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64. Kapitel / Chapter 64

Ein Vagabundenkapitel / A Vagabond Chapter

Wir müssen über einen Teil von Mrs. Rebekka Crawleys Biographie mit der Leichtigkeit und dem Takt hinweggehen, die die Welt fordert – die moralische Welt, die zwar keinen besonderen Abscheu gegen das Laster hat, jedoch eine unüberwindliche Abneigung dagegen, das Laster beim rechten Namen genannt zu hören. Es gibt Dinge, die wir auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit tun und kennen, aber nie aussprechen. Wie die Teufelsanbeter den Teufel niemals erwähnen, so kann das gebildete Publikum es ebensowenig ertragen, eine wahrhafte Beschreibung des Lasters zu lesen, wie eine wirklich vornehme Engländerin oder Amerikanerin nicht gestatten wird, daß in Gegenwart ihrer keuschen Ohren das Wort »Hosen« ausgesprochen wird. Und doch, Madame, läuft beides täglich vor unseren Augen in der Welt herum, ohne uns sehr zu entsetzen. Was für einen Teint würden Sie bekommen, wenn Sie jedesmal erröten sollten, wenn eins davon an Ihnen vorübergeht! Nur wenn ihr leichtfertiger Name genannt wird, findet Ihre Sittsamkeit Gelegenheit, Bestürzung oder Empörung zu zeigen. Es ist daher auch in unserer Geschichte der Wunsch des Verfassers gewesen, sich dieser gegenwärtig herrschenden Mode ehrfurchtsvoll zu unterwerfen und die Existenz des Schlechten nur leicht und leise und gefällig anzudeuten, um niemandes Feingefühl zu verletzen. Ich behaupte, daß niemand sagen kann, unsere sicher nicht lasterfreie Becky sei dem Publikum auf unanständige und beleidigende Weise vorgestellt worden. Der Verfasser fragt mit bescheidenem Stolz alle seine Leser, ob er bei der Beschreibung dieser verführerischen, singenden und lächelnden Schmeichlerin auch nur einmal die Gesetze der Sittlichkeit vergessen und den gräßlichen Schweif des Ungeheuers über Wasser gezeigt hat? Nein! Diejenigen, die Lust haben, mögen in die recht durchsichtigen Wellen hinabblicken und können dann sehen, wie er in seiner teuflischen Häßlichkeit und Schlüpfrigkeit sich dreht und windet, gegen Gebeine anschlägt oder sich um Leichen schlingt; aber ich frage nochmals, ob über der Wasseroberfläche nicht alles anständig, angenehm und geziemend zugegangen ist oder ob der bedenklichste Moralist auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit das Recht hat, pfui zu schreien? Wenn allerdings die Sirene verschwindet und hinabtaucht, hinab zu den Toten, dann wird natürlich das Wasser über ihr trübe, und es ist verlorene Mühe, neugierig hinabzuschauen. Hübsch genug sehen sie ja aus, wenn sie auf einer Klippe sitzen, auf der Harfe klimpern, sich das Haar kämmen, singen und euch bedeuten, hinzukommen und ihnen die Spiegel zu halten. Versinken sie aber in ihrem heimischen Element, so verlaßt euch darauf, daß die Meermädchen nichts Gutes im Schilde führen, und wir täten am besten daran, diese teuflischen Meerkannibalen beim Verschmausen ihrer elenden, eingesalzenen Opfer nicht zu belauschen. Wenn wir also Becky aus den Augen gelassen haben, so könnt ihr euch darauf verlassen, daß sie nicht zum besten beschäftigt war und wir gut daran tun, sowenig wie möglich von ihren Taten zu berichten.

 

We must pass over a part of Mrs. Rebecca Crawley’s biography with that lightness and delicacy which the world demands — the moral world, that has, perhaps, no particular objection to vice, but an insuperable repugnance to hearing vice called by its proper name. There are things we do and know perfectly well in Vanity Fair, though we never speak of them: as the Ahrimanians worship the devil, but don’t mention him: and a polite public will no more bear to read an authentic description of vice than a truly refined English or American female will permit the word breeches to be pronounced in her chaste hearing. And yet, madam, both are walking the world before our faces every day, without much shocking us. If you were to blush every time they went by, what complexions you would have! It is only when their naughty names are called out that your modesty has any occasion to show alarm or sense of outrage, and it has been the wish of the present writer, all through this story, deferentially to submit to the fashion at present prevailing, and only to hint at the existence of wickedness in a light, easy, and agreeable manner, so that nobody’s fine feelings may be offended. I defy any one to say that our Becky, who has certainly some vices, has not been presented to the public in a perfectly genteel and inoffensive manner. In describing this Siren, singing and smiling, coaxing and cajoling, the author, with modest pride, asks his readers all round, has he once forgotten the laws of politeness, and showed the monster’s hideous tail above water? No! Those who like may peep down under waves that are pretty transparent and see it writhing and twirling, diabolically hideous and slimy, flapping amongst bones, or curling round corpses; but above the waterline, I ask, has not everything been proper, agreeable, and decorous, and has any the most squeamish immoralist in Vanity Fair a right to cry fie? When, however, the Siren disappears and dives below, down among the dead men, the water of course grows turbid over her, and it is labour lost to look into it ever so curiously. They look pretty enough when they sit upon a rock, twanging their harps and combing their hair, and sing, and beckon to you to come and hold the looking-glass; but when they sink into their native element, depend on it, those mermaids are about no good, and we had best not examine the fiendish marine cannibals, revelling and feasting on their wretched pickled victims. And so, when Becky is out of the way, be sure that she is not particularly well employed, and that the less that is said about her doings is in fact the better.

Wenn wir einen ausführlichen Bericht ihres Schicksals in den wenigen Jahren nach der Katastrophe in der Curzon Street geben wollten, so könnte das Publikum wohl mit einigem Recht dieses Buch taktlos nennen. Die Handlungen eitler, herzloser und vergnügungssüchtiger Menschen sind oft sehr taktlos (wie manche von dir, mein Freund mit dem ernsten Gesicht und dem makellosen Ruf – aber das nur nebenbei), und wie sollen dann die Taten einer Frau ohne Redlichkeit, Liebe und Charakter aussehen? Ich bin zu der Ansicht geneigt, daß es eine Zeitspanne in Mrs. Beckys Leben gab, wo nicht Reue, aber eine Art Verzweiflung sie ergriff und sie ihre eigene Person völlig vernachlässigte und sich nicht einmal um ihren Ruf kümmerte.

 

If we were to give a full account of her proceedings during a couple of years that followed after the Curzon Street catastrophe, there might be some reason for people to say this book was improper. The actions of very vain, heartless, pleasure-seeking people are very often improper (as are many of yours, my friend with the grave face and spotless reputation — but that is merely by the way); and what are those of a woman without faith — or love — or character? And I am inclined to think that there was a period in Mrs Becky’s life when she was seized, not by remorse, but by a kind of despair, and absolutely neglected her person and did not even care for her reputation.

Diese Niedergeschlagenheit und Erniedrigung setzte jedoch nicht mit einemmal ein. Es kam allmählich nach dem Unglücksfall und nach vielen Kämpfen, Oberwasser zu behalten. Einer, der über Bord gefallen ist, klammert sich ja auch an einen Balken, solange er noch Hoffnung hat, aber wenn er merkt, daß der Kampf vergeblich ist, wirft er ihn weg und geht unter.

 

This abattement and degradation did not take place all at once; it was brought about by degrees, after her calamity, and after many struggles to keep up — as a man who goes overboard hangs on to a spar whilst any hope is left, and then flings it away and goes down, when he finds that struggling is in vain.

Sie trieb sich in London herum, solange ihr Mann noch Vorbereitungen für die Abreise zu seinem Gouverneursposten traf. Wahrscheinlich versuchte sie immer wieder, ihren Schwager Sir Pitt Crawley zu sehen, um seine Gefühle zu bearbeiten, die sie ja schon fast für sich gewonnen hatte. Als Sir Pitt und Mr. Wenham zum Unterhaus gingen, erblickte Pitts Begleiter Mrs. Rebekka, in einen schwarzen Schleier gehüllt, wie sie in der Nähe des Parlamentsgebäudes umherschlich. Als ihre Augen denen Wenhams begegneten, machte sie sich davon, und ihr Anschlag auf den Baronet gelang niemals.

 

She lingered about London whilst her husband was making preparations for his departure to his seat of government, and it is believed made more than one attempt to see her brother-in-law, Sir Pitt Crawley, and to work upon his feelings, which she had almost enlisted in her favour. As Sir Pitt and Mr. Wenham were walking down to the House of Commons, the latter spied Mrs. Rawdon in a black veil, and lurking near the palace of the legislature. She sneaked away when her eyes met those of Wenham, and indeed never succeeded in her designs upon the Baronet.

Wahrscheinlich legte sich Lady Jane ins Mittel. Ich habe gehört, daß sie ihren Gemahl durch den Mut, den sie in diesem Streit entwickelte, und ihre Entschlossenheit, sich von Mrs. Rawdon loszusagen, in Erstaunen setzte. Sie lud Rawdon aus eigenem Antrieb ein, bis zu seiner Abreise nach Coventry Island in der Gaunt Street zu wohnen, denn sie wußte, daß Mrs. Becky es nicht versuchen würde, sich Eingang zu verschaffen, wenn er als Wächter da war. Sie sah auch neugierig die Aufschriften aller an Sir Pitt gerichteten Briefe durch, damit er nicht etwa mit seiner Schwägerin korrespondierte. Nicht, daß Rebekka nicht hätte schreiben können, wenn sie die Absicht gehabt hätte, aber sie wollte Pitt nicht in seinem eigenen Haus sprechen oder dorthin schreiben, und nach ein paar Versuchen gab sie seiner Forderung nach, daß die Korrespondenz hinsichtlich ihrer Eheangelegenheiten nur von den Rechtsanwälten geführt werden solle.

 

Probably Lady Jane interposed. I have heard that she quite astonished her husband by the spirit which she exhibited in this quarrel, and her determination to disown Mrs. Becky. Of her own movement, she invited Rawdon to come and stop in Gaunt Street until his departure for Coventry Island, knowing that with him for a guard Mrs. Becky would not try to force her door; and she looked curiously at the superscriptions of all the letters which arrived for Sir Pitt, lest he and his sister-in-law should be corresponding. Not but that Rebecca could have written had she a mind, but she did not try to see or to write to Pitt at his own house, and after one or two attempts consented to his demand that the correspondence regarding her conjugal differences should be carried on by lawyers only.

