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55. Kapitel / Chapter 55

In dem dasselbe Thema fortgesetzt wird / In Which the Same Subject is Pursued

Becky erholte sich von der dumpfen Verwirrung, in die die Ereignisse des vorigen Abends ihren sonst so unerschrockenen Geist gestürzt hatten, erst, als die Glocken der Kapelle in der Curzon Street zum Nachmittagsgottesdienst läuteten. Sie erhob sich von ihrem Bett und läutete ebenfalls – nach dem französischen Kammermädchen, das sie vor einigen Stunden verlassen hatte.

 

Becky did not rally from the state of stupor and confusion in which the events of the previous night had plunged her intrepid spirit until the bells of the Curzon Street Chapels were ringing for afternoon service, and rising from her bed she began to ply her own bell, in order to summon the French maid who had left her some hours before.

Mrs. Rawdon Crawley klingelte viele Male, jedoch umsonst, und obgleich sie zuletzt mit solcher Gewalt an der Klingelschnur riß, daß sie sie in der Hand behielt, zeigte sich Mademoiselle Fifine nicht – auch nicht, als ihre Herrin im größten Zorn, die Klingelschnur in der Hand, mit wirrem Haar auf den Treppenabsatz herauskam und wiederholt nach ihrer Dienerin schrie.

 

Mrs. Rawdon Crawley rang many times in vain; and though, on the last occasion, she rang with such vehemence as to pull down the bell-rope, Mademoiselle Fifine did not make her appearance — no, not though her mistress, in a great pet, and with the bell-rope in her hand, came out to the landing-place with her hair over her shoulders and screamed out repeatedly for her attendant.

Diese hatte nämlich das Haus schon vor mehreren Stunden verlassen und sich, wie man so sagt, französisch empfohlen. Nachdem Mademoiselle die Schmucksachen im Salon aufgelesen hatte, war sie in ihr eigenes Zimmer hinaufgestiegen und hatte ihre Koffer gepackt und verschnürt. Dann war sie hinausgetrippelt, hatte eine Droschke gerufen und ihr Gepäck eigenhändig hinuntergebracht, ohne jemanden von den anderen Dienstboten um Hilfe zu bitten. Die hätten sie ihr wahrscheinlich auch versagt, denn man haßte sie von Herzen. Ohne Abschiedsgruß hatte sie dann die Curzon Street verlassen.

 

The truth is, she had quitted the premises for many hours, and upon that permission which is called French leave among us After picking up the trinkets in the drawing-room, Mademoiselle had ascended to her own apartments, packed and corded her own boxes there, tripped out and called a cab for herself, brought down her trunks with her own hand, and without ever so much as asking the aid of any of the other servants, who would probably have refused it, as they hated her cordially, and without wishing any one of them good-bye, had made her exit from Curzon Street.

Ihrer Ansicht nach war das Spiel in diesem kleinen Haushalt aus. Fifine fuhr in einer Droschke ab, wie das bekanntlich bedeutendere Persönlichkeiten ihrer Nation unter ähnlichen Umständen getan haben. Aber weitsichtiger oder glücklicher als diese, sicherte sie sich nicht nur ihr Eigentum, sondern auch einen Teil von dem ihrer Herrin (wenn man bei dieser Dame überhaupt davon sprechen konnte, daß ihr etwas gehörte). Sie nahm nicht nur die obenerwähnten Schmucksachen und ein paar Kleider mit, die ihr schon lange in die Augen gestochen hatten, sondern auch vier reichvergoldete Rokokoleuchter, sechs vergoldete Alben, Taschenbücher und andere illustrierte Werke; eine emaillierte Schnupftabakdose, die einst der Madame Dubarry gehört hatte, und das niedlichste kleine Schreibzeug mit einem Tintenlöscher aus Perlmutt, das Becky immer benutzt hatte, wenn sie ihre bezaubernden rosa Briefchen verfaßte, waren mit Mademoiselle Fifine aus dem Haus in der Curzon Street verschwunden. Auch das Silber, das den Tisch bei dem von Rawdon gestörten kleinen Festmahl geschmückt hatte, hatte sie mitgehen heißen. Das Geschirr war Mademoiselle wahrscheinlich zu platzraubend erschienen, und aus dem gleichen Grunde hatte sie zweifellos auch die Schüreisen, die Kaminspiegel und das Rosenholzklavier zurückgelassen.

 

The game, in her opinion, was over in that little domestic establishment. Fifine went off in a cab, as we have known more exalted persons of her nation to do under similar circumstances: but, more provident or lucky than these, she secured not only her own property, but some of her mistress’s (if indeed that lady could be said to have any property at all) — and not only carried off the trinkets before alluded to, and some favourite dresses on which she had long kept her eye, but four richly gilt Louis Quatorze candlesticks, six gilt albums, keepsakes, and Books of Beauty, a gold enamelled snuff-box which had once belonged to Madame du Barri, and the sweetest little inkstand and mother-of-pearl blotting book, which Becky used when she composed her charming little pink notes, had vanished from the premises in Curzon Street together with Mademoiselle Fifine, and all the silver laid on the table for the little festin which Rawdon interrupted. The plated ware Mademoiselle left behind her was too cumbrous, probably for which reason, no doubt, she also left the fire irons, the chimney-glasses, and the rosewood cottage piano.

Eine Dame, die ihr sehr ähnelte, eröffnete später ein Modegeschäft in der Rue du Helder in Paris, wo sie sich größter Achtung erfreute und die Gönnerschaft von Lord Steyne genoß. Diese Person sprach von England stets als vom verräterischsten Land der Welt und erklärte ihren Lehrmädchen, die Bewohner dieser Insel hätten sie »affreusement volé«. Zweifellos veranlaßte nur das Mitleid mit ihrem Unglück den Marquis von Steyne, so gütig gegen Madame de Saint Amaranthe zu sein. Möge sie so glücklich werden, wie sie es verdient – auf unserem Teil des Jahrmarkts der Eitelkeit tritt sie nicht wieder auf.

 

A lady very like her subsequently kept a milliner’s shop in the Rue du Helder at Paris, where she lived with great credit and enjoyed the patronage of my Lord Steyne. This person always spoke of England as of the most treacherous country in the world, and stated to her young pupils that she had been affreusement vole by natives of that island. It was no doubt compassion for her misfortunes which induced the Marquis of Steyne to be so very kind to Madame de Saint-Amaranthe. May she flourish as she deserves — she appears no more in our quarter of Vanity Fair.

Da Mrs. Crawley in den unteren Räumen Gewirr von Stimmen und Bewegung vernahm und empört war über die Unverschämtheit der Dienstboten, die ihrem Rufe nicht Folge leisteten, warf sie sich den Morgenrock über und stieg majestätisch in den Salon hinab, aus dem das Geräusch kam.

 

Hearing a buzz and a stir below, and indignant at the impudence of those servants who would not answer her summons, Mrs. Crawley flung her morning robe round her and descended majestically to the drawing-room, whence the noise proceeded.

Da saß die Köchin mit geschwärztem Gesicht auf dem schönen Kattunsofa neben Mrs. Raggles und schenkte ihr Maraschino ein. Der Page mit den kegelförmigen Knöpfen, der immer Beckys rosa Briefchen ausgetragen hatte und so lebhaft um ihren kleinen Wagen herumgesprungen war, beschäftigte sich jetzt damit, seine Finger in eine Sahneschüssel zu stecken; der Lakai unterhielt sich mit Raggles, der bestürzt und kummervoll dastand. Aber obgleich die Tür offenstand und Rebekka in ein paar Meter Entfernung ein halbes dutzendmal geschrien hatte, war doch keiner der Dienstboten ihrem Ruf gefolgt. »Trinken Sie noch einen Tropfen, bitte, Mrs. Raggles«, sagte die Köchin gerade, als Becky im wehenden weißen Kaschmirmorgenrock eintrat.

 

The cook was there with blackened face, seated on the beautiful chintz sofa by the side of Mrs. Raggles, to whom she was administering Maraschino. The page with the sugar-loaf buttons, who carried about Becky’s pink notes, and jumped about her little carriage with such alacrity, was now engaged putting his fingers into a cream dish; the footman was talking to Raggles, who had a face full of perplexity and woe — and yet, though the door was open, and Becky had been screaming a half-dozen of times a few feet off, not one of her attendants had obeyed her call. “Have a little drop, do’ee now, Mrs. Raggles,” the cook was saying as Becky entered, the white cashmere dressing-gown flouncing around her.

»Simpson, Trotter!« rief die Herrin des Hauses zornig. »Ihr wagt hierzubleiben, wenn ihr mich rufen hört! Ihr wagt es, in meiner Gegenwart zu sitzen! Wo ist mein Mädchen?« Der Page zog im ersten Schreck die Finger aus dem Mund, aber die Köchin nahm ein Glas Maraschino, da Mrs. Raggles nicht mehr wollte, und starrte Becky über das vergoldete Glas hinweg an, als sie es leerte. Der Likör schien der abscheulichen Rebellin Mut zu verleihen.

 

“Simpson! Trotter!” the mistress of the house cried in great wrath. “How dare you stay here when you heard me call? How dare you sit down in my presence? Where’s my maid?” The page withdrew his fingers from his mouth with a momentary terror, but the cook took off a glass of Maraschino, of which Mrs. Raggles had had enough, staring at Becky over the little gilt glass as she drained its contents. The liquor appeared to give the odious rebel courage.

»Ihr Sofa! Das ist stark«, sagte die Köchin. »Ich sitze auf Mrs. Raggles' Sofa. Bleiben Sie ruhig, Mrs. Raggles. Ich sitze auf dem Sofa von Mr. und Mrs. Raggles, die es mit ehrlichem Geld gekauft und teuer bezahlt haben. Und ich glaube, wenn ich hier sitzen bleibe, bis ich meinen Lohn habe, so muß ich ganz schön lange warten, Mrs. Raggles. Ich bleibe aber sitzen, haha!« Mit diesen Worten goß sie sich noch ein Glas von dem Likör ein und trank es mit einer noch häßlicheren, höhnischeren Miene aus.

