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Die Kletterhopfe ( Irrisoridae), auf Afrika beschränkte Waldvögel, wurden früher als Hopfe angesehen, neuerdings aber von diesen getrennt und in einer besonderen Familie vereinigt, obgleich diese, so viel bekannt, nicht mehr als zwölf Arten zählt. Sie sind gestreckt gebaut, langschnäbelig, kurzfüßig, kurzflügelig und langschwänzig. Der Schnabel ist seicht gebogen, auf der Firste gekielt, seitlich zusammengedrückt; die starken Läufe sind kürzer als die Mittelzehe, diese wie die übrigen mit langen, stark gekrümmten Nägeln bewehrt; in den zugerundeten Flügeln sind die vierte und fünfte Schwinge die längsten; der Schwanz ist breit und stark abgestuft.
Unter den Arten, welche ich kennen gelernt habe, ist der Baumhopf, wie ich ihn nennen will ( Irrisor erythrorhynchus, capensis, senegalensis, melanorhynchus und Blythii, Upupa erythrorhyncha und viridis, Nectarinia erythrorhyncha und melanorhyncha, Falcinellus erythrorhynchus und senegalensis, Promerops erythrorhynchus, melanorhynchus und senegalensis, Epimachus erythrorhynchus und melanorhynchus, Rhynopomastes cyanoleucus), unzweifelhaft der anziehendste. Die Hauptfärbung ist ein schönes, metallisch glänzendes Blau, welches bald dunkelgrün, bald purpurn schillert; auf den Innenfahnen der drei ersten Schwingen steht ein weißer Fleck, auf den sechs folgenden befinden sich deren zwei, einer auf der Außen-, der andere tiefer auf der Innenfahne; ähnlich sind die drei ersten Schwanzfedern gezeichnet: auch sie zeigen nahe den Spitzen weiße Kreuzflecken. Das Auge ist braun, der Schnabel und Fuß sind korallroth. Das Weibchen ist kleiner und sein Gefieder weniger glänzend. Die Jungen sind dunkelgrün, fast schwarz und beinahe glanzlos; ihr Schnabel ist röthlichschwarz. Die Länge beträgt fünfundvierzig bis siebenundvierzig, die Breite achtundvierzig, die Fittiglänge sechzehn, die Schwanzlänge vierundzwanzig Centimeter.
Nach meinen Erfahrungen findet sich der Baumhopf in Nordostafrika nicht nördlich des sechzehnten Grades der Breite, von hier an nach Süden hin aber überall in den hochstämmigen Wäldern. Außerdem hat man ihn längs der ganzen Ostküste bis zum Kap und so weit man von Osten in Mittelafrika westlich ging sowie endlich in Westafrika selbst gefunden. Er ist ein Waldbewohner und kommt höchstens auf die Blößen heraus, ohne jedoch die Bäume zu verlassen. Auf baumfreien Ebenen sieht man ihn nie; denn auf dem Boden macht er sich nur selten zu schaffen. Schreiend und lärmend huscht und fliegt und klettert eine Gesellschaft dieses schönen Vogels, welche selten aus weniger als vier, selten aus mehr als zehn Stück besteht, durch den Wald. Speke spricht von Flügen, welche aus fünfzehn bis zwanzig Stück bestanden haben sollen; ich bezweifle jedoch, daß diese Angabe richtig ist. Der Flug hält stets aufs innigste zusammen. Was der eine beginnt, thun die anderen nach. Beim Wegfliegen schreit die ganze Gesellschaft wirr durch einander, so daß man die einzelnen Laute nicht mehr unterscheiden kann. Levaillant versucht, die Kehltöne, welche mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit hervorgestoßen werden, durch »Gra ga ga ga ga« wiederzugeben, und ich will ihm nicht widersprechen, so wenig auch seine Buchstabenzeichen das wirkliche Geschrei ausdrücken können. So lange die Gesellschaft ungestört ist, fliegt sie von einem Baume oder von einem Busche zum anderen. Einer hängt sich unten an der rauhen Borke eines Stammes fest und klettert an demselben nach aufwärts, einer nach dem anderen