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65. Kapitel / Chapter 65

Voller Geschäfte und Vergnügungen / Full of Business and Pleasure

Am Tage nach der Begegnung am Spieltisch ließ sich Joseph mit ungewöhnlicher Sorgfalt und Eleganz ankleiden und machte sich frühzeitig auf den Weg, ohne es für notwendig zu halten, einem Mitglied seiner Familie ein Wort über die Geschehnisse des vergangenen Abends zu sagen, oder jemanden zu bitten, ihn bei seinem Spaziergang zu begleiten. Bald darauf konnte man ihn am Eingang zum »Elefanten« sehen, wo er sich nach etwas erkundigte. Wegen der Festlichkeit war das Haus voll besetzt, die Tische an der Straße waren bereits von Personen umringt, die rauchten und das nationale Dünnbier tranken. Die Gastzimmer waren von dicken Rauchwolken erfüllt, und man wies Mr. Joseph auf seine unbeholfen auf deutsch, aber wie gewöhnlich majestätisch gestellte Frage nach der Person, die er suchte, fast unter das Dach des Hauses. Er mußte durch den ersten Stock, wo ein paar reisende Händler wohnten, die ihre Schmuckgegenstände und Stoffe ausgestellt hatten, vorbei an den Zimmern im zweiten Stock, die der Stab der Spielbank eingenommen hatte, an den Zimmern im dritten Stock, wo die berühmten fahrenden Leute, die Kunstreiter und Gaukler, hausten, und weiter bis zu den kleinen Mansardenkämmerchen, wo Becky inmitten von Studenten, Handwerksburschen, kleinen Handwerkern und Landleuten, die zum Fest hereingekommen waren, ein kleines Nest gefunden hatte – ein so schmutziger kleiner Zufluchtsort, wie er nur je der Schönheit als Versteck gedient hat.

 

The day after the meeting at the play-table, Jos had himself arrayed with unusual care and splendour, and without thinking it necessary to say a word to any member of his family regarding the occurrences of the previous night, or asking for their company in his walk, he sallied forth at an early hour, and was presently seen making inquiries at the door of the Elephant Hotel. In consequence of the fetes the house was full of company, the tables in the street were already surrounded by persons smoking and drinking the national small-beer, the public rooms were in a cloud of smoke, and Mr. Jos having, in his pompous way, and with his clumsy German, made inquiries for the person of whom he was in search, was directed to the very top of the house, above the first-floor rooms where some travelling pedlars had lived, and were exhibiting their jewellery and brocades; above the second-floor apartments occupied by the etat major of the gambling firm; above the third-floor rooms, tenanted by the band of renowned Bohemian vaulters and tumblers; and so on to the little cabins of the roof, where, among students, bagmen, small tradesmen, and country-folks come in for the festival, Becky had found a little nest — as dirty a little refuge as ever beauty lay hid in.

Becky liebte dieses Leben; sie stand mit den Händlern, Spielbankleuten, Gauklern, Studenten, kurz, mit allen, auf gutem Fuß. Von ihren Eltern, die beide aus Neigung und Notwendigkeit ein Zigeunerleben geführt hatten, hatte sie die wilde, rastlose Natur geerbt. Wenn nicht gerade ein Lord zugegen war, so sprach sie auch mit dem größten Vergnügen mit seinem Diener. Der Lärm, das Getümmel, das Trinken und Rauchen, das Geschwätz der jüdischen Händler, das feierliche, prahlerische Benehmen der armen Gaukler, das geheimnisvolle Gerede der Spielbankleute, die Lieder und die Aufschneidereien der Studenten und das allgemeine geräuschvolle Treiben des Ortes sagten der kleinen Frau zu und reizten sie, selbst wenn sie gerade tief im Unglück steckte und nichts besaß, um ihre Rechnung zu begleichen. Wie angenehm war dieser Betrieb ihr jetzt erst, da ihre Börse voll von dem Geld war, das der kleine Georgy am Abend zuvor für sie gewonnen hatte.

 

Becky liked the life. She was at home with everybody in the place, pedlars, punters, tumblers, students and all. She was of a wild, roving nature, inherited from father and mother, who were both Bohemians, by taste and circumstance; if a lord was not by, she would talk to his courier with the greatest pleasure; the din, the stir, the drink, the smoke, the tattle of the Hebrew pedlars, the solemn, braggart ways of the poor tumblers, the sournois talk of the gambling-table officials, the songs and swagger of the students, and the general buzz and hum of the place had pleased and tickled the little woman, even when her luck was down and she had not wherewithal to pay her bill. How pleasant was all the bustle to her now that her purse was full of the money which little Georgy had won for her the night before!

Als Joseph ächzend die letzten Stufen heraufgekeucht kam, blieb er atemlos auf dem Treppenabsatz stehen und wischte sich das Gesicht. Dann blickte er sich nach Nummer 92 um, wo er die gesuchte Person finden sollte, und sah gegenüber die Tür von Zimmer Nummer 90 offen. Ein Student in Reitstiefeln und schmutzigem Schlafrock lag auf dem Bett und rauchte eine lange Pfeife, während ein anderer Student mit langem, blondem Haar und einem bortenbesetzten Rock, ebenfalls außerordentlich elegant und schmutzig, doch tatsächlich vor Nummer 92 auf den Knien lag und durch das Schlüsselloch der Person drin flehentlich etwas zuschrie.

