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43. Kapitel / Chapter 43

In dem der Leser das Kap der Guten Hoffnung umschiffen muß / In Which the Reader Has to Double the Cape

Wir müssen den erstaunten Leser auffordern, sich zweitausend Meilen weit nach der Militärstation Bundlegunge in der Präsidentschaft Madras in Indien zu begeben, wo unsere tapferen alten Freunde vom ...ten Regiment unter dem Kommando des braven Obersten Sir Michael O'Dowd einquartiert sind. Die Zeit ist sanft umgegangen mit dem ehrlichen Offizier, wie gewöhnlich mit Menschen, die einen guten Magen und ein gutes Gemüt besitzen und ihr Gehirn nicht übermäßig anstrengen. Der Oberst führt ein gutes Messer und eine gute Gabel beim Frühstück und bedient sich dieser Waffen wiederum mit dem besten Erfolg beim Mittagessen. Nach dem Essen raucht er stets seine Wasserpfeife und pafft unter dem Schimpfen seiner Frau ebenso gelassen wie unter dem Feuer der Franzosen bei Waterloo. Alter und Hitze haben weder der Lebhaftigkeit noch der Beredsamkeit des Abkömmlings der Malonys und Molloys etwas anhaben können. Lady O'Dowd, unsere alte Bekannte, ist in Madras ebenso zu Hause wie in Brüssel, im Winterquartier ebenso wie im Zelt. Auf dem Marsch sah man sie an der Spitze des Regiments auf einem königlichen Elefanten reiten – ein herrlicher Anblick! Auf diesem Tiere sitzend, hat sie im Dschungel mit Tigern gekämpft. Sie ist von eingeborenen Fürsten empfangen worden, die sie und Glorvina in den Tiefen der Frauengemächer begrüßten und ihnen Schals und Juwelen boten, die sie nur mit blutendem Herzen ausschlagen konnte. Die Schildwachen aller Waffengattungen salutieren, wenn sie sich zeigt, und sie legt als Erwiderung ernsthaft die Hand an den Hut. Lady O'Dowd ist eine der bedeutendsten Damen in der Präsidentschaft Madras. Ihr Streit mit Lady Smith, der Frau von Sir Minos Smith, dem Unterrichter, lebt noch im Gedächtnis einiger in Madras. Die Obristin schnippte der Richtersfrau mit dem Finger ins Gesicht und sagte, sie würde nicht einen Fuß vor einem lumpigen Zivilisten weichen. Selbst jetzt noch, nach fünfundzwanzig Jahren, erinnert man sich, wie Lady O'Dowd eine Gigue im Gouverneurspalast tanzte, wobei sie zwei Adjutanten, einen Major von der Madraskavallerie und zwei Herren vom Zivildienst außer Atem tanzte, und nur durch die Überredungskünste Major Dobbins, Trägers des Bath-Ordens und des Zweithöchsten des ...ten Regiments, ließ sie sich überreden, in den Speiseraum zu kommen. Lassate, nondum satiate recessit.

 

The astonished reader must be called upon to transport himself ten thousand miles to the military station of Bundlegunge, in the Madras division of our Indian empire, where our gallant old friends of the — th regiment are quartered under the command of the brave Colonel, Sir Michael O’Dowd. Time has dealt kindly with that stout officer, as it does ordinarily with men who have good stomachs and good tempers and are not perplexed over much by fatigue of the brain. The Colonel plays a good knife and fork at tiffin and resumes those weapons with great success at dinner. He smokes his hookah after both meals and puffs as quietly while his wife scolds him as he did under the fire of the French at Waterloo. Age and heat have not diminished the activity or the eloquence of the descendant of the Malonys and the Molloys. Her Ladyship, our old acquaintance, is as much at home at Madras as at Brussels in the cantonment as under the tents. On the march you saw her at the head of the regiment seated on a royal elephant, a noble sight. Mounted on that beast, she has been into action with tigers in the jungle, she has been received by native princes, who have welcomed her and Glorvina into the recesses of their zenanas and offered her shawls and jewels which it went to her heart to refuse. The sentries of all arms salute her wherever she makes her appearance, and she touches her hat gravely to their salutation. Lady O’Dowd is one of the greatest ladies in the Presidency of Madras — her quarrel with Lady Smith, wife of Sir Minos Smith the puisne judge, is still remembered by some at Madras, when the Colonel’s lady snapped her fingers in the Judge’s lady’s face and said she’d never walk behind ever a beggarly civilian. Even now, though it is five-and-twenty years ago, people remember Lady O’Dowd performing a jig at Government House, where she danced down two Aides-de-Camp, a Major of Madras cavalry, and two gentlemen of the Civil Service; and, persuaded by Major Dobbin, C.B., second in command of the — th, to retire to the supper-room, lassata nondum satiata recessit.

Peggy O'Dowd ist in der Tat noch ganz die alte: gütig in Wort und Tat; hitzig im Temperament, begierig aufs Kommandieren, eine Tyrannin für ihren Michael, ein Drache unter allen Frauen ihres Regiments, eine Mutter für die jungen Offiziere, die sie in Krankheiten pflegt und denen sie aus der Klemme hilft. Und bei ihnen ist Lady Peggy ungemein beliebt. Die Unteroffiziers- und Hauptmannsfrauen (der Major ist unverheiratet) verschwören sich jedoch häufig gegen sie. Sie sagen, Glorvina sei schrecklich eingebildet und Peggy selbst unerträglich befehlshaberisch. Sie mischte sich in eine kleine Gemeinde ein, die Mrs. Kirk zusammengebracht hatte, spottete die jungen Männer von den Predigten der Dame weg und erklärte, einer Soldatenfrau komme es nicht zu, ein Pfaffe zu sein; Mrs. Kirk solle lieber ihrem Mann die Kleider flicken, und wenn das Regiment Predigten brauche, so habe sie selbst die schönsten der Welt – die ihres Onkels, des Dekans. Sie bereitete einer Liebschaft, die Leutnant Stubble vom Regiment mit der Frau eines Arztes angefangen hatte, ein plötzliches Ende, indem sie dem Leutnant drohte, das Geld zurückzufordern, das sie ihm geliehen hatte, wenn er nicht sogleich Schluß mache und auf Krankenurlaub zum Kap ginge (der junge Bursche war nämlich immer noch sehr verschwenderisch). Auf der anderen Seite gewährte sie Mrs. Posky Schutz und Obdach, als diese eines Abends aus ihrem Bungalow floh, verfolgt von ihrem wütenden Ehemann, der seine zweite Flasche Branntwein in der Hand schwang. Sie brachte Posky tatsächlich durch das Delirium tremens und gewöhnte ihm das Trinken ab, das diesen Offizier in seine Macht bekommen hatte wie alle schlimmen Gewohnheiten die Menschen. Mit einem Wort: Im Unglück war sie die beste Trösterin, im Glück die lästigste Freundin, sie hegte stets die beste Meinung von sich und eine unbesiegbare Entschlossenheit, in allem ihren Willen zu bekommen.