Sir Pitts Ansicht über sie war nämlich tatsächlich vergiftet worden. Kurze Zeit nach Lord Steynes Unfall war Wenham beim Baronet gewesen und hatte ihm ein derartiges Lebensbild von Mrs. Becky gegeben, daß der Parlamentsabgeordnete für Queen's Crawley aus dem Staunen nicht herauskam. Er wußte alles über sie: wer ihr Vater war, in welchem Jahr ihre Mutter beim Ballett war, wie ihre Jugend verlief und wie sie sich im Eheleben benahm. Da aber unzweifelhaft der größte Teil der Geschichte erlogen und von Böswilligkeit diktiert war, so will ich sie hier nicht wiederholen. Becky geriet aber dadurch in schlechtes, sehr schlechtes Licht in den Augen des Landedelmannes und Verwandten, der ihr einst sehr zugetan war.

 

The fact was that Pitt’s mind had been poisoned against her. A short time after Lord Steyne’s accident Wenham had been with the Baronet and given him such a biography of Mrs. Becky as had astonished the member for Queen’s Crawley. He knew everything regarding her: who her father was; in what year her mother danced at the opera; what had been her previous history; and what her conduct during her married life — as I have no doubt that the greater part of the story was false and dictated by interested malevolence, it shall not be repeated here. But Becky was left with a sad sad reputation in the esteem of a country gentleman and relative who had been once rather partial to her.

Die Einnahmen eines Gouverneurs von Coventry Island sind nicht hoch. Einen Teil davon legte Seine Exzellenz zur Bezahlung gewisser Schulden und Verbindlichkeiten beiseite; die Spesen seiner hohen Stellung verschluckten beträchtliche Summen, und schließlich stellte es sich heraus, daß er für seine Frau nicht mehr als hundert Pfund jährlich erübrigen konnte, die er ihr unter der Bedingung zahlen wollte, daß sie sich verpflichtete, ihn nicht weiter zu behelligen. Sonst würden Skandal, Scheidung und das Gericht folgen. Es war aber Wenhams Anliegen, Lord Steynes Anliegen, Rawdons Anliegen, jedermanns Anliegen, sie aus dem Lande zu schaffen und diese höchst unangenehme Affäre zu vertuschen.

 

The revenues of the Governor of Coventry Island are not large. A part of them were set aside by his Excellency for the payment of certain outstanding debts and liabilities, the charges incident on his high situation required considerable expense; finally, it was found that he could not spare to his wife more than three hundred pounds a year, which he proposed to pay to her on an undertaking that she would never trouble him. Otherwise, scandal, separation, Doctors’ Commons would ensue. But it was Mr. Wenham’s business, Lord Steyne’s business, Rawdon’s, everybody’s — to get her out of the country, and hush up a most disagreeable affair.

Wahrscheinlich war sie vom Ordnen dieser Geschäftsangelegenheiten mit den Anwälten ihres Mannes so sehr in Anspruch genommen, daß sie vergaß, auch nur das geringste in bezug auf ihren Sohn, den kleinen Rawdon, zu unternehmen, und es kam ihr nicht ein einziges Mal in den Sinn, ihn zu besuchen. Der junge Herr wurde nun völlig der Obhut von Tante und Onkel übergeben; Lady Jane hatte ja stets einen großen Teil seiner kindlichen Liebe besessen. Als seine Mama England verlassen hatte, schrieb sie ihm einen netten Brief aus Boulogne, worin sie ihn aufforderte, hübsch zu lernen, und erklärte, sie wolle eine Reise auf dem Kontinent unternehmen und sie werde das Vergnügen haben, ihm wieder zu schreiben. Ein ganzes Jahr lang jedoch ließ sie nichts von sich hören und schrieb erst wieder, als Sir Pitts einziger Junge, der schon immer kränklich war, an Keuchhusten und Masern starb. Nun schickte Rawdons Mama ihrem geliebten Sohn ein sehr zärtliches Schreiben. Rawdon war nämlich durch dieses Ereignis Erbe von Queen's Crawley geworden und kam der gütigen Dame, deren zärtliches Herz ihn bereits an Kindes Statt angenommen hatte, näher denn je. Rawdon Crawley, nun schon ein hübscher schlanker Bursche, errötete, als er den Brief erhielt. »Oh, Tante Jane«, sagte er, »du bist meine Mutter und nicht – nicht die da.« Trotzdem schrieb er einen freundlichen respektvollen Antwortbrief an Mrs. Rebekka, die damals in einer Pension in Florenz lebte. Aber wir greifen unserer Geschichte vor.

 

She was probably so much occupied in arranging these affairs of business with her husband’s lawyers that she forgot to take any step whatever about her son, the little Rawdon, and did not even once propose to go and see him. That young gentleman was consigned to the entire guardianship of his aunt and uncle, the former of whom had always possessed a great share of the child’s affection. His mamma wrote him a neat letter from Boulogne, when she quitted England, in which she requested him to mind his book, and said she was going to take a Continental tour, during which she would have the pleasure of writing to him again. But she never did for a year afterwards, and not, indeed, until Sir Pitt’s only boy, always sickly, died of hooping-cough and measles — then Rawdon’s mamma wrote the most affectionate composition to her darling son, who was made heir of Queen’s Crawley by this accident, and drawn more closely than ever to the kind lady, whose tender heart had already adopted him. Rawdon Crawley, then grown a tall, fine lad, blushed when he got the letter. “Oh, Aunt Jane, you are my mother!” he said; “and not — and not that one.” But he wrote back a kind and respectful letter to Mrs. Rebecca, then living at a boarding-house at Florence. But we are advancing matters.

Der erste Flug trug unsere geliebte Becky nicht sehr weit. Sie ließ sich an der französischen Küste in Boulogne, diesem Zufluchtsort so mancher verbannten englischen Unschuld, nieder. Dort bewohnte sie mit einer Zofe ein paar Zimmer in einem Hotel und trat wie eine vornehme Witwe auf. Sie speiste an der Table d'hôte, und man fand sie sehr angenehm. Sie unterhielt ihre Tischnachbarn mit Geschichten von ihrem Schwager Sir Pitt und ihrem großen Londoner Bekanntenkreis. Dieses seichte Geschwätz über die feine Welt findet bei einer gewissen Schicht ungebildeter Leute stets ein Ohr. Viele hielten sie für eine bedeutende Persönlichkeit. Sie gab kleine Teegesellschaften in ihren Privaträumen und nahm teil an den unschuldigen Belustigungen des Ortes: sie badete im Meer, unternahm Ausflüge im offenen Wagen, ging am Strand spazieren und besuchte das Theater. Mrs. Burjoice, die Buchdruckersfrau, die mit ihrer Familie den Sommer im Hotel verlebte und die jedes Wochenende von ihrem Burjoice besucht wurde, nannte sie bezaubernd, bis dieser kleine Schurke von einem Burjoice begann, ihr zuviel Aufmerksamkeit zu bezeigen. Es war aber wirklich nichts an der Sache. Becky war nun eben stets umgänglich, munter und gutherzig – besonders Männern gegenüber.

 

Our darling Becky’s first flight was not very far. She perched upon the French coast at Boulogne, that refuge of so much exiled English innocence, and there lived in rather a genteel, widowed manner, with a femme de chambre and a couple of rooms, at an hotel. She dined at the table d’hote, where people thought her very pleasant, and where she entertained her neighbours by stories of her brother, Sir Pitt, and her great London acquaintance, talking that easy, fashionable slip-slop which has so much effect upon certain folks of small breeding. She passed with many of them for a person of importance; she gave little tea-parties in her private room and shared in the innocent amusements of the place in sea-bathing, and in jaunts in open carriages, in strolls on the sands, and in visits to the play. Mrs. Burjoice, the printer’s lady, who was boarding with her family at the hotel for the summer, and to whom her Burjoice came of a Saturday and Sunday, voted her charming, until that little rogue of a Burjoice began to pay her too much attention. But there was nothing in the story, only that Becky was always affable, easy, and good-natured — and with men especially.

Am Ende der Saison gingen viele wie gewöhnlich ins Ausland, und Becky fand reichlich Gelegenheit, im Benehmen ihrer Bekannten aus der vornehmen Welt Londons abzulesen, wie die »Gesellschaft« über sie urteilte. Eines Tages ging sie sittsam an der Mole von Boulogne spazieren, und die Klippen Albions leuchteten aus der Ferne über das tiefblaue Meer herüber, Da stand sie plötzlich Lady Partlet und ihren Töchtern gegenüber. Mit einem Schwenk ihres Sonnenschirms versammelte die Lady alle ihre Töchter um sich und zog sich mit wütenden Blicken auf die arme Becky, die allein dort stand, von der Mole zurück.

 

Numbers of people were going abroad as usual at the end of the season, and Becky had plenty of opportunities of finding out by the behaviour of her acquaintances of the great London world the opinion of “society” as regarded her conduct. One day it was Lady Partlet and her daughters whom Becky confronted as she was walking modestly on Boulogne pier, the cliffs of Albion shining in the distance across the deep blue sea. Lady Partlet marshalled all her daughters round her with a sweep of her parasol and retreated from the pier, darting savage glances at poor little Becky who stood alone there.

An einem anderen Tage kam das Paketboot an. Es hatte ein frischer Wind geweht, und Becky fand immer besonderen Spaß daran, die drolligen leidenden Gesichter der Leute zu beobachten, wenn sie das Schiff verließen. Zufälligerweise war an diesem Tage Lady Slingstone an Bord. Der Dame war es in ihrem Wagen sehr schlecht ergangen, sie war sehr erschöpft und kaum imstande, auf dem Schiffssteg zum Land hinüberzugehen. Aber in dem Augenblick, als sie Becky unter einem rosa Hut schalkhaft hervorlächeln sah, kehrte all ihre Energie zurück; sie warf ihr einen verächtlichen Blick zu, der jede andere Frau vernichtet hätte, und ging ohne alle Unterstützung in das Zollhaus. Rebekka lachte nur, ich glaube aber nicht, daß es ihr sehr wohl dabei war. Sie fühlte, daß sie allein, mutterseelenallein war, und die in der Ferne leuchtenden Klippen Englands waren für sie unüberwindlich.