folgt, und so hängt bald der ganze Flug an demselben Stamme. An schief stehenden Stämmen klettert der Baumhopf, wenn auch nicht mit der Gewandtheit eines Spechtes, so doch mit der Mühelosigkeit vieler Steigvögel empor, an senkrechten hält er sich wenigstens zeitweilig an der Borke fest und untersucht nun, den feinen, zierlichen Schnabel in jede Ritze steckend, die tief gelegenen Schlupfwinkel der Kerbthiere. Der Schwanz wird nicht als Kletterwerkzeug gebraucht, aber doch infolge des Abstreifens bald sehr abgenutzt; daher sehen auch die Fahnen der Federn selten glatt aus. Dem Wiedehopf ähnelt unser Vogel darin, daß er sehr häufig stinkende Käfer aufnimmt, dem Spechte deshalb, weil er die Ameisenarten besonders berücksichtigt. Gurney fand, daß er namentlich Wanzen frißt; Monteiro gibt Raupen und kleine Käfer als Nahrung an; ich habe beobachtet daß er sich zeitweilig fast ausschließlich von Ameisen, und namentlich von den fliegenden, ernährt. Von seinem Futter nimmt er einen höchst unangenehmen Geruch an; dieser ist aber, je nach der zeitweiligen Nahrung, ein verschiedener. Gewöhnlich stinkt er nach Ameisen, gar nicht selten aber auch, wie der Wiedehopf, nach Dünger und zuweilen ganz abscheulich nach Moschus. Die Bewegungen sind verhältnismäßig geschickt. Trotz der kurzen Beine läuft der Vogel gar nicht so schlecht, wie man wohl vermuthen sollte, und im Klettern leistet er für seine Ausrüstung erkleckliches. Der Flug besteht aus einigen raschen Flügelschlägen und darauffolgendem Gleiten; nicht selten werden auch Bogenschwingungen ausgeführt.
Wenig andere Vögel habe ich kennen gelernt, welche so treuinnig zusammenhalten wie die Baumhopfe. Der Jäger, welcher es geschickt anfängt, kann eine ganze Gesellschaft nach einander niederschießen. Sobald einmal der erste gefallen, fliegen alle Mitglieder des Trupps herbei, setzen oder hängen sich auf Neste oder Stämme der nahe stehenden Bäume über dem verendeten auf. schreien kläglich, schlagen mit den Flügeln und schauen entsetzt auf ihn hinab. Ein zweiter Schuß und dessen Wirkung macht sie nicht etwa ängstlich oder scheu, sondern nur noch beharrlicher in ihrer Todtenklage. Höchstens theilt sich dann der Trupp, und während die einen bei der ersten Leiche verharren, umschwärmen die übrigen die zweite. So mögen sich ihre Reihen lichten, wie sie wollen, auch der letzte noch hält bei den getödteten Gefährten aus.
Hinsichtlich des Brutgeschäftes berichtet Levaillant, daß das Weibchen in einem Baumloche auf dem Mulm sechs bis acht bläulichgrüne Eier legt, sie abwechselnd mit dem Männchen bebrütet und zu demselben Loche noch längere Zeit mit den ausgeflogenen Jungen zurückkehrt. Folgt man abends ihrem lauten Geschreie, so belauscht man leicht die neugierigen und wenig scheuen Vögel und kann dann erfahren, wie die ganze Familie sich in ihre Nachtherberge zurückzieht. Levaillant verstopfte das Baumloch und holte die so gefangene Gesellschaft am anderen Morgen hervor. Sobald etwas Licht hineinfiel, kam einer nach dem anderen zur Oeffnung und wurde rasch am Schnabel erfaßt. Auf diese Weise erlangte unser Forscher zweiundsechzig Männchen, fünfundvierzig Weibchen und elf Junge von verschiedenem Alter.
Außerdem berichtet Levaillant noch, daß die Baumhopfe sich zuweilen um den Menschen, um einen Hund oder ein anderes Thier versammeln und ihm unter lautem Geschreie von Baum zu Baum folgen. Steht man einen Augenblick still, so setzen sich alle auf den nächsten Baum, beugen sich auf den Beinen zurück und schaukeln den Leib von einer Seite zur anderen.