 

Peggy O’Dowd is indeed the same as ever, kind in act and thought; impetuous in temper; eager to command; a tyrant over her Michael; a dragon amongst all the ladies of the regiment; a mother to all the young men, whom she tends in their sickness, defends in all their scrapes, and with whom Lady Peggy is immensely popular. But the Subalterns’ and Captains’ ladies (the Major is unmarried) cabal against her a good deal. They say that Glorvina gives herself airs and that Peggy herself is ill tolerably domineering. She interfered with a little congregation which Mrs. Kirk had got up and laughed the young men away from her sermons, stating that a soldier’s wife had no business to be a parson — that Mrs. Kirk would be much better mending her husband’s clothes; and, if the regiment wanted sermons, that she had the finest in the world, those of her uncle, the Dean. She abruptly put a termination to a flirtation which Lieutenant Stubble of the regiment had commenced with the Surgeon’s wife, threatening to come down upon Stubble for the money which he had borrowed from her (for the young fellow was still of an extravagant turn) unless he broke off at once and went to the Cape on sick leave. On the other hand, she housed and sheltered Mrs. Posky, who fled from her bungalow one night, pursued by her infuriate husband, wielding his second brandy bottle, and actually carried Posky through the delirium tremens and broke him of the habit of drinking, which had grown upon that officer, as all evil habits will grow upon men. In a word, in adversity she was the best of comforters, in good fortune the most troublesome of friends, having a perfectly good opinion of herself always and an indomitable resolution to have her own way.

Unter anderem hatte sie beschlossen, daß Glorvina unseren alten Freund Dobbin heiraten sollte. Mrs. O'Dowd kannte die Aussichten des Majors und würdigte seine guten Eigenschaften und die hohe Wertschätzung, deren er sich in seinem Beruf erfreute. Glorvina, eine sehr hübsche, rotwangige, schwarzhaarige, blauäugige junge Dame, die es mit jedem Mädchen der Grafschaft Cork im Reiten und Sonatenspielen aufnehmen konnte, schien ihr gerade die Richtige zu sein, um Dobbin glücklich zu machen – viel mehr als die arme, brave, mutlose kleine Amelia, die ihm so sehr am Herzen lag. »Schauen Sie Glorvina an, wenn sie ins Zimmer tritt«, pflegte Mrs. O'Dowd zu sagen, »und vergleichen Sie sie mit der armen Mrs. Osborne, die keine Gans erschrecken kann. Sie ist Ihrer würdig, Major – Sie selbst sind ein ruhiger Mann und brauchen jemanden, der für Sie spricht. Und wenn sie auch nicht von so gutem Blute ist wie die Malonys oder die Molloys, so kann ich Ihnen doch sagen, daß sie aus einer alten Familie ist, in. die hineinzuheiraten jeder Edelmann stolz sein könnte.«

 

Among other points, she had made up her mind that Glorvina should marry our old friend Dobbin. Mrs. O’Dowd knew the Major’s expectations and appreciated his good qualities and the high character which he enjoyed in his profession. Glorvina, a very handsome, fresh-coloured, black-haired, blue-eyed young lady, who could ride a horse, or play a sonata with any girl out of the County Cork, seemed to be the very person destined to insure Dobbin’s happiness — much more than that poor good little weak-spur’ted Amelia, about whom he used to take on so. — "Look at Glorvina enter a room,” Mrs. O’Dowd would say, “and compare her with that poor Mrs. Osborne, who couldn’t say boo to a goose. She’d be worthy of you, Major — you’re a quiet man yourself, and want some one to talk for ye. And though she does not come of such good blood as the Malonys or Molloys, let me tell ye, she’s of an ancient family that any nobleman might be proud to marry into.”

Ehe jedoch Glorvina zu dem Entschluß gekommen war, Major Dobbin durch ihre Reize zu unterjochen, hatte sie, wie wir gestehen müssen, ihre Künste schon an anderen Orten ausgiebig erprobt. Sie hatte eine Saison in Dublin mitgemacht und wer weiß wie viele in Cork, Killarney und Mallow. Sie hatte mit allen heiratsfähigen Offizieren geflirtet, die die Garnisonen ihres Vaterlandes aufweisen konnten, und mit allen unverheirateten Landedelleuten, die eine gute Partie schienen. Außer mit dem Geistlichen in Bath, der sie so schlecht behandelt hatte, war sie schon in Irland ein dutzendmal verlobt gewesen. Auf der ganzen Überfahrt nach Madras hatte sie mit dem Kapitän und Ersten Offizier des Ostindienfahrers »Ramchunder« geflirtet und eine Saison in der Präsidentschaft mitgemacht, mit ihrem Bruder und Mrs. O'Dowd, während der Major das Regiment kommandierte. Jedermann hatte sie dort bewundert, jedermann hatte mit ihr getanzt, aber es machte ihr niemand, bei dem die Heirat gelohnt hätte, einen Antrag. Ein paar sehr junge Unteroffiziere und einige bartlose Zivilisten himmelten sie an, aber die wies sie zurück, da sie ihren Ansprüchen nicht genügten; und andere jüngere Jungfrauen verheirateten sich vor ihr. Es gibt Frauen, und noch dazu hübsche Frauen, denen ein solches Los im Leben zufällt. Sie verlieben sich mit der größten Bereitwilligkeit, reiten und gehen mit der halben Rangliste der Armee aus, bis sie nahe an die Vierzig kommen, und bringen es doch nicht zu einem Mann. Glorvina behauptete, sie hätte in Madras eine gute Partie machen können, wäre nicht Lady O'Dowds unglückseliger Streit mit der Richtersfrau dazwischengekommen. Der alte Mr. Chutney, das Oberhaupt des Zivildienstes, sei nämlich im Begriff gewesen, ihr einen Antrag zu machen (später heiratete er Miss Dolby, eine junge Dame von dreizehn Jahren, die gerade aus Europa von der Schule gekommen war).

