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Herzog Friederich von Oesterreich fällt in der Schlacht.
Nach diesen Lieden kam ein Tag, den ich immer hassen muß, denn eine geschwinde Sommerzeit erschien, in der der hochgeborne Fürst Friederich von Oesterreich jämmerlich erschlagen ward, er war mein rechter Herr, und ich sein rechter Dienstmann, darum kann ich ihn nie genug klagen.
Es geschah recht an Sankt Veit's Tage; der Fürst lag mit einem schönen Heere, sein Land zu beschützen, gegen den König von Ungerland, am Morgen früh zog der König mit seinen Scharen zu einem Streit, das ihn nachher wohl gereute; er kam zu uns an die Leitta, da scharte sich auch der Fürst aus Oesterreich. Ich würde Euch gern sagen, wie da Schar die Schar bestand, und wie man über die Leitta kam, und wer da ward erschlagen, ich verschweige es nur darum, weil es schon vor mir gedichtet ist, deßhalb will ich seinen Tod nur kurz erzählen.
Der Ruzzen Schar hub den Streit an, gegen die kam Herr Heinrich von Lichtenstein mit einer Schar, er führte den Fahnen in seiner Hand, zwischen beide Scharen rannte der werthe Fürst Friederich, er ermahnte ritterlich die Seinen: streitet heute wohl, sprach er, so will ich Euch alle reich machen. Da übersah der Fürst leider, daß der Ruzzen Schar dort sprengte: indeß er die Seinen ermahnte, kamen die hinten auf den Fürsten gerannt, wovon er jämmerlich todt lag. Als der Streit zusammen gekommen war, wußte Niemand, daß der Fürst auf derselben Stelle todt da lag, den fand nachher liegen Herr Heinrich, sein Schreiber. Den Sieg gewann doch der biedere Heinrich von Lichtenstein, die Ruzzen mußten weichen. Da fand der Schreiber Heinrich den Fürsten todt, der reiche Fürst hatte nichts als ein Spaldenier und einen Schuh und sein Leinen, er hatte nur eine Wunde in seiner Wange: das war wohl Unglück, daß davon ein so vollkommener Mann den Tod gewinnen mußte. Der Schreiber legte ihn quer über ein Pferd und warf einen Mantel über ihn, so führte er ihn in die Stadt: heimlich trug man ihn zur Kirche, wo er wie ein armer Mann lag, indessen aus dem Felde noch zu seinem Dienst gestritten wurde. Viele Ungarn wurden nieder geritten und mußten fliehen, auf dem Nachjagen ward da das Leid bekannt, daß der Fürst erschlagen sei, darüber wurden alle so traurig, daß sie nicht mehr stritten und mancher Unger darüber mit der Flucht entrinnen konnte. Manches Ritters Auge wurde naß, als sie den todten Fürsten sahen, mancher raufte sein Haar aus, und mit Recht ward er von allen sehr beklagt. Zum heiligen Kreutz ward er bestattet nach Fürstensitte.
Nach ihm erhub sich große Noth in Steier und Oesterreich, mancher ward arm, der vor reich war, es geschah viel Unbildes, man beraubte die Land Tag und Nacht, wovon viele Dörfer wüste lagen. Die Reichen nahmen den Armen ihr Gut, womit sie ihre Würdigkeit verloren, ja, wenn sich der reiche Mann so großer Untugend annimmt, daß er ein Räuber wird, so verliert er Gottes Huld und der Frauen Gunst: wenn die Edele das thut, was schon an Unedlen Laster ist, so wäre besser, er wäre nie geboren, wenn sich ein Hochgeborner vor Hauptschaden nicht bewahrt, soll man den tugendhaften unedlen Mann weit vor ihm schätzen. Der edle Reiche soll den Armen geben, wer aber zwanzigen nimmt und einem gibt, das ist große Sünde, auch sind die Räuber immer unfroh, ein edler Junger soll aber froh sein und um ein gutes Weib hoch Gemüthe tragen. Mich hat eine reine Fraue immer vor Trauern behütet, ihr zum Dienst sang ich die Lied:
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Wehe über die gar Unguten, Wo ein Weib nicht froh gemachen Ich bin froh von einer Rosen, Schauet, wie die Bien' ihre Süße Sie hat hohes Muthes Krone |
Nach diesen Lieden dacht' ich: wer recht von Herzen unfroh ist, um was anders, als um Gott, daß solcher Unrecht thut, denn nur der trauert recht, der um seine Sünde trauert: ich bin froh, mich läßt die Süße nicht trauern; und so sang ich ihr zum Dienst diese Lied:
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Diese Lied die heißen Frauen-Tanz, Trauern ist wahrlich Niemand gut, Freude gibt mir dein wohl redender Mund, Lichte Augen, dabei Brauen braun Daß du also manche Tugende hast, |