circees) 220 Zelte und die Cotonnés 250 Zelte und ebenfalls ihre eigene, von der der anderen ganz abweichende Sprache Mehrere Jahre, nachdem ich das Obige geschrieben, hatte ich eine Unterredung mit dem Major Pitcher, einem ehrenwerten Mann, der lange als Agent unter diesem Volke lebte und gegenwärtig Oberaufseher der Indianerangelegenheiten in St. Louis ist, und erfuhr von ihm zu meinem Erstaunen, daß die Schwarzfüße, mit Einschluß der oben erwähnten Bundesgenossen, wohl nahe an 60+000 Seelen zählten..

Es ist in diesen Gegenden ein reiches und interessantes Feld für den Sprachforscher. Die Annahme einiger Gelehrten, daß sämtliche Indianersprachen Nordamerikas sich auf zwei oder drei Wurzeln zurückführen ließen, dürfte sich, nach meiner Ansicht, bei genauerer Untersuchung wohl als unhaltbar erweisen. Die Sprache der Dahcotas ist gänzlich verschieden von der Sprache der Mandaner, die sich wieder völlig von der der Schwarzfüße und der Krähen-Indianer unterscheidet. Brazeau, ein kenntnisreicher und genauer Beobachter, der lange unter den Schwarzfüßen und Shiennes lebte und die Sprachen dieser und der benachbarten Stämme spricht, versichert ebenfalls, daß alle diese Sprachen radikal verschieden seien, und daß er während seines langen Aufenthalts unter diesen Stämmen nicht die geringste Ähnlichkeit zwischen den Sprachen der Circihs, Cotonnés, Schwarzfüße, Shiennes, Krähen-Indianer und Mandaner habe entdecken können. Nach dem, was ich von anderen, mit diesen Stämmen bekannten Personen gehört habe, bin ich von der Richtigkeit dieser Angaben vollkommen überzeugt.

Die Knistinaux oder Crihs, wie sie gewöhnlich genannt werden, sind von kleinem Wuchse, aber gut gebaut, stark und lebhaft. Sie sind ungemein tapfer und trotz ihrer geringen Zahl (etwa 3000 Seelen) in beständigem Kampfe mit den Schwarzfüßen, die im Westen von ihnen wohnen. Wegen dieser Ungleichheit in der Zahl nimmt die Menge ihrer Krieger schnell ab. Sie bewohnen das Land von der Mündung des Yellow-Stone-Flusses in nordwestlicher Richtung weit in das britische Gebiet hinein und verkehren hauptsächlich mit den Handelsposten der britischen Nordwest-Compagnie.

Die Assinniboins (7000 Seelen) und die Odschibbewäs (Ojibbeways, 6000 Seelen) nehmen einen weiten Landstrich ein von der Yellow-Stone-Mündung in nordöstlicher Richtung bis zum Winnipeg-See und handeln vornämlich mit der britischen Compagnie. Diese drei Stämme leben als Nachbarn in Freundschaft miteinander; doch dürfte dies gute Vernehmen, das wahrscheinlich nur durch die Pelzhändler zustande gebracht worden ist, gleich allen indianischen Friedensverträgen, wohl nicht allzu lange währen.

Die Odschibbewäs sind unstreitig ein Teil des Stammes der Tschippewäs, die die Südwestufer des Oberen ( Superior) Sees bewohnen. Ihre Sprache ist dieselbe, obgleich sie mehrere hundert englische Meilen voneinander entfernt sind; sie scheinen keine Nachrichten darüber zu besitzen, wie oder wann sie getrennt wurden.

Die Assinniboins gehören offenbar mit den Dahcotas oder Sioux zu einem Stamme, denn sie gleichen sich sowohl im äußeren Ansehen, als in der Sprache. Auch über die Trennung dieser beiden Teile eines Stammes weiß man nichts näheres. Es kommen solche Trennungen mehrfach vor. Große Streifparteien entfernen sich auf der Jagd oder im Kriege oft sehr weit von der Heimat und lassen sich, wenn ihnen die Rückkehr durch Feinde abgeschnitten ist, in entfernten Gegenden nieder.