 

But before she had come to such a resolution and determined to subjugate Major Dobbin by her endearments, it must be owned that Glorvina had practised them a good deal elsewhere. She had had a season in Dublin, and who knows how many in Cork, Killarney, and Mallow? She had flirted with all the marriageable officers whom the depots of her country afforded, and all the bachelor squires who seemed eligible. She had been engaged to be married a half-score times in Ireland, besides the clergyman at Bath who used her so ill. She had flirted all the way to Madras with the Captain and chief mate of the Ramchunder East Indiaman, and had a season at the Presidency with her brother and Mrs. O’Dowd, who was staying there, while the Major of the regiment was in command at the station. Everybody admired her there; everybody danced with her; but no one proposed who was worth the marrying — one or two exceedingly young subalterns sighed after her, and a beardless civilian or two, but she rejected these as beneath her pretensions — and other and younger virgins than Glorvina were married before her. There are women, and handsome women too, who have this fortune in life. They fall in love with the utmost generosity; they ride and walk with half the Army-list, though they draw near to forty, and yet the Misses O’Grady are the Misses O’Grady still: Glorvina persisted that but for Lady O’Dowd’s unlucky quarrel with the Judge’s lady, she would have made a good match at Madras, where old Mr. Chutney, who was at the head of the civil service (and who afterwards married Miss Dolby, a young lady only thirteen years of age who had just arrived from school in Europe), was just at the point of proposing to her.

Lady O'Dowd und Glorvina zankten sich täglich unzählige Male und um alle möglichen Angelegenheiten, und hätte Michael O'Dowd nicht eine Engelsgeduld besessen – zwei solche Frauen beständig um sich herum hätten ihn verrückt gemacht. Die beiden Damen waren sich aber in einem einig, nämlich daß Glorvina Major Dobbin heiraten solle, und sie waren entschlossen, ihm nicht eher Ruhe zu lassen, als bis die Sache zustande gebracht sei. Von vierzig bis fünfzig früheren Niederlagen nicht abgeschreckt, eröffnete Glorvina die Belagerung. Unaufhörlich sang sie ihm irische Melodien vor. Sie fragte ihn so häufig und gefühlvoll: »Kommst du in mein Kämmerlein?«, daß es ein Wunder ist, wie ein Mann von Gefühl der Einladung widerstehen konnte. Sie ermüdete nie, zu fragen: »Trübt Kummer deine jungen Tage?«, und war bereit, wie Desdemona den Geschichten seiner Gefahren und Feldzüge zu lauschen und darüber zu weinen. Wir haben erzählt, daß unser ehrlicher lieber alter Freund in seinem Zimmer oft Flöte spielte; Glorvina bestand darauf, Duette mit ihm zu spielen, und Lady O'Dowd stand stets auf und verließ harmlos das Zimmer, wenn das junge Paar so beschäftigt war. Glorvina zwang den Major, morgens mit ihr auszureiten, und die ganze Station sah die beiden aufbrechen und zurückkehren. Sie schrieb ihm täglich Briefchen in sein Quartier, borgte seine Bücher und unterstrich sentimentale oder humoristische Stellen, die ihr gefielen, dick mit Bleistift. Sie borgte seine Pferde, seine Diener, seine Löffel und seine Sänfte. Kein Wunder also, daß das Gerücht sie ihm zuwies und daß des Majors Schwestern in England sich einbildeten, bald eine Schwägerin zu bekommen.

 

Well, although Lady O’Dowd and Glorvina quarrelled a great number of times every day, and upon almost every conceivable subject — indeed, if Mick O’Dowd had not possessed the temper of an angel two such women constantly about his ears would have driven him out of his senses — yet they agreed between themselves on this point, that Glorvina should marry Major Dobbin, and were determined that the Major should have no rest until the arrangement was brought about. Undismayed by forty or fifty previous defeats, Glorvina laid siege to him. She sang Irish melodies at him unceasingly. She asked him so frequently and pathetically, Will ye come to the bower? that it is a wonder how any man of feeling could have resisted the invitation. She was never tired of inquiring, if Sorrow had his young days faded, and was ready to listen and weep like Desdemona at the stories of his dangers and his campaigns. It has been said that our honest and dear old friend used to perform on the flute in private; Glorvina insisted upon having duets with him, and Lady O’Dowd would rise and artlessly quit the room when the young couple were so engaged. Glorvina forced the Major to ride with her of mornings. The whole cantonment saw them set out and return. She was constantly writing notes over to him at his house, borrowing his books, and scoring with her great pencil-marks such passages of sentiment or humour as awakened her sympathy. She borrowed his horses, his servants, his spoons, and palanquin — no wonder that public rumour assigned her to him, and that the Major’s sisters in England should fancy they were about to have a sister-in-law.