 

Your sofy, indeed!” Mrs. Cook said. “I’m a settin’ on Mrs. Raggles’s sofy. Don’t you stir, Mrs. Raggles, Mum. I’m a settin’ on Mr. and Mrs. Raggles’s sofy, which they bought with honest money, and very dear it cost ‘em, too. And I’m thinkin’ if I set here until I’m paid my wages, I shall set a precious long time, Mrs. Raggles; and set I will, too — ha! ha!” and with this she filled herself another glass of the liquor and drank it with a more hideously satirical air.

»Trotter, Simpson! Werft die betrunkene Dirne hinaus«, kreischte Mrs. Crawley.

 

“Trotter! Simpson! turn that drunken wretch out,” screamed Mrs. Crawley.

»Ich tue es nicht«, sagte Trotter, der Lakai. »Machen Sie selbst, daß Sie wegkommen. Bezahlen Sie uns den Lohn, und dann können Sie mich auch hinauswerfen. Wir werden schnell genug gehen.«

 

“I shawn’t,” said Trotter the footman; “turn out yourself. Pay our selleries, and turn me out too. We’ll go fast enough.”

»Seid ihr alle hier, um mich zu beleidigen?« rief Becky wütend. »Wenn Oberst Crawley nach Hause kommt, werde ich...«

 

“Are you all here to insult me?” cried Becky in a fury; “when Colonel Crawley comes home I’ll — ”

Bei diesen Worten brachen die Dienstboten in ein rauhes Gelächter aus, in das jedoch Mr. Raggles, der noch immer ein sehr trauriges Gesicht machte, nicht einstimmte. »Er kommt nicht zurück«, fuhr Mr. Trotter fort, »er hat nach seinen Sachen geschickt, aber ich wollte sie nicht rausrücken, wenn auch Mr. Raggles wollte. Ich glaube, der ist ebensowenig ein Oberst wie ich. Er ist weg, und ich denke, Sie werden ihm schon hinterhergehen. Sie sind nichts anderes als Schwindler, alle beide. Sie können mich nicht einschüchtern. Ich lasse es mir nicht gefallen. Zahlen Sie uns unseren Lohn, hören Sie! Zahlen Sie uns den Lohn!« Nach Mr. Trotters rotem Gesicht und seiner undeutlichen Redeweise zu urteilen, hatte auch er Zuflucht zu alkoholischen Reizmitteln genommen.

 

At this the servants burst into a horse haw-haw, in which, however, Raggles, who still kept a most melancholy countenance, did not join. “He ain’t a coming back,” Mr. Trotter resumed. “He sent for his things, and I wouldn’t let ’em go, although Mr. Raggles would; and I don’t b’lieve he’s no more a Colonel than I am. He’s hoff, and I suppose you’re a goin’ after him. You’re no better than swindlers, both on you. Don’t be a bullyin’ me. I won’t stand it. Pay us our selleries, I say. Pay us our selleries.” It was evident, from Mr. Trotter’s flushed countenance and defective intonation, that he, too, had had recourse to vinous stimulus.

»Mr. Raggles«, sagte Becky etwas beunruhigt, »Sie werden doch hoffentlich nicht zulassen, daß mich dieser betrunkene Mensch beleidigt?« »Halt 's Maul jetzt, Trotter«, sagte Simpson, der Page. Die bedauernswerte Lage seiner Herrin hatte ihn gerührt, und es gelang ihm, zu verhindern, daß der Lakai die Bezeichnung »betrunken« mit Gewalttätigkeiten von sich abwies.

 

“Mr. Raggles,” said Becky in a passion of vexation, “you will not surely let me be insulted by that drunken man?” “Hold your noise, Trotter; do now,” said Simpson the page. He was affected by his mistress’s deplorable situation, and succeeded in preventing an outrageous denial of the epithet “drunken” on the footman’s part.

»O Madame«, sagte Raggles, »ich hätte nie geglaubt, daß ich diesen Tag erleben würde. Ich kenne die Familie Crawley, seit ich auf der Welt bin. Dreißig Jahre lang war ich Butler bei Miss Crawley und hätte nie gedacht, daß mich einer aus dieser Familie einmal ruinieren würde  – ja, ruinieren«, sagte der arme Mann mit Tränen in den Augen. »Werden Sie Ihre Schulden bei mir bezahlen? Sie haben vier Jahre lang in diesem Haus gewohnt; meine ganze Habe, mein Silber und meine Wäsche haben Sie benutzt. Für Milch und Butter sind Sie mir zweihundert Pfund schuldig; Sie mußten ja unbedingt frische Eier für Ihre Omeletts und Sahne für Ihren Schoßhund haben.«

 

“Oh, M’am,” said Raggles, “I never thought to live to see this year day: I’ve known the Crawley family ever since I was born. I lived butler with Miss Crawley for thirty years; and I little thought one of that family was a goin’ to ruing me — yes, ruing me" — said the poor fellow with tears in his eyes. “Har you a goin’ to pay me? You’ve lived in this ’ouse four year. You’ve ’ad my substance: my plate and linning. You ho me a milk and butter bill of two ’undred pound, you must ’ave noo laid heggs for your homlets, and cream for your spanil dog.”

»Was ihr eigenes Fleisch und Blut bekam – darum hat sie sich nicht gekümmert«, fiel die Köchin ein. »Oft wäre er beinahe verhungert, wenn ich nicht gewesen wäre.«

 

“She didn’t care what her own flesh and blood had,” interposed the cook. “Many’s the time, he’d have starved but for me.”

»Er ist jetzt in einer Waisenschule, Köchin«, sagte Mr. Trotter mit einem trunkenen Lachen. Der ehrliche Raggles fuhr mit kläglichem Ton fort, seine Kümmernisse aufzuzählen. Alles, was er sagte, entsprach den Tatsachen. Becky und ihr Mann hatten ihn ruiniert. Er sollte nächste Woche Rechnungen bezahlen und wußte nicht, womit. Er würde völlig gepfändet und aus Laden und Haus gejagt werden, weil er der Familie Crawley vertraut hatte. Seine Tränen und Klagen verdrossen Becky nur noch mehr.

 

“He’s a charaty-boy now, Cooky,” said Mr. Trotter, with a drunken “ha! ha!" — and honest Raggles continued, in a lamentable tone, an enumeration of his griefs. All he said was true. Becky and her husband had ruined him. He had bills coming due next week and no means to meet them. He would be sold up and turned out of his shop and his house, because he had trusted to the Crawley family. His tears and lamentations made Becky more peevish than ever.

»Ihr scheint alle gegen mich zu sein«, sagte sie bitter. »Was wollt ihr. An einem Sonntag kann ich euch sowieso nicht bezahlen. Kommt morgen, und ihr werdet euer Geld bekommen. Ich dachte, Oberst Crawley hätte mit euch abgerechnet. Morgen wird er es tun. Ich erkläre euch bei meiner Ehre, daß er heute morgen mit fünfzehnhundert Pfund in der Brieftasche aus dem Haus gegangen ist. Er hat mir nichts zurückgelassen. Wendet euch an ihn. Reicht mir Hut und Schal und laßt mich hinaus. Ich will zu ihm. Wir hatten heute früh einen kleinen Streit. Anscheinend wißt ihr es schon. Ich verspreche euch auf mein Wort, daß ihr alle euer Geld bekommen sollt. Er hat eine gute Stellung erhalten. Laßt mich gehen, damit ich ihn aufsuchen kann.«

 

“You all seem to be against me,” she said bitterly. “What do you want? I can’t pay you on Sunday. Come back to-morrow and I’ll pay you everything. I thought Colonel Crawley had settled with you. He will to-morrow. I declare to you upon my honour that he left home this morning with fifteen hundred pounds in his pocket-book. He has left me nothing. Apply to him. Give me a bonnet and shawl and let me go out and find him. There was a difference between us this morning. You all seem to know it. I promise you upon my word that you shall all be paid. He has got a good appointment. Let me go out and find him.”

Bei diesen kühnen Worten blickten Raggles und die übrigen Anwesenden sich in wildem Erstaunen an, und so verließ sie Rebekka; sie ging hinauf und kleidete sich an, diesmal ohne die Hilfe ihrer französischen Zofe. Sie ging in Rawdons Zimmer und sah, daß sein Koffer und seine Tasche fertig gepackt zum Abholen bereitstanden. Auf der Adresse war mit Bleistift vermerkt, daß sie auf Anforderung ausgeliefert werden sollten. Dann begab sie sich in die Dachkammer der Französin, dort aber war alles leergefegt und die Schubladen ausgeräumt. Sie dachte an die Schmucksachen, die auf dem Fußboden herumgelegen hatten, und sie war sicher, daß das Frauenzimmer geflohen war. Gütiger Himmel, hat man je so ein Unglück erlebt wie meins? sagte sie sich. So nahe am Ziel zu sein und alles zu verlieren? Ist es nun zu spät? Nein! Es gab noch eine Möglichkeit.

 

This audacious statement caused Raggles and the other personages present to look at one another with a wild surprise, and with it Rebecca left them. She went upstairs and dressed herself this time without the aid of her French maid. She went into Rawdon’s room, and there saw that a trunk and bag were packed ready for removal, with a pencil direction that they should be given when called for; then she went into the Frenchwoman’s garret; everything was clean, and all the drawers emptied there. She bethought herself of the trinkets which had been left on the ground and felt certain that the woman had fled. “Good Heavens! was ever such ill luck as mine?” she said; “to be so near, and to lose all. Is it all too late?” No; there was one chance more.