 

As Jos came creaking and puffing up the final stairs, and was speechless when he got to the landing, and began to wipe his face and then to look for No. 92, the room where he was directed to seek for the person he wanted, the door of the opposite chamber, No. 90, was open, and a student, in jack-boots and a dirty schlafrock, was lying on the bed smoking a long pipe; whilst another student in long yellow hair and a braided coat, exceeding smart and dirty too, was actually on his knees at No. 92, bawling through the keyhole supplications to the person within.

»Gehen Sie«, sagte eine wohlbekannte Stimme, bei deren Ton Joseph erbebte. »Ich erwarte jemanden; ich erwarte meinen Großpapa. Er darf Sie hier nicht sehen.«

 

“Go away,” said a well-known voice, which made Jos thrill, “I expect somebody; I expect my grandpapa. He mustn’t see you there.”

»Engelhafte Engländerin!« brüllte der knieende Student mit den fahlen Locken und dem großen Fingerring. »Haben Sie Mitleid mit uns, kommen Sie zum Stelldichein, essen Sie mit mir und Fritz im Parkgasthaus. Wir werden gebratenen Fasan und Porter, Plumpudding und französischen Wein bestellen. Wir werden sterben, wenn Sie nicht kommen.«

 

“Angel Englanderinn!” bellowed the kneeling student with the whity-brown ringlets and the large finger-ring, “do take compassion upon us. Make an appointment. Dine with me and Fritz at the inn in the park. We will have roast pheasants and porter, plum-pudding and French wine. We shall die if you don’t.”

»Ja, das werden wir«, sagte der junge Edelmann auf dem Bett. Joseph hörte diese Unterredung, obgleich er nichts davon verstand, aus dem einfachen Grunde, weil er die Sprache, in der sie geführt wurde, nie gelernt hatte.

 

“That we will,” said the young nobleman on the bed; and this colloquy Jos overheard, though he did not comprehend it, for the reason that he had never studied the language in which it was carried on.

»Njumero kattervang duse, si vous plaît«, sagte Joseph würdevoll, als er wieder sprechen konnte.

 

“Newmero kattervang dooze, si vous plait,” Jos said in his grandest manner, when he was able to speak.

»Gatterfang tus!« rief der Student aufspringend. Dann eilte er in sein Zimmer, verschloß die Tür, und Joseph hörte, wie er mit seinem Kameraden auf dem Bett lachte.

 

“Quater fang tooce!” said the student, starting up, and he bounced into his own room, where he locked the door, and where Jos heard him laughing with his comrade on the bed.

Der bengalische Gentleman stand noch, mißvergnügt von dieser Szene, da, als sich die Tür von Nummer 92 von selbst öffnete und Beckys Köpfchen kokett und mutwillig herauslugte. Sie strahlte Joseph an. »Sie sind es«, sagte sie und trat heraus. »Wie habe ich auf Sie gewartet! Halt! Noch nicht. In einer Minute können Sie hereinkommen.« In der Zwischenzeit steckte sie ein Schminktöpfchen, eine Schnapsflasche und einen Teller mit Fleischresten ins Bett, strich sich glättend übers Haar und ließ endlich den Besucher ein.

 

The gentleman from Bengal was standing, disconcerted by this incident, when the door of the 92 opened of itself and Becky’s little head peeped out full of archness and mischief. She lighted on Jos. “It’s you,” she said, coming out. “How I have been waiting for you! Stop! not yet — in one minute you shall come in.” In that instant she put a rouge-pot, a brandy bottle, and a plate of broken meat into the bed, gave one smooth to her hair, and finally let in her visitor.

Als Morgenrock trug sie einen ausgeblaßten und fleckigen rosa Domino, der verschiedentlich Spuren von Pomade zeigte, aber ihre Arme leuchteten aus den weiten Ärmeln des Gewandes weiß und schön. Sie hatte es um die schmale Taille gegürtet, damit die hübsche Figur der Trägerin zur Geltung gebracht würde. Sie führte Joseph an der Hand in ihre Dachkammer hinein. »Treten Sie ein«, sagte sie. »Kommen Sie, und erzählen Sie mir etwas. Nehmen Sie Platz in dem Stuhl dort.« Damit preßte sie die Hand des Zivilisten und drückte ihn lachend hinein. Sie selbst ließ sich auf dem Bett nieder – ganz gewiß nicht auf Flasche und Teller, auf die sich Joseph sicher gesetzt hätte, hätte er diesen Platz gewählt. So saß sie nun und unterhielt sich mit ihrem alten Bewunderer. »Wie wenig die Jahre Sie verändert haben«, sagte sie mit einem Blick zärtlichen Interesses. »Ich hätte Sie überall erkannt. Welch ein Trost, unter Fremden wieder einmal das offene, ehrliche Gesicht eines alten Freundes zu sehen.«