Der so tapfer belagerte Dobbin nahm das alles inzwischen abscheulich gelassen hin. Er lachte bloß, wenn die jungen Burschen des Regiments ihn mit Glorvinas augenscheinlicher Aufmerksamkeit ihm gegenüber neckten. »Pah«, sagte er, »sie will nur nicht aus der Übung kommen – sie übt sich bei mir wie auf Mrs. Tozers Klavier, weil es das beste Instrument auf der Station ist. Ich bin viel zu abgenutzt und alt für eine so schöne junge Dame wie Glorvina.« Und so ritt er weiter mit ihr aus und schrieb Noten und Verse für ihr Album ab und spielte unterwürfig Schach mit ihr, denn mit diesen einfachen Vergnügungen füllen viele Offiziere in Ostindien ihre Freizeit aus, während andere von nicht so häuslichem Charakter auf die Wildschweinjagd gehen oder Schnepfen schießen oder spielen und Zigarren rauchen und sich der Branntweinflasche ergeben. Sir Michael O'Dowd wurde zwar von seiner Gemahlin und seiner Schwester täglich gedrängt, den Major aufzufordern, daß er sich erklären und ein armes unschuldiges Mädchen nicht fortwährend so schändlich quälen solle, aber der alte Soldat weigerte sich rundweg. Sir Michael wollte mit dieser Verschwörung nichts zu tun haben und sagte: »Meiner Treu, der Major ist alt genug, für sich selbst zu wählen. Wenn er dich haben will, wird er dich schon fragen.« Oder er versuchte die Sache mit einem Scherz abzutun und meinte: »Dobbin ist noch zu jung zum Heiraten; er hat nach Hause geschrieben, um seine Mutter um Erlaubnis zu fragen.« Ja, er ging noch weiter, und in Gesprächen unter vier Augen mit seinem Major warnte er ihn scherzhaft: »Sehen Sie sich vor, mein Junge, die Weiber haben Unheil im Sinne – meine Frau hat eben eine Kiste voll Kleider aus Europa erhalten, und es ist ein Rosaseidenes für Glorvina dabei, das Ihnen den Rest geben wird, Dob, wenn es in der Macht einer Frau oder eines Seidenkleides steht, Sie zu rühren.«

 

Dobbin, who was thus vigorously besieged, was in the meanwhile in a state of the most odious tranquillity. He used to laugh when the young fellows of the regiment joked him about Glorvina’s manifest attentions to him. “Bah!” said he, “she is only keeping her hand in — she practises upon me as she does upon Mrs. Tozer’s piano, because it’s the most handy instrument in the station. I am much too battered and old for such a fine young lady as Glorvina.” And so he went on riding with her, and copying music and verses into her albums, and playing at chess with her very submissively; for it is with these simple amusements that some officers in India are accustomed to while away their leisure moments, while others of a less domestic turn hunt hogs, and shoot snipes, or gamble and smoke cheroots, and betake themselves to brandy-and-water. As for Sir Michael O’Dowd, though his lady and her sister both urged him to call upon the Major to explain himself and not keep on torturing a poor innocent girl in that shameful way, the old soldier refused point-blank to have anything to do with the conspiracy. “Faith, the Major’s big enough to choose for himself,” Sir Michael said; “he’ll ask ye when he wants ye”; or else he would turn the matter off jocularly, declaring that “Dobbin was too young to keep house, and had written home to ask lave of his mamma.” Nay, he went farther, and in private communications with his Major would caution and rally him, crying, “Mind your oi, Dob, my boy, them girls is bent on mischief — me Lady has just got a box of gowns from Europe, and there’s a pink satin for Glorvina, which will finish ye, Dob, if it’s in the power of woman or satin to move ye.”

In Wirklichkeit konnten Dob weder Schönheit noch Eleganz erobern. Unser ehrlicher Freund hatte nur ein Frauenideal im Kopf, und dem entsprach Miss Glorvina O'Dowd in rosa Seide nicht im geringsten. Eine sanfte kleine Frau in Schwarz mit großen Augen und braunem Haar, die nur dann sprach, wenn man sie anredete, und dann mit einer Stimme, die gar nicht der von Miss Glorvina glich – eine sanfte junge Mutter, die ein Kind wiegte und den Major lächelnd aufforderte, es zu betrachten – ein rotwangiges Mädchen, das singend in das Zimmer am Russell Square kommt oder glücklich und liebevoll an George Osbornes Arm hängt  – nur dieses Bild erfüllte den Sinn unseres ehrlichen Majors bei Tag und bei Nacht und beherrschte ihn ständig. Höchstwahrscheinlich glich Amelia gar nicht dem Bild, das der Major von ihr entworfen hatte; in einem Modejournal seiner Schwestern in England gab es ein Bild, das William heimlich herausgerissen und im Deckel seines Koffers eingeklebt hatte. Er bildete sich ein, in dem Druck eine Ähnlichkeit mit Mrs. Osborne zu erblicken. Ich habe dieses Bild gesehen und kann beschwören, daß es nur die Abbildung eines hochtaillierten Kleides war, über dem ein unmögliches Puppengesicht geziert lächelte – und vielleicht ähnelte Mr. Dobbins sentimentale Amelia sowenig der echten wie der lächerliche kleine Druck, den er wie einen Schatz bewahrte. Aber welcher Verliebte ist da besser unterrichtet? Ist er etwa glücklicher, wenn er seine Verblendung einsieht und zugibt? Dobbin stand unter diesem Zauber. Er belästigte seine Freunde und die Öffentlichkeit nicht groß mit seinen Gefühlen und verlor weder sein Wohlbehagen noch den Appetit deswegen. Sein Kopf ist etwas ergraut, seit wir ihn zuletzt gesehen haben, hin und wieder ziehen sich durch das weiche braune Haar ein paar silberne Fäden. Aber seine Gefühle sind nicht im geringsten verändert oder gealtert, seine Liebe ist so frisch geblieben wie die Erinnerungen eines Mannes an seine Kindheit.