Sie kleidete sich an und ging aus, diesmal unbelästigt, aber allein. Es war vier Uhr. Sie eilte durch die Straßen (Geld für einen Wagen hatte sie ja nicht) und blieb erst stehen, als sie die Tür von Sir Pitt Crawley in der Great Gaunt Street erreicht hatte. Wo war Lady Jane Crawley? Sie war in der Kirche. Becky war darüber nicht traurig. Sir Pitt saß in seinem Studierzimmer und hatte Befehl gegeben, ihn nicht zu stören. Sie mußte ihn aber sprechen. Sie schlüpfte an dem Wachtposten in Livree vorbei und war schon in Sir Pitts Zimmer, noch ehe der erstaunte Baronet auch nur die Zeitung niedergelegt hatte.

 

She dressed herself and went away unmolested this time, but alone. It was four o’clock. She went swiftly down the streets (she had no money to pay for a carriage), and never stopped until she came to Sir Pitt Crawley’s door, in Great Gaunt Street. Where was Lady Jane Crawley? She was at church. Becky was not sorry. Sir Pitt was in his study, and had given orders not to be disturbed — she must see him — she slipped by the sentinel in livery at once, and was in Sir Pitt’s room before the astonished Baronet had even laid down the paper.

Er wurde rot und fuhr mit erschrockenem und entsetztem Blick vor ihr zurück.

 

He turned red and started back from her with a look of great alarm and horror.

»Sehen Sie mich nicht so an«, sagte sie, »ich bin unschuldig, Pitt, lieber Pitt. Sie sind einst mein Freund gewesen. Bei Gott, ich bin unschuldig. Der Schein und alle Umstände sprechen gegen mich! Ach, gerade in dem Augenblick, als alle meine Hoffnungen sich erfüllen sollten, als uns das Glück winkte.«

 

“Do not look so,” she said. “I am not guilty, Pitt, dear Pitt; you were my friend once. Before God, I am not guilty. I seem so. Everything is against me. And oh! at such a moment! just when all my hopes were about to be realized: just when happiness was in store for us.”

»So ist es wahr, was in der Zeitung steht?« fragte Sir Pitt. Ein Absatz darin hatte ihn sehr überrascht.

 

“Is this true, what I see in the paper then?” Sir Pitt said — a paragraph in which had greatly surprised him.

»Es ist wahr. Lord Steyne hat es mir am Freitagabend, dem Abend des verhängnisvollen Balles, erzählt. Seit einem halben Jahr hat man ihm eine Anstellung versprochen. Mr. Martyr, der Kolonialminister, erzählte ihm nun gestern, die Sache gehe jetzt in Ordnung. Es folgten dann die unglückselige Verhaftung und die entsetzliche Begegnung. Meine einzige Schuld ist, daß ich mich zu sehr für Rawdons Interessen eingesetzt habe. Ich hatte Lord Steyne aber schon hundertmal vorher allein empfangen. Daß ich Geld hatte, von dem Rawdon nichts wußte, gebe ich zu. Sie wissen ja selbst, wie sorglos er damit umgeht. Konnte ich es ihm also anvertrauen?« In dieser Art fuhr sie fort, ihrem verblüfften Verwandten eine schön zusammenhängende Geschichte zu erzählen.

 

“It is true. Lord Steyne told me on Friday night, the night of that fatal ball. He has been promised an appointment any time these six months. Mr. Martyr, the Colonial Secretary, told him yesterday that it was made out. That unlucky arrest ensued; that horrible meeting. I was only guilty of too much devotedness to Rawdon’s service. I have received Lord Steyne alone a hundred times before. I confess I had money of which Rawdon knew nothing. Don’t you know how careless he is of it, and could I dare to confide it to him?” And so she went on with a perfectly connected story, which she poured into the ears of her perplexed kinsman.

Folgendes kam dabei heraus: Becky gestand freimütig, wenn auch sehr zerknirscht, sie habe Lord Steynes Zuneigung für sie bemerkt (bei diesen Worten errötete Pitt), und da sie ihrer Tugend sicher gewesen sei, so hätte sie beschlossen, die Ergebenheit des hohen Herrn zu ihrem und ihrer Familie Vorteil zu nutzen. »Ich hoffte auf die Peerswürde für Sie, Pitt«, sagte sie (der Schwager errötete wieder). »Wir haben schon davon gesprochen. Ihre Talente und Lord Steynes Einfluß machten es mehr als wahrscheinlich, hätte nicht dieses entsetzliche Unglück allen unseren Hoffnungen ein Ende bereitet. Ich gestehe aber, daß es in erster Linie meine Absicht war, meinen teuren Gatten zu befreien – ihn, den ich immer noch liebe, obwohl er mir mißtraut und mich schlecht behandelt hat. Ich wollte ihn vor der Armut und dem drohenden Untergang retten. Ich bemerkte Lord Steynes Zuneigung für mich«, sagte sie und schlug die Augen nieder. »Ich gestehe, daß ich alles in meinen Kräften Stehende tat, ihm zu gefallen und mir, soweit das eine ehrliche Frau vermag, seine – seine Achtung zu erhalten. Erst am Freitag früh kam die Nachricht vom Tode des Gouverneurs von Coventry Island, und der Marquis sicherte die Stelle sofort meinem lieben Mann. Er wollte ihm damit eine Überraschung bereiten; er sollte es nämlich heute in der Zeitung lesen. Selbst nach dieser entsetzlichen Verhaftung – Lord Steyne wollte großzügigerweise alle Kosten tragen, so daß ich gewissermaßen verhindert war, meinem Mann zu Hilfe zu eilen – lachte der Marquis mit mir darüber und sagte, mein liebster Rawdon würde sich schon trösten, wenn er in diesem schrecklichen Schuldgef..., im Hause des Gerichtsdieners von seiner Ernennung lesen würde. Und dann – dann ging er heim. Sein Verdacht war geweckt – es kam zu der grauenhaften Szene zwischen dem Marquis und meinem bösen, bösen Rawdon – o mein Gott! Was wird bloß geschehen? Pitt, lieber Pitt, haben Sie Mitleid mit mir und helfen Sie, daß wir uns wieder versöhnen!« Mit diesen Worten warf sie sich auf die Knie, ergriff Pitts Hand unter Tränen und küßte sie leidenschaftlich.

 

It was to the following effect. Becky owned, and with prefect frankness, but deep contrition, that having remarked Lord Steyne’s partiality for her (at the mention of which Pitt blushed), and being secure of her own virtue, she had determined to turn the great peer’s attachment to the advantage of herself and her family. “I looked for a peerage for you, Pitt,” she said (the brother-in-law again turned red). “We have talked about it. Your genius and Lord Steyne’s interest made it more than probable, had not this dreadful calamity come to put an end to all our hopes. But, first, I own that it was my object to rescue my dear husband — him whom I love in spite of all his ill usage and suspicions of me — to remove him from the poverty and ruin which was impending over us. I saw Lord Steyne’s partiality for me,” she said, casting down her eyes. “I own that I did everything in my power to make myself pleasing to him, and as far as an honest woman may, to secure his — his esteem. It was only on Friday morning that the news arrived of the death of the Governor of Coventry Island, and my Lord instantly secured the appointment for my dear husband. It was intended as a surprise for him — he was to see it in the papers to-day. Even after that horrid arrest took place (the expenses of which Lord Steyne generously said he would settle, so that I was in a manner prevented from coming to my husband’s assistance), my Lord was laughing with me, and saying that my dearest Rawdon would be consoled when he read of his appointment in the paper, in that shocking spun — bailiff’s house. And then — then he came home. His suspicions were excited, — the dreadful scene took place between my Lord and my cruel, cruel Rawdon — and, O my God, what will happen next? Pitt, dear Pitt! pity me, and reconcile us!” And as she spoke she flung herself down on her knees, and bursting into tears, seized hold of Pitt’s hand, which she kissed passionately.

In dieser Stellung fand Lady Jane den Baronet und die Schwägerin. Nach der Rückkehr aus der Kirche hatte sie erfahren, daß Mrs. Rawdon Crawley im Zimmer ihres Mannes sei, und sie war unverzüglich hineingeeilt.

 

It was in this very attitude that Lady Jane, who, returning from church, ran to her husband’s room directly she heard Mrs. Rawdon Crawley was closeted there, found the Baronet and his sister-in-law.

»Ich bin überrascht, daß das Weib noch die Frechheit besitzt, dieses Haus zu betreten«, sagte Lady Jane, blaß und an allen Gliedern zitternd. Sie hatte sogleich nach dem Frühstück ihre Zofe geschickt, um Erkundigungen einzuziehen, und das Mädchen hatte sich mit Raggles und Rawdon Crawleys Dienerschaft in Verbindung gesetzt und von ihnen alles und noch bedeutend mehr über diese und viele andere Geschichten erfahren. »Wie kann Mrs. Crawley es wagen, das Haus einer – einer ehrbaren Familie zu betreten?«

 

“I am surprised that woman has the audacity to enter this house,” Lady Jane said, trembling in every limb and turning quite pale. (Her Ladyship had sent out her maid directly after breakfast, who had communicated with Raggles and Rawdon Crawley’s household, who had told her all, and a great deal more than they knew, of that story, and many others besides). “How dare Mrs. Crawley to enter the house of — of an honest family?”

Sir Pitt fuhr zurück, erstaunt darüber, mit welchem Nachdruck seine Frau diese Worte hervorstieß. Becky lag noch immer auf den Knien und klammerte sich an Sir Pitts Hand.

 

Sir Pitt started back, amazed at his wife’s display of vigour. Becky still kept her kneeling posture and clung to Sir Pitt’s hand.

»Sagen Sie ihr, daß sie nicht alles weiß. Sagen Sie ihr, daß ich unschuldig bin, lieber Pitt«, wimmerte sie.

 

“Tell her that she does not know all: Tell her that I am innocent, dear Pitt,” she whimpered out.