 

On another day the packet came in. It had been blowing fresh, and it always suited Becky’s humour to see the droll woe-begone faces of the people as they emerged from the boat. Lady Slingstone happened to be on board this day. Her ladyship had been exceedingly ill in her carriage, and was greatly exhausted and scarcely fit to walk up the plank from the ship to the pier. But all her energies rallied the instant she saw Becky smiling roguishly under a pink bonnet, and giving her a glance of scorn such as would have shrivelled up most women, she walked into the Custom House quite unsupported. Becky only laughed: but I don’t think she liked it. She felt she was alone, quite alone, and the far-off shining cliffs of England were impassable to her.

Auch das Benehmen der Männer hatte sich Gott weiß wie verändert. Grinstone entblößte die Zähne und lachte ihr unangenehm vertraulich ins Gesicht. Der kleine Bob Suckling, der ihr vor drei Monaten noch so ergeben war und der eine Meile weit im Regen gelaufen wäre, um ihre Kutsche vor dem Gaunt-Haus zu sehen, unterhielt sich eines Tages auf dem Landungsplatz mit Fitzoof von der Garde (Lord Heehaws Sohn), als Becky dort ihren gewohnten Spaziergang machte. Der kleine Bob nickte ihr über die Schulter zu, ohne den Hut zu berühren, und fuhr in seiner Unterredung mit dem Erben von Heehaw fort. Tom Raikes versuchte, ihr Wohnzimmer im Gasthof mit der Zigarre im Mund zu betreten, aber sie machte ihm die Tür vor der Nase zu und hätte sie verschlossen, wenn er nicht seine Finger dazwischen gehabt hätte. Sie begann zu fühlen, daß sie wirklich sehr allein war. »Wenn er hiergewesen wäre«, sagte sie, »dann hätten es diese Feiglinge nie gewagt, mich zu beleidigen.« Sie dachte traurig und vielleicht auch sehnsüchtig an »ihn« – an seine ehrliche, dumme, beständige Güte und Treue, seinen unendlichen Gehorsam, seine gute Laune, seine Tapferkeit und seinen Mut. Wahrscheinlich weinte sie sogar, denn als sie zum Essen herabkam, war sie besonders lebhaft und hatte etwas mehr Rouge aufgelegt als sonst. Sie schminkte sich jetzt regelmäßig, und – und sie ließ sich von ihrem Mädchen Kognak besorgen, außer dem noch, der auf die Hotelrechnung gesetzt wurde.

 

The behaviour of the men had undergone too I don’t know what change. Grinstone showed his teeth and laughed in her face with a familiarity that was not pleasant. Little Bob Suckling, who was cap in hand to her three months before, and would walk a mile in the rain to see for her carriage in the line at Gaunt House, was talking to Fitzoof of the Guards (Lord Heehaw’s son) one day upon the jetty, as Becky took her walk there. Little Bobby nodded to her over his shoulder, without moving his hat, and continued his conversation with the heir of Heehaw. Tom Raikes tried to walk into her sitting-room at the inn with a cigar in his mouth, but she closed the door upon him, and would have locked it, only that his fingers were inside. She began to feel that she was very lonely indeed. “If he’d been here,” she said, “those cowards would never have dared to insult me.” She thought about “him” with great sadness and perhaps longing — about his honest, stupid, constant kindness and fidelity; his never-ceasing obedience; his good humour; his bravery and courage. Very likely she cried, for she was particularly lively, and had put on a little extra rouge, when she came down to dinner. She rouged regularly now; and — and her maid got Cognac for her besides that which was charged in the hotel bill.

Vielleicht waren ihr die Beleidigungen der Männer nicht so unerträglich wie die Sympathie gewisser Frauen. Lady Crackenbury und Mrs. Washington White kamen auf ihrem Wege zur Schweiz durch Boulogne. Die Gesellschaft stand unter dem Schutz von Oberst Horner, dem jungen Beaumoris und natürlich dem alten Crackenbury und Mrs. Whites kleinem Mädchen. Die mieden sie nicht. Sie lachten, schnatterten und plapperten, bedauerten und trösteten sie und behandelten sie so gönnerhaft, daß sie vor Wut bald platzte. Von denen ausgerechnet so von oben herab behandelt zu werden! dachte sie, als sie nach vielen Küssen geziert lächelnd fortgegangen waren. Sie hörte Beaumoris auf der Treppe laut lachen und wußte seine Heiterkeit recht gut zu deuten.

 

Perhaps the insults of the men were not, however, so intolerable to her as the sympathy of certain women. Mrs. Crackenbury and Mrs. Washington White passed through Boulogne on their way to Switzerland. The party were protected by Colonel Horner, young Beaumoris, and of course old Crackenbury, and Mrs. White’s little girl. They did not avoid her. They giggled, cackled, tattled, condoled, consoled, and patronized her until they drove her almost wild with rage. To be patronized by them! she thought, as they went away simpering after kissing her. And she heard Beaumoris’s laugh ringing on the stair and knew quite well how to interpret his hilarity.

Becky bezahlte die Wochenrechnungen pünktlich, sie machte sich jedermann im Hause angenehm, lächelte der Wirtin zu, nannte die Kellner »Monsieur« und entschädigte die Zimmermädchen für eine gewisse Knickrigkeit (von der Becky nie frei war) mit höflichen und entschuldigenden Worten. Aber nach diesem Besuch erhielt Becky von dem Wirt eine Aufforderung, das Hotel zu verlassen. Jemand hatte ihm beigebracht, sie sei nicht tragbar für sein Hotel und englische Ladys würden sich nicht neben ihr niederlassen. Sie war also gezwungen, ein Privatquartier zu nehmen, und dessen Einsamkeit und Langeweile gefielen ihr gar nicht.

 

It was after this visit that Becky, who had paid her weekly bills, Becky who had made herself agreeable to everybody in the house, who smiled at the landlady, called the waiters “monsieur,” and paid the chambermaids in politeness and apologies, what far more than compensated for a little niggardliness in point of money (of which Becky never was free), that Becky, we say, received a notice to quit from the landlord, who had been told by some one that she was quite an unfit person to have at his hotel, where English ladies would not sit down with her. And she was forced to fly into lodgings of which the dulness and solitude were most wearisome to her.

Trotz all dieser Rückschläge hielt sie sich aufrecht und versuchte, sich einen neuen Ruf zu schaffen und den Skandal zum Schweigen zu bringen. Sie ging regelmäßig zur Kirche und sang lauter als alle anderen. Sie nahm sich der Witwen ertrunkener Fischer an und stiftete Handarbeiten und Zeichnungen für die Quashibu-Mission. Sie zeichnete für die Subskriptionsbälle und wollte auf keinen Fall Walzer tanzen. Mit einem Wort, sie tat alles, was anständig war, und aus diesem Grunde verweilen wir auch länger bei diesem Lebensabschnitt als bei den späteren, nicht so angenehmen Teilen ihrer Geschichte. Sie sah, daß die Leute sie mieden, und bewahrte doch mühsam ihr Lächeln. Man konnte ihr am Gesicht nicht ablesen, unter welchen Qualen der Demütigung sie innerlich litt.

 

Still she held up, in spite of these rebuffs, and tried to make a character for herself and conquer scandal. She went to church very regularly and sang louder than anybody there. She took up the cause of the widows of the shipwrecked fishermen, and gave work and drawings for the Quashyboo Mission; she subscribed to the Assembly and wouldn’t waltz. In a word, she did everything that was respectable, and that is why we dwell upon this part of her career with more fondness than upon subsequent parts of her history, which are not so pleasant. She saw people avoiding her, and still laboriously smiled upon them; you never could suppose from her countenance what pangs of humiliation she might be enduring inwardly.

Nach allem blieb ihre Geschichte doch ein Geheimnis. Die Meinungen über sie waren geteilt. Einige, die sich die Mühe machten, sich mit der Sache zu beschäftigen, erklärten, sie sei die Schuldige, während andere beteuerten, sie sei so unschuldig wie ein Lamm und ihr abscheulicher Mann sei im Unrecht. Eine ganze Anzahl gewann sie dadurch, daß sie über ihren Sohn in Tränen ausbrach und leidenschaftlichen Schmerz zeigte, wenn sein Name erwähnt wurde oder sie jemanden sah, der ihm ähnlich war. Auf diese Weise gewann sie das Herz der guten Mrs. Alderney, die so ungefähr die Königin der Engländer in Boulogne war und die meisten Diners und Bälle gab. Master Alderney kam nämlich in den Ferien aus Doktor Swishtails Lehranstalt nach Boulogne zu seiner Mutter, und Becky sagte mit schmerzerstickter Stimme, er sei im selben Alter wie Rawdon und sehe ihm so ähnlich. In Wirklichkeit waren die beiden Knaben fünf Jahre auseinander, und sie ähnelten sich nicht mehr als mein verehrter Leser und sein gehorsamer Diener. Als Wenham auf dem Wege nach Kissingen, wo er Lord Steyne treffen wollte, durch Boulogne kam, klärte er Mrs. Alderney über diesen Punkt auf und meinte, daß er den kleinen Rawdon besser beschreiben könne als seine Mama, denn es sei ja stadtbekannt, daß sie ihn hasse und nie besuche. Er sei dreizehn, der kleine Alderney dagegen bloß neun, und er sei blond, während der andere liebe Junge doch dunkel sei. Mit einem Wort, er brachte die betreffende Dame dahin, ihre Gutmütigkeit zu bereuen.

 

Her history was after all a mystery. Parties were divided about her. Some people who took the trouble to busy themselves in the matter said that she was the criminal, whilst others vowed that she was as innocent as a lamb and that her odious husband was in fault. She won over a good many by bursting into tears about her boy and exhibiting the most frantic grief when his name was mentioned, or she saw anybody like him. She gained good Mrs. Alderney’s heart in that way, who was rather the Queen of British Boulogne and gave the most dinners and balls of all the residents there, by weeping when Master Alderney came from Dr. Swishtail’s academy to pass his holidays with his mother. “He and her Rawdon were of the same age, and so like,” Becky said in a voice choking with agony; whereas there was five years’ difference between the boys’ ages, and no more likeness between them than between my respected reader and his humble servant. Wenham, when he was going abroad, on his way to Kissingen to join Lord Steyne, enlightened Mrs. Alderney on this point and told her how he was much more able to describe little Rawdon than his mamma, who notoriously hated him and never saw him; how he was thirteen years old, while little Alderney was but nine, fair, while the other darling was dark — in a word, caused the lady in question to repent of her good humour.

