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40. Kapitel / Chapter 40

In dem Becky von der Familie anerkannt wird / In Which Becky Is Recognized by the Family

Der Erbe von Crawley kam bald nach dieser Katastrophe nach Hause, und von dieser Zeit an regierte er in Queen's Crawley. Der alte Baronet lebte zwar noch mehrere Monate, gewann aber nie völlig den Gebrauch seines Verstandes oder die Sprache wieder, und die Verwaltung des Besitzes ging auf seinen ältesten Sohn über. Pitt fand ihn in einem merkwürdigen Zustand. Sir Pitt war beständig mit Käufen und Hypotheken beschäftigt gewesen; er hatte zwanzig Anwälte beschäftigt, und mit allen hatte er im Streit gelegen; Streitigkeiten und Prozesse mit seinen Pächtern; Prozesse mit den Advokaten; Prozesse mit den Bergbau- und Hafengesellschaften, deren Mitinhaber er war; Prozesse mit jedermann, der geschäftlich mit ihm zu tun gehabt hatte. Diese verwickelten Verhältnisse aufzuklären und den Besitz in Ordnung zu bringen war eine des genauen und ausdauernden Diplomaten von Pumpernickel würdige Aufgabe, und mit bewundernswertem Fleiß machte er sich an die Arbeit. Natürlich siedelte er seine ganze Familie nach Queen's Crawley um und unter ihnen natürlich Lady Southdown. Sie ging daran, die Gemeinde vor der Nase des Pfarrers zu bekehren, und zum Ärger der wütenden Mrs. Bute brachte sie ihre Pseudogeistlichen mit. Sir Pitt hatte noch keinen Kaufvertrag über die Pfründe von Queen's Crawley abgeschlossen; und Lady Southdown schlug vor, sie wolle selbst das Patronat übernehmen und die Pfarre einem ihrer jugendlichen Schützlinge geben, wenn sie erledigt sein würde. Der diplomatische Pitt erwiderte darauf kein Wort.

 

The heir of Crawley arrived at home, in due time, after this catastrophe, and henceforth may be said to have reigned in Queen’s Crawley. For though the old Baronet survived many months, he never recovered the use of his intellect or his speech completely, and the government of the estate devolved upon his elder son. In a strange condition Pitt found it. Sir Pitt was always buying and mortgaging; he had twenty men of business, and quarrels with each; quarrels with all his tenants, and lawsuits with them; lawsuits with the lawyers; lawsuits with the Mining and Dock Companies in which he was proprietor; and with every person with whom he had business. To unravel these difficulties and to set the estate clear was a task worthy of the orderly and persevering diplomatist of Pumpernickel, and he set himself to work with prodigious assiduity. His whole family, of course, was transported to Queen’s Crawley, whither Lady Southdown, of course, came too; and she set about converting the parish under the Rector’s nose, and brought down her irregular clergy to the dismay of the angry Mrs Bute. Sir Pitt had concluded no bargain for the sale of the living of Queen’s Crawley; when it should drop, her Ladyship proposed to take the patronage into her own hands and present a young protege to the Rectory, on which subject the diplomatic Pitt said nothing.

Mrs. Butes Absichten in bezug auf Betsy Horrocks kamen nicht zur Ausführung. Betsy stattete dem Southamptoner Gefängnis keinen Besuch ab. Sie verließ mit ihrem Vater das Herrenhaus, und er ergriff Besitz vom Gasthaus »Zum Wappen Crawleys« im Dorf, das er von Sir Pitt gepachtet hatte. Der ehemalige Butler hatte außerdem ein kleines Gütchen erworben, wodurch er Stimmrecht im Wahlflecken bekam. Der Pfarrer war ebenfalls stimmberechtigt, und diese beiden und noch vier andere bildeten die Wählerschaft, die die beiden Vertreter für Queen's Crawley im Parlament ernannten.

 

Mrs. Bute’s intentions with regard to Miss Betsy Horrocks were not carried into effect, and she paid no visit to Southampton Gaol. She and her father left the Hall when the latter took possession of the Crawley Arms in the village, of which he had got a lease from Sir Pitt. The ex-butler had obtained a small freehold there likewise, which gave him a vote for the borough. The Rector had another of these votes, and these and four others formed the representative body which returned the two members for Queen’s Crawley.

Zwischen den Damen im Pfarrhaus und im Schloß wurde zum Schein ein höflicher Verkehr aufrechterhalten, wenigstens zwischen den jüngeren, denn Mrs. Bute und Lady Southdown konnten sich bei ihren Begegnungen nie kampflos trennen, und allmählich hörten sie auf, einander zu besuchen. Die Lady blieb auf ihrem Zimmer, wenn die Damen aus dem Pfarrhaus ihre Verwandten besuchten. Wahrscheinlich mißfiel Mr. Pitt diese gelegentliche Abwesenheit seiner Schwiegermama gar nicht sehr. Er hielt die Familie Binkie für die bedeutendste und weiseste und interessanteste der Welt; die Lady und seine Tante hatten ihn lange unter ihrem Joch gehalten. Zuweilen dachte er aber doch, daß sie ihn zu sehr herumkommandiere. Es war zweifellos schmeichelhaft, für jung zu gelten, aber ihn mit sechsundvierzig Jahren wie einen Knaben zu behandeln war manchmal doch kränkend. Lady Jane dagegen gab ihrer Mutter in allen Stücken nach. Sie zeigte ihren Kindern ihre Liebe nur insgeheim und konnte noch von Glück sagen, daß Lady Southdowns vielfältige Aufgaben, ihre Konferenzen mit Geistlichen und ihr Briefwechsel mit allen Missionaren in Afrika, Asien, Australasien und so weiter die würdige Gräfin so stark beschäftigten, daß sie ihrer Enkelin, der kleinen Matilda, und ihrem Enkel, Master Pitt Crawley, nur einen kleinen Teil ihrer Zeit widmen konnte. Er war ein schwächliches Kind, und Lady Southdown hatte ihn nur durch ungeheure Quantitäten von Kalomel überhaupt am Leben halten können.

