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In einem früheren Kapitel hab ich Eurer Kaiserlichen Majestät vermeldet, daß der Hauptmann, den ich zur Einnahme der Grafschaft Oaxaka hatte ausgesandt, dies Land uns in Frieden zu Gehorsam gebracht hatte und bis auf weiteren Befehl allda verblieben war. Dieweil ich nunmehr aber seiner Person bedurfte, denn er war Befehlshaber und Stadtrichter von Segura de la Frontera, so hab ich ihm den Befehl geschickt, er solle seine 10 Reiter und 80 Fußknechte dem Obristen Peter von Alvarado übergeben. Diesem hatte ich den Auftrag erteilt, die Grafschaft Tututepek zu erobern, die 40 Meilen über Oaxaka hinaus am Südmeere liegt. Die Leute von Tututepek nämlich hatten Kriegszüge unternommen wider benachbarte Landschaften, die schon Allerhöchstdero Untertanen waren, insonderheit wider die von Tehuantepek, deren Stadt ebenso am Südmeere gelegen ist.
Peter von Alvarado rückte aus Kojohuakan ab am 31. Januar 1522. Die Streitmacht, die er von hinnen mitnahm, samt der, die er in Oaxaka übernahm, betrug insgesamt 40 Reiter und 200 Fußknechte, darunter 40 Armbruster und Hakenschützen. Er hatte zudem zwei kleine Feldgeschütze.
Zwanzig Tage nach seinem Abmarsch empfing ich einen Brief von ihm mit der Meldung, er wäre unterwegs wider Tututepek. Auf dem Marsche hätte er etliche indianische Kundschafter aufgegriffen, durch die er erfahren, daß der Herr des Landes Tututepek mit all seinem Kriegsvolk im Felde auf ihn harre. Er selbst setze seinen Zug fort und wolle sein Bestes tun, um jenes Land zu unterwerfen. Zu solchem Zwecke führe er außer seinen Hispaniern eine Menge streitbares Volk ihm ergebener Indianer mit sich.
Während ich mit großer Begier auf den Ausgang des Zuges wartete, erhielt ich am 4. März 1522 wiederum ein Schreiben von Peter von Alvarado, darinnen er mir meldete, er wäre schon in der Grafschaft Tututepek angekommen. Vier Orte hätten ihm Widerstand geleistet, wären aber nicht in der Aufsässigkeit verblieben. Darnach sei er in die Stadt Tututepek eingezogen und in anscheinend ehrlicher Freundlichkeit allda empfangen worden. Wie er mir weiter berichtete, bot ihm der Herr des Landes zur Unterkunft etliche große Häuser an, die mit Maisstroh gedeckt waren. Der Pferde wegen weigerte sich der Obrist, daselbst einzukehren, und rückte in ein mehr geeignetes Quartier. Dies tat er auch aus noch einem anderen Grunde.
Es war ihm vorgekommen, als wolle man ihn und sein Krlegsvolk in besagte Häuser locken, um selbige anzuzünden, sobald die Hispanier wären eingezogen, und alle darin zu verbrennen. Und als ihm der Allmächtige diesen bösen Anschlag eröffnet hatte, ließ er sich nicht das geringste anmerken, nur nahm er den Fürsten samt seinem Sohn auf der Stelle gefangen. Da gab selbiger dem Peter von Alvarado 25 000 Pesos Gold. Nach Aussage von dortigen Indianern besitzt der Landesherr einen reichen Schatz. Jetzt ist dies Land in vollem Frieden; alle Märkte und Messen und alle Gewerbe gehen ihren Gang wie zuvor. Zu guter Letzt hat mir Alvarado vermeldet, dies Land sei reich an Gold. In seinem Beisein hatte man solches gegraben, von dem er mir eine Probe geschickt hat. Auch bis ans Meer ist er vorgerückt und hat es in Allerhöchstdero Namen in Besitz genommen. In Gegenwart von ihm sind Perlen gefischt worden, die er mir auch übersandt hat. Selbige samt der Probe Gold überreiche ich hiermit Eurer Kaiserlichen Majestät. Nachdem Gott der Allmächtige diesen Handel also gefordert