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Vor alters lebte ein großer König, bei dem sich ein Mann aufhielt, welches immer sagte: »Jeder, welcher etwas tut, tut es ganz allein auf seine Rechnung!« Diese Rede kam nicht von seiner Zunge; der König liebte ihn, und allmählich erlangte er bei dem Könige eine solche Gunst, daß man ihn beneidete; wie es heißt: der Neidische wird nie des andern Herr! Eines Tages nun kam einer von seinen Neidern zum Könige und sprach: »O König, du liebst den und den Mann, aber er ist ein undankbarer Mensch; er pflegt immer hinter deinem Rücken zu sagen: ›Der König leidet an bösartigem Aussatze, hütet euch daher, ihm nahe zu kommen!‹
O König,« fuhr er fort, »wenn du mir nicht Glauben schenken willst, so lade ihn morgen zu dir ein; wenn er dir dann nahe gekommen sein wird, so sieh selbst, was er für eine große Abneigung vor dir hat.« Als es Morgen geworden war, kochte jener Neidische ein Knoblauchgericht, ging zu jenem Manne, holte ihn in sein Haus und sprach: »Heute will ich dich einmal bewirten!« Sie setzten sich beide und aßen das Knoblauchgericht. Dann standen sie auf, und während sie zur Ratsversammlung gingen, sprach jener: »Wenn der König dich rufen und zu dir sagen sollte: ›Komm, ich will dir etwas ins Ohr flüstern‹ – du hast Knoblauch gegessen –, so hüte dich und halte dir hübsch deinen Mund zu!« Als sie nun bei dem Könige ankamen, rief der König seinen Günstling zu sich und sprach: »Komm, ich will dir etwas ins Ohr sagen!« Wie nun der Günstling dem Könige nahe gekommen war, hielt er seinen Rockärmel ganz an seinen Mund heran, damit der üble Knoblauchgeruch den König nicht treffen sollte. Der König sprach: »Siehst du, jener Mann hat wahr gesprochen!« Sogleich schrieb er einen Brief, gab ihn dem Günstlinge in die Hand und sagte: »Überbringe diesen Brief dem und dem Fürsten; alles, so er dir geben wird, nimm!« Der Arme nahm das Schreiben und ging hinaus. Er traf hier auf den Neidischen. Der sprach: »Wohin gehst du?« Erwiderte er: »Bei Gott, der König hat mir einen Brief gegeben und gesagt: Bringe ihn zu dem und dem Fürsten, er wird dir etwas geben, das nimm!« Der Neidische sprach: »Gib her, ich will gehen, alles, was er mir geben wird, wollen wir unter uns teilen!« Der Günstling schämte sich, ihm diese Bitte abzuschlagen, weil jener ihn bewirtet hatte, und gab ihm den Brief, Der Neidische nahm ihn und trug ihn zu jenem Fürsten hin. Als dieser den Brief genommen und gelesen hatte, befahl er alsogleich seinen Dienern: »Nehmt diesen Menschen und zieht ihm die Haut lebendig ab, stopft sie mit Heu aus und stellt sie so dahin, wo der König vorüberreiten wird!« Dieser Befehl wurde auch sogleich ausgeführt. Der König stieg zu Pferde, kam dahin und sah, daß der, dessen Haut man mit Heu vollgestopft und so hingestellt hatte, nicht der von ihm Gemeinte war. Und er wunderte sich sehr darüber, blickte hinter sich und sah, daß sein Günstling hinter ihm herkam. Alsbald rief er ihn zu sieh hin und fragte ihn: »Heda Freund, als du heute morgen bei mir warst, warum hieltest du denn da deinen Rockärmel so nahe an deinen Mund?« Der erwiderte: »O König, der und der Mann hatte mich in seine Wohnung geholt und mir ein Knoblauchgericht vorgesetzt. Wir aßen es und kamen dann, dem Könige aufzuwarten. Da mich nun der König rief, so sollte ihm der üble Geruch jenes Knoblauchgerichts nicht in die Nase kommen; und aus diesem Grunde habe ich mir mit meinem Ärmel den Mund zugehalten!« Der König fragte ihn weiter: »Was hast du mit dem Briefe angefangen, welchen ich dir gab?« Und er erwiderte: »Ich nahm den Brief und ging hinaus. Jener selbe Mann kam mir entgegen und fragte mich: ›Was ist das für ein Schreiben?‹ Worauf ich versetzte: ›Der König hat es mir gegeben.‹ Da erbat er es sich von mir mit den Worten: ›Ich will gehen und alles, so er geben wird, in Empfang nehmen; und dann wollen wir es untereinander teilen!‹ Da ich mich nun schämte, ihm diese Bitte abzuschlagen, weil er mich in sein Haus genommen und ehrenvoll bewirtet hatte, so gab ich ihm den Brief. Weiter habe ich ihn nicht gesehen!« Als der König diese Rede von seinem Hausfreunde vernommen hatte, erkannte er, was vorgefallen war, und sah ein, daß jeder, der etwas Gutes oder Böses tut, es ganz allein auf seine Rechnung tut.