 

But the truth is, neither beauty nor fashion could conquer him. Our honest friend had but one idea of a woman in his head, and that one did not in the least resemble Miss Glorvina O’Dowd in pink satin. A gentle little woman in black, with large eyes and brown hair, seldom speaking, save when spoken to, and then in a voice not the least resembling Miss Glorvina’s — a soft young mother tending an infant and beckoning the Major up with a smile to look at him — a rosy-cheeked lass coming singing into the room in Russell Square or hanging on George Osborne’s arm, happy and loving — there was but this image that filled our honest Major’s mind, by day and by night, and reigned over it always. Very likely Amelia was not like the portrait the Major had formed of her: there was a figure in a book of fashions which his sisters had in England, and with which William had made away privately, pasting it into the lid of his desk, and fancying he saw some resemblance to Mrs. Osborne in the print, whereas I have seen it, and can vouch that it is but the picture of a high-waisted gown with an impossible doll’s face simpering over it — and, perhaps, Mr. Dobbin’s sentimental Amelia was no more like the real one than this absurd little print which he cherished. But what man in love, of us, is better informed? — or is he much happier when he sees and owns his delusion? Dobbin was under this spell. He did not bother his friends and the public much about his feelings, or indeed lose his natural rest or appetite on account of them. His head has grizzled since we saw him last, and a line or two of silver may be seen in the soft brown hair likewise. But his feelings are not in the least changed or oldened, and his love remains as fresh as a man’s recollections of boyhood are.

Wir haben erzählt, daß die beiden Miss Dobbin und Amelia, die Korrespondentinnen des Majors in Europa, ihm von England schrieben. Mrs. Osborne gratulierte ihm aufrichtig und herzlich zu seiner bevorstehenden Hochzeit mit Miss O'Dowd. Amelia schrieb in ihrem Brief: Ihre Schwester hat mich soeben freundlicherweise besucht und mich von einem interessanten Ereignis unterrichtet, zu dem ich meine aufrichtigsten Glückwünsche darbringe. Ich hoffe, daß sich die junge Dame, mit der Sie sich, wie ich höre, verbinden wollen, in jeder Hinsicht eines Mannes würdig erweist, der selbst nur Güte und Freundlichkeit ist. Die arme Witwe hat nur ihre Gebete und ihre herzlichsten Wünsche für Ihr Wohlergehen zu bieten! Georgy läßt seinen lieben Patenonkel grüßen und hofft, daß Sie ihn nicht vergessen werden. Ich habe ihm erzählt, daß Sie im Begriff stehen, andere Bindungen einzugehen mit jemandem, der nach meiner Überzeugung Ihre ganze Zuneigung verdient. Aber obgleich solche Bande natürlich die stärksten und heiligsten sein müssen und alle anderen verdrängen werden, bin ich doch überzeugt, daß für die Witwe und das Kind, die Sie stets beschützt und geliebt haben, stets ein Plätzchen bleiben wird. Der Brief, den wir schon früher erwähnt haben, ging in dieser Tonart weiter und tat von Anfang bis Ende die vollkommene Zufriedenheit der Schreiberin kund.

 

We have said how the two Misses Dobbin and Amelia, the Major’s correspondents in Europe, wrote him letters from England, Mrs. Osborne congratulating him with great candour and cordiality upon his approaching nuptials with Miss O’Dowd. “Your sister has just kindly visited me,” Amelia wrote in her letter, “and informed me of an interesting event, upon which I beg to offer my most sincere congratulations. I hope the young lady to whom I hear you are to be united will in every respect prove worthy of one who is himself all kindness and goodness. The poor widow has only her prayers to offer and her cordial cordial wishes for your prosperity! Georgy sends his love to his dear godpapa and hopes that you will not forget him. I tell him that you are about to form other ties, with one who I am sure merits all your affection, but that, although such ties must of course be the strongest and most sacred, and supersede all others, yet that I am sure the widow and the child whom you have ever protected and loved will always have A corner in your heart” The letter, which has been before alluded to, went on in this strain, protesting throughout as to the extreme satisfaction of the writer.

Dieser Brief, der mit demselben Schiff ankam, das Lady O'Dowds Kleiderkiste mit Putz aus London brachte (man kann überzeugt sein, daß ihn Dobbin vor allen anderen Paketen, die ihm die Post brachte, öffnete), versetzte den Empfänger in einen solchen Seelenzustand, daß ihm Glorvina und ihr Rosaseidenes und alles, was sie betraf, geradezu verhaßt wurde. Der Major verfluchte das Weibergeschwätz und das ganze Geschlecht. An jenem Tage ärgerte ihn alles – die Parade war unerträglich heiß und langweilig. Gütiger Himmel! Sollte ein Mann von Verstand sein Leben Tag für Tag damit verschwenden, daß er Schulterriemen besichtigte und Narren exerzieren ließ? Das sinnlose Gewäsch der jungen Leute in der Offiziersmesse war ihm mehr zuwider als je. Was kümmerte es ihn, einen Mann nahe der Vierzig, wie viele Schnepfen Leutnant Smith geschossen hatte oder was Fähnrich Browns Stute leistete. Die Witze der Tischrunde erfüllten ihn mit Scham. Er war zu alt, um den Scherzen des Assistenzarztes oder den Gemeinheiten der jungen Leute zuzuhören, über die der kahlköpfige, rotgesichtige alte O'Dowd von Herzen lachte. Der alte Mann hatte diesen Spaßen seit dreißig Jahren andauernd gelauscht – Dobbin selbst sie fünfzehn Jahre lang gehört. Und nach der geräuschvollen Langeweile der Offizierstafel die Streitigkeiten und Skandale der Damen des Regiments. Es war unerträglich, schändlich! Oh, Amelia, Amelia, dachte er, du, der ich so lange treu geblieben bin – du machst mir Vorwürfe! Nur, weil du kein Gefühl für mich hast, schleppe ich dieses langweilige Leben hier weiter. Und du belohnst mich nach jahrelanger Ergebenheit mit deinen Segenswünschen zu meiner Heirat mit dem aufgeputzten irischen Frauenzimmer, wahrhaftig! Dem armen William war übel und weh, er fühlte sich elender und einsamer als jemals. Er wünschte, er hätte das Leben mit all seinen Eitelkeiten hinter sich, so nutzlos und ziellos schien ihm der Kampf, so traurig und freudlos die Aussicht auf die Zukunft. Er verbrachte die Nacht schlaflos voller Sehnsucht nach der Heimat. Amelias Brief hatte ihm einen Dämpfer aufgesetzt. Keine Treue, keine wahre, beständige Liebe vermochte sie zu erwärmen. Sie wollte nicht sehen, daß er sie liebte. Er warf sich in seinem Bett hin und her und sprach laut zu ihr: »Guter Gott, Amelia, weißt du nicht, daß ich auf der Welt nur dich liebe? Dich, die wie ein Stein zu mir ist, dich, die ich in monatelanger Krankheit und Sorge pflegte, die mir mit lächelndem Gesicht Lebewohl sagte und mich vergaß, noch ehe sich die Tür zwischen uns geschlossen hatte!« Die eingeborenen Diener, die außerhalb seiner Veranda lagen, sahen verwundert den sonst so kaltblütigen und ruhigen Major jetzt leidenschaftlich erregt und niedergeschlagen. Hätte sie ihn bemitleidet, wenn sie ihn gesehen hätte? Er las wieder und wieder alle Briefe, welche er je von ihr bekommen hatte: Geschäftliche Briefe über das kleine Vermögen, das ihr angeblich ihr Mann hinterlassen hatte, wie er ihr vorspiegelte, kurze Einladungen – jedes Zettelchen mit ihrer Schrift, das sie ihm geschickt hatte, – wie kalt, wie freundlich, wie hoffnungslos, wie selbstsüchtig waren sie!