Sooft sich Becky mit unglaublicher Mühe einen kleinen Bekanntenkreis geschaffen hatte, kam stets jemand und zerstörte mit roher Hand alles wieder, und sie mußte mit der ganzen Arbeit von neuem beginnen. Es war hart, sehr hart, einsam und entmutigend.

 

Whenever Becky made a little circle for herself with incredible toils and labour, somebody came and swept it down rudely, and she had all her work to begin over again. It was very hard; very hard; lonely and disheartening.

Mrs. Newbright nahm sie eine Zeitlang auf. Sie war gefesselt von ihrem lieblichen Gesang in der Kirche und ihren richtigen Ansichten über gewisse ernsthafte Themen, von denen Mrs. Becky in früheren Tagen in Queen's Crawley sehr viele hatte hören müssen. Sie nahm nicht nur Traktate mit, sondern sie las sie auch. Sie fertigte Flanellunterröcke für die Quashibus, baumwollene Nachtmützen für die Kokosnußindianer, malte Schirme für die Bekehrung des Papstes und der Juden, ging mittwochs zu den Predigtversammlungen bei Mrs. Rowls, donnerstags zu denen von Mrs. Huggleton, besuchte sonntags zweimal die Kirche und abends außerdem noch Mr. Bawler von der Brüdergemeinde der Darbysten – aber alles umsonst. Mrs. Newbright hatte Gelegenheit, mit der Gräfin Southdown über den Wärmflaschenfonds für die Bewohner der Fidschiinseln zu korrespondieren. Beide Damen gehörten zu einem weiblichen Komitee, das dieses barmherzige Werk leitete. In einem Brief erwähnte sie ihre »süße Freundin«, Mrs. Rawdon Crawley, worauf ihr die verwitwete Gräfin mit einem Brief antwortete, der von Andeutungen, Tatsachen, Lügen und Androhungen himmlischer Strafen ganz allgemein nur so strotzte. Jeglicher vertraulicher Umgang zwischen Mrs. Newbright und Mrs. Crawley hörte augenblicklich auf, und die ganze fromme Welt von Tours, wo dieses Unglück passierte, brach sofort den Verkehr mit der Ruchlosen ab. Wer die englischen Kolonien im Ausland kennt, weiß, daß wir unseren Stolz, unsere Pillen, unsere Vorurteile, unsere Harveysoße, unseren Cayennepfeffer und andere Hausgötter mitnehmen und überall, wo wir uns niederlassen, ein kleines Britannien gründen.

 

There was Mrs. Newbright, who took her up for some time, attracted by the sweetness of her singing at church and by her proper views upon serious subjects, concerning which in former days, at Queen’s Crawley, Mrs. Becky had had a good deal of instruction. Well, she not only took tracts, but she read them. She worked flannel petticoats for the Quashyboos — cotton night-caps for the Cocoanut Indians — painted handscreens for the conversion of the Pope and the Jews — sat under Mr. Rowls on Wednesdays, Mr. Huggleton on Thursdays, attended two Sunday services at church, besides Mr. Bawler, the Darbyite, in the evening, and all in vain. Mrs. Newbright had occasion to correspond with the Countess of Southdown about the Warmingpan Fund for the Fiji Islanders (for the management of which admirable charity both these ladies formed part of a female committee), and having mentioned her “sweet friend,” Mrs. Rawdon Crawley, the Dowager Countess wrote back such a letter regarding Becky, with such particulars, hints, facts, falsehoods, and general comminations, that intimacy between Mrs. Newbright and Mrs. Crawley ceased forthwith, and all the serious world of Tours, where this misfortune took place, immediately parted company with the reprobate. Those who know the English Colonies abroad know that we carry with us us our pride, pills, prejudices, Harvey-sauces, cayenne-peppers, and other Lares, making a little Britain wherever we settle down.

Becky nun floh ratlos von einer Kolonie zur anderen, von Boulogne nach Dieppe, von Dieppe nach Caen, von Caen nach Tours – versuchte überall mit aller Kraft, ein anständiges Leben zu führen, aber o weh – eines Tages wurde sie doch stets entlarvt, und die echten Krähen hackten sie aus dem Nest.

 

From one colony to another Becky fled uneasily. From Boulogne to Dieppe, from Dieppe to Caen, from Caen to Tours — trying with all her might to be respectable, and alas! always found out some day or other and pecked out of the cage by the real daws.

An einem Ort nahm sie Mrs. Hook Eagles auf, eine Frau mit einem makellosen Charakter und einem Haus am Portman Square. Sie wohnte in dem Hotel in Dieppe, wohin Becky geflohen war, und sie lernten sich beim Schwimmen im Meer kennen und sahen sich an der Table d'hôte des Hotels wieder. Mrs. Eagles hatte einiges über die Steyne-Affäre gehört – wer hatte denn das nicht? Nach einer Unterredung mit Becky verkündete sie jedoch, Mrs. Crawley sei ein Engel, ihr Mann ein Schuft, Lord Steyne ein charakterloser Bösewicht, wie es ja auch bekannt sei, und die ganze Anschuldigung gegen Mrs. Crawley sei eine infame, gottlose Lüge dieses Schurken Wenham. »Wenn du nur ein bißchen Mut hättest, Mr. Eagles, so würdest du den Kerl ohrfeigen, wenn du ihn das nächste Mal im Klub triffst«, sagte sie zu ihrem Mann. Eagles war jedoch ein ruhiger alter Herr und der Mann von Mrs. Eagles, mit einer Neigung zur Geologie, und außerdem zu klein, um die Ohren anderer Leute überhaupt erreichen zu können.

 

Mrs. Hook Eagles took her up at one of these places — a woman without a blemish in her character and a house in Portman Square. She was staying at the hotel at Dieppe, whither Becky fled, and they made each other’s acquaintance first at sea, where they were swimming together, and subsequently at the table d’hote of the hotel. Mrs Eagles had heard — who indeed had not? — some of the scandal of the Steyne affair; but after a conversation with Becky, she pronounced that Mrs. Crawley was an angel, her husband a ruffian, Lord Steyne an unprincipled wretch, as everybody knew, and the whole case against Mrs. Crawley an infamous and wicked conspiracy of that rascal Wenham. “If you were a man of any spirit, Mr. Eagles, you would box the wretch’s ears the next time you see him at the Club,” she said to her husband. But Eagles was only a quiet old gentleman, husband to Mrs. Eagles, with a taste for geology, and not tall enough to reach anybody’s ears.

Nun begönnerte die Eagles Mrs. Rawdon, nahm sie mit in ihr Haus nach Paris, zankte sich mit der Frau des Gesandten, weil sie ihren Schützling nicht empfangen wollte, und tat alles, was in der Macht der Frauen steht, um Becky auf dem Pfade der Tugend und des guten Rufes zu halten.

 

The Eagles then patronized Mrs. Rawdon, took her to live with her at her own house at Paris, quarrelled with the ambassador’s wife because she would not receive her protegee, and did all that lay in woman’s power to keep Becky straight in the paths of virtue and good repute.

Becky war anfänglich sehr sittsam und bescheiden, das Einerlei der Tugend wurde ihr jedoch in kurzer Zeit sehr lästig; jeden Tag war es dasselbe, dieselbe Langeweile und Gemächlichkeit, dieselbe Spazierfahrt in demselben eintönigen Bois de Boulogne, dieselbe Abendgesellschaft, dieselbe Predigt von Blair am Sonntagabend, dieselbe Oper, die immer und immer wieder aufgeführt wurde. Becky starb fast vor Langeweile, als glücklicherweise der junge Mr. Eagles von Cambridge kam, und sobald seine Mutter bemerkte, welchen Eindruck ihre kleine Freundin auf ihn machte, entließ sie Becky sofort.

 

Becky was very respectable and orderly at first, but the life of humdrum virtue grew utterly tedious to her before long. It was the same routine every day, the same dulness and comfort, the same drive over the same stupid Bois de Boulogne, the same company of an evening, the same Blair’s Sermon of a Sunday night — the same opera always being acted over and over again; Becky was dying of weariness, when, luckily for her, young Mr. Eagles came from Cambridge, and his mother, seeing the impression which her little friend made upon him, straightway gave Becky warning.

Nun versuchte sie zusammen mit einer Freundin zu wirtschaften. Aber dieser gemeinsame Haushalt zankte sich bald und geriet in Schulden. Dann entschloß sie sich, in einer Pension zu leben, und blieb eine Weile in dem berühmtem Haus der Madame de Saint-Amour in der Rue Royal in Paris, wo sie ihre Reize auf schäbige Stutzer und schlampige Schönheiten verschwendete, die die Salons ihrer Wirtin besuchten. Becky liebte Gesellschaft und konnte ohne sie ebensowenig existieren wie ein Opiumesser ohne seinen Stoff. Während ihres Pensionslebens war sie einigermaßen glücklich. »Die Frauen hier sind ebenso unterhaltend wie die in Mayfair«, erzählte sie einer alten Londoner Freundin, die sie besuchte, »nur ihre Kleider sind nicht ganz so neu. Die Männer tragen gereinigte Handschuhe und sind traurige Schelme, aber sie sind nicht schlechter als Jack Dings und Tom Bums. Die Wirtin ist zwar etwas ordinär, aber ich glaube, nicht so ordinär wie Lady ...« Hier nannte sie den Namen einer großen Dame der feinen Welt, den ich für mich behalten werde, und sollte es mir das Leben kosten. Wenn abends Madame de Saint-Amours Salon erleuchtet war und man die Männer mit Orden und Bändern an den Ecartétischen sitzen sah und die Damen in gewisser Entfernung bemerkte, konnte man sich wirklich für kurze Zeit einbilden, in guter Gesellschaft zu sein, und meinen, Madame sei eine echte Gräfin. Viele Leute glaubten das, und Becky war für eine geraume Zeit eine der elegantesten Damen in den Salons der Gräfin.