Ihren Namen haben die Assinniboins von der sonderbaren Art das Fleisch zu kochen erhalten. Wenn sie sonst ein Tier erlegt hatten, so gruben sie ein Loch von der Größe eines gewöhnlichen Topfes in die Erde, legten ein Stück von der rohen Rückenhaut des Tieres darüber, preßten es mit der Hand hinein, daß es eng an die Seiten anschloß, füllten es mit Wasser und legten das Fleisch hinein, während in einem nahebei befindlichen Feuer große Steine glühend gemacht und dann in das Wasser hineingehalten wurden, bis das Fleisch gekocht war. Wegen dieses eigentümlichen Gebrauchs haben die Odschibbewäs ihnen den Namen »Assinniboins« oder »Steinkocher« gegeben. Jetzt ist dieser Gebrauch längst abgeschafft und kommt nur noch bei Festlichkeiten vor; denn lange zuvor, ehe die Pelzhändler ihnen Töpfe lieferten, hatten die Mandaner sie in der Anfertigung von guten und brauchbaren irdenen Töpfen unterrichtet.

Sie sind ein schöner Menschenschlag; die Männer haben viel Anstand in ihren Bewegungen und wissen ihre bemalten Mäntel von Büffelhaut auf sehr gefällige Weise zu tragen. Sie sind tüchtige Jäger und ziemlich mit Pferden versehen, und da ihr Land reich an Büffeln ist, so besitzen sie alles, was zu einem behaglichen Indianerleben gehört. Ihre Spiele und Unterhaltungen sind mannigfach; das beliebteste ist das Ballspiel, ferner das Mokassinspiel, Pferderennen und Tänze. Die letzteren sind genau dieselben wie bei den Sioux, von denen später die Rede sein wird; dagegen scheint der Pfeifentanz ihnen eigentümlich zu sein, weshalb ich ihn hier näher beschreiben will.

Aus einem festgestampften Platze vor dem Dorfe, der zu allen öffentlichen Versammlungen und auch zu vielen Vergnügungen diente, saßen die jungen Leute, die den Tanz aufführen wollten, auf Büffelhäuten um ein kleines Feuer; in der Mitte, dicht bei dem Feuer, saß ein Würdenträger, der ein Häuptling (vielleicht ein Arzt oder Medizinmann) zu sein schien, mit einer langen Pfeife, die er am Feuer anzündete und unaufhörlich rauchte, indem er in halberstickten Kehltönen eine Art Gesang ausstieß. Während dies vorging, fing ein anderer, grimmig aussehender Bursche an, eine Trommel oder Tambourin zu schlagen und mit seiner Stimme zu begleiten, worauf einer von den sitzenden jungen Leuten sich erhob, bald auf dem einen, bald auf dem andern Fuße herumsprang und nach dem Takte der Trommel dazu sang. Nachdem er mehrmals auf diese Weise die Runde gemacht und jedem der Sitzenden seine Fäuste vor das Gesicht gehalten hatte, ergriff er einen von ihnen bei der Hand, riß ihn empor, tanzte eine Weile mit ihm und ließ ihn dann los, um einen Tanz in der Mitte des Kreises fortzusetzen; jener tanzte nun seinerseits weiter, riß einen andern empor und schloß sich dann seinem Gefährten in der Mitte des Kreises an. So ging es fort, bis alle auf den Füßen waren und mit Gebärden und Geschrei einen solchen Lärm machten, daß die Erde unter unseren Füßen zu zittern schien. Dies währte etwa eine halbe Stunde zur großen Belustigung der Zuschauer und endigte mit einem höchst durchdringenden Geschrei und Gebell, wie von erschreckten Hunden.

Die Assinniboins haben auch, gleich den Krähen-Indianern, sehr langes Haar, das zuweilen bis auf die Erde reicht. Diese große Länge wird jedoch, wie ich mich überzeugte, in den meisten Fällen dadurch hervorgebracht, daß man anderes Haar in verschiedenen Abständen an das eigene anleimt und diese Stellen mit einer Art Teig von roter Erde und Leim bedeckt, was sich überdies in Zwischenräumen von zwei bis drei Zoll wiederholt. Das Haar wird in Büschel von etwa Zollbreite geteilt und hängt über den Rücken bis auf die Fersen hinab.

Ich malte den Sohn des Häuptlings, einen ausgezeichneten jungen Mann namens Wi-jun-jon (Taubenei-Kopf) und seine Frau Chin-cha-pee (der kriechende Feuerwurm), eine hübsche Squaw, die einen schönen Anzug von dem Felle des Bergschafes trug und den mit sonderbarem Schnitzwerk verzierten Stab in der Hand hatte, mit dem in diesem Lande jede Frau versehen ist und der dazu dient, die Prärierübe, » Pomme blanche«, auszugraben, die in diesen nördlichen Prärien in großer Menge vorkommt und den Indianern eine reichliche und nahrhafte Speise darbietet. Die Frauen sammeln diese Rüben, indem sie den Stab in die Erde stecken und sie dann herausheben; sie werden getrocknet aufbewahrt.

