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Nach unserem Streifzug um den See beeilte ich mich in Tezkuko, meine Rennschiffe zusammenzustellen, auszurüsten und mit Mannschaft und Waffen zu versehen. Des weiteren ließ ich den Wassergraben für sie von der Stadt bis in den See vollenden. Der Bauplatz der Schiffe, wo der Graben begann, war vom See eine halbe Meile entfernt.
An diesem Werk arbeiteten täglich an die 8000 Indianer aus Akuluakan und Tezkuko, insgesamt 50 Tage. Der Graben war zwei Manneshöhen tief und ebenso breit und in seiner ganzen Länge durch Holzpfähle eingedämmt. Das Ganze war ein wunderbarlich Ding.
Nachdem die Rennschlffe völlig fertig und auf den Graben gebracht waren, hab ich am 28. April eine Parade über mein ganzes Kriegsvolk gehalten, wobei ich zählte: 86 Reiter, 118 Armbruster und Büchsenschützen, 700 und einige Fußknechte, 3 schwere Geschütze, 15 kleine Feldgeschütze und 10 Zentner Schießpulver.
Darnach ermahnte ich alle Hispanier, die von mir verordneten Kriegsartikel streng zu halten. Im übrigen sollten sie tapfer und guten Muts sein, im Vertrauen auf Gott, der Mittel und Wege hat, uns den Sieg über die Feinde zu geben. Ich erinnerte sie daran, daß wir dazumal, als wir zum erstenmal in Tezkuko einzogen, keine 40 Reiter gehabt hatten und doch mit des Allmächtigen Beistand viel mehr gewannen, als wir vordem gedacht. Jetzt aber hätten wir beträchtlich mehr an Reitern, Fußvolk und Waffen, wie sie eben selbst gesehen. Es gelte, den heiligen christlichen Glauben zu verbreiten und all das Land wiederzuerobern, das von Eurer Kaiserlichen Majestät abgefallen war. Unsere Pflicht wäre es, Rache an den Rebellen zu üben, mit dem festen Willen, zu siegen oder zu sterben.
Man antwortete mir, dazu bereit zu sein und nichts anderes zu begehren. Der Tag endete in Freuden. Alle waren der Hoffnung, daß der Feldzug bald ein Ende habe und das ganze Reich einen guten Frieden, denn an dem ist bei jedwedem Krieg allein alles gelegen.
Am folgenden Tage fertigte ich Boten ab nach Tlaskala, Huexozinko und Churultekal und ließ daselbst verkünden, daß meine Rennschiffe fertig wären und daß mein gesamtes Krlegsvolk bereit stünde, die Hauptstadt Temixtitan zu belagern. Ich bäte sie, vertragsgemäß auch ihr Volk zu rüsten und mit soviel Streitmacht wie möglich herbeizueilen. Ich wolle in Tezkuko zehn Tage auf sie warten. Diese Zeit sollten sie ja einhalten, da sonst die ganze Zurüstung großen Schaden erlitte.
Als meine Boten hinkamen, waren die Tlaskalaner bereits gerüstet und voller Begehr, sich mit den Mexikanern zu schlagen. Die Hilfsvölker aus Huexozinko und Churultekal zogen geraden Wegs nach der Stadt Chalko, wie ich dies befohlen hatte. Die Hauptleute aber aus Tlaskala kamen samt ihrem tapferen und streitbaren Krlegsvolk gen Tezkuko, fünf oder sechs Tage vor dem Pfingstfest, was gemäß der verordneten Frist war. Als ich den Tag ihres Anzugs erfuhr, zog ich ihnen mit großer Freude entgegen. Sie trafen in guter Ordnung und frohen Mutes ein. Wie mir die Hauptleute vermeldeten, brachten sie mir 50000 kriegstaugliche Mann. Selbige empfingen und beherbergten wir auf das bestesDer Zeitfolge nach hätte Cortes ein ihm sehr schmerzliches Erlebnis, das er erst im Schlußkapitel dieses Berichts erwähnt, hier darstellen müssen. Offenbar aber liebte er es nicht, Dinge, die ihn persönlich betrafen, in den Vordergrund zu stellen. Bernal Diaz berichtet hierüber:
Während unserer Abwesenheit war von einem eifrigen Anhänger des Don Diego Valasquez, namens Anton Villafaña, gebürtig aus Zamora oder Toro, im Verein mit anderen Leuten aus dem ehemaligen Heere des Narvaez eine Verschwörung angezettelt worden, die darauf ausging, den General nach seiner Rückkehr zu ermorden. Der Anschlag sollte in folgender Weise ausgeführt werden. Unter Benutzung des Umstandes, daß gerade ein Schiff aus Hispanien angekommen war, wollten dle Verschwörer dem Cortes, während er mit seinen Offizieren und seiner sonstigen Umgebung bei Tische saß, ein Päckchen Briefe überreichen, das angeblich mit dem besagten Schiffe eingetroffen war. Während Cortes das Päckchen öffnete, sollte er samt seinen Getreuesten mit Dolchen niedergestoßen werden. Es geschah nun durch Gottes Fügung, daß die Verschwörer auch zwei vornehme Offiziere, deren Namen ungenannt bleiben sollen, in