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29. Die Teufelsmühle.

. Es hatte sich einstmals ein Müller, der ein störrischer, eigensinniger Mann war, am Ufer der Murg eine Mühle erbaut. Aber er hatte eine unpassende Stelle gewählt, und so oft der Fluss stark anschwoll, ward sie durch die Fluthen hart beschädigt, oder ein Theil des Mühlwerks mit fortgenommen. Dem Müller liess aber sein Eigensinn nicht zu, dass er sie an eine andere Stelle versetzt hätte. Als nun wieder einmal das Wasser seiner Mühle arg mitgespielt hatte, sprach der Mann in vollem Grimm: »So wollte ich, dass mir der Teufel eine Mühle auf dem Steinberg erbauen müsste, die niemals zu viel, noch zu wenig Wasser hätte.« Kaum hatte er die Worte gesprochen, so stand auch schon der Gottseibeiuns vor ihm und erklärte sich bereit, seinen Wunsch zu erfüllen. Der Müller war Anfangs gar sehr erschrocken, aber er liess sich doch mit dem bösen Feinde ein. Sie sprachen hin und her, und feilschten und markten lange mit einander. Endlich kamen sie überein, dass der Müller dem Teufel seine Seele verschrieb gegen vierzig Jahre ungestörten Lebens und eine fehlerfreie Mühle auf dem Steinberg nach dem Wunsche des Müllers, die aber in der nächsten Nacht fertig sein müsste. Der Teufel hielt Wort und holte nach Mitternacht den Müller ab, die neugebaute Mühle in Augenschein zu nehmen und sogleich anzutreten. Der Müller fand Alles in der Ordnung; das Gebäude war fest und zum Theil in die Felsen gebaut, und ein starker Waldbach trieb ein oberschlächtiges Mühlrad für sechs Gänge. Zuletzt aber bemerkte der Müller, dass noch ein unentbehrlicher Stein fehle. Er zeigte dies dem Teufel, der den Fehler auch einsah und sogleich forteilte, diesem Mangel abzuhelfen. Schon schwebte er mit dem Stein in den Lüften, gerade über der Mühle, da krähte der Hahn in dem nahen Dorfe Loffenau. Wüthend darüber, dass seine Bemühung vergeblich gewesen, schleuderte er den Stein auf die Mühle herab, eilte ihm nach, und riss tobend und brüllend Räder, Wellen und das Gebäude auseinander, bis sein ganzes Werk zerstört war und die Trümmer weithin den Steinberg bedeckten, der seither den Namen Teufelsmühle erhielt. Noch sieht man auf diesem Berge sieben unterirdische Kammern, die zu der Mühle des bösen Feindes gehört haben sollen und in wilder Unordnung liegen Felsblöcke und Steinhaufen umher.

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