 

There was a show of courtesy kept up between the Rectory and the Hall ladies, between the younger ones at least, for Mrs. Bute and Lady Southdown never could meet without battles, and gradually ceased seeing each other. Her Ladyship kept her room when the ladies from the Rectory visited their cousins at the Hall. Perhaps Mr. Pitt was not very much displeased at these occasional absences of his mamma-in-law. He believed the Binkie family to be the greatest and wisest and most interesting in the world, and her Ladyship and his aunt had long held ascendency over him; but sometimes he felt that she commanded him too much. To be considered young was complimentary, doubtless, but at six-and-forty to be treated as a boy was sometimes mortifying. Lady Jane yielded up everything, however, to her mother. She was only fond of her children in private, and it was lucky for her that Lady Southdown’s multifarious business, her conferences with ministers, and her correspondence with all the missionaries of Africa, Asia, aud Australasia, &c., occupied the venerable Countess a great deal, so that she had but little time to devote to her granddaughter, the little Matilda, and her grandson, Master Pitt Crawley. The latter was a feeble child, and it was only by prodigious quantities of calomel that Lady Southdown was able to keep him in life at all.

Sir Pitt zog sich in dieselben Gemächer zurück, wo einst Lady Crawley verlöscht war. Miss Hester, das beförderungsbeflissene Mädchen, pflegte ihn hier mit fleißiger Sorgfalt. Welche Liebe, welche Treue, welche Beständigkeit gleicht der einer gut entlohnten Wärterin. Sie glättet das Kopfkissen und bereitet Stärkungsmittel aus Pfeilwurzeln, steht nachts auf, erträgt Klagen und Nörgeleien, verlangt trotz strahlenden Sonnenscheins nicht, ins Freie hinauszugehen; sie schläft im Armstuhl und ißt ganz allein; sie verbringt lange, lange Abende mit Nichtstun und beobachtet nur die Kohlenglut und die im Topf wallenden Tränke des Kranken; sie liest die ganze Woche hindurch die Wochenzeitung; und »Der ernste Ruf des Gesetzes« oder »Die ganze Pflicht des Menschen« genügen ihr als Lektüre für ein ganzes Jahr – und wir schimpfen auch noch, wenn beim wöchentlichen Verwandtenbesuch bei ihr ein Fläschchen Branntwein in den Waschkorb geschmuggelt wird. Meine Damen, wo ist der Mann, dessen Liebe ein Jahr Krankenpflege bei dem geliebten Gegenstand überdauert? Eine Wärterin dagegen tut dies für zehn Pfund im Vierteljahr, und wir glauben noch, sie sei zu hoch bezahlt. Wenigstens murrte Mr. Crawley häufig, daß er Miss Hester halb soviel für die Pflege des Baronets, seines Vaters, zahlen mußte.

 

As for Sir Pitt he retired into those very apartments where Lady Crawley had been previously extinguished, and here was tended by Miss Hester, the girl upon her promotion, with constant care and assiduity. What love, what fidelity, what constancy is there equal to that of a nurse with good wages? They smooth pillows; and make arrowroot; they get up at nights; they bear complaints and querulousness; they see the sun shining out of doors and don’t want to go abroad; they sleep on arm-chairs and eat their meals in solitude; they pass long long evenings doing nothing, watching the embers, and the patient’s drink simmering in the jug; they read the weekly paper the whole week through; and Law’s Serious Call or the Whole Duty of Man suffices them for literature for the year — and we quarrel with them because, when their relations come to see them once a week, a little gin is smuggled in in their linen basket. Ladies, what man’s love is there that would stand a year’s nursing of the object of his affection? Whereas a nurse will stand by you for ten pounds a quarter, and we think her too highly paid. At least Mr. Crawley grumbled a good deal about paying half as much to Miss Hester for her constant attendance upon the Baronet his father.

An sonnigen Tagen wurde der alte Herr in einem Stuhl auf die Terrasse geschoben – in demselben Stuhl, den Miss Crawley in Brighton gehabt hatte und der mit einem Teil von Lady Southdowns persönlicher Habe nach Queen's Crawley gebracht worden war. Lady Jane ging stets neben dem Alten her, und sie war ganz offensichtlich sein Liebling. Wenn sie hereinkam, nickte er ihr vielmals zu, lächelte, und wenn sie sich wieder entfernte, stieß er unartikulierte, flehende Klagetöne aus. Sobald sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, weinte und schluchzte er – worauf sich Hesters Gesicht und Verhalten – in Anwesenheit ihrer Herrin stets sanft und gütig – sofort änderte. Sie schnitt ihm Gesichter, ballte die Faust und schrie: »Halt den Mund, du dummer alter Narr«, dann rollte sie seinen Stuhl vom Feuer weg, in das er so gern blickte, worauf er nur noch mehr weinte. Denn das war alles, was; nach mehr als siebzig Jahren List und Kampf, Trinken und Ränkeschmieden, Sünde und Selbstsucht übriggeblieben war – ein weinerlicher idiotischer Alter, der wie ein kleines Kind ins Bett gebracht und herausgenommen und gewaschen und gefüttert werden mußte!

