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1. Januar 1900.
Ich hatte mir fest vorgenommen, wieder am Silvesterabend einzuschreiben, aber gestern abend war D . . . da und aß seinen Silvesterkarpfen bei mir. Es war mir lieb, daß er gekommen war, man hängt in solchen Stunden doch allzusehr seinen Gedanken nach, der Graf war wieder bei Bekannten zum Silvestersouper, und Julius kommt bei solchen Gelegenheiten ja überhaupt nie, – – – da gehört er seiner Familie, sagt er, D. ist ebenso einsam wie ich. Wir erzählten einander allerlei und tauschten Ansichten über dies und jenes. Er hat was sehr Nettes, Frisches, und wir harmonieren in vielen Teilen miteinander. Wie unsere Unterhaltung um Mitternacht eine Weile verstummte, sah er mich plötzlich lange an und sagte kopfschüttelnd: »Was hättest du für eine prachtvolle Ehefrau abgeben können, Thymian. Wenn ich den Schurken in den Fingern hätte, der dich unter die Füße gebracht hat – – – die Knochen knacken tät ich dem Hund.«
»Es hat doch wohl in mir gesteckt,« sagte ich trübe.
251 »Ach, red' mir nichts vor,« sagte er fast böse, »ein Weib wie du kann nur durch Unglück so in die Tinte geraten.«
Der Graf könnte von meiner Freundschaft zu D . . . wissen. Wir sind, seitdem wir uns wiedersehen, wirklich nur Freunde, gute Kameraden.
Wir hörten die Silvesterglocken das neue Jahrhundert einläuten.
»Auf ein glückliches, neues Jahr,« sagte D . . ., als wir anstießen.
»Auf daß sich mein Wunsch erfülle,« sagte ich.
»Und der wäre?«
»Ruhen,« sagte ich schwermütig, »sterben.«
»Kind, Kind! Das Leben ist kurz und der Schlaf unterm Rasen lang. Dir fehlt das Salz des Lebens, Thymian . . . Arbeit . . . Geist und Körper anspannende Arbeit!«
Ich antwortete nicht. Was soll man da sagen? Das raten sie mir alle, die es gut mit mir meinen. Schafft mir Arbeit, die mir Geist und Körperkräfte anspannt, ich bin bereit – – Aber das sind alles Reden. Helfen kann mir niemand. Die Karre ist verfahren. Mein Leben ist in Grund und Boden verpfuscht. Ich wollte, ich wohnte erst draußen – – – auf meinem Schöneberger Gutshof.
* * *