 

This letter, which arrived by the very same ship which brought out Lady O’Dowd’s box of millinery from London (and which you may be sure Dobbin opened before any one of the other packets which the mail brought him), put the receiver into such a state of mind that Glorvina, and her pink satin, and everything belonging to her became perfectly odious to him. The Major cursed the talk of women, and the sex in general. Everything annoyed him that day — the parade was insufferably hot and wearisome. Good heavens! was a man of intellect to waste his life, day after day, inspecting cross-belts and putting fools through their manoeuvres? The senseless chatter of the young men at mess was more than ever jarring. What cared he, a man on the high road to forty, to know how many snipes Lieutenant Smith had shot, or what were the performances of Ensign Brown’s mare? The jokes about the table filled him with shame. He was too old to listen to the banter of the assistant surgeon and the slang of the youngsters, at which old O’Dowd, with his bald head and red face, laughed quite easily. The old man had listened to those jokes any time these thirty years — Dobbin himself had been fifteen years hearing them. And after the boisterous dulness of the mess-table, the quarrels and scandal of the ladies of the regiment! It was unbearable, shameful. “O Amelia, Amelia,” he thought, “you to whom I have been so faithful — you reproach me! It is because you cannot feel for me that I drag on this wearisome life. And you reward me after years of devotion by giving me your blessing upon my marriage, forsooth, with this flaunting Irish girl!” Sick and sorry felt poor William; more than ever wretched and lonely. He would like to have done with life and its vanity altogether — so bootless and unsatisfactory the struggle, so cheerless and dreary the prospect seemed to him. He lay all that night sleepless, and yearning to go home. Amelia’s letter had fallen as a blank upon him. No fidelity, no constant truth and passion, could move her into warmth. She would not see that he loved her. Tossing in his bed, he spoke out to her. “Good God, Amelia!” he said, “don’t you know that I only love you in the world — you, who are a stone to me — you, whom I tended through months and months of illness and grief, and who bade me farewell with a smile on your face, and forgot me before the door shut between us!” The native servants lying outside his verandas beheld with wonder the Major, so cold and quiet ordinarily, at present so passionately moved and cast down. Would she have pitied him had she seen him? He read over and over all the letters which he ever had from her — letters of business relative to the little property which he had made her believe her husband had left to her — brief notes of invitation — every scrap of writing that she had ever sent to him — how cold, how kind, how hopeless, how selfish they were!

Hätte es eine gütige sanfte Seele in der Nähe gegeben, die dieses schweigsame, großmütige Herz erkannt und gewürdigt hätte – wer weiß, ob nicht das Reich Amelias vorüber gewesen und die Liebe unseres Freundes William sich in einen zärtlicheren Kanal ergossen hätte. Da war aber nur Glorvina mit den Rabenlocken, die er näher kannte, und dieses glänzende junge Mädchen ging nicht darauf aus, den Major zu lieben, sondern vielmehr ihn dahin zu bringen, sie zu bewundern – ein eitles, hoffnungsloses Bestreben, wenigstens wenn man die Mittel betrachtet, mit denen das arme Mädchen zum Ziel kommen wollte. Sie drehte sich Locken und zeigte ihm ihre Schultern, als wollte sie sagen: Hast du jemals solche rabenschwarzen Locken und solchen Teint gesehen? Sie lachte ihn an, damit er sehen sollte, daß sie gesunde Zähne im Munde hatte – aber er achtete überhaupt nicht auf all diese Reize. Bald nachdem die Kleiderkiste angekommen war und vielleicht zu deren Ehren, gaben Lady O'Dowd und die Damen des Königlichen Regiments einen Ball für die Regimenter der Ostindischen Kompanie und die Zivilisten der Station. Glorvina trug das unwiderstehliche rosa Kleid, aber der Major, der auch auf der Gesellschaft war und trübselig die Säle durchwanderte, sah das rosa Gewand nicht einmal. Glorvina tanzte mit allen jungen Leutnants der Station wütend an ihm vorüber, aber der Major war nicht im geringsten eifersüchtig auf sie oder ungehalten, weil Hauptmann Bangles von der Kavallerie sie zum Souper führte. Weder Eifersucht noch Kleider, noch Schultern waren imstande, ihn zu bewegen, und etwas anderes besaß Glorvina nicht.