 

She had, by way of morning robe, a pink domino, a trifle faded and soiled, and marked here and there with pomaturn; but her arms shone out from the loose sleeves of the dress very white and fair, and it was tied round her little waist so as not ill to set off the trim little figure of the wearer. She led Jos by the hand into her garret. “Come in,” she said. “Come and talk to me. Sit yonder on the chair”; and she gave the civilian’s hand a little squeeze and laughingly placed him upon it. As for herself, she placed herself on the bed — not on the bottle and plate, you may be sure — on which Jos might have reposed, had he chosen that seat; and so there she sat and talked with her old admirer. “How little years have changed you,” she said with a look of tender interest. “I should have known you anywhere. What a comfort it is amongst strangers to see once more the frank honest face of an old friend!”

Das offene, ehrliche Gesicht trug allerdings in diesem Augenblick keineswegs einen Ausdruck von Offenheit und Ehrlichkeit, es war im Gegenteil unruhig und verwirrt. Joseph sah sich in dem seltsamen kleinen Zimmer um, in dem er seine alte Flamme fand. Eins ihrer Kleider hing über dem Bett, ein anderes an einem Haken an der Tür, ihr Hut verdeckte den Spiegel halb, davor lag ein hübsches Paar bronzebrauner Stiefelchen; auf dem Nachttisch neben dem Bett befanden sich ein französischer Roman und eine Kerze, aber nicht aus Wachs. Becky hatte daran gedacht, auch das ins Bett zu stecken, aber sie hatte nur die kleine Papiernachthaube weggepackt, mit der sie beim Schlafengehen das Licht gelöscht hatte.

 

The frank honest face, to tell the truth, at this moment bore any expression but one of openness and honesty: it was, on the contrary, much perturbed and puzzled in look. Jos was surveying the queer little apartment in which he found his old flame. One of her gowns hung over the bed, another depending from a hook of the door; her bonnet obscured half the looking-glass, on which, too, lay the prettiest little pair of bronze boots; a French novel was on the table by the bedside, with a candle, not of wax. Becky thought of popping that into the bed too, but she only put in the little paper night-cap with which she had put the candle out on going to sleep.

»Ich hätte Sie überall erkannt«, fuhr sie fort. »Eine Frau vergißt gewisse Dinge nie, und Sie waren der erste Mann, den ich je – je sah.«

 

“I should have known you anywhere,” she continued; “a woman never forgets some things. And you were the first man I ever — I ever saw.”

»Wirklich?« sagte Joseph. »Gott behüte mich, nein so was!«

 

“Was I really?” said Jos. “God bless my soul, you — you don’t say so.”

»Als ich mit Ihrer Schwester von Chiswick kam, war ich fast noch ein Kind«, meinte Becky. »Wie geht es dem lieben Mädchen? Oh, ihr Mann war ein arger Bösewicht, und die Ärmste war natürlich auf mich eifersüchtig; hach, als ob ich mir etwas aus ihm gemacht hätte, da es doch jemanden gab – aber nein – wir wollen nicht von alten Zeiten sprechen.« Und sie fuhr sich mit dem zerrissenen Spitzentüchelchen über die Augen.

 

“When I came with your sister from Chiswick, I was scarcely more than a child,” Becky said. “How is that, dear love? Oh, her husband was a sad wicked man, and of course it was of me that the poor dear was jealous. As if I cared about him, heigho! when there was somebody — but no — don’t let us talk of old times”; and she passed her handkerchief with the tattered lace across her eyelids.

»Ist das nicht ein seltsamer Ort«, fuhr sie fort, »eine Frau wiederzusehen, die in einer ganz anderen Welt gelebt hat? Ich habe sehr viel Unrecht und Kummer erdulden müssen, Joseph Sedley, ich habe so entsetzlich leiden müssen, daß ich zuweilen fast wahnsinnig bin. Nirgends kann ich Ruhe finden, stets wandere ich rastlos und unglücklich umher. Alle meine Freunde sind mir untreu geworden  – alle. Es gibt keinen ehrlichen Menschen mehr auf der Welt. Ich war die treueste Ehefrau, die je gelebt hat, obwohl ich meinen Mann nur aus gekränkter Eitelkeit heiratete, weil ein anderer – doch lassen wir das. Ich war ihm treu, doch er trat mich mit Füßen und verließ mich. Ich war die zärtlichste Mutter. Ich hatte nur ein Kind, eine Herzenswonne, eine Hoffnung, eine Freude, das ich mit wahrer Mutterliebe ans Herz drückte, das mein Leben war, mein Gebet, meine Seligkeit, und sie – sie entrissen es mir – entrissen es mir.« Bei diesen Worten preßte sie die Hand mit leidenschaftlicher Verzweiflung ans Herz und vergrub ihr Gesicht einen Augenblick im Bett.

