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53. Der Poppele von Hohenkrähen.

. Auf Hohenkrähen, so geht die Sage, hauste noch vor nicht gar langer Zeit ein Hauskobold, der weitumher bekannt war unter dem Namen Poppele von Hohenkrähen. Nachdem die Burg zerstört war, verlor er sich viele Jahre hindurch, als aber das neue Schlösschen erbaut wurde, fand er sich plötzlich wieder ein. Er war gutartig und dienstwillig; meist hielt er sich im Stalle auf und half den Knechten bei den Pferden. Bisweilen wandelte ihn aber auch die Lust an, in der Nachbarschaft umherzuschleichen und allerlei Neckereien zu verüben. So sah er eines Tages im Walde bei der Burg ein hübsches munteres Landmädchen, welches einen Korb mit Milch und Eiern auf dem Kopfe trug und lustigen Muthes daherschritt. Im Augenblick verwandelte sich Poppele in einen alten Baumast und legte sich dem Mädchen in den Weg. Das gute Kind stolperte darüber, der Korb lag am Boden und die Milchtöpfe und Eier waren zerbrochen. Das Mädchen jammerte laut auf und die Thränen rollten ihm dick über die rothen Wangen. Das schnitt dem Poppele wiederum in's Herz. Er trat vor das Mädchen hin und fragte: »Dir ist ein Unglück begegnet, schönes Kind. Aber tröste dich. Siehe, hier ist ein kostbarer Ring, den die Edelfrau unlängst auf der Jagd verlor. Trag' ihn hinauf auf's Schloss, so wird sie dir eine Belohnung geben, die deine Milch und Eier reichlich aufwiegt.«

Das Mädchen that, wie es Poppele verlangte. Die Edelfrau war hocherfreut, ihren Ring wieder zu bekommen; ihr gefiel aber auch das schöne Mädchen und seine Redlichkeit und sie beschenkte dasselbe überreichlich.

Die Edelfrau hatte einen Edelknaben, der frech und lüstern war, und als er das schmucke Bauernmädchen sah, ihm augenblicklich nachschlich. Er holte sie im Walde ein und griff das Mädchen in brutaler Weise an. Als nun dasselbe um Hülfe schrie, siehe, da kam der Poppele im Nu herbeigesprungen, hing sich dem Knaben auf den Rücken und sagte zu dem Mädchen: »Eile jetzt fort, ich will den Burschen festhalten, dass er dich nicht mehr einholen soll.« Das Mädchen floh wie ein gejagtes Reh, der Edelknabe fluchte und schimpfte. Er suchte seine Bürde abzuschütteln, aber Poppele hing fest, wie angewachsen, an ihm. Jetzt bat der Knabe und versprach, dem Mädchen nicht nachzusetzen. Allein der Kobold bestand darauf, er müsse ihn auf die Burg tragen, was jener schliesslich übel oder wohl thun musste.

In den ersten Jahren unseres Jahrhunderts verschwand Poppele plötzlich von Hohenkrähen. Einige Jahre hindurch hörte und sah man nichts mehr von ihm. Eines Morgens fanden ihn die Knechte wieder im Stall. »Poppele,« war ihre erste Frage, »wo warst du so lange?« »Ach,« sagte er, »ich zog mit Napoleon in Spanien und Russland herum. Anfangs gefiel mir's nicht übel, aber als schliesslich in Russland unser Pech anfing, da sehnte ich mich doch nach meiner gesicherten Stellung als Hohenkrähener Hauskobold zurück und so bin ich wieder da.«

* * *


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