 

Had there been some kind gentle soul near at hand who could read and appreciate this silent generous heart, who knows but that the reign of Amelia might have been over, and that friend William’s love might have flowed into a kinder channel? But there was only Glorvina of the jetty ringlets with whom his intercourse was familiar, and this dashing young woman was not bent upon loving the Major, but rather on making the Major admire her — a most vain and hopeless task, too, at least considering the means that the poor girl possessed to carry it out. She curled her hair and showed her shoulders at him, as much as to say, did ye ever see such jet ringlets and such a complexion? She grinned at him so that he might see that every tooth in her head was sound — and he never heeded all these charms. Very soon after the arrival of the box of millinery, and perhaps indeed in honour of it, Lady O’Dowd and the ladies of the King’s Regiment gave a ball to the Company’s Regiments and the civilians at the station. Glorvina sported the killing pink frock, and the Major, who attended the party and walked very ruefully up and down the rooms, never so much as perceived the pink garment. Glorvina danced past him in a fury with all the young subalterns of the station, and the Major was not in the least jealous of her performance, or angry because Captain Bangles of the Cavalry handed her to supper. It was not jealousy, or frocks, or shoulders that could move him, and Glorvina had nothing more.

Sie gaben beide ein Beispiel von der Eitelkeit dieses Lebens, da sie sich beide nach dem sehnten, was sie nicht erhalten konnten. Glorvina weinte vor Wut über ihren Mißerfolg. Sie hatte sich den Major in den Kopf gesetzt, »mehr als irgendeinen anderen«, wie sie schluchzend gestand. »Er wird mir noch das Herz brechen, Peggy, ganz bestimmt«, jammerte sie vor ihrer Schwägerin, wenn sie wieder einmal gute Freunde geworden waren, »alle meine Kleider muß ich enger machen lassen. Ich werde noch zu einem richtigen Skelett.« Dick oder mager, lachend oder melancholisch, zu Pferde oder am Klavier – dem Major war alles gleich. Der Oberst, der pfeiferauchend diesen Klagen lauschte, empfahl, Glorvina solle sich mit der nächsten Kiste aus London ein paar schwarze Kleider kommen lassen, und er erzählte eine geheimnisvolle Geschichte von einer Dame in Irland, die vor Kummer über den Verlust ihres Gatten gestorben war, ehe sie überhaupt einen gehabt hatte.

 

So these two were each exemplifying the Vanity of this life, and each longing for what he or she could not get. Glorvina cried with rage at the failure. She had set her mind on the Major “more than on any of the others,” she owned, sobbing. “He’ll break my heart, he will, Peggy,” she would whimper to her sister-in-law when they were good friends; “sure every one of me frocks must be taken in — it’s such a skeleton I’m growing.” Fat or thin, laughing or melancholy, on horseback or the music-stool, it was all the same to the Major. And the Colonel, puffing his pipe and listening to these complaints, would suggest that Glory should have some black frocks out in the next box from London, and told a mysterious story of a lady in Ireland who died of grief for the loss of her husband before she got ere a one.

Während der Major sie weiter quälte und sich weder erklärte noch bereit war, sich zu verlieben, kam wieder ein Schiff aus Europa mit Briefen, worunter sich auch ein paar für den herzlosen Mann befanden. Es waren Briefe von zu Hause mit einem früheren Poststempel als die letzten, und Major Dobbin erkannte darunter die Handschrift seiner Schwester. Sie beschrieb die Briefe an ihren Bruder stets kreuz und quer und sammelte alle möglichen schlimmen Nachrichten, die sie nur zusammenbringen konnte, schalt ihn aus und hielt ihm mit schwesterlicher Freimütigkeit Strafpredigten, die ihn, nachdem der »liebste William« eine ihrer Episteln gelesen hatte, für einen Tag elend machten. Um die Wahrheit zu sagen, beeilte sich der »liebste William« nicht, das Siegel auf Miss Dobbins Brief zu erbrechen, sondern wartete auf eine besonders günstige Stunde und Stimmung dazu. Er hatte ihr überdies vor vierzehn Tagen geschrieben und sie gescholten, daß sie Mrs. Osborne so alberne Geschichten erzähle, und er schickte Amelia einen Antwortbrief, worin er sie über die Gerüchte, die von ihm in Umlauf seien, aufklärte und ihr versicherte, daß er gegenwärtig keinerlei Absichten habe, seinen Stand zu ändern.

 

While the Major was going on in this tantalizing way, not proposing, and declining to fall in love, there came another ship from Europe bringing letters on board, and amongst them some more for the heartless man. These were home letters bearing an earlier postmark than that of the former packets, and as Major Dobbin recognized among his the handwriting of his sister, who always crossed and recrossed her letters to her brother — gathered together all the possible bad news which she could collect, abused him and read him lectures with sisterly frankness, and always left him miserable for the day after “dearest William” had achieved the perusal of one of her epistles — the truth must be told that dearest William did not hurry himself to break the seal of Miss Dobbin’s letter, but waited for a particularly favourable day and mood for doing so. A fortnight before, moreover, he had written to scold her for telling those absurd stories to Mrs. Osborne, and had despatched a letter in reply to that lady, undeceiving her with respect to the reports concerning him and assuring her that “he had no sort of present intention of altering his condition.”

Ein paar Tage nach der Ankunft des zweiten Briefpäckchens hatte der Major den Abend recht heiter bei Lady O'Dowd verbracht, und Glorvina glaubte, daß er mit mehr als gewöhnlicher Aufmerksamkeit dem Lied »Wo sich die Wasser treffen«, dem »Sängerknaben« und einigen anderen Gesängen lauschte, mit denen sie ihn beglückte. In Wirklichkeit hörte er jedoch ebensowenig auf Glorvina wie auf das Heulen der Schakale im Mondschein draußen, und sie täuschte sich wie immer. Nachdem er seine Partie Schach mit ihr gespielt hatte (Lady O'Dowds Abendvergnügen bestand im Cribbage mit dem Regimentsarzt), nahm Major Dobbin zur gewohnten Stunde Abschied von der Familie des Obersten und begab sich nach Hause.

 

Two or three nights after the arrival of the second package of letters, the Major had passed the evening pretty cheerfully at Lady O’Dowd’s house, where Glorvina thought that he listened with rather more attention than usual to the Meeting of the Wathers, the Minsthrel Boy, and one or two other specimens of song with which she favoured him (the truth is, he was no more listening to Glorvina than to the howling of the jackals in the moonlight outside, and the delusion was hers as usual), and having played his game at chess with her (cribbage with the surgeon was Lady O’Dowd’s favourite evening pastime), Major Dobbin took leave of the Colonel’s family at his usual hour and retired to his own house.