das Geheimnis zogen. Beide hatten am eben beendeten Zuge teilgenommen. Schon hatte man bestimmt, wer nach dem Tode des Feldherrn an seiner Stelle Generalkapitän werden sollte. Gleichermaßen waren alle höheren Ämter sowie unser Vermögen und unsere Pferde im voraus unter den Verschwörern verteilt. Zum Glück kam die Tat nicht zur Vollendung. Sie hätte nichts zur Folge gehabt als Zwist und Streit unter den Überlebenden, den unfehlbaren Verlust von Neu-Hispanien und den Untergang aller Europäer. Zwei Tage nach der Heimkehr des Cortes ward ihm der Plan durch einen Soldaten verraten, gerade noch rechtzeitig, um mit raschem Griff den Brand ersticken zu können. Der brave Mann, der die Sache an den Tag brachte, wies zugleich darauf hin, daß unter den Verschwörern eine Anzahl Männer von Rang wären. Cortes lohnte ihm seine Treue. Sofort eröffnete er das in Erfahrung Gebrachte unter dem Siegel der Verschwiegenheit seinen Hauptleuten, dem Peter von Alvarado, dem Franz von Lujo, dem Christoval von Olid, dem Gonzalo von Sandoval, dem Andreas von Tapia, auch mir, den beiden Richtern und allen, auf die er sich verlassen konnte. Ohne Säumen rüsteten wir uns und begaben uns in das Quartier des Villafaña. Wir trafen ihn im Kreise vieler der Verschwörer und ergriffen lhn auf der Stelle. Die übrigen entflohen; aber mehrere fingen wir noch. Sowie wir den Villafaña in unseren Händen hatten, zog ihm Cortes ein von allen Verschwörern unterzeichnetes Schriftstück aus dem Rock. Er las es durch. Da er aber in der Liste so viele ansehnliche Namen sah, ließ er seine Kenntnis auf sich beruhen und leugnete alsbald, daß er eine derartige Liste überhaupt vor die Augen bekommen habe. Hierauf ward allein dem Villafaña der Prozeß gemacht. Er gestand alles eln. Eine Menge Zeugen bestätigten seine Aussage. Unter dem Vorsitz des Generalquartiermeisters Christoval von Olid trat das gewöhnliche Kriegsgericht zusammen, das den Villafañia zum Tode durch den Strang verurteilte. Man ließ den Verurteilten beim Pater Juan Diaz beichten und knüpfte ihn am Fensterladen seines Quartiers auf. Obgleich noch manche hätten überführt werden können und man auch, um ihnen Angst einzujagen, Miene machte, als werde der Arm der Gerechtigkeit nach ihnen greifen, so ersparte ihnen der Generalkapitän doch die Schande. Zudem war die Zeit nicht angetan, die volle Strenge walten zu lassen. Mit elnem Wort, Cortes erachtete es für angemessen, sich den Verschwörern gegenüber zu beherrschen. Nur hielt er sich von dieser Zelt an eine Leibwache, bestehend aus zwölf zuverlässigen Soldaten unter dem Befehl des Hauptmanns Antonio von Quiñones aus Zamora. Fortan blieb er ohn Unterlaß auf seine Hut bedacht. – Torquemada (Historia Indiana, Sevilla 1615) fügt seiner Schilderung dieses Vorfalls hinzu, dle Verschwörung hätte 300 Teilnehmer gehabt und man habe den Schwager des Diego Velasquez, Franz von Verdugo, einen tapferen und angesehenen Mann, zum Generalkapitän erheben wollen. Dieser selbst aber habe von den Plänen der Verschwörer keinerlei Kenntnis gehabt.
Am zweiten Pfingsttage (20. Mai) versammelte ich alle Truppen auf dem Hauptplatze von Tezkuko, um sie einzuteilen. Da ich in drei Städte Besatzungen zu legen mir vorgenommen hatte, so bestimmte ich drei Befehlshaber.
Der ersten Besatzung hab ich als Obristen Peter von Alvarado gegeben und ihm zugeteilt 30 Reiter, 18 Armbruster- und Büchsenschützen, 150 Fußknechte, mtt Schwert und Schild gewappnet, und 25000 Mann aus Tlaskala. Zu seinem Hauptquartier bestimmte ich die Stadt Takuba.
Die zweite Besatzung erhielt als Obristen Christoval von Olid. Er bekam 33 Reiter, 18 Armbruster und Büchsenschützen, 160 Fußknechte mit Schwert und Schild, sowie 20000 Indianer. Sein Hauptquartier sollte sein die Stadt Kojohuakan.
Den Befehl über die dritte Besatzung gab ich dem Hauptmann Gonzalo von Sandoval. Er hatte zu führen 24 Reiter, 4 Büchsenschützen, 13 Armbruster, 150 Fußknechte mit Schwert und Schild, darunter meine besten, sowie das ganze streitbare Volk aus Huexozinko, Churultekal und Chalko, insgesamt über 30000 Mann. Sandoval sollte wider die Stadt Iztapalapan anrücken und sie erobern, von da, unter dem Beistand der Rennschiffe, auf dem Steindamm vorgehen. Die Wahl seines Hauptquartiers stellte ich ihm frei, bis ich mit den Rennschiffen auf den See käme.
