Arthur Schurig
Die Eroberung von Mexiko durch Ferdinand Cortes
Arthur Schurig

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Das vierzehnte Kapitel

Nachdem ich Gewißheit hatte, daß Herr Montezuma ernstlich bemüht war, Eurer Kaiserlichen Majestät zu dienen, hab ich ihn gebeten, um meinen Bericht an Eure Kaiserliche Majestät auszuschmücken, er solle mir die Orte weisen, wo man Gold im Lande fände. Mit freundlichen Worten ging er darauf ein, und sofort berief er etliche seiner Amtsleute zu sich und befahl, mir die Fundstätten zu zeigen. Ich solle einige Hispanier bestimmen, die mit jenen gingen. Darauf nahm ich acht Hispanier, von denen je zwei mit je zwei Leuten des Herrn Montezuma abreisten, um mit eigenen Augen zu sehen, wie das Gold an vier verschiedenen Orten kunstreich gewonnen wird. Die einen sind in eine Landschaft gekommen mit Namen Kuzula, 80 Meilen von Temixtitan. Dort zeigte man ihnen drei breite Flüsse, aus denen man mir Proben lauteren Goldes brachte. Auf der Reise dahin ging es durch viele Städte, Dörfer und Höfe, alle wohlerbaut, wie man sie in Hispanien nicht besser findet. Unter anderen war da eine Stadt mit einer Burg, größer, fester und schöner als das Schloß von Burgos. Dort, in Tamazula, waren die Leute besonders wohlgekleidet und verständigWohl Tamazula, 70 km nordöstlich von Collma..

Andere zogen in eine Landschaft namens Manialtepek, die ebenfalls 70 Meilen von der Hauptstadt entfernt ist, aber dem Meere näher liegt. Auch von daher brachte man mir Goldproben aus einem großen Flusse daselbst.

Die dritten sind in eine Gegend namens Tepic gelangt, wo man eine andere Sprache redet. Der Herr daselbst heißt Koatlikamat. Das Land liegt in rauhen und hohen Bergen und ist Herrn Montezuma nicht untertan. Deshalb und dieweil die Leute dort kriegerisch sind, wagten sich die Indianer, die mit den Hispaniern dahin zogen, nicht ohne weiteres in dies Land hinein, sondern erbaten vom Herrn des Landes vordem die Erlaubnis, mir die Goldwerke zu zeigen. Herr Koatlikamat gab die Antwort, die Hispanier könnten das Goldwerk und alles, was sie sonst noch sehen wollten, in voller Sicherheit besichtigen. Aber die Leute des Herrn Montezuma warne er, nicht in sein Land zu kommen, denn sie wären seine Feinde. Eine Weile waren die Hispanier zweifelhaft, ob sie allein in das Land hineingehen sollten oder nicht, zumal die Indianer, die sie geleiteten, ihnen abrieten, indem sie sagten, man wolle sie nur hineinlassen, um sie dann desto leichter umzubringen. Am Ende aber entschlossen sich die Hispanier doch dazu, und sie wurden von den Inwohnern wie von dem Herrn selbst freundlich empfangen. Man zeigte ihnen sieben oder acht goldreiche Flüsse, aus denen die Indianer wie auch die Hispanier Gold schöpften und Proben mit sich nahmen. Koatlikamat gab den Hispaniern etliche Gesandte bei, durch die er sich und sein Land Eurer Kaiserlichen Majestät zu Diensten anbot. Auch schickte er mir goldene Kostbarkeiten und Stoffe, wie sie in selbiger Gegend gebräuchlich sind.

Die vierten erreichten einen Ort namens Xuchitepek an einem Flusse, dem Zakatula, der dem Südmeer zufließt. Auch von dort bekam ich Goldproben.

Dieweil ich nun aus den Berichten der Hispanier, die dort gewesen sind, ersah, welche Landschaften geeignet waren, um neue Siedelungen anzulegen und Gold zu gewinnen, hab ich Herrn Montezuma zunächst ersucht, mir zu gestatten, in der Landschaft Manialtepek, die mir am meisten tauglich dazu schien, eine Farm zu gründen. Und da er sich der Sache mit großem Eifer annahm, so geschah es, daß zwei Monate später schon 60 FanegasDie altspanische Fanega = 55½ Liter; die (spätere) mexikanische Fanega = 91 Liter. Mais und 10 Fanegas mexikanische Bohnen angepflanzt waren, ebenso 2000 Geviertfuß Kakao. Selbiger kommt, klein gestoßen, auf den Markt. Er hat so großen Wert, daß die Bohnen auch als Münze gelten und man dafür alles kaufen kann, was man braucht. Auch hatte er vier schöne Häuser bauen lassen und an einem einen Weiher angelegt, auf den man 500 Enten gesetzt hatte, die dort sehr geschätzt sind, dieweil man sie alle Jahre rupft und die Federn in den Handel bringt. Ferner waren 50 Hühner und viel anderes zum täglichen Gebrauch Dienliches dahin geschafft worden. Hispanier, die diese Farm (Oaxaka) gesehen haben, schätzen ihren Wert auf 20000 Pesos Gold.

