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Ulrich wird Ritter. Sein erster Gesang.
Indessen lag mein Vater todt. Da mußte ich heim, wie so mancher, dem seine Vordern Gut lassen. Mein Herr gab mir Urlaub, und ich ritt gen Lichtenstein, in das Steierland. Hier fand ich viel Turnirens von Knechten, die dadurch die Ritterschaft lernten. Ich unterwand mich dessen auch um meine liebe Frau und dachte: wenn ich ihr will zu Diensten sein, so muß es durch Ritterschaft geschehen, unter Helm muß ich Preis erjagen. So fuhr ich turniren in Knechtes Weis', um es zu erlernen, drei Jahr.
Darauf ward ich Ritter, zu Wien, bei einer Hochgezeit, die ich seitdem nimmer so schön gesehen habe: da war großes Ungemach vom Gedränge. Der Fürst Leupold aus Oesterreich gab seine minnigliche Tochter einem Fürsten von Sachsen zum Gemahl. Der edle Fürst gab dritthalb hundert Knappen Schwert; den Grafen, Freien, Dienstmann, wohl tausend Rittern, gab der edle Fürst Gold, Silber, Roß und Kleid. Fünf tausend Ritter aßen da des werthen Fürsten Brot, da war viel Buhurt und Tanzes, und manches Ritterspiel; da waren die reiche Herzogin und ihre minnigliche Tochter und manche gute Fraue. Meiner Freuden Schein war auch dort, meine reine, süße Fraue, doch sprach ich bei dieser Festlichkeit kein Wort mit der tugendreichen, worüber ich lange traurig war; ich ließ es, um der Merker böses Spähen zu vermeiden. Als sie mich unter Schilde sah, sprach die Gute gegen einen meiner Freunde: ich bin wahrlich froh, daß Herr Ulrich hie ist Ritter geworden, ich weiß noch, wie ich den von Lichtenstein von mir gab, damals war er noch viel klein. Als mir mein Freund sagte, daß ihr meine Ritterschaft lieb sei, freute ich mich von Herzen und dachte: wie, wenn sie mich mit ihrem Willen zu ihrem Ritter haben will? Dieser dumme Wahn war mir süß und machte mich hochgemuth.
Die Hochzeit nahm ein Ende, und mancher schied froh von dannen. Man fing dort und hie Turnire an um die Frauen, ich versäumte deren keines, ich wollte um meiner Frauen willen bei allen sein. Zwölfmal turnirte ich in diesem Sommer, mancher Ritter ward von mir Tyostirens gewährt, und daß es mir nicht mißlang, mußte ich meiner Frauen danken.
Als der kalte Winter kam, mußte ich Minnesiecher von dem Tyostiren abstehen, darum war ich traurig, und meine Frau war so behütet, daß ich ihr nie kund thun konnte, daß sie mir lieber sei, als mein eigner Leib, ich konnte sie nie sehen, auch konnte ich keinen Boten haben, der ihr recht sagte, wie so herzlich sie mir sei. Darum wußte sie auch nicht, daß ich ihr dienen wollte.
Da ritt ich auf eine Burg, wo der Wirth mich freundlich empfing, sein Weib, meine Niftel, kam zu mir und sprach: lieber Neffe, du sollst willkommen sein. Sie ließ mich niedersitzen, wo uns Niemand sah, worauf die Gute zu mir sprach: daß ich dich sehe, daran geschieht mir Liebe; nun sage an, wie gehabst du dich und bist du froh? Sie lächelte und sprach: ich muß dein lachen, und sollte es wohl verschweigen, aber ich war vor einigen Tagen bei meiner Frauen, und wir beide gedachten deiner; sie sprach: mir ist von ihm gesagt, daß er von Frauen wohl spräche, und daß er einer Frau sonderlich zu Dienste bereit sei, das ist ritterlich gethan; da sprach ich: das hab' ich auch vernommen, eine Frau sei ihm lieber als alle Weib, wer sie aber sei, weiß ich nicht; da bat sie mich, daß ich dich bäte, du solltest mir die Fraue nennen, und daß ich es ihr dann anzeigen möchte; darum, lieber Neffe, nenne mir nun den Namen deiner Frauen. –
»Dir bleibt meine Frau immer unbekannt, wenn du mir nicht einen Eid schwörst, daß sie von dir verschwiegen bleibt, und wenn du mir nicht dabei versprichst, daß du ihr meinen Dienst kund thun willst.« – – »Nein, ich will nicht dein Bote zu ihr sein, aber ich schwöre dir bei Gott, daß ich von ihr schweigen will, und dienen will ich dir, wo ich irgend kann.« – »Nun will ich dir meine Fraue nennen; du bist kürzlich bei ihr gewesen, dieselbe ist es, die dich fragen hieß, sie ist es selber.« – »Freund, die Rede kann ich nicht glauben, das wäre dir gar zu viel, sie ist dir zu hoch geboren, erfährt sie es, wird sie zornig, und dein Dienst verfängt da nimmer, drum ist mein guter Rath, nimm deinen Muth aus ihrem Dienste.« – »Mag es mir frommen oder schaden, so ist meine sehnende Liebe doch so groß, daß ich ihr immer bis an meinen Tod dienen muß, kommst du mir bei ihr nicht zu statten, so muß mein Leben bald zergehen, willst du mich aber aus dem Tod retten, so sollst du ihr schwören, daß sie mir in meinem Herzen die liebste ist.« – »Neffe, was soll ich sprechen? Gott gebe, daß es dir wohl ergeh, daß es ihr dünket gut, ich will ihr alles sagen, alle deine Noth in kurzen Zeiten.« – »Fraue, ich neige dir auf den Fuß und danke dir immer, daß du meiner Frauen kund thun willst, daß ich ihr eigner Ritter bin und ihr zeitlebens unterthan bleibe; ich habe gute neue Lied von ihr gesungen, bringe ihr die zu Ohren und sage mir dann wieder, ob sie ihr wohlgefallen. Gott segne dich, Niftel.« – »So thu er dich, lieber Freund.« – »Laß mich dir empfohlen sein.« – »Ja, auf meine Treue.« – »Nun will ich fortreiten.« – »Gott müsse dich bewahren.«
So schied ich von meiner Niftel und sandte durch sie diese Lied:
1) Eine Tanz-Weise. |
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Weibes Güte Niemand mag Ein Weib mich so bezwungen hat, Deiner Reine tröst' ich mich Hohen Muth ich von dir han, |