»Auf mein Wort, Liebes, ich glaube, du tust Mrs. Crawley unrecht«, meinte Sir Pitt, und Rebekka atmete erleichtert auf. »Ich glaube wirklich, sie ist...«

 

“Upon-my word, my love, I think you do Mrs. Crawley injustice,” Sir Pitt said; at which speech Rebecca was vastly relieved. “Indeed I believe her to be — ”

»Ist was?« rief Lady Jane mit klarer, durchdringender Stimme, und sie verspürte, wie ihr Herz klopfte. »Sie ist ein schlechtes Weib, eine herzlose Mutter, eine treulose Ehefrau. Sie hat ihren kleinen Jungen nie geliebt. Wie oft ist er zu mir geflohen und hat mir erzählt, wie grausam sie ihn behandelt hat. Niemals ist sie in eine Familie gekommen, ohne zu versuchen, Unglück hineinzubringen und mit ihren bösartigen Schmeicheleien und Lügen die heiligsten Gefühle zu zerstören. Sie hat ihren Mann getäuscht und alle anderen auch. Ihre Seele ist schwarz von Eitelkeit, Weltlichkeit und Verbrechen aller Art. Ich zittere, wenn ich sie anrühre. Meine Kinder halte ich ihren Blicken fern...«

 

“To be what?” cried out Lady Jane, her clear voice thrilling and, her heart beating violently as she spoke. “To be a wicked woman — a heartless mother, a false wife? She never loved her dear little boy, who used to fly here and tell me of her cruelty to him. She never came into a family but she strove to bring misery with her and to weaken the most sacred affections with her wicked flattery and falsehoods. She has deceived her husband, as she has deceived everybody; her soul is black with vanity, worldliness, and all sorts of crime. I tremble when I touch her. I keep my children out of her sight.

»Lady Jane«, rief Sir Pitt aufspringend, »was sind das für Reden ...« »Ich bin dir stets eine aufrichtige, treue Frau gewesen, Sir Pitt«, fuhr Lady Jane unerschrocken fort. »Ich habe mein Ehegelübde, das ich vor Gott ablegte, gehalten und bin gehorsam und sanft gewesen, wie es der Frau zukommt. Aber dieser Gehorsam hat seine Grenzen, und ich erkläre, daß ich diese – diese Frau nicht unter meinem Dach dulden will. Wenn sie dies Haus noch einmal betritt, werde ich es mit meinen Kindern verlassen. Sie ist nicht wert, mit Christen an einem Tisch zu sitzen. Du – du mußt wählen zwischen ihr und mir.« Mit diesen Worten rauschte Lady Jane, überwältigt von ihrer eigenen Kühnheit, aus dem Zimmer und ließ Rebekka und Sir Pitt nicht wenig erstaunt zurück.

 

“Lady Jane!” cried Sir Pitt, starting up, “this is really language — " “I have been a true and faithful wife to you, Sir Pitt,” Lady Jane continued, intrepidly; “I have kept my marriage vow as I made it to God and have been obedient and gentle as a wife should. But righteous obedience has its limits, and I declare that I will not bear that — that woman again under my roof; if she enters it, I and my children will leave it. She is not worthy to sit down with Christian people. You — you must choose, sir, between her and me”; and with this my Lady swept out of the room, fluttering with her own audacity, and leaving Rebecca and Sir Pitt not a little astonished at it.

Becky war nicht verletzt, im Gegenteil, sie freute sich. »Es war das Diamantschloß, das Sie mir geschenkt haben«, sagte sie zu Sir Pitt, als sie ihm die Hand reichte. Noch ehe sie ihn verließ (Lady Jane erwartete den Augenblick am Fenster ihres Ankleidezimmers im oberen Stock), hatte ihr der Baronet versprochen, seinen Bruder aufzusuchen und eine Versöhnung zu bewirken.

 

As for Becky, she was not hurt; nay, she was pleased. “It was the diamond-clasp you gave me,” she said to Sir Pitt, reaching him out her hand; and before she left him (for which event you may be sure my Lady Jane was looking out from her dressing-room window in the upper story) the Baronet had promised to go and seek out his brother, and endeavour to bring about a reconciliation.

Rawdon fand einige der jungen Regimentsoffiziere beim Frühstück und ließ sich schnell überreden, daran Anteil zu nehmen und sich, wie die jungen Herren, mit gebratener Geflügelkeule und Sodawasser zu stärken. Dann unterhielten sie sich der Zeit und ihrem Alter entsprechend: über das nächste Taubenschießen in Battersea; über Mademoiselle Ariane von der Französischen Oper und wer sie gerade verlassen hatte und daß sie sich mit Panther Carr getröstet habe; und über den Kampf zwischen dem Schlächter und dem Liebling und daß es wahrscheinlich ein abgekartetes Spiel gewesen sei, und man wettete für und gegen Ross und Osbaldiston. Der junge Tandyman, ein Held von siebzehn Jahren, der sich eifrig bemühte, einen Schnurrbart wachsen zu lassen, hatte das Treffen gesehen und äußerte sich sehr sachverständig über den Kampf und die Kondition der beiden Kämpfer. Er hatte den Schlächter in seiner eigenen Kutsche zum Austragungsort gefahren und die ganze Nacht vorher mit ihm verbracht. Wenn der Kampf fair verlaufen wäre, hätte er gewinnen müssen. Alle alten Gauner vom Ring hingen mit drin, und er werde nicht zahlen. Nein, zum Henker, er werde nicht zahlen. – Noch vor einem Jahr hatte der junge Fähnrich, der jetzt im Gastzimmer von »Cribbs Wappen« ein so erfahrener Bursche schien, an Zuckerstangen gelutscht und in Eton die Rute erhalten.

 

Rawdon found some of the young fellows of the regiment seated in the mess-room at breakfast, and was induced without much difficulty to partake of that meal, and of the devilled legs of fowls and soda-water with which these young gentlemen fortified themselves. Then they had a conversation befitting the day and their time of life: about the next pigeon-match at Battersea, with relative bets upon Ross and Osbaldiston; about Mademoiselle Ariane of the French Opera, and who had left her, and how she was consoled by Panther Carr; and about the fight between the Butcher and the Pet, and the probabilities that it was a cross. Young Tandyman, a hero of seventeen, laboriously endeavouring to get up a pair of mustachios, had seen the fight, and spoke in the most scientific manner about the battle and the condition of the men. It was he who had driven the Butcher on to the ground in his drag and passed the whole of the previous night with him. Had there not been foul play he must have won it. All the old files of the Ring were in it; and Tandyman wouldn’t pay; no, dammy, he wouldn’t pay. It was but a year since the young Cornet, now so knowing a hand in Cribb’s parlour, had a still lingering liking for toffy, and used to be birched at Eton.

So plauderten sie weiter über Tänzerinnen, Boxkämpfe, Trinkgelage und leichte Mädchen, bis Macmurdo herunterkam und sich der Unterhaltung der jungen Leute anschloß. Er schien nicht zu glauben, daß man besondere Rücksicht auf ihre Jugend nehmen müsse. Der alte Bursche erzählte ebenso erlesene Geschichten, wie es die anwesenden jungen Wüstlinge taten, und weder seine eigenen grauen Haare noch ihre bartlosen Gesichter hielten ihn davon ab. Der alte Mac war berühmt wegen seiner guten Geschichten. Er war kein ausgesprochener Typ für Damengesellschaft, das heißt, die Männer luden ihn lieber zum Essen bei ihren Geliebten als bei ihren Müttern ein. Bescheidener zu leben als er war wohl kaum möglich, er war jedoch ganz und gar zufrieden und lebte guten Mutes einfach und anspruchslos dahin.

 

So they went on talking about dancers, fights, drinking, demireps, until Macmurdo came down and joined the boys and the conversation. He did not appear to think that any especial reverence was due to their boyhood; the old fellow cut in with stories, to the full as choice as any the youngest rake present had to tell — nor did his own grey hairs nor their smooth faces detain him. Old Mac was famous for his good stories. He was not exactly a lady’s man; that is, men asked him to dine rather at the houses of their mistresses than of their mothers. There can scarcely be a life lower, perhaps, than his, but he was quite contented with it, such as it was, and led it in perfect good nature, simplicity, and modesty of demeanour.

Als Mac sein reichliches Frühstück verzehrt hatte, waren auch die meisten anderen fertig. Der junge Lord Varinas rauchte eine riesige Meerschaumpfeife, während Hauptmann Hugues sich mit einer Zigarre abgab. Der verteufelte kleine Tandyman, seinen Terrier zwischen den Beinen, warf mit Hauptmann Deuceace »Kopf oder Zahl« um Shillings (der Bursche war stets mit irgendeinem Spiel beschäftigt). Mac und Rawdon begaben sich zum Klub, natürlich ohne anzudeuten, was sie im Herzen bewegte. Im Gegenteil – beide hatten sich lebhaft an der Unterhaltung beteiligt, denn warum hätten sie das Gespräch auch unterbrechen sollen? Auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit vertragen sich Essen, Trinken, Zoten reißen und Lachen mit allen anderen Dingen prächtig. Die Menge strömte gerade aus den Kirchen, als Rawdon und sein Freund durch die St. James Street gingen und ihren Klub betraten.

 

By the time Mac had finished a copious breakfast, most of the others had concluded their meal. Young Lord Varinas was smoking an immense Meerschaum pipe, while Captain Hugues was employed with a cigar: that violent little devil Tandyman, with his little bull-terrier between his legs, was tossing for shillings with all his might (that fellow was always at some game or other) against Captain Deuceace; and Mac and Rawdon walked off to the Club, neither, of course, having given any hint of the business which was occupying their minds. Both, on the other hand, had joined pretty gaily in the conversation, for why should they interrupt it? Feasting, drinking, ribaldry, laughter, go on alongside of all sorts of other occupations in Vanity Fair — the crowds were pouring out of church as Rawdon and his friend passed down St. James’s Street and entered into their Club.

