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Vorwort

Als ich im Jahre 1925 im Sudan das Gebiet des Dinder, eines Nebenflusses des Blauen Nil an der abessinischen Grenze, verließ, erfüllte mich der brennende Wunsch, die naturnahen afrikanischen Menschen, die Tierwelt und die großartige Landschaft, welche mit Eindrücken von unvergeßlicher Gewalt in meiner Erinnerung hafteten, sobald als nur irgend möglich wieder aufzusuchen. Zwei Jahre später unternahm ich deshalb eine Expedition in das Gebiet zwischen Nil und Kongo. Doch meine Sehnsucht nach dem dunklen Erdteil steigerte sich nur mehr und mehr. So entschloß ich mich denn in den Jahren 1930 und 1931, gemeinsam mit meiner Frau und Professor Dr. Bernhard Struck vom Völkerkundemuseum in Dresden, eine Expedition nach Portugiesisch-Guinea auszurüsten, die der Erforschung der primitiven Volksstämme gewidmet sein sollte. Die reichen ethnographischen Ergebnisse dieser Forschungsreise habe ich in einem großen zweibändigen Werk »Äthiopen des Westens« zusammengefaßt. In dem vorliegenden Buch habe ich den Versuch unternommen, einen wesentlichen Abschnitt aus der Expedition herauszugreifen und einem weiteren Leserkreis die Eingeborenen zumal der Bissagosinseln und ihr Leben ungeschminkt zu schildern. Wenn bei meinen Schilderungen die europäischen Zivilisationsbestrebungen in Afrika nicht im besten Licht erscheinen, so bedaure ich dies, bin aber überzeugt, daß jeder, der mit offenen Augen und ohne Vorurteile stammestreue Volksstämme in Afrika kennengelernt hat, meine Ausführungen bestätigen wird.

Oft werde ich gefragt, wie es mir denn möglich sei, mich mit Eingeborenen, deren Sprache ich nicht beherrsche, zu verständigen. Hierfür lassen sich keine bestimmten Regeln aufstellen, denn dies hängt völlig von den jeweiligen Umständen ab. Im Obernilgebiet zum Beispiel begleiteten mich arabisch sprechende Angehörige derjenigen Stämme, die ich zu besuchen vorhatte. In Portugiesisch-Guinea wiederum hatte ich das Glück, einen achtzehnjährigen Burschen ausfindig zu machen, der mit fünf Eingeborenensprachen vertraut war und auch das Französische in Wort und Schrift beherrschte. Da er außerdem über eine ungewöhnliche Intelligenz verfügte und großen Eifer an den Tag legte, war mit seiner Vermittlung eine Verständigung fast überall sehr gut möglich.

An Ausrüstungsgegenständen verwendete ich fast ausschließlich deutsche und österreichische Fabrikate. Klepperzelte und Faltboote bewährten sich in gleich hervorragender Weise wie die Mentorphotoapparate, die Zeißobjektive und das Agfamaterial.

Die Flugaufnahmen aus Portugiesisch-Guinea verdanke ich dem Umstand, daß sich mir Fräulein Elly Beinhorn auf ihrem Afrikaflug, wie ich zuvor in Berlin mit ihr verabredet hatte, mit ihrem kleinen Sportflugzeug für vier photographische Forschungsflüge in liebenswürdiger Weise zur Verfügung stellte.

Neben vielen Einzelpersonen gebührt mein besonderer Dank den beiden zuverlässigen und unermüdlichen Teilnehmern an meiner letzten Expedition: meiner Frau und Professor Bernhard Struck, ferner den Offizieren und Beamten des Angloägyptischen Sudans, den portugiesischen und den französischen Verwaltungsbeamten der Guiné, dem deutschen Konsul in Bolama sowie den deutschen Kaufleuten in Bissau und auf der Insel Bubaque, die alle meine Bestrebungen in überaus entgegenkommender Weise unterstützten.

Wien, im Herbst 1932
Dr. Hugo Adolf Bernatzik


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