 

Of sunshiny days this old gentleman was taken out in a chair on the terrace — the very chair which Miss Crawley had had at Brighton, and which had been transported thence with a number of Lady Southdown’s effects to Queen’s Crawley. Lady Jane always walked by the old man, and was an evident favourite with him. He used to nod many times to her and smile when she came in, and utter inarticulate deprecatory moans when she was going away. When the door shut upon her he would cry and sob — whereupon Hester’s face and manner, which was always exceedingly bland and gentle while her lady was present, would change at once, and she would make faces at him and clench her fist and scream out “Hold your tongue, you stoopid old fool,” and twirl away his chair from the fire which he loved to look at — at which he would cry more. For this was all that was left after more than seventy years of cunning, and struggling, and drinking, and scheming, and sin and selfishness — a whimpering old idiot put in and out of bed and cleaned and fed like a baby.

Schließlich kam ein Tag, an dem die Geschäfte der Wärterin ihren Abschluß fanden. Eines frühen Morgens, als Pitt Crawley im Studierzimmer über seinen Rechnungsbüchern saß, klopfte es an die Tür, und Hester trat mit einem Knicks herein und sagte:

 

At last a day came when the nurse’s occupation was over. Early one morning, as Pitt Crawley was at his steward’s and bailiff’s books in the study, a knock came to the door, and Hester presented herself, dropping a curtsey, and said,

»Bitte schön, Sir Pitt, Sir Pitt ist heute morgen gestorben, Sir Pitt. Ich war gerade beim Brotrösten, Sir Pitt, zu seinem Haferbrei, Sir Pitt, den er jeden Morgen pünktlich um sechs bekam, Sir Pitt, und – da war es mir, als wenn ich's stöhnen hörte, Sir Pitt – und – und – und ...« Sie knickste von neuem.

 

“If you please, Sir Pitt, Sir Pitt died this morning, Sir Pitt. I was a-making of his toast, Sir Pitt, for his gruel, Sir Pitt, which he took every morning regular at six, Sir Pitt, and — I thought I heard a moan-like, Sir Pitt — and — and — and — ” She dropped another curtsey.

Weshalb wurde Pitts bleiches Gesicht plötzlich so rot? War es, weil er endlich Sir Pitt war mit einem Sitz im Parlament und ihm vielleicht künftige Ehrungen in Aussicht standen? Ich werde jetzt den Besitz mit dem Bargeld entlasten, dachte er und überschlug schnell die Hypotheken und die Verbesserungen, welche er anbringen würde. Er hatte das Geld seiner Tante nicht eher anwenden wollen, damit seine Ausgaben nicht umsonst gewesen wären, falls Sir Pitt sich wieder erholt hätte.

 

What was it that made Pitt’s pale face flush quite red? Was it because he was Sir Pitt at last, with a seat in Parliament, and perhaps future honours in prospect? “I’ll clear the estate now with the ready money,” he thought and rapidly calculated its incumbrances and the improvements which he would make. He would not use his aunt’s money previously lest Sir Pitt should recover and his outlay be in vain.

Im Schloß und im Pfarrhaus wurden alle Vorhänge herabgelassen, die Kirchenglocke läutete, und die Kanzel wurde schwarz verhängt; Bute Crawley ging nicht zu einer Jagdpartie, sondern ritt zu einem ruhigen Essen nach Fuddleston, wo man sich bei Portwein über seinen verstorbenen Bruder und den jungen Sir Pitt unterhielt. Miss Betsy, die sich inzwischen mit einem Sattler in Mudbury verheiratet hatte, weinte von Herzen. Mr. Glauber, der Arzt, kam mit den besten Empfehlungen und erkundigte sich nach der Gesundheit der Damen. Man sprach über den Todesfall in Mudbury und im »Wappen Crawleys«, dessen Wirt sich seit kurzem mit dem Pfarrer ausgesöhnt hatte; es war bekannt geworden, daß dieser gelegentlich die Gaststube betrat und Mr. Horrocks' Süßbier probierte.

 

All the blinds were pulled down at the Hall and Rectory: the church bell was tolled, and the chancel hung in black; and Bute Crawley didn’t go to a coursing meeting, but went and dined quietly at Fuddleston, where they talked about his deceased brother and young Sir Pitt over their port. Miss Betsy, who was by this time married to a saddler at Mudbury, cried a good deal. The family surgeon rode over and paid his respectful compliments, and inquiries for the health of their ladyships. The death was talked about at Mudbury and at the Crawley Arms, the landlord whereof had become reconciled with the Rector of late, who was occasionally known to step into the parlour and taste Mr. Horrocks’ mild beer.

»Soll ich deinem Bruder schreiben – oder tust du es?« fragte Lady Jane ihren Gatten, Sir Pitt.

 

“Shall I write to your brother — or will you?” asked Lady Jane of her husband, Sir Pitt.

»Ich natürlich werde ihm schreiben«, sagte Sir Pitt, »und ihn zur Beerdigung einladen; das gehört sich so.«

 

“I will write, of course,” Sir Pitt said, “and invite him to the funeral: it will be but becoming.”

»Und – und – Mrs. Rawdon«, schlug Lady Jane schüchtern vor.

 

“And — and — Mrs. Rawdon,” said Lady Jane timidly.

»Jane!« sagte Lady Southdown. »Wie kannst du nur daran denken?«

 

“Jane!” said Lady Southdown, “how can you think of such a thing?”

»Mrs. Rawdon muß natürlich auch eingeladen werden«, sagte Sir Pitt entschlossen.

 

“Mrs. Rawdon must of course be asked,” said Sir Pitt, resolutely.

»Nicht, solange ich im Hause bin!« rief Lady Southdown.

 

“Not whilst I am in the house!” said Lady Southdown.