Die alten Stutzer und Stammgäste, die gewöhnlich an dem großen Straßenfenster des Klubs standen und Maulaffen feilhielten, waren noch nicht auf ihrem Posten erschienen. Das Zeitungszimmer war fast leer. Ein Mann, den Rawdon nicht kannte, war da, dann ein anderer, dem er eine Kleinigkeit vom Whist her schuldig war und dem er folglich nicht gern begegnen wollte, und ein dritter, der am Tisch saß und im »Royalist« las (ein wegen seiner Skandalsucht und Anhänglichkeit an Kirche und König berühmtes Wochenblatt). Er blickte sichtlich interessiert zu Crawley auf und sagte: »Crawley, ich gratuliere Ihnen.«

 

The old bucks and habitues, who ordinarily stand gaping and grinning out of the great front window of the Club, had not arrived at their posts as yet — the newspaper-room was almost empty. One man was present whom Rawdon did not know; another to whom he owed a little score for whist, and whom, in consequence, he did not care to meet; a third was reading the Royalist (a periodical famous for its scandal and its attachment to Church and King) Sunday paper at the table, and looking up at Crawley with some interest, said, “Crawley, I congratulate you.”

»Was meinen Sie?« fragte der Oberst.

 

“What do you mean?” said the Colonel.

»Es steht im ›Observer‹ und auch im ›Royalist‹«, erklärte Mr. Smith.

 

“It’s in the Observer and the Royalist too,” said Mr. Smith.

»Was?« rief Rawdon und wurde sehr rot. Er glaubte, daß die Affäre mit Lord Steyne bereits in der Zeitung stünde. Smith lächelte verwundert, als der Oberst, vor Aufregung zitternd, nach dem Blatt griff und zu lesen begann.

 

“What?” Rawdon cried, turning very red. He thought that the affair with Lord Steyne was already in the public prints. Smith looked up wondering and smiling at the agitation which the Colonel exhibited as he took up the paper and, trembling, began to read.

Mr. Smith und Mr. Brown (der Herr, bei dem Rawdon noch die Whistschulden begleichen mußte) hatten vor Rawdons Eintritt gerade über den Oberst gesprochen.

 

Mr. Smith and Mr. Brown (the gentleman with .whom Rawdon had the outstanding whist account) had been talking about the Colonel just before he came in.

»Das kam wie gerufen«, bemerkte Smith. »Ich glaube, Crawley hatte keinen Shilling mehr.«

 

“It is come just in the nick of time,” said Smith. “I suppose Crawley had not a shilling in the world.”

»Das ist ein Wind, der jedem etwas Gutes zuweht«, meinte Mr. Brown. »Er kann nicht fortgehen, ohne mir die fünfundzwanzig Pfund zu zahlen, die er mir schuldig ist.«

 

“It’s a wind that blows everybody good,” Mr. Brown said. “He can’t go away without paying me a pony he owes me.”

»Wie hoch ist das Gehalt?« fragte Mr. Smith.

 

“What’s the salary?” asked Smith.

»Zwei- bis dreitausend!« erwiderte der andere. »Das Klima ist aber so höllisch, daß sie sich nicht lange an dem Geld erfreuen. Liverseege ist nach anderthalb Jahren gestorben und sein Vorgänger, wie es heißt, schon nach sechs Wochen.«

 

“Two or three thousand,” answered the other. “But the climate’s so infernal, they don’t enjoy it long. Liverseege died after eighteen months of it, and the man before went off in six weeks, I hear.”

»Sein Bruder soll ein sehr gescheiter Kerl sein.« »Ich fand ihn immer verdammt langweilig«, rief Brown. »Aber er muß doch immerhin Einfluß haben, er hat doch wohl dem Oberst die Stelle verschafft.«

 

“Some people say his brother is a very clever man. I always found him a d — - bore,” Smith ejaculated. “He must have good interest, though. He must have got the Colonel the place.”

»Der!« sagte Brown höhnisch. »Pah! Von Lord Steyne hat er sie.«

 

“He!” said Brown. with a sneer. “Pooh. It was Lord Steyne got it.

»Wie meinen Sie das?«

 

“How do you mean?”

»Eine tugendhafte Frau ist die Krone des Mannes«, antwortete der andere rätselhaft und wandte sich wieder seiner Zeitung zu.

 

“A virtuous woman is a crown to her husband,” answered the other enigmatically, and went to read his papers.

Rawdon las nun selbst im »Royalist« den folgenden erstaunlichen Abschnitt:

 

Rawdon, for his part, read in the Royalist the following astonishing paragraph:

Gouverneursstelle auf Coventry Island. – I. M. Schiff »Gelbfieber«, Kapitän Jounders, ist mit Briefen und Zeitungen von Coventry Island eingelaufen. Seine Exzellenz Sir Thomas Liverseege ist dem in Sumpfstadt herrschenden Fieber zum Opfer gefallen. Er hinterläßt in der blühenden Kolonie eine fühlbare Lücke. Die Gouverneursstelle soll Oberst Rawdon Crawley, Träger des Bath-Ordens, einem hervorragenden Waterlookämpfer, angeboten worden sein. Wir brauchen nicht nur Männer von anerkannter Tapferkeit, sondern auch Leute, die fähig sind, unsere Kolonien zu verwalten. Zweifellos ist der vom Kolonialministerium erwählte Gentleman, der die bedauernswerte Vakanz auf Coventry Island ausfüllen soll, für diesen Posten vortrefflich geeignet.«

 

Governorship of Coventry island. — H.M.S. Yellowjack, Commander Jaunders, has brought letters and papers from Coventry Island. H. E. Sir Thomas Liverseege had fallen a victim to the prevailing fever at Swampton. His loss is deeply felt in the flourishing colony. We hear that the Governorship has been offered to Colonel Rawdon Crawley, C.B., a distinguished Waterloo officer. We need not only men of acknowledged bravery, but men of administrative talents to superintend the affairs of our colonies, and we have no doubt that the gentleman selected by the Colonial Office to fill the lamented vacancy which has occurred at Coventry Island is admirably calculated for the post which he is about to occupy.”

»Coventry Island! Wo liegt denn das? Wer hat dich bloß zum Gouverneur ernannt? Du mußt mich als Sekretär mitnehmen, alter Junge«, sagte Hauptmann Macmurdo lachend. Während Crawley und sein Freund noch staunend und verwirrt vor der Ankündigung saßen, brachte der Klubkellner dem Oberst eine Karte mit dem Namen Wenham. Dieser bat, Oberst Crawley sprechen zu können.

 

“Coventry Island! Where was it? Who had appointed him to the government? You must take me out as your secretary, old boy,” Captain Macmurdo said laughing; and as Crawley and his friend sat wondering and perplexed over the announcement, the Club waiter brought in to the Colonel a card on which the name of Mr. Wenham was engraved, who begged to see Colonel Crawley.

Der Oberst und sein Adjutant gingen zu dem Herrn hinaus in der berechtigten Annahme, daß er ein Abgesandter Lord Steynes sei. »Wie geht's, Crawley? Freut mich, Sie zu sehen«, sagte Mr. Wenham mit freundlichem Lächeln und schüttelte Crawley herzlich die Hand.

 

The Colonel and his aide-de-camp went out to meet the gentleman, rightly conjecturing that he was an emissary of Lord Steyne. “How d’ye do, Crawley? I am glad to see you,” said Mr. Wenham with a bland smile, and grasping Crawley’s hand with great cordiality.

»Wahrscheinlich kommen Sie von ...«

 

“You come, I suppose, from — ”

»Jawohl«, erwiderte Mr. Wenham.

 

“Exactly,” said Mr. Wenham.

»So, das hier ist mein Freund, Hauptmann Macmurdo von der Grünen Leibgarde.«

 

“Then this is my friend Captain Macmurdo, of the Life Guards Green.”

»Freut mich sehr, Hauptmann Macmurdos Bekanntschaft zu machen«, sagte Mr. Wenham und bot dem Sekundanten dasselbe Lächeln und den Händedruck wie vorher dem Oberst. Mac reichte ihm einen mit dem Lederhandschuh bewehrten Finger und machte Mr. Wenham über seine enge Krawatte hin eine sehr kühle Verbeugung. Vielleicht war er unzufrieden darüber, daß er mit einem Zivilisten verhandeln sollte, und meinte, Lord Steyne hätte ihm doch wohl zumindest einen Oberst schicken können.

 

“Delighted to know Captain Macmurdo, I’m sure,” Mr. Wenham said and tendered another smile and shake of the hand to the second, as he had done to the principal. Mac put out one finger, armed with a buckskin glove, and made a very frigid bow to Mr. Wenham over his tight cravat. He was, perhaps, discontented at being put in communication with a pekin, and thought that Lord Steyne should have sent him a Colonel at the very least.

»Da Macmurdo meine Angelegenheiten regelt und meine Absichten kennt«, meinte Crawley, »so werde ich mich am besten zurückziehen und Sie allein lassen.«

 

“As Macmurdo acts for me, and knows what I mean,” Crawley said, “I had better retire and leave you together.”

»Natürlich!« sagte Macmurdo.

 

“Of course,” said Macmurdo.

»Keineswegs, mein lieber Oberst«, antwortete Mr. Wenham, »die Unterredung, um die ich Sie zu bitten die Ehre hatte, sollte mit Ihnen persönlich vonstatten gehen, obwohl die Gegenwart Hauptmann Macmurdos wirklich sehr angenehm ist. Ich hoffe nämlich, Hauptmann, daß unser Gespräch zu einem guten Ergebnis führen wird, und zwar zu einem anderen, als es mein Freund Oberst Crawley zu erwarten scheint.«

 

“By no means, my dear Colonel,” Mr. Wenham said; “the interview which I had the honour of requesting was with you personally, though the company of Captain Macmurdo cannot fail to be also most pleasing. In fact, Captain, I hope that our conversation will lead to none but the most agreeable results, very different from those which my friend Colonel Crawley appears to anticipate.”