 

“Is not this a strange place,” she continued, “for a woman, who has lived in a very different world too, to be found in? I have had so many griefs and wrongs, Joseph Sedley; I have been made to suffer so cruelly that I am almost made mad sometimes. I can’t stay still in any place, but wander about always restless and unhappy. All my friends have been false to me — all. There is no such thing as an honest man in the world. I was the truest wife that ever lived, though I married my husband out of pique, because somebody else — but never mind that. I was true, and he trampled upon me and deserted me. I was the fondest mother. I had but one child, one darling, one hope, one joy, which I held to my heart with a mother’s affection, which was my life, my prayer, my — my blessing; and they — they tore it from me — tore it from me”; and she put her hand to her heart with a passionate gesture of despair, burying her face for a moment on the bed.

Die Schnapsflasche unter der Bettdecke klirrte gegen den Teller mit dem kalten Fleisch. Beide waren zweifellos gerührt von diesem traurigen Schauspiel. Max und Fritz lauschten an der Tür und hörten mit Verwunderung Mrs. Beckys Weinen und Schluchzen. Auch Mr. Joseph war recht erschrocken und bewegt, als er seine alte Flamme in diesem Zustand sah. Nun erzählte sie ihm ihre Geschichte – eine Geschichte, so nett, einfach und harmlos, daß eins ganz klar wurde: Hätte es je einen weißgekleideten Engel gegeben, der dem Himmel entflohen war, um sich hier auf Erden den teuflischen Ränken und Schurkereien böser Menschen zu unterwerfen, dann säße diese unglückliche lautere Märtyrerin auf dem Bett vor Joseph – auf dem Bett, und fast auf der Schnapsflasche.

 

The brandy-bottle inside clinked up against the plate which held the cold sausage. Both were moved, no doubt, by the exhibition of so much grief. Max and Fritz were at the door, listening with wonder to Mrs. Becky’s sobs and cries. Jos, too, was a good deal frightened and affected at seeing his old flame in this condition. And she began, forthwith, to tell her story — a tale so neat, simple, and artless that it was quite evident from hearing her that if ever there was a white-robed angel escaped from heaven to be subject to the infernal machinations and villainy of fiends here below, that spotless being — that miserable unsullied martyr, was present on the bed before Jos — on the bed, sitting on the brandy-bottle.

Sie hatten ein sehr langes, freundschaftliches und vertrautes Gespräch, in dessen Verlauf Joseph erfuhr (und zwar auf eine Weise, die ihn nicht im mindesten verletzte oder beleidigte), daß Beckys Herz erst in seiner bezaubernden Gegenwart zu klopfen gelernt hatte, da George Osborne ihr zwar ungerechtfertigterweise den Hof gemacht habe, was Amelias Eifersucht und ihren kleinen Bruch erklärte, daß aber Becky den unglücklichen Offizier nie auch nur im geringsten ermutigt habe, und von dem Tag an, da sie Joseph zum erstenmal erblickt habe, habe sie niemals aufgehört, an ihn zu denken, obwohl sie natürlich zuallererst ihre Pflichten als verheiratete Frau erfüllen mußte – Pflichten, denen sie stets nachgegangen sei und bis zum Tode nachgehen werde, beziehungsweise bis das sprichwörtlich schlechte Klima, in dem Oberst Crawley lebte, sie von einem Joch befreien würde, das seine Grausamkeit ihr verhaßt gemacht habe.

 

They had a very long, amicable, and confidential talk there, in the course of which Jos Sedley was somehow made aware (but in a manner that did not in the least scare or offend him) that Becky’s heart had first learned to beat at his enchanting presence; that George Osborne had certainly paid an unjustifiable court to her, which might account for Amelia’s jealousy and their little rupture; but that Becky never gave the least encouragement to the unfortunate officer, and that she had never ceased to think about Jos from the very first day she had seen him, though, of course, her duties as a married woman were paramount — duties which she had always preserved, and would, to her dying day, or until the proverbially bad climate in which Colonel Crawley was living should release her from a yoke which his cruelty had rendered odious to her.

Joseph verließ sie in der Überzeugung, daß sie die tugendhafteste aller bezaubernden Frauen sei, und wälzte eine Menge wohlwollender Pläne für ihr Glück im Kopf. Ihre Verfolgungen mußten aufhören, sie sollte in die Gesellschaft zurückkehren, deren Zierde sie war; er wollte sehen, was sich tun ließe. Sie mußte dieses Haus verlassen und in eine ruhige Wohnung ziehen. Amelia sollte sie besuchen und sich ihrer annehmen. Er wollte die Sache in Ordnung bringen und sich mit dem Major beraten. Sie weinte beim Abschied Tränen inniger Dankbarkeit und preßte seine Hand, als sich der galante dicke Herr bückte, um ihre zu küssen.

 

Jos went away, convinced that she was the most virtuous, as she was one of the most fascinating of women, and revolving in his mind all sorts of benevolent schemes for her welfare. Her persecutions ought to be ended: she ought to return to the society of which she was an ornament. He would see what ought to be done. She must quit that place and take a quiet lodging. Amelia must come and see her and befriend her. He would go and settle about it, and consult with the Major. She wept tears of heart-felt gratitude as she parted from him, and pressed his hand as the gallant stout gentleman stooped down to kiss hers.