»Ich möchte Sie bitten, daran zu denken, meine Gnädigste, daß ich das Familienoberhaupt bin«, erwiderte Sir Pitt. »Bitte, Lady Jane, sei so gut, einen Brief an Mrs. Rawdon Crawley zu schreiben und um ihr Erscheinen bei diesem traurigen Ereignis zu bitten.«

 

“Your Ladyship will be pleased to recollect that I am the head of this family,” Sir Pitt replied. “If you please, Lady Jane, you will write a letter to Mrs. Rawdon Crawley, requesting her presence upon this melancholy occasion.”

»Jane, ich verbiete dir, die Feder zu ergreifen!« schrie die Gräfin.

 

“Jane, I forbid you to put pen to paper!” cried the Countess.

»Ich glaube, ich bin das Familienoberhaupt«, wiederholte Sir Pitt, »und wie sehr ich auch jeden Umstand bedauern würde, der Sie, meine Gnädige, dazu bringen sollte, dies Haus zu verlassen, so muß ich doch fortfahren, nach meinem Ermessen darin zu herrschen.«

 

“I believe I am the head of this family,” Sir Pitt repeated; “and however much I may regret any circumstance which may lead to your Ladyship quitting this house, must, if you please, continue to govern it as I see fit.”

Lady Southdown erhob sich mit der Würde der Siddons als Lady Macbeth und befahl, ihren Wagen anspannen zu lassen. Wenn ihr Sohn und ihre Tochter sie aus dem Hause jagten, so würde sie ihren Kummer irgendwo in der Einsamkeit verbergen und darum beten, daß die beiden zu besseren Gedanken bekehrt würden.

 

Lady Southdown rose up as magnificent as Mrs. Siddons in Lady Macbeth and ordered that horses might be put to her carriage. If her son and daughter turned her out of their house, she would hide her sorrows somewhere in loneliness and pray for their conversion to better thoughts.

»Wir jagen dich doch nicht aus dem Haus, Mama«, sagte die schüchterne Lady Jane flehend.

 

“We don’t turn you out of our house, Mamma,” said the timid Lady Jane imploringly.

»Ihr ladet eine Gesellschaft ein, der keine christliche Dame begegnen sollte, und ich will morgen früh meine Pferde haben.«

 

“You invite such company to it as no Christian lady should meet, and I will have my horses to-morrow morning.”

»Bitte, Jane, sei so gütig, zu schreiben, was ich diktiere«, sagte Sir Pitt, stand auf und gab sich eine gebieterische Haltung, wie auf dem »Porträt eines Gentleman« in der Ausstellung. »Fang bitte an: Queen's Crawley, 14. September 1822 – Mein lieber Bruder!...«

 

“Have the goodness to write, Jane, under my dictation,” said Sir Pitt, rising and throwing himself into an attitude of command, like the portrait of a Gentleman in the Exhibition, “and begin. ’Queen’s Crawley, September 14, 1822. — My dear brother — ’”

Als Lady Macbeth, die auf ein Zeichen der Schwäche oder des Schwankens bei ihrem Schwiegersohn gewartet hatte, diese entschiedenen und schrecklichen Worte hörte, stand sie auf und verließ mit verstörtem Blick die Bibliothek. Lady Jane sah zu ihrem Mann auf, als wolle sie ihrer Mama gern folgen, um sie zu besänftigen, aber Pitt verbot ihr, sich von der Stelle zu rühren.

 

Hearing these decisive and terrible words, Lady Macbeth, who had been waiting for a sign of weakness or vacillation on the part of her son-in-law, rose and, with a scared look, left the library. Lady Jane looked up to her husband as if she would fain follow and soothe her mamma, but Pitt forbade his wife to move.

»Sie wird nicht gehen«, sagte er. »Sie hat ihr Haus in Brighton vermietet und ihr Einkommen vom letzten Halbjahr schon verbraucht. Eine Gräfin, die im Gasthaus lebt, ist so viel wie entehrt. Ich habe schon lange auf eine Gelegenheit gewartet – um diesen – diesen entscheidenden Schritt zu tun, meine Liebe; denn wie du einsehen mußt, es ist unmöglich, daß in einer Familie zwei Häupter regieren. Und nun, wenn du erlaubst, wollen wir mit dem Diktieren fortfahren. Mein lieber Bruder! Die traurige Nachricht, die ich pflichtgemäß meiner Familie mitteilen muß, ist wohl schon lange erwartet worden« und so weiter.

 

“She won’t go away,” he said. “She has let her house at Brighton and has spent her last half-year’s dividends. A Countess living at an inn is a ruined woman. I have been waiting long for an opportunity — to take this — this decisive step, my love; for, as you must perceive, it is impossible that there should be two chiefs in a family: and now, if you please, we will resume the dictation. ’My dear brother, the melancholy intelligence which it is my duty to convey to my family must have been long anticipated by,’” &c.

Mit einem Wort, nachdem Pitt zur Regierung gelangt und mit viel Glück oder vielmehr, wie er meinte, durch seine Verdienste fast das gesamte Vermögen erhalten hatte, das seine Verwandten erwartet hatten, entschloß er sich, seine Familie freundlich und achtungsvoll zu behandeln und Queen's Crawley wieder gesellschaftsfähig zu machen. Er gefiel sich in dem Gedanken, Herr des Hauses zu sein. Er nahm sich vor, den großen Einfluß, den ihm seine überragende Fähigkeit und seine Stellung in der Grafschaft schnell erringen mußten, zu benutzen, seinem Bruder eine gute Stelle zu verschaffen und seine Vettern anständig zu versorgen. Vielleicht fühlte er auch leise Gewissensbisse bei dem Gedanken, daß er jetzt der Besitzer all dessen war, worauf sie gehofft hatten. Im Laufe seiner kurzen Regierungszeit hatte sich seine Haltung geändert, und seine Pläne standen fest: er beschloß, gerecht und ehrlich zu herrschen, Lady Southdown abzusetzen und mit all seinen Blutsverwandten auf möglichst gutem Fuß zu stehen.