 

Then she tried keeping house with a female friend; then the double menage began to quarrel and get into debt. Then she determined upon a boarding-house existence and lived for some time at that famous mansion kept by Madame de Saint Amour, in the Rue Royale, at Paris, where she began exercising her graces and fascinations upon the shabby dandies and fly-blown beauties who frequented her landlady’s salons. Becky loved society and, indeed, could no more exist without it than an opium-eater without his dram, and she was happy enough at the period of her boarding-house life. “The women here are as amusing as those in May Fair,” she told an old London friend who met her, “only, their dresses are not quite so fresh. The men wear cleaned gloves, and are sad rogues, certainly, but they are not worse than Jack This and Tom That. The mistress of the house is a little vulgar, but I don’t think she is so vulgar as Lady — ” and here she named the name of a great leader of fashion that I would die rather than reveal. In fact, when you saw Madame de Saint Amour’s rooms lighted up of a night, men with plaques and cordons at the ecarte tables, and the women at a little distance, you might fancy yourself for a while in good society, and that Madame was a real Countess. Many people did so fancy, and Becky was for a while one of the most dashing ladies of the Countess’s salons.

Wahrscheinlich machten sie aber hier ihre alten Gläubiger von 1815 ausfindig und bewirkten, daß sie Paris verließ, denn die arme kleine Frau mußte plötzlich aus der Stadt fliehen und ging nun nach Brüssel.

 

But it is probable that her old creditors of 1815 found her out and caused her to leave Paris, for the poor little woman was forced to fly from the city rather suddenly, and went thence to Brussels.

Wie gut sie sich doch an diesen Ort erinnerte! Sie lächelte, als sie zu dem kleinen Zwischengeschoß hinaufblickte, das sie einst bewohnt hatte, und an die Familie Bareacres dachte, die nach Pferden und Flucht schrie, als ihr Wagen schon in der Einfahrt des Hotels stand. Sie fuhr nach Waterloo und Laeken, wo George Osbornes Grabdenkmal sie sehr beeindruckte. Sie machte eine kleine Skizze davon. »Der arme Cupido!« sagte sie. »Wie schrecklich verliebt war er doch in mich, und was für ein Narr war er! Ich möchte wissen, ob die kleine Emmy noch lebt. Sie war ein gutes Geschöpfchen; und ihr dicker Bruder! Ich habe das ulkige Bild von dem Dicken noch unter meinen Papieren. Es waren gute, einfache Leute!«

 

How well she remembered the place! She grinned as she looked up at the little entresol which she had occupied, and thought of the Bareacres family, bawling for horses and flight, as their carriage stood in the porte-cochere of the hotel. She went to Waterloo and to Laeken, where George Osborne’s monument much struck her. She made a little sketch of it. “That poor Cupid!” she said; “how dreadfully he was in love with me, and what a fool he was! I wonder whether little Emmy is alive. It was a good little creature; and that fat brother of hers. I have his funny fat picture still among my papers. They were kind simple people.”

In Brüssel empfahl Madame de Saint-Amour Becky ihrer Freundin, der Gräfin Borodino, Witwe von Napoleons berühmtem General Graf Borodino, die der dahingeschiedene Held bis auf eine Table d'hôte und einen Ekartétisch mittellos zurückgelassen hatte. Zweitrangige Stutzer und Müßiggänger, ewig prozessierende vornehme Witwen und sehr einfältige Engländer, die sich einbilden, in solchen Häusern die »Gesellschaft des Kontinents« zu finden, setzten ihr Geld auf Madame de Borodinos Tischen oder speisten daran. An der Table d'hôte bewirteten die galanten jungen Burschen die ganze Gesellschaft mit Champagner, ritten mit den Frauen aus oder mieteten Pferde für ländliche Ausflüge, legten Geld zusammen, um Logen fürs Theater oder für die Oper zu nehmen, wetteten über die schönen Schultern der Damen hinweg am Ekartétisch und schrieben an ihre Eltern in Devonshire über ihre glückliche Einführung in die ausländische Gesellschaft.

 

At Brussels Becky arrived, recommended by Madame de Saint Amour to her friend, Madame la Comtesse de Borodino, widow of Napoleon’s General, the famous Count de Borodino, who was left with no resource by the deceased hero but that of a table d’hote and an ecarte table. Second-rate dandies and roues, widow-ladies who always have a lawsuit, and very simple English folks, who fancy they see “Continental society” at these houses, put down their money, or ate their meals, at Madame de Borodino’s tables. The gallant young fellows treated the company round to champagne at the table d’hote, rode out with the women, or hired horses on country excursions, clubbed money to take boxes at the play or the opera, betted over the fair shoulders of the ladies at the ecarte tables, and wrote home to their parents in Devonshire about their felicitous introduction to foreign society.

Hier wie in Paris war Becky die Königin, und sie regierte in den auserlesenen Pensionen. Sie lehnte weder Champagner ab noch Blumen, weder Ausflüge aufs Land noch Privatlogen, aber am liebsten war sie abends beim Ekarté – und sie spielte kühn. Anfangs setzte sie nur wenig, dann Fünffrancsstücke, dann Napoleons, dann Banknoten, dann konnte sie die Pension für den Monat nicht mehr bezahlen, dann borgte sie bei den jungen Herren, dann hatte sie wieder Geld und tyrannisierte Madame de Borodino, die sie vorher umschmeichelt und beschwatzt hatte, dann spielte sie um bloße zehn Sous und war wieder in entsetzliche Armut geraten, dann kam ihre vierteljährliche Rente, und sie bezahlte Madame de Borodinos Rechnung, und dann griff sie wieder zu den Karten und spielte gegen Monsieur de Rossignol oder den Chevalier de Raff.

 

Here, as at Paris, Becky was a boarding-house queen, and ruled in select pensions. She never refused the champagne, or the bouquets, or the drives into the country, or the private boxes; but what she preferred was the ecarte at night, — and she played audaciously. First she played only for a little, then for five-franc pieces, then for Napoleons, then for notes: then she would not be able to pay her month’s pension: then she borrowed from the young gentlemen: then she got into cash again and bullied Madame de Borodino, whom she had coaxed and wheedled before: then she was playing for ten sous at a time, and in a dire state of poverty: then her quarter’s allowance would come in, and she would pay off Madame de Borodino’s score and would once more take the cards against Monsieur de Rossignol, or the Chevalier de Raff.

Als Becky Brüssel verließ, schuldete sie – das ist die traurige Wahrheit – Madame de Borodino die Pension für drei Monate. Dies und das Spielen und Trinken und den Kniefall vor Ehrwürden Mr. Muff, dem anglikanischen Geistlichen, um Geld von ihm zu borgen, und ihr Schmeicheln und Kokettieren mit Mylord Noodle, Sohn Sir Noodles und Zögling von Ehrwürden Mr. Muff, den sie oft in ihre Privaträume mitnahm und dem sie dann im Ekarté große Summen abgewann, – all das und hundert andere Schurkenstücke berichtet die Gräfin Borodino jedem Engländer, der in ihre Pension kommt, und erklärt, Madame Rawdon sei nicht besser als eine Viper.

 

When Becky left Brussels, the sad truth is that she owed three months’ pension to Madame de Borodino, of which fact, and of the gambling, and of the drinking, and of the going down on her knees to the Reverend Mr. Muff, Ministre Anglican, and borrowing money of him, and of her coaxing and flirting with Milor Noodle, son of Sir Noodle, pupil of the Rev. Mr. Muff, whom she used to take into her private room, and of whom she won large sums at ecarte — of which fact, I say, and of a hundred of her other knaveries, the Countess de Borodino informs every English person who stops at her establishment, and announces that Madame Rawdon was no better than a vipere.

So schlug unsere kleine Wanderin ihre Zelte in vielen Städten Europas auf, und rastlos wie Odysseus oder Bamfylde Moore Carew reiste sie umher. Ihr Hang zur Unsolidität wurde täglich auffallender. Es dauerte nicht lange, und sie wurde ein echter Bohemien und gesellte sich zu Leuten, bei deren Anblick uns schon die Haare zu Berge stehen würden.

 

So our little wanderer went about setting up her tent in various cities of Europe, as restless as Ulysses or Bampfylde Moore Carew. Her taste for disrespectability grew more and more remarkable. She became a perfect Bohemian ere long, herding with people whom it would make your hair stand on end to meet.

Jede europäische Stadt von einiger Bedeutung hat ihre kleine Kolonie von englischen Taugenichtsen – Männer, deren Namen Mr. Hemp, der Gerichtsbeamte, in bestimmten Abständen im Gerichtshof verliest. Oft sind es junge Leute aus sehr guter Familie, nur daß die sie verstoßen hat. Sie besuchen Billardzimmer und Kneipen und sind bei ausländischen Rennen und an Spieltischen zu finden. Sie bevölkern die Schuldgefängnisse – trinken und prahlen –prügeln sich und lärmen – prellen die Zeche – duellieren sich mit französischen und deutschen Offizieren – betrügen Mr. Spooney beim Ekarté – verschaffen sich Geld und fahren in einer prächtigen offenen Kutsche nach Baden – versuchen ihre unfehlbaren Kartentricks und lungern mit leeren Taschen um die Spieltische herum, schäbige Prahler, bettelarme Stutzer, bis es ihnen gelingt, einen jüdischen Bankier mit einem falschen Wechsel zu betrügen oder noch einen Mr. Spooney zu finden, den sie ausnehmen können. Der Wechsel von Glanz und Elend bei diesen Leuten bietet einen seltsamen Anblick. Ihr Leben muß stets sehr aufregend sein. Becky – sollen wir es gestehen? – verfiel dieser Lebensweise, und nicht mit Widerwillen. Sie zog mit diesen Bohemiens von Stadt zu Stadt. Die glückliche Mrs. Rawdon war an jedem Spieltisch in Deutschland bekannt. Sie führte einen gemeinsamen Haushalt mit Madame de Cruchecassee in Florenz. Aus München soll sie ausgewiesen worden sein, und mein Freund, Mr. Frederick Pidgeon, behauptet, man habe ihn in ihrem Haus in Lausanne betrunken gemacht und darauf habe er achthundert Pfund an Major Loder und den ehrenwerten Mr. Deuceace verloren. Sie sehen, wir fühlen uns verpflichtet, einiges von Beckys Lebenslauf mitzuteilen; von diesem Abschnitt jedoch ist es am besten, sowenig wie möglich zu berichten.