Becky entließ Joseph aus ihrer Dachkammer mit einer Grazie, als ob sie die Herrin eines Palastes wäre. Als der gewichtige Gentleman auf der Treppe verschwunden war, kamen Max und Fritz mit der Pfeife aus ihrem Loch hervor, und Becky belustigte sich damit, Joseph nachzuahmen. Dabei kaute sie ihr kaltes Fleisch und Brot und nahm ab und zu einen Zug aus ihrer geliebten Schnapsflasche.

 

So Becky bowed Jos out of her little garret with as much grace as if it was a palace of which she did the honours; and that heavy gentleman having disappeared down the stairs, Max and Fritz came out of their hole, pipe in mouth, and she amused herself by mimicking Jos to them as she munched her cold bread and sausage and took draughts of her favourite brandy-and-water.

Joseph begab sich feierlich in Dobbins Wohnung hinüber und machte ihn mit der rührenden Geschichte bekannt, die er soeben gehört hatte, ohne jedoch die Spielgeschichte vom Abend zuvor zu erwähnen. Die beiden Herren steckten die Köpfe zusammen und berieten darüber, wie man Mrs. Becky am besten nützlich sein könne, während sie ihr unterbrochenes Gabelfrühstück beendete.

 

Jos walked over to Dobbin’s lodgings with great solemnity and there imparted to him the affecting history with which he had just been made acquainted, without, however, mentioning the play business of the night before. And the two gentlemen were laying their heads together and consulting as to the best means of being useful to Mrs. Becky, while she was finishing her interrupted dejeuner a la fourchette.

Wie war sie in dieses Städtchen gekommen? Wie kam es, daß sie freundlos und allein umherwanderte? Die kleinen Schulknaben lernen in ihrem ersten Lateinbuch, daß der Pfad zum Avernus hinab leicht gangbar ist. Wir wollen den Abschnitt in der Geschichte, der ihre Abwärtsbewegung beinhaltet, überspringen. Sie war jetzt nicht schlechter als in den Tagen ihres Wohllebens – nur das Glück hatte sie verlassen.

 

How was it that she had come to that little town? How was it that she had no friends and was wandering about alone? Little boys at school are taught in their earliest Latin book that the path of Avernus is very easy of descent. Let us skip over the interval in the history of her downward progress. She was not worse now than she had been in the days of her prosperity — only a little down on her luck.

Mrs. Amelia nun war eine Frau von so weichem, törichtem Gemüt, daß ihr Herz sofort dahinschmolz, wenn sie von jemandem hörte, der unglücklich war. Da sie nie etwas Sündhaftes gedacht oder getan hatte, verabscheute sie das Laster nicht so, wie es eingeweihtere Moralisten tun. Jeden, der in ihre Nähe kam, verwöhnte sie mit freundlichen Worten und Komplimenten; ihre Dienstboten bat sie um Verzeihung, sie mit ihrem Klingeln bemüht zu haben; bei einem Verkäufer, der ihr ein Stück Seide zeigte, entschuldigte sie sich, und vor einem Straßenfeger würde sie einen Knicks machen und ihn wegen des vornehmen Aussehens seiner Kreuzung loben – ja, all dieser Torheiten war sie fähig. So mußte allein schon die Vorstellung, daß es einer alten Bekannten schlecht gehe, ihr Herz besänftigen, und sie wollte auch nie etwas davon hören, daß jemand sein Unglück verdient habe. Eine Welt unter einer Gesetzgebung wie der ihren wäre nicht gerade ein geordneter Aufenthaltsort. Es gibt aber nicht viele Frauen, wenigstens unter den herrschenden, von ihrer Art. Diese Dame würde wahrscheinlich Gefängnisse, Strafen, Handschellen, Auspeitschen, Armut, Krankheit und Hunger auf der Welt abschaffen und wäre ein so verzagtes Geschöpf, daß sie – wir müssen es bekennen – sogar eine tödliche Beleidigung vergessen könnte.

 

As for Mrs. Amelia, she was a woman of such a soft and foolish disposition that when she heard of anybody unhappy, her heart straightway melted towards the sufferer; and as she had never thought or done anything mortally guilty herself, she had not that abhorrence for wickedness which distinguishes moralists much more knowing. If she spoiled everybody who came near her with kindness and compliments — if she begged pardon of all her servants for troubling them to answer the bell — if she apologized to a shopboy who showed her a piece of silk, or made a curtsey to a street-sweeper with a complimentary remark upon the elegant state of his crossing — and she was almost capable of every one of these follies — the notion that an old acquaintance was miserable was sure to soften her heart; nor would she hear of anybody’s being deservedly unhappy. A world under such legislation as hers would not be a very orderly place of abode; but there are not many women, at least not of the rulers, who are of her sort. This lady, I believe, would have abolished all gaols, punishments, handcuffs, whippings, poverty, sickness, hunger, in the world, and was such a mean-spirited creature that — we are obliged to confess it — she could even forget a mortal injury.

