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Vor Zeiten gab es in Bassorah einen Juwelenverkäufer, welcher Hasan hieß; der ging eines Tages mit Waren zu dem Kaiser von Griechenland. Die Kaiserin kaufte ihm etwas von seiner Ware ab. Ein anderes Mal besuchte er den Wesir des Kaisers. Dieser sprach: »O Hasan, heute gehen wir an einen Ort; kommst du nicht mit?« Hasan erwiderte: »Ja!« Dann machten sie sich auf, stiegen beide im Gefolge des Kaisers zu Pferde und ritten auf ein weites Blachfeld hin, auf dem inmitten anderer Zelte ein weißes Zelt aufgeschlagen war. Als sie sich diesem Zelte näherten, machte der Kaiser, der Wesir und alle Fürsten halt. Hasan aus Bassorah sah, daß eine Menge Gelehrte und Koranleser, die Korane und Lesepulte auf ihren Köpfen trugen, in jene Zelte eintraten und mit schöner Stimme den Koran hersagten. Sie kamen dann wieder heraus, gingen um jenes Zelt in feierlichem Aufzuge dreimal herum, blieben an dessen Türe stehen und sprachen: »O Prinz, was sollen wir tun? Wenn wir doch durch Koranhersagen oder durch irgendein frommes Gebet dem Himmelsvögelein deiner Seele Hilfe bringen könnten! Wir würden Tag und Nacht nicht davon ablassen; aber es gibt ja kein Mittel, als sich mit Geduld in den Beschluß und Befehl des allmächtigsten Königs zu ergeben!« Mit diesen Worten gingen sie auf einen weiten Platz. Nach ihnen kamen weißbärtige Scheichs und Einsiedler mit Andachtsübungen und Lobgesängen, gingen in feierlichem Aufzuge dreimal um jenes Zelt herum, stellten sich an dessen Türe und sprachen: »O Prinz, was sollen wir tun? Wenn wir doch durch Andachtsübungen und Anrufungen Allahs dem Himmelsvögelein deiner Seele Hilfe bringen könnten! Wir alle würden gehen und mit Andachtsübungen und Anrufungen Allahs unsere weißen Bärte dir zu Füßen legen. Aber was sollen wir tun? Es ist ja der Befehl des allmächtigsten Königs, und seinen Befehl rückgängig zu machen, ist nicht möglich!« Mit diesen Worten machten sie sich auf, und während sie fortgingen, kamen schöne Knaben und Mädchen, welche alle in ihren Händen goldene, im Innern mit kostbaren Edelsteinen angefüllte Schalen trugen. Auch sie gingen dreimal in feierlichem Aufzuge um das Zelt herum, und indem sie an dessen Türe stille hielten, sprachen sie: »O Prinz, was sollen wir tun? Wenn wir doch durch Aufopferung unserer Seele oder unserer Schönheit, oder durch Tränenvergießen oder Seufzen dem Himmelsvögelein deiner Seele Hilfe bringen könnten, so würden wir das tun; aber was sollen wir tun? Es gibt ja dafür gar kein Mittel!« Mit diesen Worten wandten sie sich mit Seufzen um und gingen fort. Nach ihnen kam eine große, mit Säbeln und Panzern gewappnete und berittene Schar Heeresleute; auch sie zogen dreimal um das Zelt herum, machten an dessen Türe halt und sprachen: »O Prinz, was sollen wir tun ? Wenn wir doch durch Kampf dem Himmelsvögelein deiner Seele Hilfe bringen könnten, so würden wir unsere Seelen und unsere Köpfe für dich lassen; aber was sollen wir tun? Es gibt ja dafür gar kein Mittel!« Mit diesen Worten kehrten sie zurück. Nach ihnen zog um das Zelt in feierlichem Aufzuge der Kaiser von Griechenland mit Wesiren und Fürsten dreimal herum; sie kamen und blieben an dessen Türe stehen, seufzten und zeigten große Rührung. Als Hasan aus Bassorah solches alles sah, fragte er den Wesir: »Was hat das zu bedeuten?« Darauf erwiderte ihm der Wesir: »Unser Kaiser hatte einen Sohn, welcher äußerst hübsch und liebenswürdig war. Im Schönschreiben, im Pferderennen, im Waffen- und Kriegsspiel war er sehr tüchtig, vollkommen gebildet und kenntnisreich. Der Kaiser liebte ihn sehr, aber nach Allahs Befehl und Beschluß verschied er und ging in die jenseitige Welt hinüber. In diesem Zelte liegt er begraben: einmal im Jahre kommt der Kaiser hierher, besucht ihn auf diese Weise und geht dann wieder fort!«
Nachdem Hasan aus Bassorah von dem Wesire solches vernommen und diese Aufzüge mit angesehen hatte, wendete er seinen Blick von Hab und Gut dieser Welt ab und verzichtete darauf, wurde ein Derwisch und zog die Kutte an, bis er endlich selig verstarb.