Ich war zugegen, als Wi-jun-jon, nach einer Abwesenheit von einem Jahre oder länger, zu seinem Stamme, seiner Frau und seinen Kindern zurückkehrte. Er hatte Washington besucht, wo er den Winter über unter den Fashionables der feinen Welt zugebracht hatte, und ich kann versichern, daß sein Erscheinen unter seinem eigenen Volke als ein zivilisierter Stutzer ein außerordentliches Ereignis war und unter den roten Assinniboins ungewöhnliches Aufsehen erregte. Ich reiste mit ihm von St. Louis auf dem Dampfboote »Yellow Stone« zusammen und war dabei, als er ans Land ging, wo auf einer schönen Prärie mehrere Tausende seiner Landsleute versammelt waren. Er trug die blaue Uniform eines Obersten, die ihm der Präsident der Vereinigten Staaten geschenkt hatte, mit goldenen Epauletten, Schärpen und breitem Säbel, sowie Stiefel mit hohen Absätzen und unter dem Arm ein Fäßchen mit Branntwein und einen blauen Schirm in der Hand. In dieser Metamorphose setzte er sich auf das Ufer unter seine Freunde, sein Weib und seine anderen Verwandten, die nicht das mindeste Zeichen der Erkennung gaben, obgleich sie sehr gut wußten, wer vor ihnen saß; auch er blickte auf alle – sein Weib, seine Eltern und Kinder, als ob es Fremde seien. Nachdem dies wechselseitige Anschauen eine volle halbe Stunde gewährt hatte, begann ein allmähliches, aber äußerst kaltes und höchst förmliches Erkennen und Bekanntwerden, ohne die geringste Bewegung, und der frühere Umgang wurde so fortgesetzt, als ob er gar nicht wäre unterbrochen gewesen.

Es ist dies ein Beispiel von dem Stoizismus, der allen nordamerikanischen Indianern eigen ist und einen der auffallendsten Züge in ihrem Charakter bildet, von ihnen, gleich manchen anderen Sonderbarkeiten, hoch geschätzt, gepflegt und ausgeübt wird, ohne daß wir die Gründe dafür einzusehen vermöchten und auch vielleicht nie einsehen werden.

Dieser Mann erregt wunderbares Aufsehen unter seinem Stamme, der sich Tag und Nacht staunend und lautlos in Masse um ihn versammelt, wenn er erzählt, was er in der seinen Welt gesehen und was ihnen natürlich alles unverständlich und unbegreiflich ist, weshalb sie bereits anfangen, ihn als Lügner und Aufschneider zu betrachten. Welche Folgen seine Reisen und seine Bekanntschaft mit der zivilisierten Welt für ihn haben werden, muß die Zeit lehren. Jetzt wird er von den angesehenen Männern des Stammes verachtet und er ist wegen der Vorteile, die man aus seiner fashionablen Reise für ihn hätte erwarten sollen, eher zu bemitleiden, als zu beneiden.

Die Frauen dieses Stammes sind anmutig und zuweilen hübsch; ihr Anzug, sowie der der Kinder, wird gewöhnlich aus den Fellen der Bergziege gemacht und mit den Stacheln des Stachelschweins und Reihen von Elenzähnen besetzt.

Die Knistineaux oder Crihs, wie sie gewöhnlich in diesem Lande genannt werden, sind ein sehr zahlreicher Stamm, der sich von dem Fort nordwärts bis zu den Ufern des Winnepeg-Sees und in nordwestlicher Richtung selbst bis über die Rocky Mountains hinaus erstreckt.

Ich sagte oben, daß sie 3000 Seelen zählten; damit ist jedoch nur der kleine Teil des großen Stammes gemeint, der das Fort der amerikanischen Pelz-Compagnie an der Mündung des Yellow-Stone-Flusses des Handels wegen zu besuchen pflegt, und kaum selbst die große Ausdehnung des Gebietes kennt, über das dieser zahlreiche und zerstreute Stamm verbreitet ist. Ihre Gebräuche sind noch als die ursprünglichen anzusehen, da die Gewohnheiten der zivilisierten Welt bis jetzt noch nicht bei ihnen Eingang gefunden haben. Sie kleiden sich, gleich den anderen Stämmen dieser Gegenden, in Felle, auch ist ihre Jagd und Kriegführung eine ganz ähnliche. Sie sind ein kühner, unternehmender Stamm, der weit über die Prärien herumschweift und den Feind in seinem eigenen Lande bekämpft. Mit dem zahlreichen Stamme der Schwarzfüße führen sie einen unversöhnlichen Krieg, und obgleich sie geringer an Zahl und kleiner von Figur sind, so haben sie sich doch ebenso kräftig und nicht weniger glücklich in den Kämpfen bewiesen.


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