 

In a word, Pitt having come to his kingdom, and having by good luck, or desert rather, as he considered, assumed almost all the fortune which his other relatives had expected, was determined to treat his family kindly and respectably and make a house of Queen’s Crawley once more. It pleased him to think that he should be its chief. He proposed to use the vast influence that his commanding talents and position must speedily acquire for him in the county to get his brother placed and his cousins decently provided for, and perhaps had a little sting of repentance as he thought that he was the proprietor of all that they had hoped for. In the course of three or four days’ reign his bearing was changed and his plans quite fixed: he determined to rule justly and honestly, to depose Lady Southdown, and to be on the friendliest possible terms with all the relations of his blood.

Er diktierte also einen Brief an seinen Bruder Rawdon – einen feierlichen, kunstvoll abgefaßten Brief mit tiefsinnigen Bemerkungen in verschnörkelter Ausdrucksweise. Die einfache kleine Sekretärin, die ihn auf Befehl ihres Mannes niederschrieb, erfüllte er mit Bewunderung. Was er doch für einen Redner abgeben wird, dachte sie, wenn er erst ins Unterhaus kommt (diesen Punkt wie auch Lady Southdowns Herrschaftsbestrebungen hatte Pitt zuweilen gegenüber seiner Frau im Bett angedeutet); wie weise und gut und was für ein Genie mein Mann ist! Ich bildete mir ein, er sei etwas kühl, aber wie gut er doch ist und was für ein Genie!

 

So he dictated a letter to his brother Rawdon — a solemn and elaborate letter, containing the profoundest observations, couched in the longest words, and filling with wonder the simple little secretary, who wrote under her husband’s order. “What an orator this will be,” thought she, “when he enters the House of Commons” (on which point, and on the tyranny of Lady Southdown, Pitt had sometimes dropped hints to his wife in bed); “how wise and good, and what a genius my husband is! I fancied him a little cold; but how good, and what a genius!”

In Wirklichkeit hatte Pitt Crawley den Brief Wort für Wort auswendig gelernt und hatte ihn sich mit diplomatischer Heimlichkeit lange gründlich durchdacht, ehe er es für angemessen hielt, ihn seiner erstaunten Frau mitzuteilen.

 

The fact is, Pitt Crawley had got every word of the letter by heart and had studied it, with diplomatic secrecy, deeply and perfectly, long before he thought fit to communicate it to his astonished wife.

Diesen Brief, mit breitem Trauerrand und schwarzem Siegel, schickte Pitt an seinen Bruder, den Oberst in London. Rawdon Crawley zeigte sich beim Empfang nicht übermäßig erfreut. Was nützt es, in dieses langweilige Nest zu fahren? dachte er. Ich kann es nicht vertragen, nach dem Essen mit Pitt allein zu sein, und die Pferde hin und zurück kosten uns zwanzig Pfund.

 

This letter, with a huge black border and seal, was accordingly despatched by Sir Pitt Crawley to his brother the Colonel, in London. Rawdon Crawley was but half-pleased at the receipt of it. “What’s the use of going down to that stupid place?” thought he. “I can’t stand being alone with Pitt after dinner, and horses there and back will cost us twenty pound.”

Er trug den Brief, wie alle Schwierigkeiten, in Beckys Schlafzimmer hinauf – mit ihrer Schokolade, die er ihr jeden Morgen zubereitete und hinaufbrachte.

 

He carried the letter, as he did all difficulties, to Becky, upstairs in her bedroom — with her chocolate, which he always made and took to her of a morning.

Er stellte das Tablett mit dem Frühstück und dem Brief auf den Toilettentisch, an dem Becky saß und sich ihr blondes Haar kämmte. Sie nahm das schwarzgeränderte Schreiben, las es und sprang mit einem »Hurra« von ihrem Stuhl auf, wobei sie den Brief über ihrem Kopf schwenkte.

 

He put the tray with the breakfast and the letter on the dressing-table, before which Becky sat combing her yellow hair. She took up the black-edged missive, and having read it, she jumped up from the chair, crying “Hurray!” and waving the note round her head.

»Hurra?« sagte Rawdon fragend und blickte verwundert auf die kleine Gestalt, die im fliegenden Flanellschlafrock, mit aufgelösten goldenen Locken im Zimmer umhersprang. »Er hat uns nichts hinterlassen, Becky. Ich habe doch meinen Teil erhalten, als ich mündig wurde.«

 

“Hurray?” said Rawdon, wondering at the little figure capering about in a streaming flannel dressing-gown, with tawny locks dishevelled. “He’s not left us anything, Becky. I had my share when I came of age.”

»Du wirst nie mündig werden, du einfältiger alter Mann«, entgegnete Becky. »Lauf jetzt zu Madame Brunoy, denn ich muß ein bißchen Trauerkleidung haben; und kaufe du dir einen Trauerflor für den Hut und eine schwarze Weste – ich glaube, du hast keine –, sorge dafür, daß es uns morgen ins Haus gebracht wird, damit wir am Donnerstag abreisen können.«

 

“You’ll never be of age, you silly old man,” Becky replied. “Run out now to Madam Brunoy’s, for I must have some mourning: and get a crape on your hat, and a black waistcoat — I don’t think you’ve got one; order it to be brought home to-morrow, so that we may be able to start on Thursday.”

»Du willst doch nicht etwa hinfahren«, fiel Rawdon ein.

 

“You don’t mean to go?” Rawdon interposed.

