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Einleitung und erste Jugend des Dichters.
Den guten Weiben will ich neigen, wenn sie mir auch oft nach meinem Dienen wenig Lohn erwiesen, denn alle Tugend liegt doch an ihnen, und das Heil der Welt; Gott hat nichts so Gutes, als ein gutes Weib geschaffen. Auch mag Niemand die Güte eines Weibes zu Ende loben; wer sagen kann, wo der Sonnen Schein endet, kennt auch das Ende ihres Lobes. Weib sind rein und gut und schön, sie geben Würdigkeit und machen den Mann werth; wer das verdienen kann, daß sie ihm freundlichen Gruß bieten, dem muß alle Sorge schwinden. Nichts ist so gleich den Engeln, als ihr schöner Leib, auch hat ein reines Weib wohl den Muth eines Engels.
Nach diesem Lobe will ich eine Mähre anheben, wie ich es am besten kann; ich wünsche, daß sie Euch allen zu mir so freundlichen Muth gebe, daß Euch alles gut dünke, dann ist meine Arbeit nicht verloren. Sie soll nur Wahrheit und keine Lüge sprechen. –
Da ich noch ein kleines Kindel war, hörte ich oft die Weisen sagen, daß Niemand Würdigkeit erwerben möchte, der nicht sonder Wank guten Weiben zu Diensten bereit sei, Niemand sei auch so recht froh und wohlgemuth in der Welt, als der eine reine Fraun so lieb hätte, als seinen eig'nen Leib.
Ich war ein Kind, als ich das hörte, und noch so dumm, daß ich auf Gerten ritt, und doch gedachte ich in der Dummheit: da die reinen Weib den Mann so hoch theuer machen, so will ich immer den Frauen dienen mit Leib, Gut, Muth und Leben.
In diesen Gedanken wuchs ich bis in das zwölfte Jahr. Da gedachte ich in meines jungen Herzens Sinn hin und her und fragte nach der Sitte, Schönheit, Muth und Tugend aller Frauen im Lande: wer von guten Weiben Lob sagte, dem schlich ich lächelnd nach, denn von ihrem Lobe ward ich freudenvoll. Von einer hörte ich, deren Lob sich die Besten im Lande angenommen hatten, und an der man die meiste Tugend fand; sie war von hoher Art geboren, die war schön und gut, keusch und rein, sie war in allen Tugenden vollkommen.
Dieser Frauen Knecht war ich beinahe bis in das fünfte Jahr. Da sprach mein Herze zu mir: guter Freund, Geselle, willst du dich einer Frau zu eigen geben, so muß es diese Fraun sein, denn sie ist alles Wandels frei. – »Ich folge dir, Herze, doch ist es uns beiden zu viel, daß wir ihr um den Sold dienen, den man von Frauen holt, denn sie ist uns zu hoch geboren, drum mögen wir beide wohl unsern Dienst verlieren.« – »Schweig, Leib, kein Weib war je so hoch und reich, daß einem edlen Ritter, der ihr mit Muth, Herz und Leib dient, wie er soll, nicht endlich gelingen mochte.« – »Herze, ich schwöre dir bei aller Seligkeit, daß sie mir lieber ist, als mein eig'ner Leib, auf den minniglichen Wahn, den ich gegen sie habe, will ich ihr immer dienen.« –
Da sich so mein Herz und der Leib entschlossen hatten, um die Gute zu werben, ging ich vor sie steh'n und sah sie minniglich an, ich dachte: wohl mir! soll das meine süße Fraue sein? Wie soll ich ihr aber so recht geziemend dienen, besser, als so manche edle Kind in ihren Diensten? Vielleicht dient von denen einer besser, und so haßt mich meine Frau; ich weiß nichts anders, als ihr spät und früh zu dienen: vielleicht dient ihr einer mehr, dem sein Herz doch nicht so zu ihr steht, als das meinige; aber in meiner Liebe zu ihr will ich ihnen allen vorgehn.
Eins geschah mir oft. Wenn ich wo des Sommers schöne Blumen brach, so trug ich sie meiner Frauen hin, wenn sie die in ihre weiße Hand nahm, so dachte ich in meiner Freude: wo du sie angreifest, habe ich ihnen eben so gethan. Wenn ich hinkam, wo man meiner herzlieben Frauen Wasser über ihre weißen Händlein goß, so nahm ich das Wasser, das sie angerührt hatte, heimlich mit mir und trank es aus vor Liebe.
So diente ich ihr kindlich viel, so viel als ein Kind mag, bis mich mein Vater von ihr nahm, an welchem Tage mir herzliches Trauern und der Minne Kraft bekannt wurde. Mein Leib schied nun wohl von dannen, aber mein Herz blieb dort: das wollte nicht mit mir. Ich hatte wenig Ruhe Tag und Nacht, wo ich ging oder ritt, war mein Herz immer bei ihr, und wie fern ich von ihr war, schien ihr lichter Schein des Nachtes in mein Herz.
Man gab mich einem Herren, der hoher Tugenden reich war, der hieß Markgraf Heinrich von Oesterreich. Der diente den Frauen mit rechten Treuen und sprach wohl von ihnen, wie ein Ritter soll; er war milde, kühn und hochgemuth, weise mit den Weisen und dumm mit den Dummen, er litt Ungemach um Ehre, und sein Mund sprach kein böses Wort, allen seinen Freunden war er bieter und getreu, und Gott minnete er von Herzen. Dieser werthe Herr sagte mir, wer würdiglich leben wollte, der müsse sich einer Frau zu eigen geben. Er lehrte mich viel von seiner süßen Tugend, er lehrte mich sprechen über die Weib, auf Rossen reiten und in Briefen süße Worte dichten. Er sagte, dadurch würde ein junger Mann getheuert, wenn er süß über die Weib sprechen könnte; denn nie, sagt er, kann es dir bei guten Weiben gelingen, wenn dein Sinn auf Schmeigeln und Lügen steht.
Hätt' ich alles mit Werken erfüllt, was er mir sagte, so wäre ich werther geworden als ich bin.