Als der Major von dem sentimentalen Abenteuer erfuhr, das Joseph soeben zugestoßen war, nahm er daran, wie wir bekennen müssen, nicht halb so großen Anteil wie der Gentleman aus Bengalen. Im Gegenteil, er war alles andere als freudig erregt, und unziemlich drückte er sich über die arme unglückliche Frau aus und sagte tatsächlich: »Na, ist das kleine Weibstück wieder aufgetaucht?« Er hatte sie nie leiden können. Nein, im Gegenteil, vom ersten Moment an, da sie ihn mit ihren grünen Augen angesehen und sich abgewendet hatte, empfand, er ein tiefes Mißtrauen ihr gegenüber.

 

When the Major heard from Jos of the sentimental adventure which had just befallen the latter, he was not, it must be owned, nearly as much interested as the gentleman from Bengal. On the contrary, his excitement was quite the reverse from a pleasurable one; he made use of a brief but improper expression regarding a poor woman in distress, saying, in fact, “The little minx, has she come to light again?” He never had had the slightest liking for her, but had heartily mistrusted her from the very first moment when her green eyes had looked at, and turned away from, his own.

»Diese kleine Teufelin bringt Unheil, wohin sie auch kommt«, sagte der Major respektlos. »Wer weiß, was für ein Leben sie geführt hat und was sie hier allein im Ausland sucht. Erzähl mir nichts von Verfolgern und Feinden! Eine anständige Frau hat immer Freunde und wird sich nie von ihrer Familie trennen. Warum hat sie ihren Mann verlassen? Vielleicht ist er verrufen und schlecht gewesen, wie du sagst. Ja, er war es. Ich kann mich noch an diesen verdammten Gauner entsinnen, wie er den armen George betrogen und hintergangen hat. Gab es nicht einen Skandal bei ihrer Trennung? Ich glaube, ich habe so etwas gehört«, rief Major Dobbin, der sich nicht viel um Gerüchte kümmerte. Joseph versuchte umsonst, ihn zu überzeugen, daß Mrs. Rebekka in jeder Hinsicht eine mißhandelte tugendhafte Frau sei.

 

“That little devil brings mischief wherever she goes,” the Major said disrespectfully. “Who knows what sort of life she has been leading? And what business has she here abroad and alone? Don’t tell me about persecutors and enemies; an honest woman always has friends and never is separated from her family. Why has she left her husband? He may have been disreputable and wicked, as you say. He always was. I remember the confounded blackleg and the way in which he used to cheat and hoodwink poor George. Wasn’t there a scandal about their separation? I think I heard something,” cried out Major Dobbin, who did not care much about gossip, and whom Jos tried in vain to convince that Mrs. Becky was in all respects a most injured and virtuous female.

»Na ja, wir wollen Mrs. George fragen«, sagte der durchtriebene Diplomat von Major. »Wir wollen sie zu Rate ziehen. Du wirst wohl zugeben müssen, daß sie auf jeden Fall ein guter Richter ist und weiß, was sich in solchen Dingen gehört.«

 

“Well, well; let’s ask Mrs. George,” said that arch-diplomatist of a Major. “Only let us go and consult her. I suppose you will allow that she is a good judge at any rate, and knows what is right in such matters.”

»Hm, Emmy ist ganz in Ordnung«, erwiderte Joseph, der zufällig nicht in seine Schwester verliebt war.

 

“Hm! Emmy is very well,” said Jos, who did not happen to be in love with his sister.

»In Ordnung? Bei Gott, sie ist die feinste Dame, die ich je in meinem Leben gesehen habe«, platzte der Major heraus. »Ich sage noch einmal, wir wollen sie fragen, ob wir dieses Weib besuchen sollen oder nicht. Ihrer Entscheidung will ich mich beugen.« Nun dachte dieser abscheuliche, gerissene Schurke von einem Major, daß er seiner Sache sicher sei. Emmy war, wie er sich erinnerte, einst nicht ohne Grund schrecklich eifersüchtig auf Rebekka gewesen und hatte ihren Namen stets nur schaudernd und mit Entsetzen genannt. Eine eifersüchtige Frau vergißt nie, dachte Dobbin, und so begaben sich die beiden über die Straße in Amelias Haus, wo sie gerade in einer Singstunde bei Madame Strumpff zu deren Zufriedenheit zwitscherte.

 

“Very well? By Gad, sir, she’s the finest lady I ever met in my life,” bounced out the Major. “I say at once, let us go and ask her if this woman ought to be visited or not — I will be content with her verdict.” Now this odious, artful rogue of a Major was thinking in his own mind that he was sure of his case. Emmy, he remembered, was at one time cruelly and deservedly jealous of Rebecca, never mentioned her name but with a shrinking and terror — a jealous woman never forgives, thought Dobbin: and so the pair went across the street to Mrs. George’s house, where she was contentedly warbling at a music lesson with Madame Strumpff.