hatte und meinem Begehr Genüge geschehen war, setzte ich alle meine Gedanken von neuem darein, Eurer Kaiserlichen Majestät in der weiteren Erkundung des Südmeeres zu dienen. Und dieweil dies in hohem Maße wichtig ist, hab ich mit vielem Fleiß Zurüstungen bereitet, um an einem der mir bekannten Orte an selbigem Meere zwei Karavellen und zwei Brigantinen zu erbauen, die Karavellen für neue Entdeckungen auf dem Meere, die Brigantinen aber zu Fahrten am Gestade hin. Um dies zu vollführen, hab ich einen sehr tätigen Hauptmann beordert samt 40 Hispaniern, darunter Schlffsbaumeister, Zimmerleute, Schmiede und Matrosen. Auch sind in Verakruz Ruder, Segel und andere zum Ausbau nötige Dinge angefertigt worden. Wir werden uns beeilen, soviel wir können, um die Schiffe zu vollenden und auf das Wasser zu setzen. Ist dies geschehen, so kann Eure Kaiserliche Majestät gewiß und sicher seln, daß nichts nützlicher und förderlicher sein wird, seit wir angefangen haben, Indien zu suchen, als dies Werk.
Vor der Belagerung von Temixtitan, als ich in Tezkuko alles dazu rüstete und mich um andere Dinge nicht kümmerte, kam einer meiner Soldaten, der in die Verräterei wider mich eingeweiht war, und vermeldete mir, daß etliche Freunde des Diego Velasquez heimlich unter meinem Kriegsvolk Leute gewonnen hatten, um mich umzubringen. Ich solle auf der Hut sein und mich dagegen verwahren. Ungerechnet, daß meine Person in großer Gefahr wäre, drohe auch allen anderen Hispaniern der Untergang, denn wenn die Indianer sähen, daß wir untereinander Feinde und Meuterer wären, so müsse es geschehen, daß sie sich alle wider uns erhöben, auch die, die jetzt unsere Freunde und Bundesgenossen seien. Nachdem ich mir die Gewißheit verschafft, daß es wahrlich an Besagtem war, da hab ich Gott dem Herrn gedankt, denn er hatte mir damit schon aus der Gefahr geholfen. Sofort ließ ich den Rädelsführer, einen Soldaten namens Anton Vlllafana, ergreifen, der zur Stund eingestand, daß er der Anstifter des Anschlags war. Er bekannte auch eine Anzahl anderer, die sich mit ihm verschworen hatten, mich und meine Obristen umzubringen und das Regiment des Landes dem Diego Velasquez in die Hände zu geben. Schon wäre man sich über die neuen Hauptleute und Räte einig gewesen. Er selbst, hatte Hauptmann werden sollen und es auf sich genommen, mich niederzustechen oder gefangenzunehmen. Hinterher hab ich in seinem Quartier eine allerdings zerrissene Liste vorgefunden, in der alle Verschwörer wider mich genannt waren.
Auf Grund seines Geständnisses hat ihn das zuständige Kriegsgericht zum Tode verurteilt, welch Urteil an seiner Person vollstreckt worden ist. Gegen seine vielen Mitschuldigen aber hab ich mich nicht unfreundlich benommen, dieweil der Anschlag nur mich selbst betraf. Wiewohl die Sache auch für Eure Kaiserliche Majestät hätte Folgen haben können, wollte ich doch nicht allzu hart verfahren. Meine Milde hat mir jedoch nichts Gutes eingebracht, denn etliche Genossen des besagten Diego Velasquez haben mir heimlich auch weiterhin Nachstellung, Ärgernis und Gefahr bereitet, so daß ich mich mehr hab müssen hüten vor ihnen denn vor den indianischen Feinden. Doch hat der liebe Gott alles zum Guten gewendet und es zuwege gebracht, daß uns Frieden und Ruhe verblieben ist, ohne daß ich weiter hab strafen müssen. Sollte ich aber fürderhin Meuterei vernehmen, so soll sie nicht ungesühnt bleiben, und die Schuldigen wird gerechte, aber strenge Strafe treffen.