 

There is no town of any mark in Europe but it has its little colony of English raffs — men whose names Mr. Hemp the officer reads out periodically at the Sheriffs’ Court — young gentlemen of very good family often, only that the latter disowns them; frequenters of billiard-rooms and estaminets, patrons of foreign races and gaming-tables. They people the debtors’ prisons — they drink and swagger — they fight and brawl — they run away without paying — they have duels with French and German officers — they cheat Mr. Spooney at ecarte — they get the money and drive off to Baden in magnificent britzkas — they try their infallible martingale and lurk about the tables with empty pockets, shabby bullies, penniless bucks, until they can swindle a Jew banker with a sham bill of exchange, or find another Mr. Spooney to rob. The alternations of splendour and misery which these people undergo are very queer to view. Their life must be one of great excitement. Becky — must it be owned? — took to this life, and took to it not unkindly. She went about from town to town among these Bohemians. The lucky Mrs. Rawdon was known at every play-table in Germany. She and Madame de Cruchecassee kept house at Florence together. It is said she was ordered out of Munich, and my friend Mr. Frederick Pigeon avers that it was at her house at Lausanne that he was hocussed at supper and lost eight hundred pounds to Major Loder and the Honourable Mr. Deuceace. We are bound, you see, to give some account of Becky’s biography, but of this part, the less, perhaps, that is said the better.

Wenn Mrs. Crawley in besonders mißlicher Lage war, soll sie hier und da Konzerte und Musikunterricht gegeben haben. Auf jeden Fall hat eine Madame de Raudon in Wildbad, begleitet von Herrn Spoff, dem ersten Pianisten des Hospodars von der Walachei, eine musikalische Matinee gegeben; und mein kleiner Freund Mr. Eaves, der jedermann kannte und überall gewesen war, erzählte immer wieder, daß 1830, als er in Straßburg war, eine gewisse Madame Rebecque in der Oper »Die weiße Dame« auftrat und einen ungeheuren Theaterskandal verursachte. Das Publikum zischte sie von der Bühne, teilweise wegen ihrer Unfähigkeit, hauptsächlich aber wegen der unbesonnenen Sympathiekundgebungen einiger Personen im Parkett (wo die Offiziere der Garnison saßen), und Eaves meinte ganz sicher, die unglückliche Debütantin sei niemand anders als Mrs. Rawdon Crawley gewesen.

 

They say that, when Mrs. Crawley was particularly down on her luck, she gave concerts and lessons in music here and there. There was a Madame de Raudon, who certainly had a matinee musicale at Wildbad, accompanied by Herr Spoff, premier pianist to the Hospodar of Wallachia, and my little friend Mr. Eaves, who knew everybody and had travelled everywhere, always used to declare that he was at Strasburg in the year 1830, when a certain Madame Rebecque made her appearance in the opera of the Dame Blanche, giving occasion to a furious row in the theatre there. She was hissed off the stage by the audience, partly from her own incompetency, but chiefly from the ill-advised sympathy of some persons in the parquet, (where the officers of the garrison had their admissions); and Eaves was certain that the unfortunate debutante in question was no other than Mrs. Rawdon Crawley.

Sie war auf dieser Erde wirklich nichts Besseres als eine Vagabundin. Wenn sie ihr Geld erhielt, so spielte sie; wenn sie es verspielt hatte, so mußte sie zu Kunstgriffen Zuflucht nehmen, um zu leben. Wer weiß, wie und mit welchen Mitteln ihr das gelang? Man will sie sogar einmal in Sankt Petersburg gesehen haben, von der Polizei soll sie aber kurz entschlossen aus dieser Hauptstadt ausgewiesen worden sein. Daher kann das Gerücht, sie sei in Teplitz und später in Wien russische Spionin gewesen, unmöglich wahr sein. Ich habe sogar erfahren, sie habe in Paris eine Verwandte entdeckt, und zwar niemand Geringeres als ihre Großmutter mütterlicherseits, die keineswegs eine Montmorency war, sondern eine abscheuliche alte Logenschließerin in einem Boulevardtheater. Das Treffen der beiden – von dem wie gesagt auch andere zu wissen scheinen, muß rührend verlaufen sein. Der Verfasser kann aber keine sicheren Einzelheiten davon berichten.

 

She was, in fact, no better than a vagabond upon this earth. When she got her money she gambled; when she had gambled it she was put to shifts to live; who knows how or by what means she succeeded? It is said that she was once seen at St. Petersburg, but was summarily dismissed from that capital by the police, so that there cannot be any possibility of truth in the report that she was a Russian spy at Toplitz and Vienna afterwards. I have even been informed that at Paris she discovered a relation of her own, no less a person than her maternal grandmother, who was not by any means a Montmorenci, but a hideous old box-opener at a theatre on the Boulevards. The meeting between them, of which other persons, as it is hinted elsewhere, seem to have been acquainted, must have been a very affecting interview. The present historian can give no certain details regarding the event.

Einmal geschah es in Rom, daß Mrs. Rawdons halbjährliche Rente gerade beim größten Bankier am Platze eingezahlt worden war, und da alle, die ein Konto von mehr als fünfhundert Scudi hatten, zu den Winterbällen eingeladen wurden, die dieser Fürst der Handelsleute gab, so wurde auch Becky mit einer Karte beehrt und erschien bei einer der glänzenden Abendunterhaltungen des Fürsten und der Fürstin Polonia. Die Fürstin kam aus der Familie Pompili und stammte in gerader Linie von dem zweiten König in Rom und seiner Gemahlin Egeria aus dem Hause Olympus ab. Der Großvater des Prinzen dagegen, Alessandro Polonia, verkaufte noch Seifenkugeln, Essenzen, Tabak und Taschentücher, erledigte Aufträge für vornehme Herren und betrieb den Geldverleih im kleinen. Die große Gesellschaft Roms drängte sich in seinen Salons – Fürsten, Herzöge, Gesandte, Künstler, Geigenvirtuosen, geistliche Würdenträger und Adlige auf Reisen mit ihren Begleitern – Männer jeden Ranges und Standes. Seine Gemächer funkelten von Licht und Pracht, strahlten von Goldrahmen (es waren auch Bilder darin) und zweifelhaften Antiken. Die ungeheuren vergoldeten Kronen und Wappen des fürstlichen Besitzers, ein goldener Pilz auf rotem Felde (die Farbe der Taschentücher, die er verkaufte), und die silberne Fontäne der Familie Pompili glänzten überall auf dem Dach, an den Türen und auf der Täfelung des Hauses und über den großartigen Samtbaldachinen für den Empfang von Päpsten und Kaisern.

 

It happened at Rome once that Mrs. de Rawdon’s half-year’s salary had just been paid into the principal banker’s there, and, as everybody who had a balance of above five hundred scudi was invited to the balls which this prince of merchants gave during the winter, Becky had the honour of a card, and appeared at one of the Prince and Princess Polonia’s splendid evening entertainments. The Princess was of the family of Pompili, lineally descended from the second king of Rome, and Egeria of the house of Olympus, while the Prince’s grandfather, Alessandro Polonia, sold wash-balls, essences, tobacco, and pocket-handkerchiefs, ran errands for gentlemen, and lent money in a small way. All the great company in Rome thronged to his saloons — Princes, Dukes, Ambassadors, artists, fiddlers, monsignori, young bears with their leaders — every rank and condition of man. His halls blazed with light and magnificence; were resplendent with gilt frames (containing pictures), and dubious antiques; and the enormous gilt crown and arms of the princely owner, a gold mushroom on a crimson field (the colour of the pocket-handkerchiefs which he sold), and the silver fountain of the Pompili family shone all over the roof, doors, and panels of the house, and over the grand velvet baldaquins prepared to receive Popes and Emperors.

Becky, die in der Postkutsche von Florenz gekommen war und sehr bescheiden in einem Wirtshaus wohnte, erhielt also eine Einladung zum Fest des Fürsten Polonia. Ihr Mädchen kleidete sie mit ungewöhnlicher Sorgfalt an, und sie ging zu diesem feinen Ball, auf den Arm von Major Loder gelehnt, mit dem sie damals zufällig reiste. Es war derselbe Loder, der im Jahr darauf in Neapel den Fürsten Ravioli erschoß und den Sir John Buckskin durchprügelte, weil er außer den vier Königen im Ekarté noch weitere vier im Hut mit herumtrug. Das Paar wandelte durch die Räume, und Becky erblickte viele bekannte Gesichter aus glücklicheren Tagen, da sie zwar nicht unschuldig, aber noch nicht entlarvt war. Major Loder kannte eine Menge Ausländer, bärtige Männer mit scharfem Blick, schmutzigen Ordensbändern im Knopfloch und sehr wenig Aufwand an Wäsche. Seine eigenen Landsleute jedoch mieden den Major. Auch Becky kannte hie und da einige Damen – französische Witwen, zweifelhafte italienische Gräfinnen, die von ihren Ehemännern schlecht behandelt worden waren. Aber pfui, was sollen wir, die wir uns doch auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit in der besten Gesellschaft bewegt haben, von diesem Abschaum von Schurken noch sagen? Wenn wir spielen, so spielen wir mit sauberen Karten und nicht mit diesem schmutzigen Pack. Jeder aus dem zahllosen Heer von Reisenden hat jedoch schon diese irregulären Marodeure gesehen, die wie Nym und Pistol mit der Hauptmacht herumziehen, die Farben des Königs tragen und mit dem königlichen Offizierspatent prahlen, aber auf eigene Faust plündern und zuweilen am Wege aufgehängt werden.

 

So Becky, who had arrived in the diligence from Florence, and was lodged at an inn in a very modest way, got a card for Prince Polonia’s entertainment, and her maid dressed her with unusual care, and she went to this fine ball leaning on the arm of Major Loder, with whom she happened to be travelling at the time — (the same man who shot Prince Ravoli at Naples the next year, and was caned by Sir John Buckskin for carrying four kings in his hat besides those which he used in playing at ecarte ) — and this pair went into the rooms together, and Becky saw a number of old faces which she remembered in happier days, when she was not innocent, but not found out. Major Loder knew a great number of foreigners, keen-looking whiskered men with dirty striped ribbons in their buttonholes, and a very small display of linen; but his own countrymen, it might be remarked, eschewed the Major. Becky, too, knew some ladies here and there — French widows, dubious Italian countesses, whose husbands had treated them ill — faugh — what shall we say, we who have moved among some of the finest company of Vanity Fair, of this refuse and sediment of rascals? If we play, let it be with clean cards, and not with this dirty pack. But every man who has formed one of the innumerable army of travellers has seen these marauding irregulars hanging on, like Nym and Pistol, to the main force, wearing the king’s colours and boasting of his commission, but pillaging for themselves, and occasionally gibbeted by the roadside.