Sobald diese Dame sich verabschiedet hatte, trug Joseph mit seinem üblichen Aufwand an Worten sein Anliegen vor. »Meine liebe Amelia«, sagte er, »mir ist soeben ein außerordentliches – ja – Gott behüte mich – ein außerordentliches Abenteuer widerfahren – eine alte Freundin  – ja – eine sehr interessante, alte Freundin von dir, und noch dazu aus alten Zeiten, ist soeben hier angekommen, und ich möchte gern, daß du sie besuchst.«

 

When that lady took her leave, Jos opened the business with his usual pomp of words. “Amelia, my dear,” said he, “I have just had the most extraordinary — yes — God bless my soul! the most extraordinary adventure — an old friend — yes, a most interesting old friend of yours, and I may say in old times, has just arrived here, and I should like you to see her.”

»Eine Freundin?« fragte Amelia. »Wer ist es denn? Major Dobbin, bitte, machen Sie meine Schere nicht kaputt.« Der Major wirbelte sie nämlich an der kleinen Kette herum, an der sie zuweilen vom Gürtel ihrer Herrin herabhing, und gefährdete damit seine eigenen Augen.

 

“Her!” said Amelia, “who is it? Major Dobbin, if you please not to break my scissors.” The Major was twirling them round by the little chain from which they sometimes hung to their lady’s waist, and was thereby endangering his own eye.

»Es ist eine Frau, die ich ganz und gar nicht leiden kann«, sagte der Major störrisch, »und auch Sie haben keinen Grund, sie zu lieben.«

 

It is a woman whom I dislike very much,” said the Major, doggedly, “and whom you have no cause to love.”

»Es ist Rebekka, ganz bestimmt ist es Rebekka«, rief Amelia sehr erregt und wurde rot.

 

“It is Rebecca, I’m sure it is Rebecca,” Amelia said, blushing and being very much agitated.

»Sie haben recht, wie immer«, entgegnete Dobbin. Brüssel, Waterloo, alte vergangene Zeiten, kummervolle und schmerzliche Erinnerungen stürzten sich in Amelias sanftes Herz und verursachten darin eine grausame Erregung.

 

“You are right; you always are,” Dobbin answered. Brussels, Waterloo, old, old times, griefs, pangs, remembrances, rushed back into Amelia’s gentle heart and caused a cruel agitation there.

»Ich will sie nicht sehen«, fuhr Emmy fort. »Ich kann sie nicht sehen.«

 

“Don’t let me see her,” Emmy continued. “I couldn’t see her.”

»Habe ich es nicht gesagt?« meinte Dobbin zu Joseph.

 

“I told you so,” Dobbin said to Jos.

»Sie ist sehr unglücklich und – und so weiter«, bemerkte Joseph nachdrücklich. »Sie ist sehr arm und schutzlos und ist krank gewesen – schwerkrank – und ihr Mann, der Schuft, hat sie verlassen.«

 

“She is very unhappy, and — and that sort of thing,” Jos urged. “She is very poor and unprotected, and has been ill — exceedingly ill — and that scoundrel of a husband has deserted her.”

»Ach«, sagte Amelia.

 

“Ah!” said Amelia

»Sie besitzt keinen Freund auf der Welt«, fuhr Joseph nicht ungeschickt fort. »Und sie sagte, sie hoffe dir vertrauen zu können. Sie ist so unglücklich, Emmy. Vor Kummer ist sie fast wahnsinnig geworden. Ihre Geschichte hat mich gerührt – wirklich, auf Ehrenwort. Noch niemand hat eine grausame Verfolgung engelhafter ertragen. Ihre Familie ist sehr schlecht gegen sie gewesen.«

 

“She hasn’t a friend in the world,” Jos went on, not undexterously, “and she said she thought she might trust in you. She’s so miserable, Emmy. She has been almost mad with grief. Her story quite affected me — ’pon my word and honour, it did — never was such a cruel persecution borne so angelically, I may say. Her family has been most cruel to her.”

»Armes Geschöpf!« sagte Amelia.

 

“Poor creature!” Amelia said.

»Und wenn sie keine Freundin findet, dann wird sie wohl sterben, meint sie«, fuhr Joseph mit leiser, zitternder Stimme fort. »Gott behüte mich, weißt du, daß sie schon versucht hat, Selbstmord zu begehen? Sie hat Opium bei sich, ich habe die Flasche in ihrem Zimmer gesehen – so ein erbärmliches Zimmerchen in einem Gasthaus dritten Ranges, im .Elefanten, ganz oben unterm Dach. Ich bin dort gewesen.«

 

“And if she can get no friend, she says she thinks she’ll die,” Jos proceeded in a low tremulous voice. “God bless my soul! do you know that she tried to kill herself? She carries laudanum with her — I saw the bottle in her room — such a miserable little room — at a third-rate house, the Elephant, up in the roof at the top of all. I went there.”

Dies schien Emmy nicht besonders zu berühren. Sie lächelte sogar ein wenig; vielleicht stellte sie sich Joseph vor, wie er die Treppen hinaufkeuchte.

 

This did not seem to affect Emmy. She even smiled a little. Perhaps she figured Jos to herself panting up the stair.