»Natürlich will ich. Ich will, daß Lady Jane mich nächstes Jahr bei Hofe vorstellt. Ich will, daß dir dein Bruder einen Parlamentssitz verschafft, du dummer Alter. Ich will, daß Lord Steyne deine und seine Stimme erhält, mein lieber, einfältiger Alter, und daß du Staatssekretär für Irland oder Gouverneur in Westindien oder Schatzmeister oder Konsul oder so etwas Ähnliches wirst.«

 

“Of course I mean to go. I mean that Lady Jane shall present me at Court next year. I mean that your brother shall give you a seat in Parliament, you stupid old creature. I mean that Lord Steyne shall have your vote and his, my dear, old silly man; and that you shall be an Irish Secretary, or a West Indian Governor: or a Treasurer, or a Consul, or some such thing.”

»Die Postkutsche wird verdammt viel Geld kosten«, brummte Rawdon.

 

“Posting will cost a dooce of a lot of money,” grumbled Rawdon.

»Wir könnten in Southdowns Kutsche fahren, die muß zum Begräbnis ja doch hinaus, da er ja mit der Familie verwandt ist; aber nein – ich denke, wir fahren lieber mit der Postkutsche. Das wird ihnen besser gefallen. Es sieht bescheidener aus ...«

 

“We might take Southdown’s carriage, which ought to be present at the funeral, as he is a relation of the family: but, no — I intend that we shall go by the coach. They’ll like it better. It seems more humble — ”

»Rawdon kommt doch natürlich mit?« fragte der Oberst.

 

“Rawdy goes, of course?” the Colonel asked.

»Nichts davon; warum sollten wir noch einen Platz bezahlen? Er ist zu groß, um noch zwischen dir und mir eingezwängt reisen zu können. Er soll ruhig hier im Kinderzimmer bleiben, und die Briggs kann ihm ein schwarzes Kittelchen machen. Geh nun und tu, was ich dir gesagt habe. Am besten erzählst du deinem Diener Sparks, daß der alte Sir Pitt tot ist und daß du ein hübsches Sümmchen bekommen wirst, wenn die Angelegenheit erst geordnet ist. Er wird es Raggles weitererzählen, der ja schon auf Geld gedrängt hat, und das wird den armen Raggles beruhigen.« Nach diesen Worten begann Becky ihre Schokolade zu schlürfen.

 

“No such thing; why pay an extra place? He’s too big to travel bodkin between you and me. Let him stay here in the nursery, and Briggs can make him a black frock. Go you, and do as I bid you. And you had best tell Sparks, your man, that old Sir Pitt is dead and that you will come in for something considerable when the affairs are arranged. He’ll tell this to Raggles, who has been pressing for money, and it will console poor Raggles.” And so Becky began sipping her chocolate.

Als der treue Lord Steyne am Abend kam, fand er Becky und ihre Gesellschafterin, die niemand anders als unsere Freundin Briggs war, beim Zerschnippeln und Zerschneiden aller Arten von schwarzem Stoff, der sich für den traurigen Anlaß fand.

 

When the faithful Lord Steyne arrived in the evening, he found Becky and her companion, who was no other than our friend Briggs, busy cutting, ripping, snipping, and tearing all sorts of black stuffs available for the melancholy occasion.

»Miss Briggs und ich sind in Kummer und Verzweiflung um den Tod unseres Papas versunken«, sagte Rebekka. »Sir Pitt Crawley ist gestorben, Lord. Den ganzen Morgen haben wir uns die Haare ausgerissen, und jetzt zerreißen wir unsere alten Kleider.«

 

“Miss Briggs and I are plunged in grief and despondency for the death of our Papa,” Rebecca said. “Sir Pitt Crawley is dead, my lord. We have been tearing our hair all the morning, and now we are tearing up our old clothes.”

»Oh, Rebekka, wie können Sie nur!« war alles, was die Briggs mit einem Augenaufschlag hervorbringen konnte.

 

“Oh, Rebecca, how can you — ” was all that Briggs could say as she turned up her eyes.

»Oh, Rebekka, wie können Sie nur!« echote Lord Steyne. »So ist der alte Schuft also tot? Er hätte Peer werden können, wenn er seine Karte besser ausgespielt hätte. Mr. Pitt hätte ihn beinahe dazu gemacht, aber er wechselte die Partei immer zur Unzeit. Was für ein alter Silen er doch war.«

 

“Oh, Rebecca, how can you — ” echoed my Lord. “So that old scoundrel’s dead, is he? He might have been a Peer if he had played his cards better. Mr. Pitt had very nearly made him; but he ratted always at the wrong time. What an old Silenus it was!”

»Ich könnte Silens Witwe sein«, sagte Rebekka. »Wissen Sie noch, Miss Briggs, wie Sie durchs Schlüsselloch lugten und den alten Pitt vor mir auf den Knien sahen?« Unsere alte Freundin, Miss Briggs, errötete heftig bei dieser Erinnerung, und sie war froh, als ihr Lord Steyne befahl, hinunterzugehen und ihm eine Tasse Tee zu machen.

 

“I might have been Silenus’s widow,” said Rebecca. “Don’t you remember, Miss Briggs, how you peeped in at the door and saw old Sir Pitt on his knees to me?” Miss Briggs, our old friend, blushed very much at this reminiscence, and was glad when Lord Steyne ordered her to go downstairs and make him a cup of tea.