Major Loder und sie wandelten also Arm in Arm durch die Gemächer, tranken eine große Menge Champagner an dem Büfett, wo die Gäste und besonders die irregulären Truppen des Majors wütend um Erfrischungen kämpften. Als das Paar genug davon hatte, gingen sie weiter, bis sie den rosa Plüschsalon der Herzogin am Ende der Zimmerflucht erreicht hatten, wo die Venusstatue steht und die großen venezianischen silbergerahmten Spiegel hängen. Dort bewirtete die fürstliche Familie ihre vornehmsten Gäste an einem runden Tisch. Es war genauso ein kleines erlesenes Bankett wie das, an dem Becky bei Lord Steyne teilgenommen hatte, wie sie sich entsann, und da – da erblickte sie ihn an Polonias Tafel. Die Narbe von dem Schnitt des Diamanten auf seiner weißen, kahlen, glänzenden Stirn war feuerrot. Sein roter Backenbart hatte eine purpurne Tönung, die das bleiche Gesicht noch bleicher machte. Er trug das Blaue Band und seinen Hosenbandorden und noch ein paar Auszeichnungen. Er war ein bedeutenderer Fürst als alle anderen dort, obwohl ein regierender Herzog und eine Königliche Hoheit mit ihren Prinzessinnen anwesend waren. Neben dem Lord saß die schöne Gräfin Belladonna geborene Glandier. Ihr Gemahl, Graf Paolo della Belladonna, sehr bekannt durch seine herrliche Insektensammlung, war schon seit langer Zeit abwesend: als Gesandter beim Kaiser von Marokko.

 

Well, she was hanging on the arm of Major Loder, and they went through the rooms together, and drank a great quantity of champagne at the buffet, where the people, and especially the Major’s irregular corps, struggled furiously for refreshments, of which when the pair had had enough, they pushed on until they reached the Duchess’s own pink velvet saloon, at the end of the suite of apartments (where the statue of the Venus is, and the great Venice looking-glasses, framed in silver), and where the princely family were entertaining their most distinguished guests at a round table at supper. It was just such a little select banquet as that of which Becky recollected that she had partaken at Lord Steyne’s — and there he sat at Polonia’s table, and she saw him. The scar cut by the diamond on his white, bald, shining forehead made a burning red mark; his red whiskers were dyed of a purple hue, which made his pale face look still paler. He wore his collar and orders, his blue ribbon and garter. He was a greater Prince than any there, though there was a reigning Duke and a Royal Highness, with their princesses, and near his Lordship was seated the beautiful Countess of Belladonna, nee de Glandier, whose husband (the Count Paolo della Belladonna), so well known for his brilliant entomological collections, had been long absent on a mission to the Emperor of Morocco.

Als Becky dieses vertraute, erlauchte Gesicht erblickte, wie ordinär kam ihr plötzlich Major Loder vor und wie abscheulich der ewig nach Tabak riechende Hauptmann Rook. Augenblicklich gewann sie die Haltung einer Dame zurück und versuchte auszusehen und sich zu fühlen, als ob sie von neuem in Mayfair wäre. Dieses Weib scheint geistlos und schlechtgelaunt zu sein, dachte sie. Ich glaube bestimmt, daß sie ihn nicht unterhalten kann. Nein, er muß sich bei ihr langweilen – das hat er bei mir nie getan. Hundert rührende Hoffnungen, Befürchtungen und Erinnerungen klopften in ihrem kleinen Herzen, als sie mit strahlenden Augen (das Rouge, das sie bis zu den Augenlidern auftrug, ließ sie funkeln) den hohen Adligen ansah. An Abenden, wo er mit dem Hosenbandorden auftrat, legte Lord Steyne auch sein großartigstes Benehmen an und sah aus und sprach wie der Fürst, der er war. Becky bewunderte ihn, wie er leicht, stolz und majestätisch lächelte. Ah, bon Dieu, was für ein angenehmer Gesellschafter war er doch, was für einen brillanten Witz, welch köstliche Unterhaltungsgabe, welch großartiges Benehmen er doch hatte! Und das hatte sie eingetauscht gegen Major Loder, der nach Zigarren und Schnaps duftete, und Hauptmann Rook mit seinen Pferdestallwitzen und seiner Boxersprache. Mal sehen, ob er mich erkennt, dachte sie. Lord Steyne scherzte gerade mit einer sehr vornehmen Dame an seiner Seite, als er aufsah und Becky erblickte.

 

When Becky beheld that familiar and illustrious face, how vulgar all of a sudden did Major Loder appear to her, and how that odious Captain Rook did smell of tobacco! In one instant she reassumed her fine-ladyship and tried to look and feel as if she were in May Fair once more. “That woman looks stupid and ill-humoured,” she thought; “I am sure she can’t amuse him. No, he must be bored by her — he never was by me.” A hundred such touching hopes, fears, and memories palpitated in her little heart, as she looked with her brightest eyes (the rouge which she wore up to her eyelids made them twinkle) towards the great nobleman. Of a Star and Garter night Lord Steyne used also to put on his grandest manner and to look and speak like a great prince, as he was. Becky admired him smiling sumptuously, easy, lofty, and stately. Ah, bon Dieu, what a pleasant companion he was, what a brilliant wit, what a rich fund of talk, what a grand manner! — and she had exchanged this for Major Loder, reeking of cigars and brandy-and-water, and Captain Rook with his horsejockey jokes and prize-ring slang, and their like. “I wonder whether he will know me,” she thought. Lord Steyne was talking and laughing with a great and illustrious lady at his side, when he looked up and saw Becky.

Sie zitterte am ganzen Körper, als sich ihre Augen trafen; dabei setzte sie ihr schönstes Lächeln auf und machte ihm einen kleinen, schüchternen, flehenden Knicks. Er starrte sie offenen Mundes eine Minute lang entsetzt an, wie Macbeth, als er Banquos Geist an seiner Tafel erblickt, bis sie der schreckliche Major Loder hinwegzog.

 

She was all over in a flutter as their eyes met, and she put on the very best smile she could muster, and dropped him a little, timid, imploring curtsey. He stared aghast at her for a minute, as Macbeth might on beholding Banquo’s sudden appearance at his ball-supper, and remained looking at her with open mouth, when that horrid Major Loder pulled her away.

»Kommen Sie ins Speisezimmer, Mrs. Rawdon«, sagte dieser Herr. »Wenn ich die Pomadenhengste da drin einhauen sehe, bekomme ich auch Appetit. Kommen Sie, wir wollen den Champagner des Alten noch einmal versuchen.« Becky glaubte allerdings, der Major habe schon etwas zuviel davon.

 

“Come away into the supper-room, Mrs. R.,” was that gentleman’s remark: “seeing these nobs grubbing away has made me peckish too. Let’s go and try the old governor’s champagne.” Becky thought the Major had had a great deal too much already.

Am nächsten Tage ging sie auf dem Pinciushügel, dem Hyde Park der römischen Müßiggänger, spazieren, vielleicht in der Hoffnung, Lord Steyne wiederzusehen. Sie traf dort jedoch einen anderen Bekannten, Monsieur Fiche, den treuen Diener des Lords, der mit einem vertraulichen Nicken auf sie zukam und mit einem Finger an den Hut tippte. »Ich wußte, daß Madame hier ist«, sagte er. »Ich bin ihr vom Hotel aus gefolgt. Ich habe Madame einen Rat zu geben.«

 

The day after she went to walk on the Pincian Hill — the Hyde Park of the Roman idlers — possibly in hopes to have another sight of Lord Steyne. But she met another acquaintance there: it was Mr. Fiche, his lordship’s confidential man, who came up nodding to her rather familiarly and putting a finger to his hat. “I knew that Madame was here,” he said; “I followed her from her hotel. I have some advice to give Madame.”

»Von Marquis von Steyne?« fragte Becky unter Aufbietung aller ihrer Würde, von Hoffnungen und Erwartungen erregt.

 

“From the Marquis of Steyne?” Becky asked, resuming as much of her dignity as she could muster, and not a little agitated by hope and expectation.

»Nein«, erwiderte der Diener. »Er kommt von mir. Rom ist sehr ungesund.«

 

“No,” said the valet; “it is from me. Rome is very unwholesome.”

»Nicht zu dieser Jahreszeit, Monsieur Fiche. Erst nach Ostern.«

 

“Not at this season, Monsieur Fiche — not till after Easter.”

»Ich erkläre, Madame, es ist auch jetzt ungesund. Ein paar Leute können immer Malaria bekommen. Der verfluchte Sumpfwind fordert zu jeder Jahreszeit seine Opfer. Sehen Sie, Madame Crawley, Sie sind stets ein bon enfant gewesen, und ich nehme Anteil an Ihnen, parole d'honneur! Lassen Sie sich warnen! Ich sage Ihnen, verlassen Sie Rom, oder Sie werden krank werden und sterben.«

 

“I tell Madame it is unwholesome now. There is always malaria for some people. That cursed marsh wind kills many at all seasons. Look, Madame Crawley, you were always bon enfant, and I have an interest in you, parole d’honneur. Be warned. Go away from Rome, I tell you — or you will be ill and die.”

Becky lachte, allerdings vor Zorn und Wut. »Was, mich armes Wesen ermorden?« rief sie. »Wie romantisch! Hat der Lord Meuchelmörder als Reisediener und Dolche in seinem Packwagen? Pah! Ich werde bleiben, und wenn auch nur, um ihn zu quälen. Ich habe auch Leute, die mich verteidigen werden, solange ich hier bin.«

 

Becky laughed, though in rage and fury. “What! assassinate poor little me?” she said. “How romantic! Does my lord carry bravos for couriers, and stilettos in the fourgons? Bah! I will stay, if but to plague him. I have those who will defend me whilst I am here.”