»Sie ist außer sich vor Kummer«, fuhr er fort. »Es ist entsetzlich anzuhören, was diese Frau durchgemacht hat. Sie hat einen kleinen Knaben im gleichen Alter wie Georgy.«

 

“She’s beside herself with grief,” he resumed. “The agonies that woman has endured are quite frightful to hear of. She had a little boy, of the same age as Georgy.”

»Ja, ja, ich glaube, ich kann mich entsinnen«, bemerkte Emmy, »na und?«

 

“Yes, yes, I think I remember,” Emmy remarked. “Well?”

»Das schönste Kind, das man je gesehen hat«, sagte Joseph, der wie alle Dicken leicht zu rühren und von Beckys Geschichte sehr ergriffen war. »Ein wahrer Engel, der seine Mutter anbetete. Die Schurken haben ihr das schreiende Kind aus den Armen gerissen und ihm nicht erlaubt, sie jemals wiederzusehen.«

 

“The most beautiful child ever seen,” Jos said, who was very fat, and easily moved, and had been touched by the story Becky told; “a perfect angel, who adored his mother. The ruffians tore him shrieking out of her arms, and have never allowed him to see her.”

»Lieber Joseph«, rief Emmy und sprang plötzlich auf. »Wir wollen unverzüglich zu ihr.« Sie lief in ihr Schlafzimmer, setzte hastig den Hut auf, kam mit dem Schal über dem Arm wieder heraus und befahl Dobbin, ihr zu folgen.

 

“Dear Joseph,” Emmy cried out, starting up at once, “let us go and see her this minute.” And she ran into her adjoining bedchamber, tied on her bonnet in a flutter, came out with her shawl on her arm, and ordered Dobbin to follow.

Er kam und legte ihr den Schal über die Schultern. Es war ein weißer Kaschmirschal, den der Major aus Indien für sie hatte kommen lassen. Er sah ein, daß ihm nichts übrigblieb, als zu gehorchen. Sie schob ihre Hand in seinen Arm, und sie gingen los.

 

He went and put her shawl — it was a white cashmere, consigned to her by the Major himself from India — over her shoulders. He saw there was nothing for it but to obey, and she put her hand into his arm, and they went away.

»Es ist Nummer 92, vier Treppen hoch«, sagte Joseph, der offenbar keine große Lust hatte, noch einmal hinaufzusteigen. Er stellte sich jedoch ans Fenster seines Wohnzimmers, wo er den Platz überblicken konnte, an dem der »Elefant« liegt, und sah die beiden über den Markt gehen.

 

“It is number 92, up four pair of stairs,” Jos said, perhaps not very willing to ascend the steps again; but he placed himself in the window of his drawing-room, which commands the place on which the Elephant stands, and saw the pair marching through the market.

Auch Becky sah sie von ihrer Dachkammer aus. Sie saß darin mit den beiden Studenten, und sie plauderten und lachten und machten sich lustig über Beckys Großpapa, dessen Ankunft und Abmarsch sie beobachtet hatten. Sie hatte gerade noch genug Zeit, sie wegzuschicken und ihr Zimmerchen in Ordnung zu bringen, ehe der Wirt vom »Elefanten«, der Mrs. Osbornes Beliebtheit am durchlauchtigsten Hof kannte und sie entsprechend achtungsvoll behandelte, ihnen voran die Treppe hinauf bis zum Dachgeschoß ging und der Lady und dem Herrn Major beim Aufstieg gut zuredete.

 

It was as well that Becky saw them too from her garret, for she and the two students were chattering and laughing there; they had been joking about the appearance of Becky’s grandpapa — whose arrival and departure they had witnessed — but she had time to dismiss them, and have her little room clear before the landlord of the Elephant, who knew that Mrs. Osborne was a great favourite at the Serene Court, and respected her accordingly, led the way up the stairs to the roof story, encouraging Miladi and the Herr Major as they achieved the ascent.

»Gnädige Frau, gnädige Frau!« rief der Wirt und klopfte an Beckys Tür. Er hatte sie tags zuvor bloß »Frau« genannt und war keineswegs höflich gegen sie gewesen.

 

“Gracious lady, gracious lady!” said the landlord, knocking at Becky’s door; he had called her Madame the day before, and was by no means courteous to her.

»Wer ist da?« sagte Becky und steckte den Kopf heraus. Dann stieß sie einen schwachen Schrei aus. Vor ihr standen die zitternde Emmy und Dobbin, der lange Major, mit seinem Stock.

 

“Who is it?” Becky said, putting out her head, and she gave a little scream. There stood Emmy in a tremble, and Dobbin, the tall Major, with his cane.

Er blieb stehen und beobachtete das Schauspiel mit großem Interesse. Emmy jedoch sprang mit offenen Armen auf Rebekka zu, vergab ihr in einem Augenblick und umarmte und küßte sie herzlich. Ach, du arme Unglückliche. Wann hast du je so reine Küsse auf deinen Lippen gespürt?

 

He stood still watching, and very much interested at the scene; but Emmy sprang forward with open arms towards Rebecca, and forgave her at that moment, and embraced her and kissed her with all her heart. Ah, poor wretch, when was your lip pressed before by such pure kisses?


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