Die Briggs war der Hofhund, den sich Rebekka zur Bewachung ihrer Unschuld und ihres guten Rufes angeschafft hatte. Miss Crawley hatte ihr eine kleine Jahresrente ausgesetzt. Sie wäre gern in der Familie Crawley bei Lady Jane geblieben, die gegen sie und jedermann gütig war; aber Lady Southdown entließ die arme Briggs, so schnell es die Schicklichkeit nur gestattete; und Mr. Pitt, der sich durch die unangebrachte Großmut sehr geschädigt vorkam, die seine verstorbene Verwandte gegenüber einer Dame zeigte, welche nur zwanzig Jahre Miss Crawley treu gedient hatte, erhob keine Einwendungen gegen die Autoritätsbeweise der verwitweten Gräfin. Auch Bowls und die Firkin erhielten ihre Erbschaft und ihren Abschied, heirateten und eröffneten eine Pension, wie es Leute ihres Schlages meist tun.

 

Briggs was the house-dog whom Rebecca had provided as guardian of her innocence and reputation. Miss Crawley had left her a little annuity. She would have been content to remain in the Crawley family with Lady Jane, who was good to her and to everybody; but Lady Southdown dismissed poor Briggs as quickly as decency permitted; and Mr. Pitt (who thought himself much injured by the uncalled-for generosity of his deceased relative towards a lady who had only been Miss Crawley’s faithful retainer a score of years) made no objection to that exercise of the dowager’s authority. Bowls and Firkin likewise received their legacies and their dismissals, and married and set up a lodging-house, according to the custom of their kind.

Die Briggs versuchte, bei ihren Verwandten auf dem Lande zu leben. Aber bald fand sie das nach der besseren Gesellschaft, die sie gewöhnt war, unmöglich. Diese Menschen, kleine Geschäftsleute in einem Landstädtchen, zankten sich um Miss Briggs' jährliche vierzig Pfund ebenso erbittert und dabei offener wie die Verwandten von Miss Crawley um deren Erbschaft. Der Bruder der Briggs, ein radikaler Hutmacher und Kolonialwarenhändler, nannte seine Schwester eine geldprotzige Aristokratin, weil sie nicht einen Teil ihres Kapitals zur Ausrüstung seines Ladens leihen wollte. Wahrscheinlich hätte sie das auch getan, aber ihre Schwester, eine pietistische Schuhmachersfrau, lag im Streit mit dem Hutmacher und Kolonialwarenhändler, weil dieser eine andere Kirche besuchte, und sie bewies, daß er dem Bankrott nahe sei, und sie belegte Miss Briggs eine Weile mit Beschlag. Der pietistische Schuhmacher wollte gern, daß Miss Briggs seinen Sohn auf die Universität schicken und einen Gentleman aus ihm machen würde. Die beiden Familien zogen ihr einen bedeutenden Teil ihrer Privatersparnisse aus der Tasche. Schließlich floh sie, von den Verwünschungen beider verfolgt, nach London und beschloß, wieder in Dienste zu treten, die ihr unendlich weniger lästig erschienen als die Freiheit. Sie annoncierte daher in den Zeitungen, daß »eine Dame von angenehmen Manieren, an beste Gesellschaft gewöhnt, gern ...« und so weiter. Sie quartierte sich bei Mr. Bowls in der Half Moon Street ein und wartete auf das Ergebnis ihrer Anzeige.

 

Briggs tried to live with her relations in the country, but found that attempt was vain after the better society to which she had been accustomed. Briggs’s friends, small tradesmen, in a country town, quarrelled over Miss Briggs’s forty pounds a year as eagerly and more openly than Miss Crawley’s kinsfolk had for that lady’s inheritance. Briggs’s brother, a radical hatter and grocer, called his sister a purse-proud aristocrat, because she would not advance a part of her capital to stock his shop; and she would have done so most likely, but that their sister, a dissenting shoemaker’s lady, at variance with the hatter and grocer, who went to another chapel, showed how their brother was on the verge of bankruptcy, and took possession of Briggs for a while. The dissenting shoemaker wanted Miss Briggs to send his son to college and make a gentleman of him. Between them the two families got a great portion of her private savings out of her, and finally she fled to London followed by the anathemas of both, and determined to seek for servitude again as infinitely less onerous than liberty. And advertising in the papers that a “Gentlewoman of agreeable manners, and accustomed to the best society, was anxious to,” &c., she took up her residence with Mr. Bowls in Half Moon Street, and waited the result of the advertisement.

So kam es, daß sie Rebekka wiedertraf. Mrs. Rawdons prächtige kleine Ponykutsche wirbelte eines Tages die Straße hinab, als Miss Briggs eben müde Mr. Bowls' Tür erreichte. Sie hatte einen anstrengenden Marsch in die Innenstadt zum Büro der »Times« hinter sich, wo sie ihre Annonce zum sechstenmal aufgegeben hatte. Rebekka kutschierte selbst und erkannte die Dame von angenehmen Manieren sofort, und da sie, wie wir gesehen haben, eine gutmütige kleine Frau war und die Briggs schätzte, ließ sie die Ponys vor der Tür halten, gab die Zügel dem Knecht, sprang heraus und hatte beide Hände der Briggs ergriffen, ehe die mit den angenehmen Manieren sich von dem Schock über das Wiedersehen mit ihrer alten Freundin erholt hatte.

 

So it was that she fell in with Rebecca. Mrs. Rawdon’s dashing little carriage and ponies was whirling down the street one day, just as Miss Briggs, fatigued, had reached Mr. Bowls’s door, after a weary walk to the Times Office in the City to insert her advertisement for the sixth time. Rebecca was driving, and at once recognized the gentlewoman with agreeable manners, and being a perfectly good-humoured woman, as we have seen, and having a regard for Briggs, she pulled up the ponies at the doorsteps, gave the reins to the groom, and jumping out, had hold of both Briggs’s hands, before she of the agreeable manners had recovered from the shock of seeing an old friend.