Ferner hab ich Herrn Montezuma ersucht, mir mitzuteilen, ob es am Gestade des Großen Meeres eine Flußmündung oder eine Bucht gäbe, wo die ankommenden Schiffe leicht einlaufen und sicher vor Anker liegen könnten. Er antwortete mir, dies wisse er nicht, er wolle mir aber eine Karte verschaffen, auf der das ganze Gestade und alle Flüsse, die in das Meer stießen, verzeichnet stünden. Darnach möchte ich Hispanier ausschicken und Erkundungen machen lassen. Als Wegweiser wolle er mir Landsleute stellen, wie er das später auch getan hat.

Am nächsten Tage brachte man mir ein leinen Tuch, darauf das Meer, die Buchten und die Flüsse alle aufgezeichnet waren. Auf dieser Karte fand ich einen Fluß Koazakualko, der an den Martins Bergen vorbeifließt und in eine Bucht mündet, größer als alle anderen. Herr Montezuma erklärte mir, ich möge dahin senden, wen ich wolle, um alles Nötige zu erkunden. Sofort schickte ich zehn Hispanier dahin ab, darunter etliche, die der Schiffahrt kundig waren, begleitet von den Wegeführern, die mir Herr Montezuma dazu gab. Diese reisten am ganzen Gestad hin, vom Hafen Chalchimeka ab, jetzo San Juan de Ulloa, wo ich ehedem gelandet war, mehr denn 60 Meilen weit, ohne eine Flußmündung noch eine Bucht zu finden, wo Schiffe hätten einlaufen können, obgleich an selbigem Gestade eine ziemliche Menge kleiner und großer Flüsse ins Meer stießt, deren Mündungen sie alle in Kähnen besucht und ihre Tiefe gemessen haben. So gelangten sie bis zu besagtem Fluß Koazakualko. Der Herr des Landes dort, der Tuchintekla heißt, empfing meine Leute freundlich und gab ihnen Kähne, den Fluß zu erkunden. An seiner Mündung fand man ihn dritthalb Mannshöhe tief, und zwar zu einer Zeit der Ebbe. Sodann fuhren sie den Fluß 12 Meilen weit aufwärts, wobei sie Stellen von sechs Mannshöhen Tiefe fanden. Nach alledem kann man annehmen, daß er noch 30 Meilen stromauf sehr tief sein mag. Am Ufer dieses Flusses gibt es viele und große Ortschaften. Die ganze Gegend ist reich an fruchtbaren Feldern und stark bevölkert. Die Leute dort sind aber Herrn Montezuma nicht untertänig, sondern seine Feinde. Auch hier ließ man den ankommenden Hispaniern sagen, die Leute des Herrn Montezuma dürften nicht in das Land hineingehen. Zugleich mit den zurückkehrenden Hispaniern trafen auch Gesandte von Herrn Tuchintekla bei mir ein, die mir Kostbarkeiten aus Gold, Tigerfelle, Federwerk, edle Steine und Stoffe brachten, dazu die Botschaft, daß er schon längst von mir gehört habe, denn seine Freunde am Puntonchan – das ist derTabasko-Fluß – hätten ihm berichtet, daß ich durch ihr Land gezogen sei und mit ihnen gekämpft habe, dieweil sie mir nicht hätten Quartier geben wollen; hernach aber seien sie gute Freunde von mir und Untertanen Eurer Kaiserlichen Majestät geworden. So bäte auch er, ihn und sein ganzes Land in Allerhöchstdero Dienste aufzunehmen, nur mit der einen Bedingung, daß die Leute des Herrn Montezuma niemals in sein Gebiet kämen. Was er in seinem Lande besitze und vermöge, wolle er mir gern gewähren.

Als ich von den Hispaniern, die ich zur Erkundigung dorthin ausgesandt, erfuhr, daß ein guter Hafen und ein zur Gründung einer Stadt passender Ort gefunden war, hatte ich gar große Freude, denn es war immer meine eifrige Sorge, seitdem ich in dies Land gekommen, einen guten Hafen zu finden und daran eine Stadt zu erbauen. Doch hatte ich einen solchen Platz bisher nicht finden können, denn es gibt keinen am ganzen Gestade vom Sankt Antons FlusseDer heutige Rio Tanciochopa. – das ist der nächste vor dem Tabasko – bis zum Panuko, wo etliche Hispanier auf den Befehl des Franz von Garay eine Siedelung gegründet haben, wovon ich Eurer Kaiserlichen Majestät später berichten werde.

Um die besagte Hafenstelle, dazu die Gesinnung der Indianer dort und allerlei andere Umstände, die bei der Anlage einer Siedelung wichtig sind, noch genauer zu erkunden, sandte ich abermals etliche geeignete Hispanier dahin. Sie gingen mit den Gesandten, die Tuchintekla mir geschickt hatte, und brachten Geschenke von mir. Er empfing sie auf das beste, und so haben sie den Hafen nochmals besichtigt und ausgemessen, auch den besten Ort zur Ansiedelung ausgesucht. Nachdem sie mit einem langen Berichte hierüber zu mir zurückgekehrt waren, fertigte ich sofort einen Hauptmann (Juan Velasquez von Leon) mit 150 Kriegsknechten dahin ab, um die neue Stadt abzustecken und daselbst eine Veste anzulegen. Tuchintekla, der hocherfreut war, Eurer Kaiserlichen Majestät nunmehro dienen zu dürfen, hat den Bau in allen Dingen gefördert.


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