»Hm«, sagte Hauptmann Macmurdo. Zum Henker mit diesen Zivilisten, dachte er im stillen, sie wollen immer beilegen und reden bloß. Mr. Wenham nahm einen Stuhl, den man ihm nicht angeboten hatte, zog eine Zeitung aus der Tasche und begann erneut:

 

“Humph!” said Captain Macmurdo. Be hanged to these civilians, he thought to himself, they are always for arranging and speechifying. Mr. Wenham took a chair which was not offered to him — took a paper from his pocket, and resumed —

»Sie haben hoffentlich diese angenehme Nachricht in den heutigen Zeitungen gelesen, Oberst. Die Regierung hat sich einen sehr wertvollen Diener gesichert und Sie sich, da Sie ja wahrscheinlich das Amt annehmen, eine vortreffliche Stellung. Dreitausend pro Jahr, herrliches Klima, ausgezeichnete Gouverneursgebäude, in der Kolonie alles so, wie Sie es haben wollen, und eine sichere Beförderung. Ich gratuliere Ihnen von ganzem Herzen. Ich nehme an, Sie wissen, meine Herren, wem mein Freund dieses großzügige Angebot verdankt.«

 

“You have seen this gratifying announcement in the papers this morning, Colonel? Government has secured a most valuable servant, and you, if you accept office, as I presume you will, an excellent appointment. Three thousand a year, delightful climate, excellent government-house, all your own way in the Colony, and a certain promotion. I congratulate you with all my heart. I presume you know, gentlemen, to whom my friend is indebted for this piece of patronage?”

»Zum Henker, wenn ich es weiß«, sagte der Hauptmann, während der Oberst tief errötete.

 

“Hanged if I know,” the Captain said; his principal turned very red.

»Einem der großmütigsten und gütigsten Männer in der Welt, einem der größten ... meinem ausgezeichneten Freund, dem Marquis von Steyne.«

 

“To one of the most generous and kindest men in the world, as he is one of the greatest — to my excellent friend, the Marquis of Steyne.”

»Er mag zum Teufel gehen, ehe ich seine Stelle annehme«, grollte Rawdon.

 

“I’ll see him d — - before I take his place,” growled out Rawdon.

»Sie sind gegen meinen edlen Freund erzürnt«, fuhr Mr. Wenham ruhig fort. »Erklären Sie mir nur im Namen des gesunden Menschenverstandes und der Gerechtigkeit, warum?«

 

“You are irritated against my noble friend,” Mr. Wenham calmly resumed; “and now, in the name of common sense and justice, tell me why?”

»Warum?!« rief Rawdon erstaunt.

 

Why?” cried Rawdon in surprise.

»Warum?! Verdammt noch mal«, fluchte der Hauptmann und stieß mit dem Stock auf den Boden.

 

“Why? Dammy!” said the Captain, ringing his stick on the ground.

»Ja, wirklich, verdammt noch mal«, meinte Mr. Wenham mit dem gefälligsten Lächeln. »Betrachten Sie die Sache einmal als Mann von Welt, als ehrlicher Mensch, und fragen Sie sich, ob Sie nicht unrecht haben. Sie kehren von einer Reise zurück und finden – was? – Lord Steyne, in Ihrem Haus in der Curzon Street mit Mrs. Crawley beim Souper. Ist das so merkwürdig oder neu? Ist er nicht schon hundertmal vorher unter denselben Umständen dort gewesen? Auf meine Ehre und mein Wort als Gentleman« (hier legte Mr. Wenham mit parlamentarischer Miene die Hand auf die Weste) »erkläre ich, daß ich Ihren Verdacht für ungeheuerlich und gänzlich unbegründet halte und daß Sie damit einen ehrenwerten Mann beleidigen, der Ihnen sein Wohlwollen auf tausendfache Art bewiesen hat – Ihnen und einer makellosen und unschuldigen Dame.«

 

“Dammy, indeed,” said Mr. Wenham with the most agreeable smile; “still, look at the matter as a man of the world — as an honest man — and see if you have not been in the wrong. You come home from a journey, and find — what? — my Lord Steyne supping at your house in Curzon Street with Mrs. Crawley. Is the circumstance strange or novel? Has he not been a hundred times before in the same position? Upon my honour and word as a gentleman" — Mr. Wenham here put his hand on his waistcoat with a parliamentary air — "I declare I think that your suspicions are monstrous and utterly unfounded, and that they injure an honourable gentleman who has proved his good-will towards you by a thousand benefactions — and a most spotless and innocent lady.”

»Sie wollen doch nicht etwa sagen, daß – daß Crawley sich geirrt hat«, warf Mr. Macmurdo ein.

 

“You don’t mean to say that — that Crawley’s mistaken?” said Mr. Macmurdo.

»Ich halte Mrs. Crawley für ebenso unschuldig wie meine eigene Frau, Mrs. Wenham«, erwiderte Mr. Wenham mit großem Nachdruck. »Ich glaube, mein Freund hier wird von teuflischer Eifersucht veranlaßt, einen Schlag nicht nur gegen einen kränklichen alten Mann von hohem Rang, seinen steten Freund und Wohltäter, zu führen, sondern auch gegen seine Frau, seine kostbare Ehre, den künftigen Ruf seines Sohnes und seine eigenen Lebensaussichten. 

 

“I believe that Mrs. Crawley is as innocent as my wife, Mrs. Wenham,” Mr. Wenham said with great energy. “I believe that, misled by an infernal jealousy, my friend here strikes a blow against not only an infirm and old man of high station, his constant friend and benefactor, but against his wife, his own dearest honour, his son’s future reputation, and his own prospects in life.”

Ich will Ihnen sagen, was geschehen ist«, fuhr Mr. Wenham feierlich fort. »Lord Steyne ließ mich heute morgen zu sich rufen, und ich fand ihn in einem bemitleidenswerten Zustand vor. Ich brauche Ihnen, Oberst Crawley, wohl kaum zu erklären, wie es einem kränklichen alten Mann nach einer persönlichen Auseinandersetzung mit einem Menschen von Ihrer körperlichen Konstitution geht. Ich sage es Ihnen ins Gesicht, Oberst Crawley, Sie haben sehr roh von Ihrer Kraft Gebrauch gemacht. Nicht nur der Körper meines edlen, vortrefflichen Freundes war verwundet, nein, auch sein Herz blutete. Ein Mann, dem er seine Zuneigung geschenkt und den er mit Wohltaten überhäuft hat, behandelt ihn schimpflich. Was war denn diese Ernennung, die die Zeitungen von heute veröffentlichten, anderes als ein Beweis seiner Güte gegen Sie? Als ich den Lord heute morgen sah, fand ich ihn in einem wirklich bemitleidenswerten Zustand, und er war ebenso begierig wie Sie, die erlittene Schmach mit Blut zu sühnen. Sie wissen wahrscheinlich, daß er seine Proben schon bestanden hat, Oberst Crawley.«

 

“I will tell you what happened,” Mr. Wenham continued with great solemnity; “I was sent for this morning by my Lord Steyne, and found him in a pitiable state, as, I need hardly inform Colonel Crawley, any man of age and infirmity would be after a personal conflict with a man of your strength. I say to your face; it was a cruel advantage you took of that strength, Colonel Crawley. It was not only the body of my noble and excellent friend which was wounded — his heart, sir, was bleeding. A man whom he had loaded with benefits and regarded with affection had subjected him to the foulest indignity. What was this very appointment, which appears in the journals of to-day, but a proof of his kindness to you? When I saw his Lordship this morning I found him in a state pitiable indeed to see, and as anxious as you are to revenge the outrage committed upon him, by blood. You know he has given his proofs, I presume, Colonel Crawley?”

»Er hat genug Mut«, pflichtete der Oberst bei. »Das bezweifelt niemand.«

 

“He has plenty of pluck,” said the Colonel. “Nobody ever said he hadn’t.”

»Zuallererst befahl er mir, eine Forderung zu schreiben und sie Oberst Crawley zu überbringen.›Einer von uns beiden‹, sagte er,›darf die Schande von gestern abend nicht überleben.‹«

 

“His first order to me was to write a letter of challenge, and to carry it to Colonel Crawley. One or other of us,” he said, “must not survive the outrage of last night.”

Crawley nickte. »Jetzt kommen Sie endlich zur Sache, Wenham«, meinte er.

 

Crawley nodded. “You’re coming to the point, Wenham,” he said.

»Ich versuchte alles, um Lord Steyne zu beruhigen.›Guter Gott‹, sagte ich.›Wie leid tut es mir nun, daß Mrs. Wenham und ich Mrs. Crawleys Einladung zum Abendessen nicht gefolgt sind.‹«

 

“I tried my utmost to calm Lord Steyne. Good God! sir,” I said, “how I regret that Mrs. Wenham and myself had not accepted Mrs. Crawley’s invitation to sup with her!”

»Sie hat Sie eingeladen, mit ihr zu speisen?« fragte Hauptmann Macmurdo.

 

“She asked you to sup with her?” Captain Macmurdo said.

»Nach der Oper. Hier ist die Einladung – halt, nein, dies ist ein anderer Zettel – ich dachte, ich hätte sie mit, aber es macht ja nichts, ich gebe Ihnen mein Ehrenwort als Gentleman darauf. Wenn wir hingegangen wären – nur Mrs. Wenhams übliche Kopfschmerzen haben uns daran gehindert, sie leidet nämlich sehr darunter, besonders im Frühjahr –, wenn wir also hingegangen wären, so hätte es bei Ihrer Rückkehr keinen Streit, keine Beleidigung und keinen Verdacht gegeben. Und schlechterdings nur, weil meine arme Frau Kopfschmerzen hatte, wollen Sie zwei Ehrenmänner dem Tod ausliefern und zwei der angesehensten und ältesten Familien des Königreiches in Schande und Kummer stürzen.«

 

“After the opera. Here’s the note of invitation — stop — no, this is another paper — I thought I had h, but it’s of no consequence, and I pledge you my word to the fact. If we had come — and it was only one of Mrs. Wenham’s headaches which prevented us — she suffers under them a good deal, especially in the spring — if we had come, and you had returned home, there would have been no quarrel, no insult, no suspicion — and so it is positively because my poor wife has a headache that you are to bring death down upon two men of honour and plunge two of the most excellent and ancient families in the kingdom into disgrace and sorrow.”