Dort lag vorwurfsvoll der Brief seiner Schwester auf dem Tisch. Er ergriff ihn, etwas beschämt über seine Nachlässigkeit, und bereitete sich auf eine unangenehme Stunde in Unterhaltung mit dieser unleserlich kritzelnden abwesenden Verwandten vor... Es mochte etwa eine Stunde vergangen sein, nachdem der Major das Haus des Obersten verlassen hatte. Sir Michael schlief den Schlaf der Gerechten, Glorvina hatte ihre schwarzen Locken in die unzähligen kleinen Papierstückchen gewickelt, mit denen sie sie abends stets zu fesseln pflegte, auch Lady O'Dowd hatte ihr Bett im ehelichen Schlafzimmer im Erdgeschoß aufgesucht: und die Moskitovorhänge um ihre schöne Gestalt gestopft, als die Wache am Tor des Kommandeurgebäudes Major Dobbin im Mondlicht erblickte, wie er mit schnellen Schritten aufgeregt dem Hause zueilte. Er ging an der Schildwache vorüber und trat an die Fenster von O'Dowds Schlafzimmer.

 

There on his table, his sister’s letter lay reproaching him. He took it up, ashamed rather of his negligence regarding it, and prepared himself for a disagreeable hour’s communing with that crabbed-handed absent relative. . . . It may have been an hour after the Major’s departure from the Colonel’s house — Sir Michael was sleeping the sleep of the just; Glorvina had arranged her black ringlets in the innumerable little bits of paper, in which it was her habit to confine them; Lady O’Dowd, too, had gone to her bed in the nuptial chamber, on the ground-floor, and had tucked her musquito curtains round her fair form, when the guard at the gates of the Commanding-Officer’s compound beheld Major Dobbin, in the moonlight, rushing towards the house with a swift step and a very agitated countenance, and he passed the sentinel and went up to the windows of the Colonel’s bedchamber.

»O'Dowd, Oberst!« schrie Dobbin mehrmals.

 

“O’Dowd — Colonel!” said Dobbin and kept up a great shouting.

»Himmel, Major!« rief Glorvina und steckte den lockenwickelgeschmückten Kopf aus dem Fenster.

 

“Heavens, Meejor!” said Glorvina of the curl-papers, putting out her head too, from her window.

»Was ist denn los, Dob, mein Junge?« fragte der Oberst, der erwartete, daß Feuer in der Station ausgebrochen oder Marschbefehl vom Hauptquartier gekommen sei.

 

“What is it, Dob, me boy?” said the Colonel, expecting there was a fire in the station, or that the route had come from headquarters.

»Ich – ich muß Urlaub haben. Ich muß nach England gehen, in den dringendsten Privatangelegenheiten«, sagte Dobbin.

 

“I — I must have leave of absence. I must go to England — on the most urgent private affairs,” Dobbin said.

Gütiger Himmel! Was mag bloß geschehen sein, dachte Glorvina und zitterte mit allen Papierröllchen.

 

“Good heavens, what has happened!” thought Glorvina, trembling with all the papillotes.

»Ich muß abreisen – jetzt – heute nacht noch«, fuhr Dobbin fort. Der Oberst stand auf und kam heraus, um mit ihm zu reden.

 

“I want to be off — now — to-night,” Dobbin continued; and the Colonel getting up, came out to parley with him.

In der Nachschrift zu Miss Dobbins kreuz und quer beschriebenem Brief war der Major eben zu einem Absatz gekommen, der folgendermaßen lautete:

 

In the postscript of Miss Dobbin’s cross-letter, the Major had just come upon a paragraph, to the following effect:

Ich bin gestern zu Deiner alten Bekannten, Mrs. Osborne, gefahren. Du kennst die erbärmliche Gegend, in der sie seit dem Bankrott wohnen. Mr. S. ist nach einem Messingschild an der Tür seiner Hütte (anders kann man sie nicht nennen) Kohlenhändler. Der kleine Junge, Dein Patensohn, ist gewiß ein hübsches Kind, aber vorlaut und oft ungezogen und starrköpfig. Wir haben uns aber, wie Du es wünschtest, um ihn gekümmert und ihn seiner Tante, Miss O., vorgestellt, der er ganz gut gefallen hat. Vielleicht ließe sich sein Großpapa – nicht der bankrotte, der ist fast schwachsinnig, sondern Mr. Osborne vom Russell Square – bewegen, sich gegenüber dem Kind Deines Freundes, seines irrenden, starrköpfigen Sohnes, erweichen zu lassen. Amelia wird nicht abgeneigt sein, ihn aufzugeben. Die Witwe hat sich getröstet und wird einen Geistlichen, Ehrwürden Binny, einen der Unterpfarrer von Brompton, heiraten. Eine armselige Partie. Aber Mrs. O. wird alt, ich habe ziemlich viel Grau in ihrem Haar gesehen. Sie war sehr gut gelaunt, und Dein kleiner Patensohn hat sich bei uns übergessen. Mama schickt Dir viele Grüße mit denen Deiner Dich liebenden Ann Dobbin.

 

"I drove yesterday to see your old acquaintance, Mrs. Osborne. The wretched place they live at, since they were bankrupts, you know — Mr. S., to judge from a brass plate on the door of his hut (it is little better) is a coal-merchant. The little boy, your godson, is certainly a fine child, though forward, and inclined to be saucy and self-willed. But we have taken notice of him as you wish it, and have introduced him to his aunt, Miss O., who was rather pleased with him. Perhaps his grandpapa, not the bankrupt one, who is almost doting, but Mr. Osborne, of Russell Square, may be induced to relent towards the child of your friend, his ERRING and self- willed son. And Amelia will not be ill-disposed to give him up. The widow is consoled, and is about to marry a reverend gentleman, the Rev. Mr. Binny, one of the curates of Brompton. A poor match. But Mrs. O. is getting old, and I saw a great deal of grey in her hair — she was in very good spirits: and your little godson overate himself at our house. Mamma sends her love with that of your affectionate, Ann Dobbin.”


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