Die Briggs weinte, und Becky lachte sehr und küßte die Dame, sobald sie in den Hausflur kamen und von da in Mrs. Bowls' Vorderzimmer mit den roten Moreenvorhängen und dem runden Spiegel mit dem angeketteten Adler darüber, der auf die Rückseite des Zettels im Fenster blickte, worauf man »möblierte Zimmer zu vermieten« lesen konnte.

 

Briggs cried, and Becky laughed a great deal and kissed the gentlewoman as soon as they got into the passage; and thence into Mrs. Bowls’s front parlour, with the red moreen curtains, and the round looking-glass, with the chained eagle above, gazing upon the back of the ticket in the window which announced “Apartments to Let.”

Die Briggs erzählte ihre ganze Geschichte unter völlig unangebrachten Schluchzern und Ausrufen der Verwunderung, womit Frauen ihrer weichen Natur eine alte Bekannte begrüßen oder eine Begegnung auf der Straße beobachten; denn obwohl die Leute einander täglich treffen, so gibt es doch einige, die unbedingt ein Wunder dabei entdecken wollen. Sogar Frauen, die sich früher gehaßt haben, brechen in Tränen aus, wenn sie sich treffen, und gedenken jammernd der Zeit, wo sie sich zuletzt gezankt haben. Mit einem Wort, die Briggs erzählte ihre ganze Geschichte auf diese Weise, und Becky gab mit ihrer gewöhnlichen harmlosen Offenheit einen Bericht über ihr Leben.

 

Briggs told all her history amidst those perfectly uncalled-for sobs and ejaculations of wonder with which women of her soft nature salute an old acquaintance, or regard a rencontre in the street; for though people meet other people every day, yet some there are who insist upon discovering miracles; and women, even though they have disliked each other, begin to cry when they meet, deploring and remembering the time when they last quarrelled. So, in a word, Briggs told all her history, and Becky gave a narrative of her own life, with her usual artlessness and candour.

Mrs. Bowls, die ehemalige Firkin, lauschte im Hausflur finster dem hysterischen Geheule und Gekichere, das man im Vorderzimmer vernehmen konnte. Sie hatte Becky nie leiden können. Seitdem sich das Ehepaar in London niedergelassen hatte, hatten sie häufig ihre früheren Freunde Raggles besucht. Der Bericht Raggles' über die Haushaltsführung des Obersten mißfiel ihnen. »Ich für mein Teil würde ihm nicht trauen, Ragg, mein Junge«, hatte Bowls bemerkt. Als daher Mrs. Rawdon aus dem Zimmer trat und darauf bestand, der ehemaligen Kammerfrau die Hand zu schütteln, begrüßte diese sie nur mit einem mürrischen Knicks, und ihre Finger lagen kalt und leblos wie Würstchen in Mrs. Rawdons Hand. Dann wirbelte Rebekka wieder nach Piccadilly, nachdem sie der nickend am Fenster, direkt unter dem Vermietanzeiger, lehnenden Miss Briggs ebenfalls mit süßem Lächeln zugenickt hatte, und im nächsten Augenblick befand sie sich im Park, mit einem halben Dutzend Stutzern zu Pferde hinter ihrem Wagen.

 

Mrs. Bowls, late Firkin, came and listened grimly in the passage to the hysterical sniffling and giggling which went on in the front parlour. Becky had never been a favourite of hers. Since the establishment of the married couple in London they had frequented their former friends of the house of Raggles, and did not like the latter’s account of the Colonel’s menage. “I wouldn’t trust him, Ragg, my boy,” Bowls remarked; and his wife, when Mrs. Rawdon issued from the parlour, only saluted the lady with a very sour curtsey; and her fingers were like so many sausages, cold and lifeless, when she held them out in deference to Mrs. Rawdon, who persisted in shaking hands with the retired lady’s maid. She whirled away into Piccadilly, nodding with the sweetest of smiles towards Miss Briggs, who hung nodding at the window close under the advertisement-card, and at the next moment was in the park with a half-dozen of dandies cantering after her carriage.

Als Becky entdeckte, wie ihre Freundin gestellt war und daß es ihr bei der hübschen Erbschaft von Miss Crawley nicht auf ein Gehalt ankomme, entwarf sie sofort ein paar menschenfreundliche häusliche Pläne in bezug auf sie. Diese war gerade die Gesellschafterin, die für ihren Haushalt paßte, und sie lud die Briggs noch am gleichen Abend zum Essen ein, wo sie ihr ihren teuren kleinen Liebling Rawdon zeigen wollte.

 

When she found how her friend was situated, and how having a snug legacy from Miss Crawley, salary was no object to our gentlewoman, Becky instantly formed some benevolent little domestic plans concerning her. This was just such a companion as would suit her establishment, and she invited Briggs to come to dinner with her that very evening, when she should see Becky’s dear little darling Rawdon.

Mrs. Bowls warnte ihre Mieterin davor, sich in die Höhle des Löwen zu wagen. »Sie werden es bereuen, Miss Briggs  – denken Sie an meine Worte –, so wahr ich Bowls heiße.« Die Briggs versprach, sehr vorsichtig zu sein. Das Resultat dieser Vorsicht war, daß sie eine Woche darauf zu Mrs. Rawdon zog und noch vor Ende des ersten halben Jahres Rawdon Crawley sechshundert Pfund auf Zinsen geliehen hatte.

 

Mrs. Bowls cautioned her lodger against venturing into the lion’s den, “wherein you will rue it, Miss B., mark my words, and as sure as my name is Bowls.” And Briggs promised to be very cautious. The upshot of which caution was that she went to live with Mrs. Rawdon the next week, and had lent Rawdon Crawley six hundred pounds upon annuity before six months were over.


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