Nun war es an Monsieur Fiche, zu lachen. »Sie verteidigen!« rief er. »Aber wer? Der Major, der Hauptmann? Jeder von diesen Spielern, mit denen Madame Bekanntschaft pflegt, würde Sie für hundert Louisdor umbringen. Wir wissen Dinge von Major Loder (der ebensowenig Major ist, wie ich Marquis bin), die ihn auf die Galeeren bringen würden oder noch Schlimmeres. Wir wissen alles und haben Freunde überall. Wir wissen, mit wem Sie in Paris zusammen waren und was für Verwandte Sie dort gefunden haben. Ja, Madame, Sie mögen große Augen machen, aber es stimmt. Wie kommt es, daß kein Gesandter auf dem Kontinent Madame empfangen hat? Madame hat jemanden beleidigt, der niemals vergibt – dessen Wut sich verdoppelte, als er Sie sah. Gestern abend, als er nach Hause kam, benahm er sich wie ein Wahnsinniger. Madame de Belladonna hat ihm Ihretwegen eine Szene gemacht und einen ihrer Wutanfälle gehabt.«

 

It was Monsieur Fiche’s turn to laugh now. “Defend you,” he said, “and who? The Major, the Captain, any one of those gambling men whom Madame sees would take her life for a hundred louis. We know things about Major Loder (he is no more a Major than I am my Lord the Marquis) which would send him to the galleys or worse. We know everything and have friends everywhere. We know whom you saw at Paris, and what relations you found there. Yes, Madame may stare, but we do. How was it that no minister on the Continent would receive Madame? She has offended somebody: who never forgives — whose rage redoubled when he saw you. He was like a madman last night when he came home. Madame de Belladonna made him a scene about you and fired off in one of her furies.”

»Ach so, Madame de Belladonna!« meinte Becky ein wenig erleichtert, denn die Mitteilung von eben hatte sie doch erschreckt.

 

“Oh, it was Madame de Belladonna, was it?” Becky said, relieved a little, for the information she had just got had scared her.

»Nein – sie spielt keine Rolle – sie ist immer eifersüchtig. Ich sage Ihnen, es war der gnädige Herr. Sie taten nicht gut daran, sich ihm zu zeigen, und wenn Sie hierbleiben, dann werden Sie es bereuen. Denken Sie an meine Worte. Gehen Sie. Da ist Mylords Wagen« – und er ergriff Becky am Arm und zog sie in eine Allee des Gartens hinein, als Lord Steynes wappenschimmernde Kutsche, gezogen von unschätzbar teuren Pferden, herangedonnert kam. Neben Madame de Belladonna, der dunklen verdrossenen Schönheit mit einem Wachtelhündchen im Schoß und einem weissen Schirm über dem Kopf, lehnte totenblaß mit gespenstischem Blick der alte Lord Steyne. Haß, Zorn und Begierde vermochten seine Augen ab und zu noch zu beleben. Gewöhnlich aber waren sie tot und schienen es müde zu sein, in eine Welt zu blicken, deren Freuden und Schönheiten für den zerrütteten lasterhaften Alten ihren Reiz verloren hatten.

 

“No — she does not matter — she is always jealous. I tell you it was Monseigneur. You did wrong to show yourself to him. And if you stay here you will repent it. Mark my words. Go. Here is my lord’s carriage" — and seizing Becky’s arm, he rushed down an alley of the garden as Lord Steyne’s barouche, blazing with heraldic devices, came whirling along the avenue, borne by the almost priceless horses, and bearing Madame de Belladonna lolling on the cushions, dark, sulky, and blooming, a King Charles in her lap, a white parasol swaying over her head, and old Steyne stretched at her side with a livid face and ghastly eyes. Hate, or anger, or desire caused them to brighten now and then still, but ordinarily, they gave no light, and seemed tired of looking out on a world of which almost all the pleasure and all the best beauty had palled upon the worn-out wicked old man.

»Der gnädige Herr hat sich von der Erschütterung jener Nacht nie mehr erholt, nie«, flüsterte Monsieur Fiche Mrs. Crawley zu, als der Wagen vorüberschoß und sie ihm aus dem schützenden Gebüsch nachblickte. Das ist auf jeden Fall noch ein Trost, dachte Becky.

 

“Monseigneur has never recovered the shock of that night, never,” Monsieur Fiche whispered to Mrs. Crawley as the carriage flashed by, and she peeped out at it from behind the shrubs that hid her. “That was a consolation at any rate,” Becky thought.

Ob nun der Marquis wirklich Mordabsichten gegen Mrs. Becky hegte, wie Monsieur Fiche erklärt hatte (nach den Tod seines Herrn kehrte er übrigens in sein Vaterland zurück und lebt dort sehr geachtet, nachdem er von seinem Fürsten den Titel eines Baron Ficci gekauft hat), und ob bloß das Faktotum sich weigerte, etwas mit dem Mord zu tun zu haben, oder ob er einfach den Auftrag hatte, Mrs. Crawley aus der Stadt zu verscheuchen, wo der Lord den Winter zubringen wollte, da ihr Anblick dem hoher Adligen sehr unangenehm sein würde – dies ist eine Frage die niemals geklärt worden ist. Die Drohung wirkte jedoch bei der kleinen Frau, und sie machte keine Versuche mehr sich ihrem alten Gönner aufzudrängen.

 

Whether my lord really had murderous intentions towards Mrs. Becky as Monsieur Fiche said (since Monseigneur’s death he has returned to his native country, where he lives much respected, and has purchased from his Prince the title of Baron Ficci), and the factotum objected to have to do with assassination; or whether he simply had a commission to frighten Mrs. Crawley out of a city where his Lordship proposed to pass the winter, and the sight of her would be eminently disagreeable to the great nobleman, is a point which has never been ascertained: but the threat had its effect upon the little woman, and she sought no more to intrude herself upon the presence of her old patron.

Jeder kennt das traurige Ende dieses Edelmannes, das ihn zwei Monate nach der französischen Revolution vor 1830 in Neapel ereilte. Der sehr ehrenwerte George Gustavus Marquis von Steyne, Graf von Gaunt und Schloß Gaunt, Peer im irischen Adel, Viscount Hellborough, Baron Pitchley und Grillsby, Ritter des Hosenbandordens des Goldenen Vlieses von Spanien, des russischen Sankt Nikolaus-Ordens erster Klasse, des türkischen Halbmondordens, erster Lord des Haarpuderkabinetts und Kammerherr der Hintertreppe, Oberst der Gauntschen Miliztruppen des Königs, Vorstandsmitglied des Britischen Museums, Prior des Trinity-Hauses, Vorsteher der Weißen Mönche und Dr. jur. civ., starb nach einer Reihe von Schlaganfällen, die, nach Ansicht der Zeitungen, der Kummer über den Sturz des französischen Thrones bewirkt hatte.

 

Everybody knows the melancholy end of that nobleman, which befell at Naples two months after the French Revolution of 1830; when the Most Honourable George Gustavus, Marquis of Steyne, Earl of Gaunt and of Gaunt Castle, in the Peerage of Ireland, Viscount Hellborough, Baron Pitchley and Grillsby, a Knight of the Most Noble Order of the Garter, of the Golden Fleece of Spain, of the Russian Order of Saint Nicholas of the First Class, of the Turkish Order of the Crescent, First Lord of the Powder Closet and Groom of the Back Stairs, Colonel of the Gaunt or Regent’s Own Regiment of Militia, a Trustee of the British Museum, an Elder Brother of the Trinity House, a Governor of the White Friars, and D.C.L. — died after a series of fits brought on, as the papers said, by the shock occasioned to his lordship’s sensibilities by the downfall of the ancient French monarchy.

In einer Wochenschrift erschien eine beredte Aufstellung seiner Tugenden, seiner Großmut, seiner Talente und seiner guten Taten. Seine Gefühle für das erlauchte Haus der Bourbonen und seine Liebe zu ihnen, mit denen er verwandt zu sein angab, ließen ihn das Unglück seiner hohen Vettern nicht überleben. Seinen Körper begrub man in Neapel, aber sein Herz – das Herz, das stets nur in edlem und großmütigem Bestreben schlug, wurde in einer silbernen Urne nach Schloß Gaunt gebracht. »Mit ihm«, erklärte Mr. Wagg, »haben die Armen und die schönen Künste einen wohltätigen Gönner, die Gesellschaft eine ihrer glänzendsten Zierden und England einen seiner erhabensten Patrioten und Staatsmänner verloren« und so weiter und so fort.

 

An eloquent catalogue appeared in a weekly print, describing his virtues, his magnificence, his talents, and his good actions. His sensibility, his attachment to the illustrious House of Bourbon, with which he claimed an alliance, were such that he could not survive the misfortunes of his august kinsmen. His body was buried at Naples, and his heart — that heart which always beat with every generous and noble emotion was brought back to Castle Gaunt in a silver urn. “In him,” Mr. Wagg said, “the poor and the Fine Arts have lost a beneficent patron, society one of its most brilliant ornaments, and England one of her loftiest patriots and statesmen,” &c., &c.

Sein Testament brachte viel Streit mit sich. Es wurde versucht, Madame de Belladonna das unter dem Namen Judenaugen-Diamant berühmte Juwel zu entreißen, das der Lord stets am Zeigefinger getragen hatte und das sie ihm nach seinem beklagenswerten Hinscheiden abgezogen haben sollte. Sein vertrauter Freund und Diener Monsieur Fiche bewies jedoch, daß der Marquis der besagten Madame de Belladonna den Ring zwei Tage vor seinem Tod geschenkt hatte, ebenso wie die Banknoten und Juwelen, die neapolitanischen und französischen Staatspapiere und andere Dinge, die sich in dem Sekretär des Lords fanden und die seine Erben von der beleidigten Frau zurückforderten.

 

His will was a good deal disputed, and an attempt was made to force from Madame de Belladonna the celebrated jewel called the “Jew’s-eye” diamond, which his lordship always wore on his forefinger, and which it was said that she removed from it after his lamented demise. But his confidential friend and attendant, Monsieur Fiche proved that the ring had been presented to the said Madame de Belladonna two days before the Marquis’s death, as were the bank-notes, jewels, Neapolitan and French bonds, &c., found in his lordship’s secretaire and claimed by his heirs from that injured woman.


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