Mr. Macmurdo blickte seinen Freund verwirrt an, und Rawdon fühlte voller Wut, daß ihm seine Beute entglitt. Er glaubte von der ganzen Geschichte kein Wort, aber wie sollte er das Gegenteil beweisen?

 

Mr. Macmurdo looked at his principal with the air of a man profoundly puzzled, and Rawdon felt with a kind of rage that his prey was escaping him. He did not believe a word of the story, and yet, how discredit or disprove it?

Mr. Wenham fuhr mit der Beredsamkeit, die er im Parlament so oft geübt hatte, fort: »Ich saß eine Stunde oder noch länger an Lord Steynes Bett und bat und flehte, er solle seine Absicht, ein Treffen zu fordern, aufgeben. Ich machte ihm klar, daß die Begleitumstände, bei Licht besehen, doch verdächtig, recht verdächtig seien – ich gestehe, in Ihrer Lage hätte sich jeder täuschen lassen. Ich erklärte ihm, daß ein Eifersüchtiger, in Wut gebracht, durchaus einem Wahnsinnigen gleicht und als solcher betrachtet werden müsse, daß ein Duell zwischen Ihnen alle Beteiligten der Schande ausliefern würde, daß ein Mann vom Range des Lords in dieser Zeit, da dem Pöbel entsetzliche revolutionäre Grundsätze und gefährliche Gleichheitslehren gepredigt würden, kein Recht habe, einen öffentlichen Skandal heraufzubeschwören, und daß das gemeine Volk trotz seiner Unschuld behaupten werde, er sei schuldig. Kurz, ich flehte ihn an, die Forderung nicht abzusenden.«

 

Mr. Wenham continued with the same fluent oratory, which in his place in Parliament he had so often practised — "I sat for an hour or more by Lord Steyne’s bedside, beseeching, imploring Lord Steyne to forego his intention of demanding a meeting. I pointed out to him that the circumstances were after all suspicious — they were suspicious. I acknowledge it — any man in your position might have been taken in — I said that a man furious with jealousy is to all intents and purposes a madman, and should be as such regarded — that a duel between you must lead to the disgrace of all parties concerned — that a man of his Lordship’s exalted station had no right in these days, when the most atrocious revolutionary principles, and the most dangerous levelling doctrines are preached among the vulgar, to create a public scandal; and that, however innocent, the common people would insist that he was guilty. In fine, I implored him not to send the challenge.”

»Ich glaube von der ganzen Geschichte kein Wort«, sagte Rawdon zähneknirschend, »ich halte es für eine verdammte Lüge und glaube, daß Sie mit unter der Decke stecken, Mr. Wenham. Wenn die Forderung nicht von ihm kommt, beim Zeus, dann soll sie von mir kommen.«

 

“I don’t believe one word of the whole story,” said Rawdon, grinding his teeth. “I believe it a d — - lie, and that you’re in it, Mr. Wenham. If the challenge don’t come from him, by Jove it shall come from me.”

Mr. Wenham wurde bei dieser wütenden Unterbrechung des Obersten leichenblaß und sah sich nach der Tür um.

 

Mr. Wenham turned deadly pale at this savage interruption of the Colonel and looked towards the door.

Aber er fand einen Helfer in Hauptmann Macmurdo. Dieser Herr erhob sich mit einem Fluch und wies Rawdon wegen seiner Ausdrucksweise zurecht. »Du hast mir die Angelegenheit in die Hand gegeben und wirst das tun, was ich für angebracht halte, beim Zeus, und nicht, was dir paßt. Du hast kein Recht, Mr. Wenham mit solchen Reden zu beleidigen, und verdammt noch mal, Mr. Wenham, Sie verdienen eine Entschuldigung. Was die Forderung an Lord Steyne betrifft, so mußt du dir jemand anderes suchen, der sie überbringt, ich tue es nicht. Wenn der Marquis nichts unternimmt, nachdem er verprügelt worden ist, dann soll er das ruhig, verdammt noch mal. Und bei der Affäre mit – mit Mrs. Crawley kann ich nur feststellen: Es ist nicht der geringste Beweis erbracht, und ich glaube, deine Frau ist unschuldig, so unschuldig, wie Mr. Wenham sagt, und du wärst auf jeden Fall ein verdammter Narr, wenn du die Stelle nicht nehmen und den Mund halten würdest.«

 

But he found a champion in Captain Macmurdo. That gentleman rose up with an oath and rebuked Rawdon for his language. “You put the affair into my hands, and you shall act as I think fit, by Jove, and not as you do. You have no right to insult Mr. Wenham with this sort of language; and dammy, Mr. Wenham, you deserve an apology. And as for a challenge to Lord Steyne, you may get somebody else to carry it, I won’t. If my lord, after being thrashed, chooses to sit still, dammy let him. And as for the affair with — with Mrs. Crawley, my belief is, there’s nothing proved at all: that your wife’s innocent, as innocent as Mr. Wenham says she is; and at any rate that you would be a d — fool not to take the place and hold your tongue.”

»Hauptmann Macmurdo, Sie sprechen wie ein Mann von Verstand«, rief Mr. Wenham, ungemein erleichtert, aus. »Ich werde alles vergessen, was Oberst Crawley in der Erregung des Augenblicks gesagt hat.«

 

“Captain Macmurdo, you speak like a man of sense,” Mr. Wenham cried out, immensely relieved — "I forget any words that Colonel Crawley has used in the irritation of the moment.”

»Daran habe ich auch nicht gezweifelt«, warf Rawdon höhnisch ein.

 

“I thought you would,” Rawdon said with a sneer.

»Halt 's Maul, du alter Dummkopf«, wies ihn der Hauptmann zurecht. »Mr. Wenham schlägt sich nicht und tut ganz recht daran.«

 

“Shut your mouth, you old stoopid,” the Captain said good-naturedly. “Mr. Wenham ain’t a fighting man; and quite right, too.”

»Meiner Meinung nach sollte man die ganze Angelegenheit begraben«, rief der Abgesandte Steynes. »Kein Wort davon sollte je über diese Schwelle kommen. Ich spreche im Interesse meines Freundes, aber auch in dem Oberst Crawleys, der immer noch darauf besteht, mich für seinen Feind zu halten.«

 

“This matter, in my belief,” the Steyne emissary cried, “ought to be buried in the most profound oblivion. A word concerning it should never pass these doors. I speak in the interest of my friend, as well as of Colonel Crawley, who persists in considering me his enemy.”

»Lord Steyne wird wohl kaum darüber sprechen wollen«, sagte Hauptmann Macmurdo, »und ich sehe nicht ein, warum wir es sollten. Sehr hübsch ist die Sache nicht, wie man sie auch betrachtet, und je weniger man davon spricht, desto besser. Schließlich sind Sie verprügelt worden, nicht wir, und wenn Sie sich damit zufriedengeben, so sollten wir es auch tun.«

 

“I suppose Lord Steyne won’t talk about it very much,” said Captain Macmurdo; “and I don’t see why our side should. The affair ain’t a very pretty one, any way you take it, and the less said about it the better. It’s you are thrashed, and not us; and if you are satisfied, why, I think, we should be.”

Darauf ergriff Wenham seinen Hut. Hauptmann Macmurdo begleitete ihn zur Tür, schloß sie hinter sich und Lord Steynes Abgesandten und ließ Rawdon erbost zurück. Als die beiden draußen waren, blickte Macmurdo den anderen scharf an. Sein rundes, lustiges Gesicht nahm einen Ausdruck an, der mit Achtung nichts zu tun hatte.

 

Mr. Wenham took his hat, upon this, and Captain Macmurdo following him to the door, shut it upon himself and Lord Steyne’s agent, leaving Rawdon chafing within. When the two were on the other side, Macmurdo looked hard at the other ambassador and with an expression of anything but respect on his round jolly face.

»In Kleinigkeiten sind Sie groß, Mr. Wenham«, sagte er.

 

“You don’t stick at a trifle, Mr. Wenham,” he said.

»Sie schmeicheln mir, Hauptmann Macmurdo«, entgegnete der Angeredete lächelnd. »Auf Ehre und Gewissen, Mrs. Crawley hat uns eingeladen, nach der Oper bei ihr zu soupieren.«

 

“You flatter me, Captain Macmurdo,” answered the other with a smile. “Upon my honour and conscience now, Mrs. Crawley did ask us to sup after the opera.”

»Natürlich, und Mrs. Wenham hatte gerade wieder Kopfschmerzen. Hören Sie, ich habe hier eine Tausendpfundnote, die ich Ihnen geben will. Bitte, stellen Sie mir eine Quittung darüber aus. Ich will die Banknote in einen Umschlag stecken, den ich an Lord Steyne adressiert habe. Mein Freund soll sich nicht mit ihm schlagen, aber sein Geld wollen wir lieber nicht nehmen.«

 

“Of course; and Mrs. Wenham had one of her head-aches. I say, I’ve got a thousand-pound note here, which I will give you if you will give me a receipt, please; and I will put the note up in an envelope for Lord Steyne. My man shan’t fight him. But we had rather not take his money.”

»Es war alles ein Irrtum – ein großer Irrtum, mein lieber Herr«, sagte der andere mit der schönsten Unschuldsmiene. Hauptmann Macmurdo begleitete ihn unter Verbeugungen die Treppe hinab und begegnete dabei Sir Pitt Crawley. Die beiden Herren kannten sich flüchtig, und auf dem Wege zu Rawdons Zimmer erzählte der Hauptmann dem Baronet im Vertrauen, daß er die Angelegenheit zwischen Lord Steyne und dem Oberst geregelt habe.

 

“It was all a mistake — all a mistake, my dear sir,” the other said with the utmost innocence of manner; and was bowed down the Club steps by Captain Macmurdo, just as Sir Pitt Crawley ascended them. There was a slight acquaintance between these two gentlemen, and the Captain, going back with the Baronet to the room where the latter’s brother was, told Sir Pitt, in confidence, that he had made the affair all right between Lord Steyne and the Colonel.