Für die 13 Schiffe, die ich selbst zu führen gedachte, suchte ich 300 Mann aus, darunter die vorhandenen Seeleute, so daß auf jedes 23 Hispanier kamen. Für jedes Rennschiff ernannte ich einen Schiffshauptmann und gab jedem sechs Armbruster und Büchsenschützen.
Am 21. Mai Im Erstdruck des Berichtes steht der »10. Mai«. Da aber, sowohl nach der Angabe des Cortes wie des Bernal Diaz, die Truppenschau am zweiten Pfingsttage, also am 20. Mai 1521, stattgefunden hat, so kann der Abmarsch der beiden Unterführer erst am 21. Mai erfolgt sein. Sandoval marschierte etwas später, am 31. Mai ab. (Vgl. S. 251.) Cortes selbst rechnet den Beginn der 75 Tage währenden Belagerung vom 30. Mai bis zum 13. August. rückten die beiden erstgenannten Führer samt ihren Leuten mit den nötigen Befehlen von mir nach Takuba und Kojohuakan. Ihr erstes Nachtquartier nahmen sie in Akolman, einem Orte, dritthalb Meile von Tezkuko entfernt. Noch am selbigen Tage erfuhr ich, daß zwischen den beiden Hauptleuten ein Streit über die Quartiere stattgehabt hatte. Um sofort wieder Frieden zwischen ihnen zu stiften, schickte ich noch in der Nacht einen andern Hauptmann ab, der den Fall gütlich ordnete. Am anderen Tage zogen sie weiter nach Koyotepek, das bereits in Feindesland lag. Man fand den Ort ohne Volk. Tags darauf setzten sie den Marsch fort und erreichten Quautitlan, eine Stadt, die wiederum leer war. Auch in zwei anderen Orten, durch die man unterwegs kam, war kein Mensch.
Gegen Abend rückten sie in Takuba ein, das ohne Volk war, und nahmen Quartier daselbst im Schlosse, einem prächtigen und geräumigen Palaste. Obgleich es schon spät war, machten die Tlaskalaner noch einen Streiftug hinaus auf den Steindamm, der nach Temixtitan führt, und schlugen sich drei Stunden lang mit den Mexikanern. Als es ganz dunkel geworden, kehrten sie ohne Verluste nach Takuba zurück.
Am folgenden Tage in der Morgenfrühe kamen die Hauptleute zusammen, um sich miteinander zu beratschlagen, auf was für Weise und Weg sie meinem Befehl gemäß die Wasserleitung abschneiden könnten, die vom Berg Chapoltepek nach Temixtitan erbaut ist. Einer der beiden zog sodann mit 20 Reitern und etlichen Schützen nach dem Ursprung der Leitung, der eine halbe Meile entfernt liegt. Dort zerstörte er die Röhren, die von Holz waren. Mexikanisches Kriegsvolk suchte ihn daran zu hindern. Er schlug aber selbiges in die Flucht und vollzog das Werk. Einer so mächtigen Stadt das Wasser zu nehmen, war eine brave Tat.
Noch am selbigen Tage begannen die besagten Hauptleute etliche schlechte Wege und verfallene Brücken auszubessern, die sich um den See fanden, damit die Reiter in Sicherheit überallhin reiten konnten. Damit gingen drei oder vier Tage hin, an denen öfters Scharmützel mit den Temixtitanern stattfanden.
Darnach zog Christoval von Olid mit seiner Mannschaft ab nach Kojohuakan, seinem Hauptquartier, das zwei Meilen von Takuba entfernt ist. Peter von Alvarado aber blieb mit seinem Volk in Takuba, wo er Tag um Tag kleine Gefechte mit den Mexikanern hatte. Am Tag des Abmarsches um zehn Uhr kam Olid an sein genanntes Ziel, wo er im Schlosse Quartier nahm. Die Stadt war menschenleer.
Am anderen Morgen machte Olid eine Erkundung auf dem Steindamm, der von Kojohuakan nach Xolok führt, wo sich selbiger mit dem anderen Steindamm vereint, der von Iztapalapan nach Temixtitan geht. Er nahm mit sich 20 Reiter, 5 Schützen und 7000 Tlaskalaner. Er fand die Feinde in Bereitschaft hinter Schanzen, die sie auf dem Steindamm aufgeworfen hatten. In dem Gefecht allda sind etliche Schützen schwer verwundet und etliche gar erschossen worden.
In den nächsten sechs Tagen ging es ebenso her. Es fanden täglich Plänkeleien statt. Daneben durchstreiften die Reiter das ganze Land am See bis in die Berge, wobei sie viele Feinde umbrachten und eine gute Menge Mais beitrleben. Der Mais ist das tägliche Brot hierzulande, wo er auch besser gedeiht als auf den Inseln.