Sir Pitt war natürlich über diese Nachricht sehr erfreut und gratulierte seinem Bruder herzlich zu dem friedlichen Ausgang der Sache, wobei er gleich ein paar passende moralische Bemerkungen über die Schändlichkeit des Duellierens machte und sich darüber ausließ, wie unzulänglich es doch sei, einen Streit auf diese Weise beilegen zu wollen.

 

Sir Pitt was well pleased, of course, at this intelligence, and congratulated his brother warmly upon the peaceful issue of the affair, making appropriate moral remarks upon the evils of duelling and the unsatisfactory nature of that sort of settlement of disputes.

Nach dieser Vorrede versuchte er mit aller ihm zu Gebote stehenden Beredsamkeit, eine Aussöhnung zwischen Rawdon und seiner Frau herbeizuführen, er wiederholte Beckys Angaben, wies darauf hin, daß sie wahrscheinlich wahr seien, und beteuerte seinen festen Glauben an ihre Unschuld.

 

And after this preface, he tried with all his eloquence to effect a reconciliation between Rawdon and his wife. He recapitulated the statements which Becky had made, pointed out the probabilities of their truth, and asserted his own firm belief in her innocence.

Rawdon wollte jedoch nichts davon hören. »Sie hat zehn Jahre lang Geld vor mir versteckt«, sagte er. »Erst letzte Nacht hat sie mir noch geschworen, sie hätte von Lord Steyne keins bekommen. Sie wußte genau, daß alles aussein würde, wenn ich es erst gefunden hätte; wenn sie nicht schuldig ist, Pitt, so ist sie doch so gut wie schuldig. Ich will sie niemals wiedersehen, niemals!« Das Haupt sank ihm auf die Brust, als er diese Worte sprach. Er sah ganz gebrochen und traurig aus.

 

But Rawdon would not hear of it. “She has kep money concealed from me these ten years,” he said “She swore, last night only, she had none from Steyne. She knew it was all up, directly I found it. If she’s not guilty, Pitt, she’s as bad as guilty, and I’ll never see her again — never.” His head sank down on his chest as he spoke the words, and he looked quite broken and sad.

»Armer Junge«, sagte Macmurdo und schüttelte den Kopf.

 

“Poor old boy,” Macmurdo said, shaking his head.

Eine Zeitlang widerstand Rawdon Crawley der Idee, eine Stelle anzunehmen, die ihm ein so verhaßter Gönner verschafft hatte; er wollte auch den Knaben von der Schule nehmen, wo er durch Lord Steynes Einfluß untergebracht worden war. Von den Vorstellungen seines Bruders und Macmurdos ließ er sich jedoch bewegen, diese Wohltaten nicht abzuweisen, vor allem aber, weil ihm der Hauptmann erklärt hatte, wie wütend Steyne bei dem Gedanken sein müsse, daß sein Feind mit seiner Hilfe sein Glück gemacht habe.

 

Rawdon Crawley resisted for some time the idea of taking the place which had been procured for him by so odious a patron, and was also for removing the boy from the school where Lord Steyne’s interest had placed him. He was induced, however, to acquiesce in these benefits by the entreaties of his brother and Macmurdo, but mainly by the latter, pointing out to him what a fury Steyne would be in to think that his enemy’s fortune was made through his means.

Als der Marquis von Steyne nach seinem Unfall wieder ausging, kam der Kolonialminister mit vielen Verbeugungen auf ihn zu und gratulierte sich und der Regierung zu der vortrefflichen Ernennung. Wie dankbar Lord Steyne diese Glückwünsche entgegennahm, kann man sich vorstellen.

 

When the Marquis of Steyne came abroad after his accident, the Colonial Secretary bowed up to him and congratulated himself and the Service upon having made so excellent an appointment. These congratulations were received with a degree of gratitude which may be imagined on the part of Lord Steyne.

Das Geheimnis des Rencontres zwischen ihm und Oberst Crawley wurde, wie Wenham sich ausdrückte, tief begraben, das heißt von den Sekundanten und den beiden Duellanten. Aber noch vor Ende des Tages besprach man die Angelegenheit an fünfzig Abendtafeln auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit. Der kleine Cackleby besuchte sieben Abendgesellschaften und erzählte die Geschichte jedesmal mit Kommentaren und Verbesserungen. Wie entzückt war Mrs. Washington White darüber! Die Frau des Bischofs von Ealing war über alle Maßen empört; der Bischof aber schrieb seinen Namen noch am gleichen Tag im Gaunt-Haus in die Besucherliste ein. Der kleine Southdown war traurig, und traurig war ebenfalls seine Schwester, Lady Jane, sehr traurig. Lady Southdown berichtete alles ihrer zweiten Tochter am Kap der Guten Hoffnung. Mindestens drei Tage lang war es Stadtgespräch, und in den Zeitungen erschien es nur nicht wegen der Bemühungen von Mr. Wagg, dem Mr. Wenham einen Wink gegeben hatte.

 

The secret of the rencontre between him and Colonel Crawley was buried in the profoundest oblivion, as Wenham said; that is, by the seconds and the principals. But before that evening was over it was talked of at fifty dinner-tables in Vanity Fair. Little Cackleby himself went to seven evening parties and told the story with comments and emendations at each place. How Mrs. Washington White revelled in it! The Bishopess of Ealing was shocked beyond expression; the Bishop went and wrote his name down in the visiting-book at Gaunt House that very day. Little Southdown was sorry; so you may be sure was his sister Lady Jane, very sorry. Lady Southdown wrote it off to her other daughter at the Cape of Good Hope. It was town-talk for at least three days, and was only kept out of the newspapers by the exertions of Mr. Wagg, acting upon a hint from Mr. Wenham.

Über den armen Raggles in der Curzon Street fielen die Gerichtsvollzieher und Makler her, aber die bisherige schöne Bewohnerin des armen kleinen Hauses – wo war sie inzwischen? Wer kümmerte sich darum? Wer fragte nach ein paar Tagen noch danach? War sie schuldig oder nicht? Wir alle wissen, wie barmherzig die Welt ist und wie das Urteil auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit ausfällt, sobald ein Zweifel besteht. Einige sagten, sie sei Lord Steyne nach Neapel gefolgt, während andere behaupteten, der Lord habe jene Stadt verlassen und sei nach Palermo geflohen, als er von Beckys Ankunft gehört habe. Dritte wiederum meinten, sie wohne in Bierstadt und sei Hofdame bei der Königin von Bulgarien geworden. Ein paar berichteten, sie halte sich in Boulogne auf, und wieder andere, sie lebe in einer Pension in Cheltenham.

 

The bailiffs and brokers seized upon poor Raggles in Curzon Street, and the late fair tenant of that poor little mansion was in the meanwhile — where? Who cared! Who asked after a day or two? Was she guilty or not? We all know how charitable the world is, and how the verdict of Vanity Fair goes when there is a doubt. Some people said she had gone to Naples in pursuit of Lord Steyne, whilst others averred that his Lordship quitted that city and fled to Palermo on hearing of Becky’s arrival; some said she was living in Bierstadt, and had become a dame d’honneur to the Queen of Bulgaria; some that she was at Boulogne; and others, at a boarding-house at Cheltenham.

Rawdon setzte ihr eine leidliche Jahresrente aus; und wir können sicher sein, daß sie es verstand, mit wenig Geld weit zu kommen, wie man so sagt. Er hätte bei seiner Abreise von England seine Schulden bezahlt, wäre es ihm nur gelungen, eine Versicherungsgesellschaft ausfindig zu machen, mit der er eine Lebensversicherung hätte abschließen können. Das Klima von Coventry Island war jedoch so schlecht, daß er auf sein Jahresgehalt hin kein Geld borgen konnte. Er schickte jedoch seinem Bruder pünktlich Geld und schrieb seinem kleinen Jungen regelmäßig mit jeder Post. Macmurdo versorgte er mit Zigarren, und Lady Jane sandte er Mengen von Muscheln, Cayennepfeffer, scharfem Eingemachten, Guajavagelee und anderen Kolonialprodukten. Seinem Bruder schickte er die »Sumpfstadt Gazette«, in der der neue Gouverneur mit ungeheurer Begeisterung gefeiert wurde; während der »Sumpfstadtwächter«, dessen Frau man nicht in den Gouverneurspalast geladen hatte, erklärte, Seine Exzellenz sei ein Tyrann, im Vergleich zu dem Nero ein aufgeklärter Philantrop sei. Der kleine Rawdon griff gern nach den Zeitungen und las, was von Seiner Exzellenz berichtet wurde.

 

Rawdon made her a tolerable annuity, and we may be sure that she was a woman who could make a little money go a great way, as the saying is. He would have paid his debts on leaving England, could he have got any Insurance Office to take his life, but the climate of Coventry Island was so bad that he could borrow no money on the strength of his salary. He remitted, however, to his brother punctually, and wrote to his little boy regularly every mail. He kept Macmurdo in cigars and sent over quantities of shells, cayenne pepper, hot pickles, guava jelly, and colonial produce to Lady Jane. He sent his brother home the Swamp Town Gazette, in which the new Governor was praised with immense enthusiasm; whereas the Swamp Town Sentinel, whose wife was not asked to Government House, declared that his Excellency was a tyrant, compared to whom Nero was an enlightened philanthropist. Little Rawdon used to like to get the papers and read about his Excellency.

Die Mutter machte keine Anstalten, das Kind zu sehen. An den Sonntagen und während der Ferien fuhr der Junge zu seiner Tante; bald kannte er jedes Vogelnest in Queen's Crawley und ritt mit Sir Huddlestons Hunden aus, die er bei seinem ersten unvergeßlichen Besuch in Hampshire so sehr bewundert hatte.

 

His mother never made any movement to see the child. He went home to his aunt for Sundays and holidays; he soon knew every bird’s nest about Queen’s Crawley, and rode out with Sir Huddlestone’s hounds, which he admired so on his first well-remembered visit to Hampshire.


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